Wenn man sich die Löchrigkeit von Beginn an klar macht, ist das vielleicht nicht mehr so wichtig.
Naja, Löchrigkeit ist das schon nicht mehr. Eher ein riesiges Loch mit kleinen Flicken dazwischen
Pozzi finde ich mittlerweile so interessant, dass ich mir wohl seine 'richtige' Biographie mal anschauen werde, da ich befürchte, allzu viel werde ich in diesem Buch auch weiterhin nicht erfahren.
Lesben sind willkommener als (skandalfreie) Schwule. Homosexualität ist zwar nicht verboten, bringt aber Gefahren mit sich, in Scmutz und Elend zu landen.
In einer männerdominierten Gesellschaft ist das logisch, in der die meisten Männer hetero sind. Erstens sind Frauen schön anzuschauen und zweitens sind viele Männer (noch immer) davon überzeugt, dass Lesben nur noch nicht den richtigen getroffen hätten. Hinzu kommt, dass die meisten Männer immer Angst haben (auch wenn sie es nicht zugeben), von Homosexuellen angebaggert zu werden. Was sollen dann bloß die Anderen denken
?
Mir gefallen besonders Barnes rhetorische Fragen, in denen er nebenbei die Personen bewertet: „Oder wollte da womöglich jemand ein überflüssiges Teil loswerden?“ (102) über die Reisetasche, die der Graf Pozzi geschenkt hat und die die Initialen des Grafen hat.
Ja, das hat mir auch sehr gut gefallen - da hat sich ja auch heute noch nicht so viel geändert
Dass bei den Betrachtungen über Bilder diese mit abgebildet sind, ist sehr hilfreich und auch schön, so erspart man sich das Googeln
.
Auch hier: volle Zustimmung! Es macht auch den besonderen Reiz dieses Buches aus (und lässt damit über manche Mängel hinwegsehen - meine Meinung
). Obwohl ich mich wiederhole: Mehr von solchen Büchern!
Mit diesem dritten Teil habe ich etwas weniger gehadert, da nach meinem Gefühl die thematischen Abschnitte etwas länger wurden und das Namedropping etwas weniger. Dafür fiel mir umso deutlicher auf, was mich stört. Auf Seite 99 unten wechselt Barnes von der Beschreibung Polignacs und seiner Liebe zur Musik unvermittelt und ohne jeden Bezug zu Montesquiou und dessen Meinung zu Pozzi. Auf Seite 131 wieder Ähnliches: Es geht um Sargent, den Montesquiou nicht mochte und Oscar Wilde, der erst für und dann gegen ihn war. Darauf folgt ein Einschub über die Entwicklung von Wildes Persönlichkeit, festgehalten von Conan Doyle, um dann wieder zu Sargent zurückzukehren. Wie schon geschrieben: Stückwerk, Collage, Zettelkasten, Wimmelbild.
Da die Abschnitt aber länger werden, empfinde ich es nicht mehr ganz so störend. Und da Barnes Stil einfach schön ist, ist es mir tatsächlich passiert, dass ich über diesen Leseabschnitt hinausgelesen habe. Ein gutes Zeichen