3. Leseabschnitt: Seite 91 bis 138

ulrikerabe

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I
Der Mann im roten Mantel entpuppt sich als Yellow Press des Fin Siècle. Faszinierend, weil wir zeitlich weit weg sind. Aber eigentlich sind es ja nur ein paar pikante Details über abgedrehte Leute. Die "echten Menschen" tauchen in dem Roman kaum auf.

Misogyne Mistgesellschaft. Moralisch halte ich von keinem was.

!! Das unterschreibe ich.

Auch unter dem Gesichtspunkt, dass das Bild von Sargent eigentliche "Pozzi at home" heißt, was ja so ein bisschen das Pendant zu den heutigen Seitenblicken und dem Blick ins Schlafzimmer der Promis und Halbpromis ist.
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Hier geht es sehr stark um das Thema "Schaffensprozess" !
Das finde ich ausgesprochen interessant zu lesen.

Dieses "wir wissen es nicht". Das wir zumeist nur das öffentliche Leben präsentiert bekommen, und nicht das ganz private, intime, vertrauliche.
Pozzi at home aber eben immer noch vollständig bekleidet, sprichwörtlich.

Wobei mich das "geniale chirurgische Implantat" der Sarah Bernhardt schon brennend interessieren würde.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Eine klitzekleine Metakritik habe ich. Wenn schon das Bild der Madame X so im Detail beschrieben steht, hätte ich gerne das Bild auf der gegenüberliegenden Seite gesehen und nicht auf der nächsten Seite.

Aber ansonsten stehen die Bilder räumlich ziemlich perfekt zum Text. Selten und sehr angenehm!
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Erinnerung, dass die eingängige Lebensbeschreibung, die wir lesen, bei aller Detailfülle und Ausführlichkeit, bei allen Fußnoten, faktischen Gewissheiten und zuversichtlichen Hypothesen nur eine öffentliche Version eines öffentlichen Lebens und eine unvollständige Version eines privaten Lebens sein kann. Eine Biografie ist eine Ansammlung von Löchern, die mit Bindfäden zusammengehalten werden, ..."
Das sind für mich die zentralen Sätze im Buch und über das Buch.
t. Viele Bildbeschreibungen, was mir ausnehmend gut gefällt. Nur konnte ich die Erotik in dem Porträt der Madame X nicht so ganz finden.
Diese Bildbeschreibungen sprechen mich besonders an, v.a. wenn ich manche Bilder schon kenne. So z.B. „ Madame X“, von der es dann heißt, sie sei „ eine konventionelle und ziemlich stumpfsinnige Frau“. Das erklärt ihren Gesichtsausdruck.
Bemerkenswert auch der Gedanke, dass Kunst den Porträtierten auch auslöschen kann, weil sein wahres Bild mit der Zeit durch sein portraitiertes ersetzt wird. Deshalb auch Lucien Freud, der den zu Porträtierenden nur als Ausgangspunkt für sein Bild nimmt. Es geht also nicht mehr darum, den zu Malenden realistisch abzubilden, sondern seinen Eindruck darzustellen.
Die "echten Menschen" tauchen in dem Roman kaum auf.
Für die Belle Epoque scheinen sie keine Rolle gespielt zu haben.