Aber nicht nur Kusnezow ist verwirrt. Ich als Leserin werde immer verwirrter und skeptischer in den Teilen des Romans, die in der Sowjetunion der späten 30er Jahre spielen. Und auch der Autor selbst scheint mir mit dieser Situation und Lokation wenig anfangen zu können. Um die Atmosphäre des Gefängnisses und der Verhöre zu übermitteln scheint ihm nicht viel mehr einzufallen als der immer wiederholte Klang des "Vierkantschlüssels" und/oder dem Ruf nach der "Deshurnaja". Die Verhörsituation und das, was wir aus den Deutschland-Kapiteln über das Leben der Carola Neher erfahren passen weiterhin so gar nicht zusammen, mangeln jeglicher Glaubwürdigkeit und bleiben so nicht nur nebeneinander sondern eher als Hemmschuhe nebeneinander stehen. Der Autor hätte sein Können und Wissen besser einschätzen sollen und es bei einer traditionell geschriebenen Biografie belassen sollen, als diesen Kunstgriff mit der Verknüpfung mit der Lagerhaft zu wählen, dem er aus meiner Sicht nicht gewachsen scheint. Ich lese trotzdem gerne weiter und lasse die Butyrka einfach möglichst links liegen.Ein wahrhaft unpolitischer Mensch hätte doch nicht ein Land zum Zufluchtsort gewählt, das die alte Welt in Trümmern schlug, um eine neue, bessere aufzubauen.
Auch wenn Carola direkt zu ihm fährt, hat es doch einen schalen Beigeschmack.Brecht und sie setzen darauf, dass es schnell geht um die Aufführung nicht zu gefährden. Makaber dat JanzeWie Klabund stirbt, ist auch ganz anschaulich dargestellt.
Wieviel ist davon erfunden, frage ich mich.Auch wenn Carola direkt zu ihm fährt, hat es doch einen schalen Beigeschmack.Brecht und sie setzen darauf, dass es schnell geht um die Aufführung nicht zu gefährden. Makaber dat Janze
In Russland "operieren" sie immer mit vielen Kosenamen. Z.B. Sascha, Alexander, Alexandrowitsch, etc. etc. Bedeutet immer denselben Namen.Frage mich, warum der Name des Leutnants nicht immer gleich ist? Im Klappentext steht Grigori, meist wird er aber Gennadi genannt, merkwürdig.
...oder er hätte chronologisch schreiben sollen.
Auch wenn Carola direkt zu ihm fährt, hat es doch einen schalen Beigeschmack.
Wenn der Autor wollte, dass wir Karoline nicht mögen, ist ihm das gelungen.Die so gar nicht zueinander passen wollenden Erzählstränge in der Butyrka und der Biografie Carola Nehers und die nüchterne, wenig abwechslungsreiche Erzählweise, bewirken ein Auseinanderdriften der Gedankengänge bei mir.
Zum einen lese ich das eine, oder das andere, niemals beides im Zusammenhang. Rückfragen Kusnezows erstaunen mich, da er scheinbar gerade das Gleiche gehört hat, was ich gelesen habe, aber die erzählerische Brücke fehlt.
Zum anderen stürze ich mich auf Kleinigkeiten und messse ihnen überproportional Bedeutung zu, die sie vielleicht gar nicht verdient haben.
Zum Beispiel auf Seite 170 oben, "Zeit, zu erfahren, wie ihr Mann das alles gesehen hat". Watt? Der lebt noch und sitzt in der Nähe zum Verhör? Nee, es ist "nur" das Klabund-Lesebuch (S. 171). Ihr seht schon, noch nicht einmal eine Buchseite brauchte der Autor, um meine spannungsreichen Gedanken zu zerschlagen.
War Klabund ein sterbenskranker, aber völlig verpeilter, verliebter Ehemann, der sich klein macht, nur damit seine Frau nicht Kaltherzig rüberkommt? (S.175 Bergwanderung) Macht sie sogar jünger? (S.186 neuer Reisepass)
Dann, auf Seite 215 ließ mich Kusnezow wieder aufhorchen: "Sie [Carola] wird ihm gehören." Also doch nur sexuelles Interesse?
Carolas Bio ist chronologisch. Aber die Butyrka hätte vielllleicht als Rahmenhandlung funktioniert, also kurze Einleitung und dann erst wieder zum Schluss, ohne ständiges Vierkantklappern.
Auch das sie allein mit Klabund war, als er ihr angeblich gesagt hat, dass sie nicht trauern soll und diese Info auch noch am Sterbebett dem Freund weitergibt. Das klang für mich, wie eine eigene Wahrheit in die Welt setzen. Als sie gerade dabei ist, stöhnt Klabund und sie ist erschrocken und fragt, ob er das Gespräch vielleicht mit verfolgen konnte... Carola sinkt in meinem Ansehen gewaltig.
In diesem Leseabschnitt hatte ich verstärkt den Eindruck, dass Carolas "Liebe" zu Fredi daher rührt, dass er sie bedingungslos und aufopfernd liebt. Und das ist schräg. Sie liebt also seine Liebe zu ihr und nicht den Menschen Fredi. Das ist Egoismus in Reinkultur.Ob Fredi ihr wirklich am Herzen liegt/lag? Manchmal wirkt es so, dann gibt es aber auch wieder Passagen die mich zweifeln lassen
Ach, das finde ich hingegen ganz interessant, weil ich dadurch einen Überblick erhalte, was damals "in" war. Einerseits haben wir die seichten Boulevardstücke und andererseits gibt es auch Theaterstücke, die (vorsichtig formuliert) "experimentell" waren, s. dieses Stück "Brennende Erde" von Klabund (Findelkind in tiefster Wildnis im Männerkloster; Vergewaltigung durch böse Banditen; der Traum, als Jungfrau einen zweiten Heiland zu gebären) Auf Ideen kam dieser Klabundallerdings langweilt es sehr, dass der Autor sich bemüßigt fühlt, den Inhalt jedweden Stücks mindestens im Ansatz zu präsentieren.
Ob er verpeilt war, weiß ich nicht. Er hat seine Carola halt geliebt. Vielleicht war er masochistisch veranlagt, weil er sich von ihr trietzen und sich vieles Gefallen ließ, wofür sich andere längst von Carola getrennt hätten.War Klabund ein sterbenskranker, aber völlig verpeilter, verliebter Ehemann, der sich klein macht, nur damit seine Frau nicht Kaltherzig rüberkommt? (S.175 Bergwanderung) Macht sie sogar jünger? (S.186 neuer Reisepass)
Kennt sich jemand mit Geschichte aus? Stimmt es, dass Hitler zurück zur Monarchie wollte, indem er den Kronprinzen auf den Thron bringt? Ich weiß nicht, ob diese Information glaubhaft ist.
Dazu müsste man folgendes Buch lesen, ausgezeichnet mit dem Deutschen Sachbuchpreis, wie ich es schon länger plane:Kennt sich jemand mit Geschichte aus? Stimmt es, dass Hitler zurück zur Monarchie wollte, indem er den Kronprinzen auf den Thron bringt? Ich weiß nicht, ob diese Information glaubhaft ist.
Den hat ja auch nicht der Autor geschrieben sondern vorgeblich Alfred Polgar.Die Kritik aus dem Burgtheater ("Ob sie viel Herz hat, weiß ich nicht, in den Vordergrund drängt sich dieses Organ keinesfalls") ist so ein Satz, nach denen ich mich sehne, geist- und humorvoll.