Chapeau für die Tiefe deines Verständnisses! Immer wieder ein Gewinn.
Vielen Dank, das freut mich sehr!
Warum sollte er es sonst so ausführlich beschreiben?
Genau. Immer, wenn es in Romanen eines gewissen Anspruchs ausufernde Beschreibungen gibt, sollte man aufmerken oder auch wenn ein Element immer wieder auftaucht. Oder auch, wenn etwas gerade nicht erwähnt wird oder etwas ausgespart wird...
Konkret in diesem Abschnitt ist dies auch der Fall, wenn Amin an den Häusern der Engländer vorbeigeht, die er aber nie gesehen hat. Er sieht immer nur den Gärtner. Das ist eine nicht ganz so verdeckte Anspielung darauf, dass die Briten die Geschicke des Landes immer noch leiten, die Fäden quasi unsichtbar in der Hand halten. Gärten und Gärtner sind in postkolonialer Literatur ganz häufig ein Symbol für die Kolonie.
Als Beispiel noch dazu: in Andrea Levys "Eine englische Art von Glück", in der es um die Freundschaft der Jamaikanerin Hortense und der Britin Queenie geht, sind die Namen daher auch ganz bewusst gewählt. Queenie ist die Königin, Hortense (hortus) ist der Garten...

Jetzt lasse ich mich gerade wieder von meiner Begeisterung für postkoloniale Literatur hinweg treiben und mitreißen!

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im der zweiten Hälfte empfand ich Längen.
Die Längen habe ich auch so empfunden. Ich konnte in den zweiten Teil nicht ganz so eintauchen, wie es beim ersten Teil der Fall war. Die Ausbildungsgeschichten der Kinder waren zwar nicht uninteressant, aber mir doch etwas zu detailliert und ausufernd. In den Ausbildungswegen der Kinder bearbeitet Gurnah zwar auch die unterschiedlichen, typischen Entwicklungen von Kolonien und Kolonisierten (ich denke Rashid wird den typischen Weg der Mimikry oder Hybridität gehen), aber in ihrer Kleinteiligkeit war mir das mitunter auch zu viel.