3. Leseabschnitt: Seite 137 bis 192

wal.li

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1. Mai 2014
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Tja, ich glaube auch, dass Barbara ihre letzten Lebensmonate verbringt. Und Walter will es nicht wahrhaben. Immer wenn die Kinder oder Barbaras Bekannte es ansprechen wollen, macht er dicht. Nebenbei erweist er sich als versierter Koch und Bäcker. Das ist nicht so erstaunlich, mein Vater konnte auch ganz gut kochen als meine Mutter nicht mehr so konnte. Ein wenig gruselig finde ich, dass Walter nacht kontrolliert, ob Barbara noch atmet. Ob er wohl sehr viel Angst hat? Vermutlich wäre es doch besser, die Dinge offen anzusprechen.
 

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
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Ja, die Sprachlosigkeit hinsichtlich emotionaler Dinge zeichnet Walter wohl aus. Andere sind an seiner Stelle betroffen, schon heftig. Ob er mit der Hanne mal was hatte? Das wirkt schon sehr vertraut.. Walter, der immer in seiner häuslichen Blase lebte, orientiert sich nun eher mal nach außen - Helmut zuliebe, versteht sich, weil der seinen Auslauf braucht. Das Jugendzentrum, die Verkäruferin mit den blauen Haaren... Einkaufen geht er nun (fast) freiwillig und definitiv interessierter, und seine Internet-Vorstöße sind ja fast schon revolutionär. Seine Kinder halten es irgendwie immer wieder aus, dass ihr Vater sie ständig vor den Kopf stößt - das sind Situationen, die ich schlecht aushalte. Ich habe jedenfalls keine Ahnung, wie der Roman wohl enden wird. Vermutlich mit Barbaras Tod, aber dann? Mal schauen... Sympathischer ist mir Walter jedenfalls nicht geworden, auch wenn er mittlerweile eher hilflos als despotisch wirkt.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Sympathischer ist mir Walter jedenfalls nicht geworden, auch wenn er mittlerweile eher hilflos als despotisch wirkt.
Ach, mir schon. Es gab diese sprachlose Generation. Und manchmal ist Reden tatsächlich nicht hilfreich. Heisst doch so schön, "Lasst Taten sprechen".

Mir ist Walter sehr sympathisch. Er ist aufgewacht. Früher war er auch nicht ganz so schrecklich. Er hat für seine Familie gesorgt. Viel mehr konnte man früher nicht erwarten. Es war nicht die große Liebe. Aber er war treu. Vermute ich mal. Und obwohl er Barbara ganz schön tyrannisierte - ich meine es nur gut mit dir - hat er sie, je mehr sie sich emanzipierte, auch ziehen lassen und ihr keine Steine in den Weg gelegt. Mir scheint, die beiden haben sich miteinander arrangiert. Ich finde das besser als ständig seinen Partner zu wechseln, weil man nicht "glücklich" ist.
 

Wandablue

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18. September 2019
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So. Frau Bronsky spielt mit uns. Nicht Walter. Er weiß Bescheid. Wir wissen jetzt auch Bescheid. Parden wusste von Anfang an Bescheid. Barbara stirbt doch. Mist.
Walter macht, was zu machen ist. Will aber kein Aufhebens davon machen. Zuerst fand er es sehr zu belobigen, wenn er Kaffee kochen konnte, jetzt aber klagt er nicht mehr und heischt auch nicht mehr nach Anerkennung. Er sieht die Welt zwar anders, aber sonst nimmt er Schickal als das hin, was es ist, Schicksal.
Jetzt will ich aber wissen, wo er Barbara her hat.
Und der Harry die Meredith.
Bestellen die ihre Frauen beim Ottoversand?
Harry ist die seine, die erste, eine Thailänderin weggelaufen.
Barbara aber ist ein Juwel.
Da muss was anderes dahinterstecken.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ja, die Sprachlosigkeit hinsichtlich emotionaler Dinge zeichnet Walter wohl aus. Andere sind an seiner Stelle betroffen,
Mir ist tatsächlich nicht ganz klar, ob Walter wirklich nichts über den ernsten Zustand seiner Frau weiß, oder ob er es nicht wissen will oder ob er es verdrängt. Niemand spricht es konkret an. Der Sohn sagt, wir müssen an nachher denken, wenn er eine Haushaltshilfe anspricht. Harry will sofort angerufen werden, wenn...

Walter wehrt sich innerlich gegen den Gedanken. Er backt einen Käsekuchen für den Jukuz, will auf keinen Fall, dass man Barbara aus der Liste streicht. Die Kinder werden ihm zuviel, ebenso die Besucher. Das kann ich verstehen.

Was ich nicht richtig verstehen kann, ist die Sprachlosigkeit unter den Eheleuten. Natürlich müsste sich B. artikulieren, ihre Wünsche äußern. Es war sehr mutig, dass sie B. nicht ins Krankenhaus gebracht haben nach der Bewusstlosigkeit. Wo ist der Arzt? Dass der ganze Weg ohne Schmerzen und Medikamemte stattfinden soll, erscheint mir etwas unrealistisch, hier werden ja Monate der Krankheit gerafft.

Im Hintergrund scheinen sich die Frauen schon in Stellung zu bringen: Aasgeier. Dabei ist mir Hanne sympathischer als Lydia.

Warum hat das Mädel mit den blauen Haaren geweint? Weil sie ihre Arbeit verloren hat? Das gehört noch aufgeklärt.
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Er hat für seine Familie gesorgt. Viel mehr konnte man früher nicht erwarten.
Er war Handwerker von Beruf. Das hat mich überrascht. Jemand, der sich um Spül- und Waschmaschinen sowie Kühlschränke kümmert und sie repariert (einen Herd vielleicht auch?), soll nicht wissen, wie man Milch warm macht o_O

So. Frau Bronsky spielt mit uns. Nicht Walter. Er weiß Bescheid.
Meinst du echt?
 

Wandablue

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18. September 2019
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Er war Handwerker von Beruf. Das hat mich überrascht. Jemand, der sich um Spül- und Waschmaschinen sowie Kühlschränke kümmert und sie repariert (einen Herd vielleicht auch?), soll nicht wissen, wie man Milch warm macht o_O


Meinst du echt?
That s the problem!
A. Bronsky stellt mir einen Mann vor, der so unglaublich borniert und unwissend erscheint, dass nur noch eine comicfigur übrig bleibt. Das ist hübsch geschrieben, aber so unglaublich weit weg wie Mond von Erde.
 

hulahairbabe

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Tja, ich glaube auch, dass Barbara ihre letzten Lebensmonate verbringt. Und Walter will es nicht wahrhaben. Immer wenn die Kinder oder Barbaras Bekannte es ansprechen wollen, macht er dicht.
Ich glaube auch, dass Walter weiß wie es um seine Barbara steht. Immerhin prüft er ja nicht zum Spaß, ob Barbara im Schlaf noch atmet. Ihm muss ja klar sein, dass sie sterben könnte, sonst würde er das nicht prüfen. Ich schätze mal er versucht das unvermeidliche zu ignorieren, um es für sich einfacher zu machen.
Mir ist Walter sehr sympathisch. Er ist aufgewacht. Früher war er auch nicht ganz so schrecklich. Er hat für seine Familie gesorgt. Viel mehr konnte man früher nicht erwarten.
Ich finde ihn mittlerweile auch sympathisch. Wie süß er ist, als Barbara von der Liste gestrichen werden soll. Wie liebevoll seine Gedanken manchmal zu ihr abschweifen. Walter ist zwar nicht gerade ein Traumtyp, aber ich glaube, dass er richtig dazugelernt hat.
Walter wehrt sich innerlich gegen den Gedanken. Er backt einen Käsekuchen für den Jukuz, will auf keinen Fall, dass man Barbara aus der Liste streicht.
Beste Szene fand ich.
 

hulahairbabe

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16. März 2020
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Was ich befremdlich fand waren die ganzen alten Damen, die den Walter belauern. Lydia, z.B. Was sollte denn ihre penetrante Art?
 
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milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Mir ist tatsächlich nicht ganz klar, ob Walter wirklich nichts über den ernsten Zustand seiner Frau weiß, oder ob er es nicht wissen will oder ob er es verdrängt. Niemand spricht es konkret an. Der Sohn sagt, wir müssen an nachher denken, wenn er eine Haushaltshilfe anspricht. Harry will sofort angerufen werden, wenn...

Ich bin mittlerweile überzeugt, dass er weiß, wie es um sie steht. Er will es aber nicht wahrhaben, er verdrängt. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Und manchmal stellt er sich vielleicht bewusst dumm, damit er mit den anderen nicht über die Details reden muss. Er kann nicht darüber reden. Und er will es nicht. Das fällt ihm schwer. Ich kann das zum Teil nachvollziehen. Ich wollte auch noch nie mit Hinz und Kunz darüber reden, dass gerade ein geliebter Mensch im Sterben liegt. Bei Walter ist es natürlich extrem, weil er auch mit den Kindern nicht darüber sprechen will.

Dass der ganze Weg ohne Schmerzen und Medikamemte stattfinden soll, erscheint mir etwas unrealistisch, hier werden ja Monate der Krankheit gerafft.

Ja, aber von Ärzten war nicht mehr die Rede. Wir erleben mit und erfahren aber nur das, was wir aus Walters Perspektive mitbekommen. Vielleicht drängt er das mit den Medikamenten in den Hintergrund.

Er war Handwerker von Beruf. Das hat mich überrascht. Jemand, der sich um Spül- und Waschmaschinen sowie Kühlschränke kümmert und sie repariert (einen Herd vielleicht auch?), soll nicht wissen, wie man Milch warm macht o_O

Da muss ich erneut widersprechen. Derjenige, den ich im vorherigen Abschnitt meinte, ist Elektriker im Ruhestand und hatte beruflich oft mit solchen Geräten zu tun. Er hat auch zu Hause immer viel repariert. Trotzdem kann er nicht die einfachsten Dinge wie Kaffee kochen. Ich bleibe dabei: Es mag nur wenige solcher Exemplare geben. Aber total abwegig ist ein solches Verhalten leider nicht.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Der Abschnitt hat mich richtig berührt. Man merkt, dass die Situation Walter sehr belastet. Er hat Angst davor, Barbara zu verlieren. Er weiß im Grunde, was los ist. Aber es fällt ihm schwer, sich dem Unvermeidlichen zu stellen. Er lenkt sich lieber ab. Doch er schläft schlecht, weil er sich Sorgen macht.

Seine Eifersucht ist schon putzig. Manchmal frage ich mich allerdings auch, ob er selbst noch auf der Höhe ist. Lässt er selbst nach? Oder warum fällt ihm zum Beispiel der Zustand des Hauses nicht auf? Er ist definitiv überfordert - sowohl emotional (er kann Gefühle generell schlecht zulassen) als auch mit der Arbeit zu Hause.
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Eigentlich schade, das die ganze Familie um den eigentlichen Zustand bzw. Krankheit von Barbara herumdruckst. Mir scheint so sie denken wenn man nicht darüber redet dann ist sie einfach nicht da.

Das Walter von dem Erscheinen seiner Kinder genervt ist kann ich ebenfalls nicht verstehen. Sicherlich liegt es daran weil sie seine gewohnten Tagesstrukturen durcheinanderbringen.

Bei Lydia und Hanne weiß ich ehrlich gesagt nicht warum sie jetzt schon Walter Avancen machen? Sie scheinen ja schon regelrecht hinter ihm her zu sein. Obwohl er mit Hanne sicher eine gute Partie machen würde und so ganz gleichgültig sein sie ihm auch nicht zu sein. So toll ist der Mann doch wirklich nicht. Obwohl seit er kocht und bäckt scheint er zumindest dazugewonnen zu haben.

Und wer ist Harry, er scheint ja ein wahres Elexier zu sein für Barbara bei seinem Besuch hat sie auf einmal ungeahnte Kräfte, wenn auch nur kurz. Das Walter da eifersüchtig wird kann ich verstehen.

Also ich muss sagen ich bewundere nach wie vor Walters Mut wie er an die Sache wie Kochen und Backen rangeht. So langsam habe ich doch den Eindruck, das Walter mehr über Barbaras Zustand weiß, hatten sie beiden das einfach nur verdrängt?
 

Barbara62

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19. März 2020
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Mir ist Walter sehr sympathisch. Er ist aufgewacht. Früher war er auch nicht ganz so schrecklich. Er hat für seine Familie gesorgt. Viel mehr konnte man früher nicht erwarten. Es war nicht die große Liebe. Aber er war treu. Vermute ich mal. Und obwohl er Barbara ganz schön tyrannisierte - ich meine es nur gut mit dir - hat er sie, je mehr sie sich emanzipierte, auch ziehen lassen und ihr keine Steine in den Weg gelegt. Mir scheint, die beiden haben sich miteinander arrangiert. Ich finde das besser als ständig seinen Partner zu wechseln, weil man nicht "glücklich" ist.
Sehr sympathisch nicht, aber er hat sich sehr zu seinem Vorteil weiterentwickelt. Das Reden wird er nicht mehr lernen, aber aus seiner Kocherei spricht vermutlich mehr Liebe, als er Barbara in einer über 50 Jahre dauernden Ehe hat spüren lassen. Sie scheint das zu spüren.

Ja, aber von Ärzten war nicht mehr die Rede. Wir erleben mit und erfahren aber nur das, was wir aus Walters Perspektive mitbekommen. Vielleicht drängt er das mit den Medikamenten in den Hintergrund.
Es muss so sein, dass eine wie auch immer geartete Behandlung stattfindet, und seinen es nur Besuche des Hausarztes, aber Walters Perspektive blendet das aus.

Lässt er selbst nach? Oder warum fällt ihm zum Beispiel der Zustand des Hauses nicht auf? Er ist definitiv überfordert - sowohl emotional (er kann Gefühle generell schlecht zulassen) als auch mit der Arbeit zu Hause.
Wäre er gleich zum Superhausmann mutiert, wäre es nicht glaubwürdig. Außerdem hält er nur die Kocherei für Barbara für wichtig, alles andere ist ihm schlicht egal.
Das Walter von dem Erscheinen seiner Kinder genervt ist kann ich ebenfalls nicht verstehen. Sicherlich liegt es daran weil sie seine gewohnten Tagesstrukturen durcheinanderbringen.
Die Besuche signalisieren, wie schlimm es um Barbara steht, und das möchte er nicht wahrhaben.