Das ist mir schon klar, nur muss ein Autor eines Romans - wie ich auch schrieb - aufpassen, dass er den Leser nicht mit Beschreibungen überstrapaziert.Dadurch ergibt sich ein Bild der Stadt mit ihren Bewohnern.
Das ist mir schon klar, nur muss ein Autor eines Romans - wie ich auch schrieb - aufpassen, dass er den Leser nicht mit Beschreibungen überstrapaziert.Dadurch ergibt sich ein Bild der Stadt mit ihren Bewohnern.
Ich mag es - bei mir wird nichts überstrapaziertDas ist mir schon klar, nur muss ein Autor eines Romans - wie ich auch schrieb - aufpassen, dass er den Leser nicht mit Beschreibungen überstrapaziert.
Ja, das habe ich auch so verstanden. Gemischten Ehen haftet etwas Dubioses, fast Verbotenes an in dieser Gesellschaft. Diese Indisch-Einheimische Verbindung ist keinesfalls normal.Man bleibt und heiratet lieber unter sich, weil es das Vertraute ist und man weiß wie die "Sitten" sind
Im ersten Teil hat es mir noch gut gefallen. Die Bilder waren sehr unterschiedlich.Im ersten Teil wurde der Weg von Fredericks Unterkunft zum Haus von Hassanali auch genau beschrieben. Dadurch ergibt sich ein Bild der Stadt mit ihren Bewohnern.
Ich lache gerade schallend, liebe Ems!Ich bin mir nach drei Vierteln immer noch nicht sicher, was Gurnah mir hier erzählen will, aber erzählen, das kann er, zweifellos.
Hast ja recht, das war... was auch immer.Er kann erzählen, aber ich weiß nicht, was er erzählen will.
Er erzählt viele Geschichten in einer - also all das.Hast ja recht, das war... was auch immer.
Will Gurnah mir eine Liebesgeschichte erzählen, oder eine Landesgeschichte? Ein Gesellschaftsbild, oder eine postkoloniale Entwicklung? Ich fände bis auf diese Liebesgeschichte eigentlich alles sehr interessant und mit seinen "Einschüben" hat er bestimmt auch seine Preisrichter überzeugt.
Ich auch nicht, aber der Roman ist weit mehr als das. Doch das weißt Du natürlich.ch habe es auch nicht so mit Liebesgeschichten.
Und wenn er das alles möchte? Warum soll er sich beschränken? Das Leben beinhaltet das doch auch, ist Lebens - und Liebesgeschichte, spielt in einer bestimmten Gesellschaft und zu einer bestimmten Zeit.Will Gurnah mir eine Liebesgeschichte erzählen, oder eine Landesgeschichte? Ein Gesellschaftsbild, oder eine postkoloniale Entwicklung?
Jajaja. Das macht er sehr kunstvoll. Aber im 3. LA hat er mich etwas verloren. Kann aber sehr gut sein, dass er mich im letzten wieder versöhnt.Er erzählt viele Geschichten in einer - also all das.
Siehe #irisblatt. So habe ich es auch gemeint.Da würde mich auch mal interessieren, was genau du meinst.
Ich habe mittlerweile einiges über Erzählungen gelesen, dass da quasi ALLES eine Funktion hat, weil sie so kurz sind. Beim Roman ist das anders und führt schnell zu Langeweile. Da muss ein Autor schon sehr aufpassen.
Gurnahs Schwerpunkt liegt doch eigentlich auf den verwandtschaftlichen Beziehungen, die alles mit allem verbinden und keine klare Trennung und/oder Wertung zulassen. Genau das ist der Punkt - auf der menschlichen Ebene haben sich all diese anscheinend unvereinbaren Positionen eben doch vereint. Und das sollte die Grundlage für den Umgang miteinander sein.Ich auch nicht, aber der Roman ist weit mehr als das. Doch das weißt Du natürlich.
Und wenn er das alles möchte? Warum soll er sich beschränken? Das Leben beinhaltet das doch auch, ist Lebens - und Liebesgeschichte, spielt in einer bestimmten Gesellschaft und zu einer bestimmten Zeit.
Och nö. Ich sehe es so, dass das 'kann erzählen' sich auf die Personencharakterisierung bezieht und 'ich weiß nicht was' auf seine inhaltlichen Sprünge.Aber ist das nicht ein kolossaler WIDERSPRUCH???:
Er kann erzählen, aber ich weiß nicht, was er erzählen will..
DAS hätte ich langweilig gefunden.Mir hätte der Satz "Er lief 2 Stunden die unterschiedlichsten Strecken, um seinen Weg zu verschleiern" gereicht
Dem kann ich nur zustimmen. Manchmal sind es Bezugsfehler, dann stimmen die Personalpronomen nicht...Das ein oder andere Mal hat sich die etwas seltsam anmutende Formulierung noch ein bis zwei Sätze später entschlüsselt, aber es scheint, als herrschein der Übersetzung eine gewisse latente Unklarheit.Zwischendurch gibt es immer wieder Textpassagen, die mir inhaltlich wirr oder nicht schlüssig vorkamen.
Genau der richtige Ausdruck für seinen einzigartigen, fließenden und dennoch anspruchsvollen Stil des Erzählenssondern sehr organisch . Toll gemacht!
Ich bin der Ansicht, dass der "Fehltritt der Vorfahren" für die Aussage des Romans eventuell auch auf eine andere Ebene transportiert werden sollte. Der Kolonialismus ist ein - wenn auch die Begrifflichkeit an dieser Stelle völlig unangemessen und unzureichend ist - unfassbarer "Fehltritt", ein "Verbrechen" der Vorfahren. Die "Affäre" mit einem/den Europäern wirkt noch Jahrzehnte/Jahrhunderte nach ("Affäre" auch wieder ein völlig unangemessenes Wort) - vielleicht soll das hier im übertragenen Sinne verdeutlicht werden.auch der 'Fehltritt der Vorfahren' spielt eine Rolle. Da sieht man, dass Vorurteile auch in diesen Gesellschaften, die selber unter welchen leiden, weit verbreitet sind.
Ich meinte nicht den 'Fehltritt' Rehanas mit einem Europäer, sondern den davor: Inder und Afrikanerin, die Eltern von ihr und Hassanali. Das spielt doch leider immer noch eine Rolle.Ich bin der Ansicht, dass der "Fehltritt der Vorfahren" für die Aussage des Romans eventuell auch auf eine andere Ebene transportiert werden sollte. Der Kolonialismus ist ein - wenn auch die Begrifflichkeit an dieser Stelle völlig unangemessen und unzureichend ist - unfassbarer "Fehltritt", ein "Verbrechen" der Vorfahren. Die "Affäre" mit einem/den Europäern wirkt noch Jahrzehnte/Jahrhunderte nach ("Affäre" auch wieder ein völlig unangemessenes Wort) - vielleicht soll das hier im übertragenen Sinne verdeutlicht werden.
Davon gehe ich bei Gurnah beinahe aus. Eine Vergangenheit als Kolonialisierter wirkt sich auch auf die nächsten Generationen noch aus.vielleicht soll das hier im übertragenen Sinne verdeutlicht werden.
Auch in diesen Gesellschaften ist der am angesehensten, der die hellste Haut hat. Traurig, aber wahr. Die Missachtung der dunklen Haut ist verinnerlicht worden. Die innere Kolonisierung.Das finde ich jetzt sehr allgemein und nicht auf Rehana konkret bezogen. Es geht doch darum, dass ihr Vater Inder war und ihre Mutter Afrikanerin. Mich hat es gewundert, dass es in einer Gesellschaft, die mir sehr multikulturell vorkam (wie es ja auch in den Sprachen zum Ausdruck kommt), solche Vorurteile zum Ausdruck kamen.
Was du wieder alles entdeckst! Ich bin beeindruckt! Tatsächlich wird das alte Haus ganz am Ende wieder erwähnt. Das fand ich schön, doch die von dir genannte Ebene gibt dem eine ganz andere Tragweite!Diese Art, Bilder und Bedeutungen zu transportieren, finde ich bei Gurnah einfach außerordentlich gelungen und bewundernswert. Er überlässt nichts dem Zufall, aber es ist einfach elegant und anspruchsvoll.
!!!Wenn die Frauen das Symbol für das Land sind,
Das wird gewiss so sein. Für mich allerdings schwieriger zugänglich als in Nachleben...Hier läuft es stärker über Beziehungen, eben über die "Liebesgeschichten",
Das sehe ich auch so. Über weite Strecken bin ich im Text versunken, im der zweiten Hälfte empfand ich Längen. Vielleicht, weil ich die weitere Ebene nur unvollständig erkennen konnte.überlässt nichts dem Zufall, aber es ist einfach elegant und ananspruchsvoll.
Chapeau für die Tiefe deines Verständnisses! Immer wieder ein Gewinn.Es ist schon etwas spät und deshalb bin ich vermutlich unsortiert - aber zur Funktion von Literatur: da ist Gurnah schon Meisterklasse und Spitzensegment. Abgesehen von der "Affäre" mit den Europäern, ist es ja so, dass die Frauen (was mit Amin ist weiß ich noch nicht) Rehana und Jamila bisher von den Männern verlassen wurden. Wenn die Frauen das Symbol für das Land sind, dann werden sie von den Indern, Briten usw. ausgenutzt und dann im Stich gelassen und müssen sehen, wie sie in der Zukunft zurechtkommen.
Gurnahs Text ist wieder voller Anspielungen auf die Kolonialzeit und das koloniale Erbe. Hier läuft es stärker über Beziehungen, eben über die "Liebesgeschichten", aber auch wieder über Orts- und Hausbeschreibungen. Gleich zu Beginn dieses Abschnitts gibt es ja eine unfassbar ausführliche Beschreibung des verfallenden Hauses auf der anderen Straßenseite, der Putz bröckelt, es wird wie durch ein Wunder noch zusammen gehalten, manchmal hängen Fischernetze aus dem Fenster, man rechnet ständig damit, dass es zusammenbricht, tut es aber nicht, aber man kann "schon die aufsteigenden Staubwolken erahnen, wenn die Böden eines Tages einstürzen würden." (185)
Das Haus kann man z.B. als Symbol für das zerfallende Empire, den Rest der britischen Herrschaft sehen, die ja kurz vor ihrem Ende steht.
Diese Art, Bilder und Bedeutungen zu transportieren, finde ich bei Gurnah einfach außerordentlich gelungen und bewundernswert. Er überlässt nichts dem Zufall, aber es ist einfach elegant und anspruchsvoll.