Der Roman liest sich sehr kurzweilig. Jede Episode für sich hat aber Tiefe und Tragweite. Der untergetauchte Vater, dessen behinderter Sohn tagelang die Totenwache hält. Das distanzlose Fernsehteam: So hatte sich Herr Sakai den Dreh nicht vorgestellt. Die Journalisten stehen für die Gesellschaft, die nicht am Problem des Kodokushi als solchem Interesse hat, sondern nur an der Sensation, an der Schau, der schnellen Emotion. Schützend stellt sich Herr Sakai vor seinen Mitarbeiter, als es Takada zuviel wird.
Der behinderte Junge wurde von seiner Mutter (!) verlassen, die ihn nicht lieben konnte. Spiegelt sich darin nicht Takadas Geschichte? Auch seine Mutter konnte ihn nicht so nehmen, wie er ist. Sein Vater ist zwar nicht körperlich verstorben, für Takada fühlte es sich aber genau so an. (Dass die Mutter ihrem Sohn auch noch die Schuld am Weggang des Vaters gegeben hat, ist brutal!)
Der Titel "Oben Erde, unten Himmel" taucht zweimal in diesem Abschnitt auf: Einmal verliert Suzu die Orientierung, kann die Richtung des fallenden Regens nicht mehr erkennen. Ein anderes Mal wird Herrn Sakais Leben auf den Kopf gestellt, weil seine Auszeit zu lange dauerte. Ich finde diese vier Worte sehr ausdrucksstark.
Die Fujis bekommen ein Gesicht - über ihre Geräusche und Streitereien hinaus. Herr Sakai schult Suzu auf unaufdringliche Art, genauer hinzusehen, Empathie zu zeigen, gütig und hilfsbereit zu sein. Sie beweist ihm, dass sie ein Mensch ist, als sie Takada zu sich holt.
Herrliche Szenen. Alleine die Beobachtungen und Gespräche auf dem Dach: Da steckt so viel Tiefe drin. Süß auch, dass der Hamster sein Verhalten ändert und sich häufiger zeigt
Takada ist noch auf der Suche nach seinem Vater. Hoffentlich findet er ihn lebend.
Ein wundervolles Buch!!! (Aber das sagte ich schon
)