Gerüchte
ist eines der Themen, die ich entdecke. Da ist eingangs der Dialog, der nahelegt, dass Pozzi eine Geliebte hat. Dann der Literatenzirkel, über den ein Journalist schon im Vorfeld schrieb, so dass nicht einmal die Teilnehmer stimmten - die Gerüchte waren aber in der Welt.
Goncourts Journal scheint sich gerne mit den Schlüpfrigkeiten der Upper Class und der immer gleichen Personen zu beschäftigen: Wer mit wem, wie, wann und warum
...
Den ambivalenten Umgang mit
Homosexualität finde ich interessant: Lesben sind willkommener als (skandalfreie) Schwule. Homosexualität ist zwar nicht verboten, bringt aber Gefahren mit sich, in Scmutz und Elend zu landen. "Die Gesellschaft" rund um Pozzi scheint ihre Schwulen ja zu hofieren. Man verkleidet sich mit ihnen, lädt sie ein, genießt die Andersartigkeit und sogar Typen wie Lorrain.
Die Wissenschaft bemüht sich, das Phänomen medizinisch zu ergründen. Jetzt weiß ich endlich, wo der "warme Bruder" herkommt, ein Begriff, den mein Vater ebenso wie "den 175er" noch benutzte...
Ein paar Details gibt es zu unseren Reisenden. Originell, ein Geschenk mit einem freien Krankenbett zu vergelten. Die Reisetasche, die Riesenzyste und auch die Kugel tauchen erneut auf. (Faszinierend, wie sich Pozzi an die häusliche Operation herangewagt hat. Dünndarmdurchschuss- da ist anschließend soviel Dreck im Bauchraum, dass das auch heute noch schwierige Dinge sind...
Die
Sammelbilder als Sammelsurium des Ruhms. Wer darauf auftauchte, hatte es geschafft.
Es geht um Kunst und was darüber entscheidet, welche Werke überleben. Immer eine Frage des
Geschmacks/der Meinung und des Zeitgeists, wie Barnes anhand verschiedener Beispiele aus Kunst und Literatur darlegt. Die Kunst imitiert das Leben (und nicht umgekehrt). Kunst wird zu unterschiedlichen Zeiten völlig unterschiedlich bewertet. Der Dandy will den Geschmack perfektionieren.
Die
Streiflichter Pozzis bringen uns den Protagonisten kurz ins Bewusstsein und zeigen seine schillernde, vielseitige Persönlichkeit. Er pflegt Umgang mit vielerlei Menschen und wird überall geschätzt und gemocht. Ein Tausendsassa.
Interessant die Ausführungen über Sargent und dessen Modell Amelie Gautreau. Was man damals schon als erotisch angesehen hat! Ich empfinde das Gemälde (S. 124) als ansprechend- aber erotisch?
Das oben von Anjuta genutzte Zitat habe ich auch fett markiert. Die Löcher in Biografien- schön, wenn man dazu stehen kann, nicht alles zu wissen (Wir wissen es nicht). Danach wird ein paar Seiten über geänderte Meinungen zu Kunst und Werk gefachsimpelt, natürlich mit Namen und Beispielen unterlegt. Mehr braucht man davon, glaube ich, nicht zu behalten