3. Leseabschnitt: Seite 134 bis 188

Literaturhexle

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Das ist doch auch das Problem, das ihr die Ärzte etc. vorgeführt haben: auch sie soll buchstäblich "kürzen" und in das Leben ihres Mannes eingreifen.
Ah:)
Wieder gut gesehen! Du bist eine wahre Bereicherung für uns! Mir ist da manchmal entsetzlich der Blick verstellt. Das Bild wirkt so einfach und selbstverständlich, wenn der Vorhang gehoben wird.
er liebt seine Kinder bedingungslos, egal, wie sie sich verhalten.
Das fällt mir auch auf. Hoffentlich hat er seinen Nachlass anständig geregelt. Sonst steht Helga am Ende mit leeren Händen da. An solche "profanen" Dinge wird oft nicht gedacht. Wer sich kümmert, sollte auch erben dürfen.
Diese Mann hilft ungebeten, ganz anders als die Nachbarin,
Ja. Stimmt auch (mal wieder;))
doch die literarische Umsetzung ist sehr unterschiedlich.
Da bin ich ganz deiner Meinung. Die beiden Bücher sollte man nicht vergleichen, auch wenn sie inhaltlich dasselbe Thema haben.
 

dracoma

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16. September 2022
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Das Argument, dass sie nicht die leibliche Mutter ist, kann ich nicht nachvollziehen. Es geht um Unterstützung für ihren Vater. Derden erwartet nichts von seinen Kindern, so kann er nicht enttäuscht werden.
Ja genau. Und das ist es, was die Erzählerin jetzt lernt; da hat ihr Mann ihr einiges voraus.
Er hat die "Pflegeleistungen", die er (oder waren es vielleicht doch eher deren Mütter...?) für seine Kinder geleistet hat, nicht als Vorleistung gesehen.

Ich finde es allerdings auch sehr demütigend für H. Sch., wie die Kinder sich verhalten; vor allem der Hinweis, dass sie ja Pflegegeld für ihn kassiere.
Schließlich geht es, wie Du schon sagst, um ihren Vater.
 

Federfee

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13. Januar 2023
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Letztlich geht es in diesem Chat um Eingriffe in die Natur: soll ich eingreifen und die Äste etc. kürzen? Oder soll ich den Baum einfach wachsen lassen, wie er mag? Das ist doch auch das Problem, das ihr die Ärzte etc. vorgeführt haben: auch sie soll buchstäblich "kürzen" und in das Leben ihres Mannes eingreifen.
Und der letzte Satz ist dann Programm:
"ich lass ihn so, wie er ist" (S. 151).
Von Foster (How to read literature...) würdest du jetzt ein dickes Lob kriegen - von mir auch. Sie könnte es tatsächlich deshalb eingefügt haben, weil es diese Parallelen gibt.
Deshalb ist es schwierig, die beiden Bücher zu vergleichen. Es geht zwar bei beiden darum, zu zeigen, was es heißt , einen geliebten Menschen zu pflegen, doch die literarische Umsetzung ist sehr unterschiedlich.
Ja,, schwierig schon und ich habe es ja auch nur angelesen. aber im Grunde hast du doch auch verglichen - wie dein Satz von der literarischen Umsetzung zeigt.
Die beiden Bücher sollte man nicht vergleichen, auch wenn sie inhaltlich dasselbe Thema haben.
Man vergleicht unwillkürlich und warum sollte man das nicht tun? Das bereichert doch, wenn man die unterschiedlichen Sichtweisen und die unterschiedliche Umsetzung sieht. Aber ich muss das von Arnim erst mal richtig lesen, bevor ich mir ein Urteil bilde.
 

otegami

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17. Dezember 2021
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Das fällt mir auch auf. Hoffentlich hat er seinen Nachlass anständig geregelt. Sonst steht Helga am Ende mit leeren Händen da. An solche "profanen" Dinge wird oft nicht gedacht. Wer sich kümmert, sollte auch erben dürfen.
Oh ja!!!!!! Da gebe ich Dir sowas von Recht!!!! (Nachdem sie mit 'Derden' jedoch verheiratet ist, sehe ich das als ein Stück 'Sicherheit' Die Hälfte gehört schon mal sicher ihr! Vielleicht haben sie auch ein Berliner Testament, wo sie erstmal alles erbt und erst nach ihrem Ableben der Rest der Familie! Hoffe ich wenigstens! ;))

Anders war es bei einer Bekannten: sie lebte seit vielen Jahren mit einem Mann zusammen, der aus 1. Ehe auch eine erwachsene Tochter hatte. Die beiden hatten mit viel Liebe zusammen ein altes Haus renoviert, waren dafür auch ausgezeichnet worden, und sie hatte auch ihre Steuerkanzlei mit drin.

Aaaaaber!!!!!! Obwohl sie selbst Steuerberaterin war (es eigentlich hätte wissen müssen!), wurde nie der Nachlass ihres Lebenspartners geregelt! :monocle Als er dann starb, schmiss seine Tochter meine Bekannte mitsamt der Steuerkanzlei aus dem Haus! (Da war er noch nicht mal 'kalt'!)
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Federfee

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13. Januar 2023
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Schade, dass es noch keine deutsche Ausgabe gibt, Du kommst so oft auf das Buch zurück, die Lektüre MUSS ein Gewinn sein!
DAS verstehe ich auch nicht; es würde sich bestimmt gut verkaufen. Als Gewinn empfinde ich sein buch auf jeden Fall, nur dass ich diesmal nicht an eine symbolische Bedeutung gedacht habe. (Foster würde 'tz' sagen) ;)
 

Federfee

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13. Januar 2023
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Das Vorwort las sich schon mal sehr erfrischend. Ob ich tatsächlich duchkomme? Man darf gespannt sein.
Nachdem ich einiges übers Lesen gelesen habe, ist mir klar, dass man auch ohne alles zu verstehen, einen Gewinn aus Sachbüchern ziehen kann. Wenn du etwas nicht verstehst: einfach weiter. Ich habe längst nicht alles verstanden.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ich bin nicht von allem begeistert was ich lese, vieles erscheint mir als überflüssig. Hättet ihr nicht zu den Chats etwas zusammengetragen, was sich für mich stimmig anhört, hätte ich die ausufernde Unterhaltung über das einführen der Birke einfach abgetan.
Dann gibt es aber wieder schöne Einschübe, dass Quittengelee zum Beispiel. Es versteckt sich manchmal etwas was ganz anders hinter den Dingen als man auf den Blick denkt.
Die Pflegesituation ist bekannt, dennoch erschreckt es beim lesen ungemein. Bemerkt den keiner der Kinder, dass sie auch auf Frau Schubert angewiesen sind? Was passiert den, wenn sie ausfällt und niemand schnell verfügbar, mein Heim einen Platz bereithält? In erster Linie sollten sie ihm und ihr zu Liebe generell mal helfen, aber auch im eigen Interesse sollten sie dafür sorgen, dass sie auch mal entlastet wird, um gestärkt ihre Aufgabe wieder leisten zu können
 
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Sassenach123

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Quittengelee als Metapher für die große Liebe.
Diese Geschichte hat es in sich, ich finde man kann in ihr noch einiges mehr finden.
Wehrt sich so eine gutmütige Person dann mal, fallen alle aus den Wolken...
Da fiel mir der Satz ein: Ein Nein zu anderen ist ein Ja zu dir selbst. Muss ich selbst noch lernen, kann selbst nur schwer nein sagen, und ärgere mich dann oft über mich selbst, weil ich mir wieder etwas aufgeladen habe
Das fällt mir auch auf. Hoffentlich hat er seinen Nachlass anständig geregelt. Sonst steht Helga am Ende mit leeren Händen da. An solche "profanen" Dinge wird oft nicht gedacht. Wer sich kümmert, sollte auch erben dürfen.
Gerecht wäre dies allemal, aber da hält unser Staat ja doch das ein oder andere Hintertürchen parat. Wenn man da nicht aufpasst……
 

dracoma

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16. September 2022
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ich finde man kann in ihr noch einiges mehr finden.
Ja, das finde ich auch. Für mich ist es eher das Bild dafür, dass man keine Erwartungen an andere Menschen stellen soll. Also wenn "Champignons" draufsteht, soll man nicht Champignos erwarten.
Und wenn man sich von solchen Erwartungen verabschiedet hat, erwartet einen etwas viel Feineres: nämlich Quittengelee.
H. Sch. betrachtet die Frau, die das Gelee produziert hat, als Vorbild: so etwas Feines hat diese Frau gemacht und dann großzügig verschenkt, aber dann schreibt sie mal nicht ihren Namen drauf, d. h. sie hat etwas Gutes getan und verschwindet ungenannt in der Versenkung.
 

Federfee

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13. Januar 2023
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Für mich ist es eher das Bild dafür, dass man keine Erwartungen an andere Menschen stellen soll.
Das kann ich nur voll unterschreiben. Neulich habe ich mich dabei ertappt, 'Quittengelee' gedacht zu haben ;) Es ist schon gut für Helga, dass sie ihre Erwartungen zurückschraubt, denn sie kann es von sich aus nicht ändern.
 

luisa_loves-literature

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9. Januar 2022
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Helga sucht immer menschenfreundliche Erklärungen.
In dem Gespräch, das ich mit ihr gehört habe, sprach sie von einer wohlwollenden Haltung (eines Autors den Figuren gegenüber, wenn ich mich recht erinnere). Diese wohlwollende Haltung zieht sich auch hier durch ihren Text. Allerdings ist es mir manchmal schon fast übermenschlich. Mit dem Nachbarn hätte ich mich schon etwas in die Haare bekommen und auch über die eine oder andere Person in meinem Umfeld (wenn ich Schubert wäre) schon geärgert...entweder sie spart das aus oder sie tut es nicht. Wobei das nicht zu der forschen jungen Frau aus dem Damals passt.
 

Federfee

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Diese wohlwollende Haltung zieht sich auch hier durch ihren Text. Allerdings ist es mir manchmal schon fast übermenschlich.
Je mehr ich Abstand gewinne, desto unwirklicher kommt mir ihre Haltung vor. Wahrscheinlich hat sie nur das Positive dargestellt und alles andere nicht. So lebt es sich natürlich besser als wenn man sich über Nachbarn aufregt oder Sonstiges ;-)
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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So lebt es sich natürlich besser als wenn man sich über Nachbarn aufregt oder Sonstiges ;-)
Es gibt solche Menschen wirklich.

Es ist natürlich auch eine Frage der Fokussierung. Wenn dich die Pflege völlig einnimmt und dir wenig Raum lässt, tust du dir einen Gefallen, solche "Trivialitäten" an dir abperlen zu lassen. Sonst gehst du kaputt...
 

Federfee

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13. Januar 2023
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Es gibt solche Menschen wirklich.

Es ist natürlich auch eine Frage der Fokussierung. Wenn dich die Pflege völlig einnimmt und dir wenig Raum lässt, tust du dir einen Gefallen, solche "Trivialitäten" an dir abperlen zu lassen. Sonst gehst du kaputt...
Das ist die gleiche Sache wie mit dem 'Quittengelee', wahrscheinlich einfach eine Überlebensstrategie.