3. Leseabschnitt: Seiten 91 bis 129

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
5.869
7.759
49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Ich finde es beruhigend, dass ich nicht die Einzige bin, die mit 'Wintersonnenwende' Schwierigkeiten hat. Das mit dem Pathos finde ich schon verständlich, aber die Szene im Bus? :confused:

Ich habe mal geschaut, was Wikipedia so verrät zur Wintersonnenwende und fand gerade den politischen Zusammenhang ganz interessant:

[zitat]
Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden die angeblich altgermanischen Sonnenwendfeiern „wiederbelebt“ und als offizielle Feiertage in die Symbolik von „Volk, Blut und Boden“ integriert, insbesondere durch die SS.

In der DDR veranstaltete der sozialistische Jugendverband Freie Deutsche Jugend Sonnwendfeiern.

Ein wichtiger Ort für Sonnenwendfeiern sind die Externsteine. Hieran beteiligen sich unter anderen Anhänger neuheidnischer und esoterischer Gruppen; die Sonnwendfeier zieht jedoch auch Neonazis an.

Aufsehen erregen insbesondere Sonnwendfeiern rechtsextremer Gruppen. Bei der von einem örtlichen Verein ausgerichteten Sonnenwendfeier Pretzien 2006 wurden unter anderem eine US-amerikanische Flagge und ein Exemplar des Tagebuchs der Anne Frank verbrannt, ohne dass die übrigen Anwesenden eingriffen. Seit diesen Ereignissen werden rechtsextreme Sonnenwendfeiern in Deutschland von der Polizei zunehmend aufgelöst. In der Presse wird vornehmlich über Sonnwendfeiern politisch rechtsorientierter und rechtsextremer Gruppen berichtet.
[/zitat]

Den Zusammenhang mit der Busfahrt verstehe ich trotzdem nicht... :rolleyes:
 
  • Like
Reaktionen: RuLeka und Renie

Mikka Liest

Bekanntes Mitglied
14. Februar 2015
1.513
2.403
49
Hilter am Teutoburger Wald
wordpress.mikkaliest.de
Ich gebe es auf, einen großen Zusammenhang zu suchen oder auch einen kleinen. Sentenzen und Gedanken aus dem Erleben eines langen Lebens, oft tieftraurig, aber niemals depressiv.

Ja, von dem Gedanken, es müsse einen übergeordneten "Plot" geben, habe ich mich auch schon lange verabschiedet. Aber irgendwie stört es mich auch gar nicht.

Ich mag den Ton, finde es aber traurig, dass ich die Autorin nicht von irgndwoher kannte, weder von ihren Theaterstücken, von der Politik oder sonstwoher. Dann wäre sie mir näher. Und wichtiger.

Ich habe ja immer das Gefühl, ich sitze im Zug neben einer alten Dame, die auf der Fahrt aus dem Nähkästchen plaudert... Das ist mir schon ein paar Mal passiert, und da erfährt man die erstaunlichsten Lebensgeschichten! Ich mag solche kleinen Einblicke in andere Leben, auch wenn sie anonym und flüchtig sind. Denn meist finden sich doch Punkte, bei denen man anknüpfen kann.

„ Denn immer müssen sich die Jungen in Deutschland den Irrsinn ihrer Eltern und Großeltern in Museen und Gedenkstätten ansehen und sollen daraus für sich etwas lernen, für ihre eigene Urteilskraft, ihre Lebensbewältigung, ihr Verständnis, ihre Toleranz, ihre Wertvorstellungen.“

Das habe ich mir auch direkt angestrichen. Wie wahr, wie wahr...

Sie greift beim Schreiben etwas auf, betrachtet es von allen Seiten, nichts ist unwichtig, wenn man genau hinsieht. „ Geschichten als Mikroskop. Geschichten als Spiegel.“ Damit sagt sie uns, wie wir ihre Geschichten lesen sollen.

Ja, dieses Kapitel fand ich auch sehr erhellend. Wie sie ihr Schreiben selber empfindet, das gibt mir direkt ein besseres Gefühl dafür, wie ich ihre Geschichten lesen kann.

Ich freue mich, hier die Autorin kennenzulernen. Sie kommt mir mit ihren Geschichten sehr nahe, näher als viele Autoren mit ihren Romanen

Oh ja, absolut! Aber bei Romanen ist das ja auch was anderes, da halten Autor oder Autorin sich normalerweise eher im Hintergrund, so dass das Augenmerk auf den Charakteren liegt.

Mit dem Wissen, dass man nicht jeden Geschmack treffen kann, hat man nicht den Druck, mit jeder Geschichte liefern zu müssen. So lässt sich die eine oder andere schwache Geschichte verschmerzen. Und ein Buch ist immer noch gut, selbst, wenn es einige wenige schwache Geschichten beinhaltet. Das Gesamtpaket zählt.

So hab ich da noch nie gesehen, aber stimmt! Insofern wären Kurzgeschichten tatsächlich eine freiere Literaturform.

Nachdem die Mutter ihre Tochter das Klavierspielen verboten hat (s. 1. LA), habe ich angenommen, dass Klavierspielen vielleicht zu elitär sein könnte und damit ihren sozialistischen Grundsätzen widersprechen könnte. Das war wohl nichts.

Ich habe auch angenommen, die Mutter sei bestimmt in der Partei! Aber ich habe das Gefühl, hinter dem Verbot steht ohnehin ein sehr persönlicher Groll. Ich bin gespannt, ob wir dessen Ursache noch erfahren.

Wir haben gleich zwei Mankos: Wir kommen aus dem Westen und gehören der nächsten Generation an. Dadurch fehlen in manchen Texten die Anknüpfungspunkte, die sie dem Vergessen entreißen würden.

Das stimmt wohl. Aber ich habe immer schon gerne zugehört, wenn alte Menschen aus ihrem Leben erzählen! Gerade weil das so komplett anders war

Sie beginnt einen Satz und greift dann in den folgenden Nebensätzen Gedanken auf, spürt Ihnen nach und spinnt sie weiter, um am Ende wieder beim Anfang zu landen.
Wahnsinn!

Normalerweise hasse ich Endlossätze, aber in ihrem Stil finde ich sie doch sehr gelungen.