Ich glaube nicht, dass das noch ein Buch über Renovierungsarbeiten wird. Das Haus ist Ausgangspunkt der Recherche und der erzählerische Rahmen. Nicht mehr und nicht weniger.können. Es interessiert mich vielmehr, was der jetztige Hausherr mit dem Haus macht/e. Schließlich konnte er es nach 20 Jahren gut weiterverkaufen. Wie hat er die Feuchtigkeit bekämpft,den Schimmel besiegt? Vllt kommt ja noch was.
Er war der frühere Bewohner des Hauses, das der Autor gekauft hat. Er war ein flämischer Kollaborateur, der viel Schuld auf sich geladen und nach seiner Verurteilung keine Einsicht gezeigt hat, der auch ein sehr zwiespältiges Verhalten gegenüber seiner Familie an den Tag gelegt hat. Er hatte eine Frau, die keineswegs seine Ansichten teilte, einen Sohn, ein bekannter flämischer Historiker , der ein Buch über seinen Vater geschrieben hat . Gut, über solche Menschen hat man schon gelesen, doch das kann kein Kriterium sein. Denn ansonsten bleibt kaum was übrig.Wo ist die Relevanz des Willem Verhulst?
Entscheidend ist, ob es der Autor schafft, beim Leser Interesse für sein Sujet zu wecken. Bei Dir hat das nicht so funktioniert, bei mir schon.
Ein „ lupenreiner Nazi“ war er anscheinend nicht. Er fühlte sich von dem französischen Teil des Landes unterdrückt, träumte von einem freien Flandern und sah Teile seiner Ideen bei den Nazis.Unbestritten hat er viel Schuld auf sich geladen. Er war auch gnadenlos. Aber war er ein Nazi? War er antisemitisch? Hat er sich mit den Lehren des Dritten Reiches identifiziert? Ich denke nicht. Er war manchmal Profiteuer, auch Täter, klar, aber eher aus persönlichen Gründen. Das macht es nicht besser, aber Nazi ist was anderes.
Aber so wie er gab es bestimmt viele, die sich einzelne Teile aus der Ideologie rausgepickt haben und davon begeistert waren. Viele waren dabei, um ihre ganz persönlichen Interessen zu befriedigen: für viele war es ein Sprungbrett für ihre berufliche Karriere, andere haben sich finanziell bereichert, manche konnten ihren Sadismus ausleben. Und oft war es eine Mischung aus dem Ganzen. Das erklärt doch, warum es so viele Täter und Mitläufer gab.