Hier diskutieren wir "Ted Garner 1. November" bis einschließlich Jean-Baptiste LeRoux 6. November", also die Seiten 143 bis 215.
Diesmal liegt der Schwerpunkt bei Leon, dem Cousin der ermordeten Jeanette. Voller Selbstvorwürfe ihr nicht geholfen zu haben, macht er sich selbst auf die Suche nach dem Mörder. Und wie zu erwarten erhält er deutlich mehr Informationen als die Polizei und hat tatsächlich bald eine Spur.
Aber was hier geschildert wird, erinnert mich fast an Clan-Strukturen, wo nicht nur ohne sondern auch gegen die Polizei gearbeitet wird. Es wirkt fast wie offener Hass, der hier gegen die Weißen besteht.
Zum einen meint Ted Garner, nachdem er von Barker einen Bericht über die Begegnung mit Lorraine Buffalo gehört hat, sogleich "eine Spur" zu haben. Ich finde den Gedankensprung etwas bemüht
Und zweitens marschiert Ted Garner forsch ins Traumazentrum, stellt sich als "Dr. Garner" vor und bekommt prompt Auskunft über einen Patienten - ist so etwas wirklich vorstellbar?
Ich denke, das war nur möglich weil er die behandelnde Ärztin von früher kannte und sie glaubte, dass er als praktizierender Therapeut ein Kollege ist. Ich könnte mir schon vorstellen, dass es mit dieser Konstellation auch bei uns denkbar ist, dass eigentlich vertrauliche Details ausgetauscht werden.
Lorraines Ermordung hat meiner Ansicht nichts mit Jeanettes Tod zu tun. Sie wurde ganz gezielt umgebracht weil der Bruder des Officers eine Anzeige verhindern wollte.
Nein, diejenige, die "Dr. Garner" zuerst die Auskunft gibt, dass Derek Barker stationär in der Klinik war, ist eine Empfangsdame (Seite 194). Die Ärztin Dr. Alliston, die Garner kennt, kommt erst später dazu.
Ich will dem auch keine allzu große Bedeutung beimessen, es hat mich nur verwundert.
Also ehrlich, Depression oder auch Desillusionierung hin oder her, das ist ja völlig daneben.
Leon sucht ebenfalls den Mörder seiner Cousine und hat den Vorteil, dass er auch Auskünfte erhält. Mir gefällt es, dass er so traditionsbewusst ist, befürchte aber, dass es in der heutigen Zeit unheimlich schwer wird, nach den alten Traditionen zu leben.
Den Afghanistanbezug fand ich auch ein wenig bemüht.Die Militärspur hat mich etwas überrascht. Sie wirkt ein wenig wie ein Fremdkörper in dem Buch. Oder soll sie deutlich machen, dass auch die Weißen manchmal sehr zu leiden haben?
Allerdings erscheinen mir manche Wendungen auch recht gewollt. Leon hatte keine Ahnung, wohin er sich in Montreal wenden soll, aber er spürt "eine Erregung, ein Zittern und Prickeln". Er folgt einem inneren Kompass, der ihn just zu ebenjenem Reunion Center führt, wo man seine Kusine kannte... Da muss man schon an Geister glauben, ansonsten ist es des Zufalls ein bisschen viel.Aber klar, er bekommt sehr viel mehr raus, als die Beamten, denen kein Vertrauen entgegen gebracht wird und denen man offensichtlich jede Information vorenthält.
Der Typ hat Dreck am Stecken. Das steht fest und wenn man erst mit Morden angefangen hat, macht der nächste Tote den Kohl auch nicht mehr fett.Wenn man überlegt, wie mit Beschwerden und Anzeigen von Prostituierten und Indigenen umgegangen wird, wäre der Mord doch gar nicht notwendig gewesen.
Le Roux ist ein mächtig plakativer, stereotyper Charakter. Für meinen Geschmack etwas too much. Er ist ein Macho, wie er im Buch steht. Auf der einen Seite (154) verspürt er eine Sehnsucht nach seiner Frau, auf der nächsten (155) lässt er sich mit einer Nutte ein und schmeißt ihr den Lohn noch in Gönnermiene aufs Bett. Pfui!LeRoux vermasselt wieder mal ein paar Zeugenaussagen, weil er halt bei einer Frau nur an das Eine denken kann. Mich wundert wirklich, warum ihn seine Frau nicht schon längst vor die Tür gesetzt hat. Er ist eine Figur, mit der ich nicht viel anfangen kann.
Nein, Jeannette wird er nicht getötet haben. Aber mit den Morden an Prostituierten hat er gewiss was zu tun.Ich glaube irgendwie nicht, dass der Bruder der Täter war. Er hatte auch ein schlimmes Schicksal.
Ja. Das liest sich zwar ganz amüsant. Hat aber mit realistischer Ermittlungsarbeit wenig zu tun. Die Figur ist mir wie gesagt zu krass.Allerdings finde ich Jean-Baptiste ist als Polizist eine völlige Null. Da fährt er zu der Befragung in den Massagesalon und anstatt Chantal zuvernehmen, lässt er sich er einmal einen blasen, geht's noch?? Also
Für mich liegt die Stärke nach wie vor in der Beschreibung der Milieus und der Unterschiede zwischen dem Leben der Einwanderer und der Ureinwohner, wobei es auf beiden Seiten Gute und Schlechte zu geben scheint, was es glaubwürdiger macht.
Das ist auch ein Trend in der Kriminalliteratur. Der Polizist ist nicht nur im Privatleben eine gebrochene Figur, auch die Grenzen zwischen den Guten ( Polizei ) und den Bösen ( Verbrecher ) verschwinden zusehends.Da fährt er zu der Befragung in den Massagesalon und anstatt Chantal zuvernehmen, lässt er sich er einmal einen blasen, geht's noch?? Also ehrlich, Depression oder auch Desillusionierung hin oder her, das ist ja völlig daneben.
So langsam und ergebnislos der Anfang, so rasant gewinnt die Geschichte hier an Tempo. Dass der Veteran Selbstmord begeht, klingt plausibel. Er musste ja befürchten, dass die Polizei seine Verbrechen aufgedeckt hat und selbstmordgefährdet war er seit seiner Rückkehr aus Afghanistan.kaum war er auf der Bildfläche ist er praktisch schon überführt und begeht Selbstmord
Das zeigt nur, dass das Thema „ Afghanistan-Einsatz“ ein weltweites Thema ist und dass es überall Traumatisierte hinterlässt.aber echt jetzt, Afghanistan
Die Cree glauben an Geister.Da muss man schon an Geister glauben, ansonsten ist es des Zufalls ein bisschen viel.
Das ist für mich glaubwürdig. Alkohol hat auf indigene Völker verheerende Auswirkungen, ( sie vertragen einfach weniger), das hat Leon ja in seiner eigenen Familie vor Augen; andere Drogen haben sie schon immer konsumiert.Er lehnt Alkohol ab, raucht aber einen Joint nach dem anderen.
Das weiß ich dochDie Cree glauben an Geister