Fantastisch, wie der Roman die Stimmungen unseres Protagonisten transportieren kann!!! Gleich zu Anfang des Abschnitts im November 68 hat nicht nur die Natur ein tristes Gewand angelegt - auch Pavel sieht nur noch nach unten, hat keine Hoffnung mehr, hat sein Ziel verloren und Resignation hat sich über ihn gelegt. Er wird vorgeladen, darf künftig keine Auslandsreisen in den Westen mehr unternehmen. Er ist geschockt angesichts seiner Machtlosigkeit. Das Krokodil wird zum omnipräsenten Begleiter.
Am Ende des Gespräches knickt sein innerer Widerstand ein, denn: Er hat ALLES zu verlieren. Dieser Dialog jagt einem wirklich Schauer über den Rücken. Auch die Schilderung des zunehmenden Misstrauens seiner Umwelt gegenüber wird hervorragend verdeutlicht.
Angenehm empfinde ich zwischendurch die entspannten Episoden, die sich aus dem Familienalltag entwickeln, bei denen man auch mal lächeln kann, wie zum Beispiel beim Weihnachtskarpfen oder bei Fialas Rückenschmerzen
Den Wiener Professor hat der Himmel geschickt! Wie durch ein Wunder kann Pavel zu ihm - trotz seiner Furcht - sprechen. Der Professor hilft wirklich. Pavel kommt an die notwendigen Papiere.
Was hatte ich eine Angst, als dieser Student Tonda und Pavels Bruder in der Wohnung waren und alles beobachteten und evaluierten. Wie schlimm, wenn man Krokodile auch noch in sein Haus, ins Private, lassen muss!
Auch der Abschied von Prag ist sehr empathisch geschildert! Man kann so gut mitfühlen. Wie schrecklich ist es, wenn man sein Haus, seinen Besitz, seinen Hund (auf Zeit
), die Freunde ohne ein Wort verlassen muss...
[zitat]Das verbindet den Sterbenden mit dem Flüchtenden. Sie brechen auf in eine ungewisse Zukunft. (S. 224)[/zitat]
Im Flugzeug durchlebt er den tragischen 21.8. noch einmal. Auch das Flughafenpersonal hatte Widerstand geleistet...
Tragisch, dass die Schwiegermutter so schwer erkrankt ist. Das hätte sich eine Autorin gar nicht ausdenken können, oder? Noch einmal etwas, das die Aktion zum Scheitern bringen könnte...
@Sandra Brökel Ich kann mich meiner Vorrednerin nur anschließen: Ich finde die Schilderungen unglaublich nah und spannend! Und was mich an Ihrem Schreibstil am meisten beeindruckt: Sie verzichten auf große Gefühligkeiten, auf Szenen, die die Tränendrüsen strapazieren, auf Trivialität.
Dieser Stoff, wäre er in die falschen Hände gekommen, hätte ein ganz anderes Buch ergeben können.... Versteht ihr, was ich meine? Schaut euch die ganzen historischen Romanchen an, die stapelweise in den Auslagen der Läden liegen. Die haben auch einen historischen Hintergrund, strotzen aber vor Liebesschmerz und Gefühlsduselei, bereits auf dem Cover ist ein trauriges Liebesglück zu sehen...
Dieser Roman bringt uns ein Stück Zeitgeschichte nahe. Natürlich ist er auch nicht objektiv. Wie auch? Wir sehen alles durch den Blickwinkel des "Dissidenten" Vodak. Dennoch glaube ich, dass die Geschichte sehr nah an den damaligen Zuständen ist. Sie ist packend. Genial.
So, und jetzt lese ich den letzten Abschnitt!