3. Leseabschnitt: Teil Drei (S. 125 bis 217)

Emswashed

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9. Mai 2020
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Endlich, endlich sind wir in Australien angekommen. Sydney ist wirklich nur ein Strafgefangenenlager, die ersten Unterkünfte absolut primitiv.
Löwen in Australien... echt witzig! Dabei sinds die kleinen Tiere, die einen den Garaus machen können, Schlangen und Spinnen.

Elizabeth scheint mir zunehmend berechenbarer. Sie fürchtet zwar noch ihren Mann (findet z. Bsp. keine offenen Worte in ihren Briefen), hat sich aber mit ihrer Situation arrangiert und fängt sogar an, selbst etwas daran ändern zu wollen. Sie versucht, ihrem Mann die "richtigen" Entscheidungen unterzujubeln. Geschickt, aber auch ziemlich naseweiß. Außerdem gibts verschiedene Bemühungen, die Anfänge Australiens (nun ja, die weißen Anfänge) schriftlich festzuhalten.

Die einzelnen Kapitel sind ja teilweise recht kurz, die Erzählung schreitet flott voran. Spannend. Mal schauen, wie es weitergeht.
 

Yolande

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13. Februar 2020
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Sydney ist wirklich nur ein Strafgefangenenlager, die ersten Unterkünfte absolut primitiv.
Unvorstellbar unter welchen Bedingungen die Menschen damals gelebt haben. Auch das mit der Nahrungsmittelknappheit fand ich hart. Die Bewohner waren total abhängig von den Versorgungsschiffen und die waren immer ein Jahr unterwegs. Dann kommt noch dazu, dass wahrscheinlich nicht jedes Schiff durchkam.
Aber Hauptsache, die Form wird gewahrt. Silberbesteck und Damasttischdecken :rolleyes:

Elizabeth fängt nun an im Hintergrund die Fäden zu ziehen, natürlich nur im Rahmen ihrer begrenzten Möglichkeiten, aber manchmal findet sie doch Wege ihren unberechenbaren Ehemann in die richtigen Bahnen zu lenken. Ich denke, diese Fähigkeit wird sie noch weiter vervollkommnen ;).
 

Wandablue

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So. Der Schurke spinnt die Fäden. Aber schlau ist er und Menschenkenntnis hat er auch, er wird es hinkriegen, der John, das sie Land bekommen. Und damit wäre der Grundstück für Entfaltung und zukünftigen Reichtum gelegt. Wen juckts, was John für Motive hat. Wäre er nur besser im Bett. Dann gings ja.

Schade, dass Lizzie keine Anne mehr hat. Aber Mrs Brown ist auch nicht verkehrt. Hoffentlich bleibt sie eine Stütze.

Die Briefe nach Hause sind der Wahnsinn. Ob Bridie nach Australien kommt? Ich könnte mir das vorstellen.

Schrecklich, dass sich die Offiziere an den Frauen vergehen.

Die kurzen Kapitel sind raffiniert. Sie verhindern, dass die Autorin in die Tiefe schürfen muss und lassen ihr Raum, Dinge voranzutreiben, zu überspringen oder wegzulassen. Ganz wie es ihr gefällt. Clever.
 

Renie

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Dabei sinds die kleinen Tiere, die einen den Garaus machen können, Schlangen und Spinnen.
Das stimmt. Mich wundert, dass diese Viecher in diesem Roman nicht vorkommen. Eine zivilisierte Engländerin müsste doch von einer Ohnmacht in die nächste fallen, bei dem, was in dieser Gegend so kreucht und fleucht.
 
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sursulapitschi

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Das stimmt. Mich wundert, dass diese Viecher in diesem Roman nicht vorkommen. Eine zivilisierte Engländerin müsste doch von einer Ohnmacht in die nächste fallen, bei dem, was in dieser Gegend so kreucht und fleucht.
Das habe ich auch gedacht. Sie scheint nicht mehr Probleme zu haben, als ab und an ein bisschen Teeknappheit. Ist es nicht auch heiß und staubig in Australien?
 

sursulapitschi

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Elisabeth hat sich inzwischen zu einer Grand Dame entwickelt, die raffiniert ihren Mann dirigiert und in ihrem Salon Fäden zieht. Von dem Bauernmädchen, das zu unscheinbar ist, um einen Mann zu interessieren, ist nichts mehr übrig. Sie hat in kürzester Zeit einigen Snobismus entwickelt. Eigentlich hat sie inzwischen mehrere Identitätswechsel durchgemacht und damit tue ich mich ein bisschen schwer. Ganz selbstverständlich übernimmt sie diese neue Rolle, jongliert sie elegant auf dem gesellschaftlichen Parkett. Wunderbar, aber es langweilt mich. Ich wollte australische Abenteuer erleben und nicht Toasts auf den Tamar ausbringen. Meine Begeisterung lässt nach.

Was man so über das Leben in Australien erfährt, ist finster. Die Offiziere dürfen sich an den gefangenen Frauen bedienen und gehen dann zur Teegesellschaft. Was schreckliches Land. Ureinwohner scheint es da gar nicht zu geben.
 

Renie

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Endlich in Australien angekommen! John muss sich sofort wie zuhause fühlen
Heimtücke, Hinterlist und üble Nachrede waren an der Tagesordnung, jede und jeder trachtete danach, die Schwächen der anderen aufzuspüren und die eigenen nicht preiszugeben.
Verblüfft hat mich, dass John menschliche Züge zeigt, denn er mag seinen Sohn. Wer hätte das gedacht? Aber irgendetwas sagt mir, dass er ein unglaublich strenger Vater sein wird.

Liz' Alltag ist schrecklich langweilig, denn sie hat absolut nichts zu tun, außer die Zeit totzuschlagen und Mrs. John Macarthur zu sein.
Doch langsam zeigt der Rat der (Nicht-)Hebamme Wirkung. Liz wird bewusst, was die Frau gemeint hat und wartet auf Gelegenheiten, die sich ihr bieten. Das Klavierspielen ist für mich solch eine. Später die Idee ihres Mannes, Land zu erwerben, so dass ihr Traum von einem Leben auf einer Farm, in greifbare Nähe rückt. Sie hat sich zwar eher in England gesehen, aber ist es halt Australien.
Spätestens jetzt beginnt sie die Vorzüge zu erkennen, die die Ehe mit John mit sich bringen. John bleibt zwar ein Idiot, und sie hat bisher einen hohen Preis dafür bezahlt, mit ihm verheiratet zu sein. Doch jetzt sieht sie die Gelegenheit, ihrem Leben eine positive Wendung zu geben. Die (Nicht-)Hebamme war eine weise Person.

Im Umgang mit ihrem Mann ist Liz lernfähig geworden. Mittlerweile weiß sie, wie und wann sich John manipulieren lässt. Der unberechenbare Göttergatte wird für sie berechenbar. Nicht schlecht. Das eine oder andere Mal musste ich bei den Gesprächen zwischen den Eheleuten, und Liz' Gedanken dabei, schmunzeln.

In diesem Leseabschnitt tauchen interessante Figuren auf:
Mr. Worgan (Klavier), der sich als schwul outet. Welch ein Vertrauensbeweis gegenüber Liz!
Captain Tench, der ähnliche Talente wie John entwickelt.
 

Renie

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Sie hat in kürzester Zeit einigen Snobismus entwickelt. Eigentlich hat sie inzwischen mehrere Identitätswechsel durchgemacht und damit tue ich mich ein bisschen schwer.
Für mich zeigt das eher ihre Anpassungsfähigkeit. Ich glaube nicht, dass ihr die Rolle der Gastgeberin regelmäßiger Kaffeekränzchen behagt. Aber sie hat ja sonst nichts zu tun. Und wer weiß, welche Gelegenheiten sich daraus für sie ergeben.
 

sursulapitschi

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Für mich zeigt das eher ihre Anpassungsfähigkeit. Ich glaube nicht, dass ihr die Rolle der Gastgeberin regelmäßiger Kaffeekränzchen behagt. Aber sie hat ja sonst nichts zu tun. Und wer weiß, welche Gelegenheiten sich daraus für sie ergeben.
Falls ihr die Rolle nicht behagt, sagt sie es nicht. Ich hatte schon den Eindruck, dass es ihr Spaß macht, Fäden zu ziehen, Gerüchte zu streuen, die Herren zu manipulieren. Das ist eine gewaltige Wandlung in kurzer Zeit. Sie war mal ein Mäuschen ohne Selbstbewusstsein. Jetzt hat sie einen fiesen Mann, der sie wohl auch gelegentlich vergewaltigt und lebt in einem sehr unwirtlichen Land ohne Freunde, lächelt alles weg und spielt die Femme fatale. Das ist schon... äh... wahrhaft heroisch und wundersam.
 

Circlestones Books Blog

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Wienerin auf Rügen
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Elizabeth passt sich nach außen hin an, beginnt jedoch, ihren Ehemann vorsichtig zu manipulieren, nachdem sie erkannt hat, wie er "tickt", seine Schwächen und seinen Ehrgeiz nach Ansehen, Anerkennung und Erfolg. Interessant die Schilderungen dieser Zeit der ersten europäischen Siedler in Australien, denn die Macarthurs kamen ja schon mit der zweiten Flotte von Schiffen, dem zweiten Gefangenentransport nach Sydney Cove. In Macarthur wächst der Wunsch nach Landbesitz, innerlich jubelt Elizabeth bei der Aussicht, nach Parramatta zu ziehen, weg aus dem intriganten rauen Sydney, doch sie ist klug genug, ihrem Ehemann dies nicht zu zeigen. Dieser Dialog und auch ihre Überlegungen, was sie in ihren Briefen nach England in welcher Formulierung andeutet gefallen mir sehr gut.
 

Literaturhexle

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Sie war mal ein Mäuschen ohne Selbstbewusstsein.
Nur als Zwischenstation im Pfarrhaus.
Als Kind galt sie doch als freidenkend, schwierig und renitent. Außerdem ist sie (für eine damalige Frau) überdurchschnittlich klug. Sie versucht, das beste aus einer Situation zu machen und da sie den Ehemann nicht loskriegt und braucht, versucht sie ihn in ihrem Sinne zu beeinflussen. Und mal ehrlich: die Leute, die da rumlaufen, sind doch alle nicht ganz ehrich. Mitleid habe ich mit keinem, es trifft keinen Falschen.
 

Wandablue

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Das ist schon... äh... wahrhaft heroisch und wundersam.
Hahahaha - ja, sie ist eine Heldin. So sind Helden eben. Hast ja gesehen, sobald sie wagt, sich unwohl zu fühlen, wird sie von uns kritisiert (soooorry, Circle). Jetzt im Ernst: ja, es macht ihr Spaß im Salon. Erstens ist es eine Abwechslung. Und zweitens war sie immer schon so, auch im Pfarrhaus, als sie den Pfarrer anlog. Also ihr Licht unter den Scheffel stellte. Sie hat keinen Menschen, dem sie sich anvertrauen könnte und Verstellung wird zu einem Teil von ihr. Psychlogisch erkläre ich mir das so, dass sie ständig einen Teil von sich wegsperrt. Eigentlich müsste sie - falls es nicht bald eine Entlastung gibt - eine gespaltene Persönlichkeit entwickeln.

Oder aber: sie ist eben eine Heldin.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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In leichtem Ton bekommen wir vieles über die Lebensumstände der Kolonialherren mit. Wie oben schon gesagt, lässt Liz manches Unbequeme weg; nur der Mangel und der Hunger sind dauerhaft vorhanden.

Tatsächlich spürt man, dass Hannaford und Mrs. Brown die Stützen der zukünftigen Farm werden. Schön, dass ersterer so gut mit Edward umgehen kann. Das Kind spielt in Liz´Aufzeichnungen ja wirklich eine kleine Rolle. Sie glaubt etwas Liebe für den Jungen in McArthurs Augen am Bettchen gesehen zu haben - ich weiß aber noch nicht, inwiefern sie sich um das Kind sorgt. Mich wundert, dass sie nicht wieder schwanger wurde. Verhüterlis gab es ja keine.

Es ist amüsant zu lesen, wie Liz sämtliche Männer in ihrem Umfeld zu den eigenen Gunsten manipuliert. Sie streut Gerüchte, richtet Dinge aus, die nie gesagt wurden. Es passt zu ihrem Rauhbein von Mann, dass er darauf reinfällt.
Zorn auf Mr Mcarthur natürlich, aber auch auf die grausame Maschinerie aus generationenalten Gesetzen, Glaubenslehren und Gepflogenheiten, die eine Frau der Möglichkeit beraubten, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. S. 177
Insofern ist Liz eine richtige Sufragette:p

Fast wäre sie auf Tench reingefallen, der dieselben Waffen benutzt wie sie selbst. Hätte sie sich mit ihm eingelassen, hätte sie ihm einen Dolch zur Erledigung ihres Mannes an die Hand gegeben. Zum Glück hat sie es noch rechtzeitig gemerkt!

Was hat es mit dem Spitznamen für den Gatten auf sich: Jack Boddice - Sohn eines Korsettmachers?
Geliebte scheint er sich ja nicht zu unterhalten. Sein Vater war Tuchhändler, oder hat er ihn nur dafür ausgegeben? Ich versteh es nicht.