3. Leseabschnitt: Seiten 91 bis 129

claudi-1963

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Aöso so langsam habe ich das Gefühl werde ich mit dem Schreibstil von Helga Schubert warm. In diesem Abschnitt haben mir die Geschichten deutlich besser zugesagt.
Und ich muss RuLeka zustimmen, auch ich fand diesmal einige Sätze und Aussagen von ihr auch wirklich toll.
Und trotzdem hat es mitunter immer noch Aussagen mit denen ich so gar nichts anfangen kann, weil sie mir einfach zu hoch sind.

Ich muss aber auch Renie zustimmen, den auch mir gefällt der Erzählton der Autorin ebenfalls besser. Und komisch ist das die öfters bei den Geschichten mit diesem beginnt und dann wieder in einen etwas komplizierten Stil verfällt. Dann muss ich meist raten was sie mir mit dieser Aussagen den sagen möchte.
Warum Helga nicht Klavier spielen durfte erschließt sich mir ebenfalls nicht. Doch vielleicht war es der Mutter ein Dorn im Auge wenn ihre Tochter irgendwo gut war oder besser als sie? Oder aber wollte sie ihr einfach nichts gutes tun wo sie Talent hatte? Den irgendwie scheint sie ja schon eine sehr sonderbare Mutter bis zum Tod gewesen zu sein.

"Meine neuen Schuhe", diese Geschichte hat mir, wie vielen anderen von euch gut gefallen. Ebenso wie "Meine Heimat" und "Alles gut", genau von solchen hätte ich gerne mehr gehabt, den sie berühren mich und bringen mir die Autorin deutlich näher.
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Hat nicht Hitler (Sommer-)Sonnwendfeiern veranstaltet? Kommt die Aversion daher? Wir nennen den Winteranfang Winteranfang seit ich denken kanno_O.
Also ich habe das Wort Wintersonnwende bisher bei uns auch noch nie gehört.
Ich vermute mal das dieses Wort für sie eine negative Assoziation hatte. Vielleich wird sie bei diesem Wort zu sehr an ihre Vergangenheit in der DDR erinnert. Da sie es ja mit Stalin verbindet. Und jetzt in Berlin freut sie sich eben, das sie mit allem etwas gutes, positives verbinden kann. Weil sie jedes Wort versteht und keine negativen Gedanken dabei hat.

Das ist jetzt aber nur meine Auslegung von der Geschichte, ich weiß nicht ob es so ist?
 
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Gerade habe ich die letzte Geschichte des Abschnitts gelesen: warum schreiben.
Schon die Gedanken zum Altweiber Sommer gefallen mir so gut. Ich empfinde das genauso. Und sie hat es so schön ausgedrückt.
Aber dann!
Wunderschöne Sprache, wunderbare Gedanken! Geschichten als Mikroskop...Hinsehen und Erschrecken...Nichts ist unwichtig...

Es klingt vielleicht seltsam, aber als ich diese setze gelesen haben habe, habe ich mich sehr verbunden gefühlt, denn ich denke ganz ähnlich:

Die Psychoanalyse als Mikroskop… Hinschauen und sich berühren lassen… Alles ist wichtig… Das sind Sätze, die ich sehr häufig denke und ausspreche…
 
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Ich freue mich, hier die Autorin kennenzulernen. Sie kommt mir mit ihren Geschichten sehr nahe,
Also "Das eingelöste Versprechen" hat mir richtig gut gefallen! Sehr nachvollziehbar berichtet die Autorin, was es hieß, hinter der Grenze (von mir aus gesehen) zu leben. Das so aus erster Hand zu Lesen, macht schon betroffen. Ehrlicherweise habe ich das als Wessi verdrängt. Jemand aus dem Osten, der das alles erlebt hat , kann es nicht vergessen.
Es sind für uns Selbstverständlichkeiten, die Schubert seziert. Baden in der Ostsee, Landkreise, Spargel, Reisefreiheit, Landflucht der Jungen,....
Dazu kommt Familiengeschichte. Der Großvater, der irrtümlich der SS zugeordnet wurde- jetzt erfahren wir, wie er gestorben ist: unterernährt und an Typhus:eek:.
Ein stimmiger (ost-)deutscher Rückblick.
...was mir daran auch so gut gefällt, ist der unschwere Transfer vom Konkreten ins Allgemeine. Sie spricht konkret über die DDR und dass da nichts selbstverständlich war, was für uns heute selbstverständlich scheint. Ich lese da aber auch das Allgemeinere mit.
Auch im Alltag „sollte man“ immer wieder die vermeintlichen Selbstverständlichkeiten wahrnehmen und darüber froh sein.
Sie schätzen. Obwohl oder gerade weil sie immer da sind.
 
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Der Satz gefällt mir auch! Dazu gehört: "Heimat ist dort, wo ich lebig bin."
Diesen Satz sollten sich viele Menschen zu Herzen nehmen, im Kleinen wie im Großen. Aus der Heimat wird zuviel Getöse gemacht. Die wenigsten Menschen bleiben am Ort ihrer Geburt...
Die Autorin war ständigen Veränderungen des Umfeldes ausgeliefert. Sie beschreibt das gut: Meine Heimat ist die Prärie.

Das ist wohl wahr. Für gesunde Menschen! gilt auf jeden Fall, dass die wahre Heimat in Beziehungen und im Gefühl steckt. nicht zu sehr an Orten hängt oder hängen muss.
Aber es gibt leider allzu viele Menschen, die (extrem) schwierige Beziehungserfahrungen gemacht haben und deshalb daraus wenig Sicherheit ziehen können. Vor allem (nicht nur) diese Menschen bringen Heimat überwiegend mit konkreten Orten in Verbindung.
Dieses Konkrete gibt Halt, weil das Abstrakte und nicht greifbare fehlt. Deshalb würde ich nur bedingt sagen, dass um Heimat ein zu großes Getöse gemacht wird. Mit Heimat und Heimatgefühl.
 
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Ich auch nicht. Gibt es Hilfe? :)
Also mir geht es genauso. Ich bin da wirklich ratlos. Ich habe den Text jetzt zum vierten Mal gelesen. Mir gehen da zwar Gedankenfetzen durch den Kopf, aber ich bringe sie nicht zusammen und kann darin nichts bedeutsames erkennen. Hmmmm... Der Blick durch dieses Mikroskop zeigt mir nichts, dass ich erkenne. Aber nichts ist unwichtig. Schade. Ich erkenne es nicht…
 
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Dieses Konkrete gibt Halt, weil das Abstrakte und nicht greifbare fehlt. Deshalb würde ich nur bedingt sagen, dass um Heimat ein zu großes Getöse gemacht wird. Mit Heimat und Heimatgefühl.
Interessant!
Gerade habe ich ein Buch gelesen, in dem das Haus geradezu personifiziert wurde. Deine Erklärung passt vollkommen:)
Das Hängen am Alten versperrt den Neuanfang und das Nachvorneschauen.
Es ist doch lächerlich, wenn Leute aus dem Nachbarort stammen und betonen müssen, dass "sie nicht von hier" sind:eek:
 

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Ich weiß nicht, ob wir zu viel in das Wort hineininterpretieren. Sie schreibt doch, dass sie das Pathetische daran stört. Diktaturschaden. Sie hat was gegen besonders bedeutungsvolle Wörter.
Das ist ein interessanter Gedanke. In ihrer letzten Geschichte in diesem Abschnitt sagt sie ja alles ist wichtig. Darin steckt ja irgendwie auch, dass nichts besonders wichtig ist. Alles ist gleich wichtig?
Aber in diesem Text geht es ja nicht nur um den Begriff Wintersonnenwende. Da geht es ja auch darum, dass sie sich beim einsteigen in den Bus beeilt, aber als langsam bezeichnet wird und darum dass im Kalender immer der Geburtstag gedruckt war, obwohl Starl ihn ja schon tot war. Also geht es auch irgendwie um Gegensätze? Sichtweisen? Lenkung von Sichtweisen?
Oh je. Vielleicht geht es um alles irgendwie, aber ich verstehe hier das große Ganze nicht…
 
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Wunderschöne Sprache, wunderbare Gedanken! Geschichten als Mikroskop...Hinsehen und Erschrecken...Nichts ist unwichtig...
Das ist Literatur!
vom Konkreten ins Allgemeine. Sie spricht konkret über die DDR und dass da nichts selbstverständlich war, was für uns heute selbstverständlich scheint. Ich lese da aber auch das Allgemeinere mit.
Deshalb sind die Geschichten auch nicht banal. Sie beschreibt Lebenserfahrungen, die wir nicht teilen müssen und trotzdem die Bedeutung erkennen.
Aber es gibt leider allzu viele Menschen, die (extrem) schwierige Beziehungserfahrungen gemacht haben und deshalb daraus wenig Sicherheit ziehen können. Vor allem (nicht nur) diese Menschen bringen Heimat überwiegend mit konkreten Orten in Verbindung.
Dieses Konkrete gibt Halt, weil das Abstrakte und nicht greifbare fehlt. Deshalb würde ich nur bedingt sagen, dass um Heimat ein zu großes Getöse gemacht wird. Mit Heimat und Heimatgefühl.
Interessanter Aspekt. Vielleicht gewinnt deshalb gerade für ältere Menschen das Thema Heimat wieder mehr an Bedeutung. Es war der Ort der Kindheit und Jugend und das war oft die Zeit, als noch alles offen vor ihnen lag oder in der sie Geborgenhaft erfahren durften.
Meine Schwiegermutter war nicht glücklich in ihrer Ehe und hat nach dem Tod ihres Mannes davon geträumt, wieder zurück in ihr Heimatdorf zu gehen. Allerdings war sie da schon viel zu alt und hat ihren Mann nur um ein halbes Jahr überlebt.
 

Literaturhexle

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Ich finde es nicht lächerlich, weil es einen guten Grund dafür gibt, dass sie das so formulieren. Wahrscheinlich fühlen Sie sich nicht zugehörig und deshalb sagen Sie das. Sich nicht zugehörig zu fühlen ist aber nicht lächerlich.
Du kannst den Worten eben immer in die Tiefe blicken. Ich sehe oft die Oberfläche;)
Und in globalisierten Zeiten finde ich diese Form von Lokalpatriotismus (Ich bin sicher, dass nicht immer die fehlende Zugehörigkeit Ursache ist) reichlich fehl am Platze.
 
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nellsche

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Auch wenn ich mich ein wenig mehr an die Art des Schreibens bzw. Erzählen gewöhnt habe, werde ich leider nicht warm mit dem Buch.
Vielleicht fehlt mir die Verbindung zur DDR, denn die habe ich nicht. Ich kannte damals niemanden dort und auch in meiner Familie wurde weder darüber noch über den Mauerfall etc. gesprochen. Zumindest kann ich mich nicht erinnern.
Es gibt einige einzelne Sätze oder Inhalte, die ich stimmig finde, wie z.B. dass man dort Zuhause ist, wo man lebt. Das kann ich auch auf mich selbst anwenden, denn ich bin nicht an einen Ort gebunden. Aber insgesamt ist mir das zu wenig Identifikation mit dem Buch....
 

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Ich glaube auch nicht, dass es den gibt.....Ich habe bisher auch keinen Zusammenahng gefunden.
Auch Wanda wurde mit dem Buch immer wärmer, hat heute morgen sogar vier Sterne verteilt:D
Ich finde, es wird besser. Man muss sich drauf einlassen. Mein Lieblingsbuch wird es allerdings auch nicht.
 

RuLeka

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Vielleicht fehlt mir die Verbindung zur DDR, denn die habe ich nicht. Ich kannte damals niemanden dort und auch in meiner Familie wurde weder darüber noch über den Mauerfall etc. gesprochen
Das ist eigentlich kein Argument, das gegen das Buch spricht. Ich hatte keine Verbindung zu Kamtschatka, zu Südkorea, zum Wendland der Zwanziger Jahre, zum Paris der Belle Epoque usw. ( alles Schauplätze der letzten Leserunden- Bücher). Die Frage ist, ob die Autorin mir das Ganze nahebringt bzw. Allgemeingültiges in ihren Erfahrungen beschreibt. Und das macht Frau Schubert für mich.
 

Literaturhexle

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Die Frage ist, ob die Autorin mir das Ganze nahebringt bzw. Allgemeingültiges in ihren Erfahrungen beschreibt. Und das macht Frau Schubert für mich.
Wobei man schon sagen muss, dass der Zugang schwerer ist als bei den genannten Romanen. Wenn man mit dieser Art Literatur wenig Erfahrung hat ( und einem teilweise das Lebensalter fehlt- ich glaube hier, dass wirklich jede Dekade ein Gewinn ist), kann ich nachvollziehen, dass man Schwierigkeiten hat.
Auch ich muss daran knacken und arbeiten;)
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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dass wirklich jede Dekade ein Gewinn ist),
Dann macht sich meine zusätzliche Dekade schon bemerkbar
Wobei man schon sagen muss, dass der Zugang schwerer ist als bei den genannten Romanen.
Das bestreite ich nicht. Aber zu sagen, ich weiß nichts von dieser Zeit, heißt nicht, dass ich ein Buch nicht verstehen kann. Und davon abgesehen, war die DDR nicht Nordkorea. Wir konnten hier schon manches mitbekommen. Außerdem ist Frau Schubert nicht die Erste, die darüber schreibt.
 
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Literaturhexle

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Aber zu sagen, ich weiß nichts von dieser Zeit, heißt nicht, dass ich ein Buch nicht verstehen kann. Und davon abgesehen, war die DDR nicht Nordkorea. Wir konnten hier schon manches mitbekommen. Außerdem ist Frau Schubert nicht die Erste, die darüber schreibt.
Da bin ich bei dir. Vor allem, weil Frau Schubert auch vieles allgemeingültig schreibt. Auch wenn manche Geschichten mich nicht ganz abholen, bestreitet ich nicht deren Qualität. Ich finde immer mehr Gefallen an der kurzen Form.
Auch habe ich heute morgen das Interview (im Fazit gepostet) gehört. Sehr interessant!
 
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