3. Leseabschnitt: Seite 174 bis 264

alasca

Bekanntes Mitglied
13. Juni 2022
2.972
9.419
49
Ich habe im weiteren Handlungsverlauf Trivialität erwartet und wurde auf´s Angenehmste enttäuscht - die weiteren Komplikationen sind nicht vorhersehbar, ich langweile mich ganz und gar nicht. Auch im Lesetempo bin ich nun angekommen und genieße den Text sehr.

Die Verleumdung wird bei den maßgeblichen Personen aufgeklärt, die Aufklärung bleibt jedoch inoffiziell. Die Umstände sind höchst vergnüglich - die ihrer Locken beraubte Frau Organistin! Charlotte hat Temperament, I like!

Schagerströms Geschichte wird erzählt - was für eine großartige Figur mit seinem eigenwilligen Verständnis von Glück! Eins nur stört: Warum müssen die guten Männer in der Literatur immer klein und häßlich sein? :think
 

Eulenhaus

Aktives Mitglied
13. Juni 2022
321
1.501
44
Der Propst ist an Botanik interessiert was ein Hinweis auf Carl von Linne‘ sein könnte.
Schagerström und K-A treffen in der Propstei aufeinander. Schagerström ist von Charlotte beeindruckt und bietet K-A eine Pfarrstelle bei sich an. K-A hält Charlotte für hinterlistig und verschlagen. Schagerström schlägt Probe vor und macht einen Heiratsantrag. Wider Erwarten nimmt sie an. Sie nimmt alle Schuld auf sich, um eine Versöhnung K-As mit seiner Mutter zu erreichen und die Achtung der Gemeinde zurückzugewinnen.
Eine pfiffig erzählte Szene ist das Abschneiden der Locken Theas!!!
 

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Ich mag die Pröbstin. Wie sie sogar nicht pikiert ist, als ihr Mann meint, wäre er jung und ungebunden, würde er auch um Charlottes Hand anhalten. Sondern sie in schallendes Gelächter ausbricht und sgat, dass es ihm da bestimmt gut erginge.
Eine pfiffig erzählte Szene ist das Abschneiden der Locken Theas!!!
Herrlich! Als Charlotte ihr dann noch weiter mit der Schere "droht" schnippschnapp :)
 

otegami

Bekanntes Mitglied
17. Dezember 2021
1.833
6.329
49
71
Ich mag die Pröbstin. Wie sie sogar nicht pikiert ist, als ihr Mann meint, wäre er jung und ungebunden, würde er auch um Charlottes Hand anhalten. Sondern sie in schallendes Gelächter ausbricht und sgat, dass es ihm da bestimmt gut erginge.
Jaaaa, ich mag sie auch wahnsinnig gern, überhaupt das ganze Ehepaar! :joy Und ich fühle mich ihnen unheimlich verbunden in dieser Szene: als altes glückliches Ehepaar kann man da drüber blödeln und lachen!
Als Charlotte ihr dann noch weiter mit der Schere "droht" schnippschnapp :)
Göttlich!!!!! :rofl Damals hatten ja lange Haar noch einmal eine ganz andere größere Bedeutung als heute! ;)

Und dadurch wurde auch die Pröbstin ausgesöhnt (und verstand einiges) und sogar die Oberstin kam ins Überlegen (und offensichtlich ging ihr ein Licht auf!)
 

Emswashed

Bekanntes Mitglied
9. Mai 2020
2.674
9.511
49
So ganz leuchtet mir nicht ein, wann und warum die Oberistin "das Spiel" durchschaut hat. Es muss wohl in dem Gespräch begründet sein, das sie mit ihrem Sohn führte. Trotzdem ging mir diese Selbstbeherrschtheit und dieses nahtlose Zusammenspiel mit Charlotte dann ein wenig zu rasch. Sie hatte ja schon die richtige Eingebung bei der "Brautschau", hier hätte ich aber gern noch ein paar Gesprächsfetzen zwischen Oberistin und Sohn mitbekommen.
Das Abschneiden der Haare muss für die Zeit schon fast wie Porno gewesen sein, heute wäre es schlicht Körperverletzung. Warum hat Frau Organistin nicht zurückgeschlagen? In ihren Augen hat sie doch nichts unrechtes getan.
Schagerström wird auch immer mehr in ein schräges Licht gerückt. Dem klemmt ja wirklich der Heilgenschein am Kopf.
Im Moment geht mir diese Schwarz-Weiß-Malerei ein wenig zu weit, die Verwicklungen und Motive der Protas etwas zu sehr ins Ohnesorgtheatralische.
Die Überschrift "Strafpredigt" sorgte allerdingsfür Erheiterung. Die fiel ja nun echt "streng" aus, haha.
 

otegami

Bekanntes Mitglied
17. Dezember 2021
1.833
6.329
49
71
So ganz leuchtet mir nicht ein, wann und warum die Oberistin "das Spiel" durchschaut hat. Es muss wohl in dem Gespräch begründet sein, das sie mit ihrem Sohn führte. Trotzdem ging mir diese Selbstbeherrschtheit und dieses nahtlose Zusammenspiel mit Charlotte dann ein wenig zu rasch.
Der 'Knackpunkt' für die Oberstin war die Aussage (nach dem Abschneiden der Locken durch Charlotte) von Karl-Artur: "Frau Sundler weiß genau, wozu Charlotte fähig ist. Sie war es, die mir die Augen geöffnet hat."
(Die Oberstin reagiert ja drauf mit 'Ich verstehe" und versinkt dann danach in Gedanken.)

Sie bemerkte dadurch, dass Frau Sundler da gewaltig 'geschürt' hatte bei ihrem Sohn!

Schagerström wird auch immer mehr in ein schräges Licht gerückt. Dem klemmt ja wirklich der Heilgenschein am Kopf.
Wie meinst Du das? :monocle
 

Emswashed

Bekanntes Mitglied
9. Mai 2020
2.674
9.511
49
Wie meinst Du das?

Na, dieses "Licht unter den Scheffel stellen", dieses "mein Glück ist das Elend und die harte Schule". Bei aller Bescheidenheit bleibt man doch Mensch und erfüllt sich Wünsche. Seine Frau und er waren nur 3 Jahre zusammen, Schagerström ist noch relativ jung, da müsste das Leben ja auch irgendwann mal weitergehen. Trauerphase hin, Trauerphase her, er kann nicht alles verschenken, er hat auch Verantwortung zu übernehmen... tut er dann ja auch.
 

otegami

Bekanntes Mitglied
17. Dezember 2021
1.833
6.329
49
71
Na, dieses "Licht unter den Scheffel stellen", dieses "mein Glück ist das Elend und die harte Schule". Bei aller Bescheidenheit bleibt man doch Mensch und erfüllt sich Wünsche.
Das ist halt das krasse Gegenteil zu der heutigen Einstellung: ICH, ICH, ICH! (Und 'Charlotte Löwensköld' ist ein Klassiker - ist 1920 geschrieben worden!) ;)
Seine Frau und er waren nur 3 Jahre zusammen, Schagerström ist noch relativ jung, da müsste das Leben ja auch irgendwann mal weitergehen.
Es war seine große Liebe!!!!!! :joy (Noch dazu, wo er ja vorher überhaupt keine Liebe erfahren durfte!) Und ja, manche trauern ein ganzes Leben lang! (Da kann keine Regel aufgestellt werden, so nach dem Motto: nach der und der Zeit musst / müsstest Du wieder funktionieren!)

er kann nicht alles verschenken, er hat auch Verantwortung zu übernehmen... tut er dann ja auch.
Meinen Hut zog ich vor Herrn Nyman - der zeigte erstaunlich viel Mut mit seinem Verhalten!!!!! :thumbsup
 

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.553
16.307
49
Rhönrand bei Fulda
Der 'Knackpunkt' für die Oberstin war die Aussage (nach dem Abschneiden der Locken durch Charlotte) von Karl-Artur: "Frau Sundler weiß genau, wozu Charlotte fähig ist. Sie war es, die mir die Augen geöffnet hat."
(Die Oberstin reagiert ja drauf mit 'Ich verstehe" und versinkt dann danach in Gedanken.)

Sie bemerkte dadurch, dass Frau Sundler da gewaltig 'geschürt' hatte bei ihrem Sohn!
Ich erinnere mich gerade nicht mehr genau, es ist schon etliche Tage her, dass ich das Buch weggelegt habe - aber ist es nicht so, dass Frau Sundler bei dieser Gelegenheit selbst mit der Oberstin spricht, und zwar immer salbungsvoller und öliger?
Mit dieser Thea Sundler ist es ja so, dass niemand von den handelnden Personen sie leiden kann. Alle empfinden sie als intrigant und, ja, irgendwie "ölig". Der einzige, der auf sie hereinfällt, ist Karl Artur; vermutlich weil sie ihn bei jedem Gespräch von oben bis unten bauchpinselt. Jeder halbwegs intelligente Mensch durchschaut sie. Das wirft, finde ich, auch ein bezeichnendes Licht auf Karl Artur. Um seine Menschenkenntnis steht es nicht zum besten.
 

otegami

Bekanntes Mitglied
17. Dezember 2021
1.833
6.329
49
71
Ich erinnere mich gerade nicht mehr genau, es ist schon etliche Tage her, dass ich das Buch weggelegt habe - aber ist es nicht so, dass Frau Sundler bei dieser Gelegenheit selbst mit der Oberstin spricht, und zwar immer salbungsvoller und öliger?
Thea Sundler sitze mit der Pröpstin und der Oberstin + Sohn zusammen beim Kaffeetrinken auf S. 222. "Die Pröpstin fand, dass sie (Thea) aussah, wie die aufgeblasene Kröte in der Fabel, so wichtig und hochnäsig........."
Die Szene, auf die ich mich bezog, stand erst auf S. 231. Gleich danach geht ja die Oberstin zu Charlotte und fährt heim.

Mit dieser Thea Sundler ist es ja so, dass niemand von den handelnden Personen sie leiden kann. Alle empfinden sie als intrigant und, ja, irgendwie "ölig". Der einzige, der auf sie hereinfällt, ist Karl Artur; vermutlich weil sie ihn bei jedem Gespräch von oben bis unten bauchpinselt. Jeder halbwegs intelligente Mensch durchschaut sie. Das wirft, finde ich, auch ein bezeichnendes Licht auf Karl Artur. Um seine Menschenkenntnis steht es nicht zum besten.
Da gebe ich Dir sowas von Recht! ;) Karl Arturs Gedanken kreisen ja auch nur um sich selbst! Anderen zuhören und sich mit den Gedanken anderer zu beschäftigen liegt ihm nicht. (Ist auch so schön beschrieben, dass er ja Charlotte gerne zu den alten Leuten mitnahm, weil Charlotte gut mit ihnen konnte.) Und das als Geistlicher? :monocle Beruf verfehlt!!!!! :mad: )
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.403
23.942
49
66
Das ist halt das krasse Gegenteil zu der heutigen Einstellung: ICH, ICH, ICH! (Und 'Charlotte Löwensköld' ist ein Klassiker - ist 1920 geschrieben worden!
Wir beurteilen die Menschen aus diesen Büchern mit unseren heutigen Maßstäben und werden ihnen dadurch überhaupt nicht gerecht. Ich bin ganz Deiner Meinung, dass Schagerström glaubwürdig ist.
Jeder halbwegs intelligente Mensch durchschaut sie. Das wirft, finde ich, auch ein bezeichnendes Licht auf Karl Artur. Um seine Menschenkenntnis steht es nicht zum besten.
Wer mag schon die Menschenkenntnis eines Menschen anzweifeln, der einem selbst so bewundert. Es gefällt ihm natürlich, dass ihn hier eine so anschmachtet und er fühlt sich in seiner selbstgerechten Art bestätigt.
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.768
14.387
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
K-A hält Charlotte für hinterlistig und verschlagen.
Was für ein mieser Menschenkenner! Und das nach einer Verlobungszeit von fünf Jahren! Das disqualifiziert ihn meinen Augen als Pfarrer einer Gemeinde, auch wenn er noch so gut predigen kann.

Ich mag die Pröbstin. Wie sie sogar nicht pikiert ist, als ihr Mann meint, wäre er jung und ungebunden, würde er auch um Charlottes Hand anhalten. Sondern sie in schallendes Gelächter ausbricht und sgat, dass es ihm da bestimmt gut erginge.
Alle Frauenfiguren sind sympathisch mit Ausnahme von Thea Sundler. Sie sind den Männer intellektuell und in Menschkenntnis haushoch überlegen.

So ganz leuchtet mir nicht ein, wann und warum die Oberistin "das Spiel" durchschaut hat. Es muss wohl in dem Gespräch begründet sein, das sie mit ihrem Sohn führte.
Und sie hat Thea Sundler getroffen. Mit ihrer Menschenkenntnis hat sie sie durchschaut und sich den Rest zusammengereimt. Sie kennt ihren Sohn und kann ihn einschätzen, auch wenn sie ihn noch so sehr vergöttert.
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.768
14.387
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Ich habe einen Mordsspaß mit diesem Klassiker, vor allem mit den klugen Frauenfiguren. Ich mag auch die Oberstin, obwohl ich ihr vorwerfe, dass sie aus K.-A. so einen verzogenen Bengel gemacht hat. Warum bloß fallen die Frauen alle auf ihn herein, ich finde so gar keinen sympathischen Zug an ihm! War eigentlich irgendwo etwas über sein Aussehen zu lesen, hat er da wenigstens was zu bieten?

Ich fürchte, dass die blind verliebte Charlotte doch noch ihren K.-A. bekommt und selbstverständlich unglücklich wird. Hätte ich ihr gleich sagen können. :rolleyes:

Mit Ausnahme von K.-A. sind die Männer etwas trottelig, aber dennoch sympathisch und gutwillig (der Oberst, der Propst, Schagerström). Auch sie habe ich mittlerweile ins Herz geschlossen.
 

milkysilvermoon

Bekanntes Mitglied
13. Oktober 2017
1.803
5.061
49
Ich habe im weiteren Handlungsverlauf Trivialität erwartet und wurde auf´s Angenehmste enttäuscht - die weiteren Komplikationen sind nicht vorhersehbar, ich langweile mich ganz und gar nicht.

Mir geht es ähnlich. Der Mittelteil ist ja oft etwas lahm, aber in diesem Fall ganz und gar nicht.

Ich habe einen Mordsspaß mit diesem Klassiker, vor allem mit den klugen Frauenfiguren.

Die Figuren sind wirklich gelungen. Und anders als man es erwarten würde.

Ich lese den Roman weiterhin mit großem Genuss. Er ist leichtfüßig und dennoch nicht seicht, unterhaltsam, aber nicht trivial.
 

Lesehorizont

Bekanntes Mitglied
29. März 2022
2.536
9.571
49
53
Mainz
Puh- ich würde dieses Buch soo gerne mögen. Ihr liebt es ja offenbar alle. Aber um ehrlich zu sein, tue ich mich schwer damit, fühle mich zum Teil gelangweilt. Ich frage mich, woran es liegt? Ob ich mit Klassikern bestimmter Art Probleme habe?
Ich lese jetzt erst mal das Nachwort, schaue später hier durch und melde mich dann bestimmt noch mal zu wort.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.240
49.145
49
So ganz leuchtet mir nicht ein, wann und warum die Oberistin "das Spiel" durchschaut hat
Die Oberstin scheint im Gegensatz zu ihrem Spross eine hervorragende Menschenkenntnis zu besitzen. Man erinnere sich an die Zuckerdose. Offenbar geht sie der Sundler nicht auf den Leim, die sich in der Rolle der Verräterin so gut gefällt, dass sie bestimmt übertreibt und unglaubwürdig wird. Die Oberstin kapiert die Zusammenhänge und begreift, dass Charlotte mit ihrem Verhalten den Ruf KAs schützt. Nun hoffe ich, dass sie ihr Versprechen nicht wahr macht. Diesen KA braucht keine Frau.
Im Moment geht mir diese Schwarz-Weiß-Malerei ein wenig zu weit, die Verwicklungen und Motive der Protas etwas zu sehr ins Ohnesorgtheatralische.
Och. Du hast nicht Unrecht. Hier gibt es schon den ein oder anderen konstruierten Verlauf. Und Schwarz/weiß wird auch gemalt. Aber es stört mich so überhaupt nicht! Ich genieße den Stil, die wunderbar gezeichneten Figuren, die Dialoge. Den blöden KA, Schagerström, der die Treppe in seinem Leben auf wundersame Weise hinaufstolperte (seine Liebesgeschichte ist wunderschön, aber total märchenhaft), die Pröbstes und alle anderen. Ich muss mal nicht denken und genieße es!
Ich lese den Roman weiterhin mit großem Genuss. Er ist leichtfüßig und dennoch nicht seicht, unterhaltsam, aber nicht trivial.
Genau das:)

Als realistische Geschichte kann ich das Ganze wirklich nicht betrachten. Es hat Märchenelemente, Irrungen und Wirrungen. Charlotte ist eine Heilige, KA ein verwöhnter Dummkopf, Schagerström ein Hans im Glück...
Wenn alle Betriebe zum Stillstand kommen, nur weil der Chef trauert, dann sind sie bescheiden organisiert. Das darf nicht sein. Aber unsere Geschichte braucht den Knalleffekt eben. Der angeschossene Elch mit seinem Verfolger öffnen Schagerström die Augen und holen ihn ins Leben zurück. Nein, Ems, nicht realistisch, aber mal was fürs Gemüt :p

Das Ganze erinnert ein bisschen an Jane Austens Romanrezepte, die auch gut funktionieren.