3. Leseabschnitt: Seite 128 bis 202

G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Na dann mache ich hier mal den Anfang.

Ein interessanter und auch aufregender Abschnitt! Der besagte brutale Vorfall passiert. Der cholerische Jack Fisk rastet aus und verletzt Ricky schwer. Nur erfährt Ricky hier nicht wirklich Gerechtigkeit und Jack passiert nicht wirklich etwas. Zumindest erfahren wir nichts.

Allerdings macht sich Nora daraufhin Gedanken, was die ausschließlich weißen und reichen Bewohner dieser Straße/Sackgasse und ihre farbigen Angestellten betrifft. Und beim Lesen stellt sich ein ungutes Gefühl ein. Mag dies auch etwas schubladenhaft wirken, aber es liegt trotzdem viel Wahrheit in solchen Gedanken.

Die Bewohner der Straße/Sackgasse müssen sich nun entscheiden für welche Seite sie sind. Pro Ricky und Pro Jack. Etwas was Turbulenzen auslösen wird und auch schon auslöst.

Die Presse schlachtet das Geschehen natürlich sofort aus und einige Bewohner (natürlich George) sind ganz vorn dabei.

Worüber ich mich etwas gewundert habe, über Jack wird viel geredet und nachgedacht, aber Ricky wird von keinem der Bewohner der Straße/Sackgasse besucht. Warum? Indirekt beteiligt sind ja alle. Sie hätten eigentlich alle Jack schon eher Grenzen klarmachen müssen. Oder favorisieren hier etwa mehrere solchen Denken/Tun? Oder gibt es da einfach Bedenken wegen irgendwelcher Grenzüberschreitungen?

In der Ehe zwischen Charlie und Nora sieht es weiter schlecht aus, Charlie stellt sich natürlich auf die Seite von Jack, Nora ist natürlich für Ricky, Rachel stellt sich auf die Seite von Ricky und Oliver versucht zu vermitteln. In der Familie erscheinen jetzt tiefe und in meinen Augen nicht kittbare Risse. Charlie hackt weiter auf dem Job von Nora herum, klar wenn der eigene auch nicht so rosig aussieht, darf die EF natürlich keinen Erfolg haben. :(((

Nora macht sich weiterhin sehr interessante Gedanken zum Thema Ehe und man erfährt dabei viel aus der Familiengeschichte von Nora, viel was Nora zum Nachdenken anregt und auch was einiges erklärt. Ja, wann sind es zu viele oder zu wenige Kompromisse, die man eingeht und wer legt das fest?

Die Hundeexkrementebeutel erscheinen nicht mehr vor der Tür! Warum? ...

Charlie versucht weiterhin den Hausverkauf anzutreiben/anzuleiern. Und Nora sagt ihm endlich ihr Nichteinverständnis dazu in einem klaren und scharfen Ton!!!

Und Nora erfährt einiges Unerfreuliches über Bebe und ihre Vergangenheit und Bob Harris meldet sich erneut und verlangt nach den Diensten von Nora. Ob ersteres Nora wohl beeinflussen wird sich für den Job bei Harris zu entscheiden oder ist die Hemmschwelle Charlie damit zu verletzen zu groß???

Madison, die erfolgsorientierte Assistentin von Nora hat gekündigt, ob das Folgen haben wird???
 

Bibliomarie

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Mit dem brutalen Angriff von Jack auf Ricky bekommt die wohlanständige Fassade doch einen Riss. George und Charlie schlagen sich auf Jacks Seite, doch ihre Frauen reagieren weitaus vernünftiger.
Mir scheint, hier wurde ein männlicher Revierkampf ausgetragen, bei dem Jack jedes Maß verliert.

Gut, dass Nora Charlie endlich ihren Standpunkt des Hauses wegen klarmacht. Das war wirklich nötig.
Ich denke, auch ihre Einstellung zu Bebes Museum ändert sich. Vielleicht denkt sie doch über Bobs Angebot nach.

Die Fenstermachers sind eine interessante Familie. Sie stehen zwar am Rand dieser "Wohngemeinschaft", sind aber auch die subtilen Richtungsweiser. Natürlich kommt Sherry nicht allein zum jährlichen Fest, das winzige Zögern von Alma war Hinweis genug.

Eine Lieblingsfigur wird für mich Phil, der Pseudoobdachlose, der mit seinen Beobachtungen immer genau den Kern trifft.
Dazu so kleine, zynische Bemerkungen, wie zur Daunenjacke, da "Eurereins" so gute Sachen einfach wegschmeißt. Oder auf Seite 178 " er leidet unter saisonal-affektiven Störungen" und die Antwort "Er ist auch im Juni ein Arsch"
 

Bibliomarie

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Allerdings macht sich Nora daraufhin Gedanken, was die ausschließlich weißen und reichen Bewohner dieser Straße/Sackgasse und ihre farbigen Angestellten betrifft. Und beim Lesen stellt sich ein ungutes Gefühl ein. Mag dies auch etwas schubladenhaft wirken, aber es liegt trotzdem viel Wahrheit in solchen Gedanken.

Da sehe ich die Analogie zu den Haushalts- und Putzkräften bei uns. Das sind in der Überzahl Türken oder Polen.

Worüber ich mich etwas gewundert habe, über Jack wird viel geredet und nachgedacht, aber Ricky wird von keinem der Bewohner der Straße/Sackgasse besucht.

Schon im vorherigen Abschnitt, als Nora mit dem Luftbefeuchter zu Ricky fährt, hat sie das Gefühl in seine Welt einzudringen, sie sieht einen ganz anderen Mann und ihm war das offensichtlich nicht recht. Ricky hält bewusst Abstand.
Aber dennoch ein Besuch im Krankenhaus wäre etwas anderes und eine mitfühlende Geste. Aber fühlen vielleicht fühlen sie sich unterbewusst mitschuldig, weil niemand Jack Einhalt geboten hat.
 

Querleserin

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Wadern
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Worüber ich mich etwas gewundert habe, über Jack wird viel geredet und nachgedacht, aber Ricky wird von keinem der Bewohner der Straße/Sackgasse besucht. Warum?
Ich denke, dass die Standesunterschiede tatsächlich zu groß sind, man würde eine rote Linie überschreiten, so wie Nora es bereits getan hat und offen gegen Jack Stellung beziehen. Tragischerweise scheint seine Frau recht vernünftig zu sein, fraglich, warum sie trotzdem zu ihm hält.
In der Familie erscheinen jetzt tiefe und in meinen Augen nicht kittbare Risse.
Interessant fand ich, dass Nora tatsächlich zunächst gegenüber Rachel ihre Meinung zum Vorfall zurückhält und sich noch an den Pakt hält, dass die Eltern immer eine gemeinsame Linie fahren. Nur gegenüber Charlie wird sie sehr deutlich und beharrt auf ihrer Sicht der Dinge, die in meinen Augen auch die Wahrheit darstellen. Sie gehört zum Team "Schlag deine Mitmenschen nicht mit einem Golfschläger" (163) wie sie sich gegenüber George äußert - sie ist eine couragierte, empathische Frau!
Ja, wann sind es zu viele oder zu wenige Kompromisse, die man eingeht und wer legt das fest?
Noras Gedanken zur Ehe finde ich äußerst interessant, wann ist es genug - darum kreist sie ständig und es ist fraglich, ob sie Charles noch lange ertragen kann.
Aber auch um ihre eigene Identität macht sie sich Gedanken, da sie in berufliche und Alltags-Ichs zerfallen - die Rollen, die sie zu spielen bereit ist, sind in ihrem Fall im Fluss. Die "brave" Ehefrau ist sie nicht bereit zu spielen.
Interessante Frage: Warum sperrt Stoller den Parkplatz? Als Protest gegen das, was Ricky dort angetan wurde?
Die Fenstermachers sind eine interessante Familie.
Das finde ich auch!
 

Literaturhexle

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Allerdings macht sich Nora daraufhin Gedanken, was die ausschließlich weißen und reichen Bewohner dieser Straße/Sackgasse und ihre farbigen Angestellten betrifft.
Ich mag Noras Reflexionen. Sie denkt sehr reflektiert und leitet her, in ihrer ganz eigenen, unaufgeregten Art. Es stecken stets viele Wahrheiten dahinter. Mitunter auch mit Humor/Ironie/Sarkasmus gewürzt, den sie ziemlich trocken rüberbringt, was dessen Wirkung verstärkt.
In der Familie erscheinen jetzt tiefe und in meinen Augen nicht kittbare Risse. Charlie hackt weiter auf dem Job von Nora herum,
Für nicht kittbar würde ich die Vater-Tochter-Beziehung nicht halten. Im Normalfall löst sich das auch wieder, wenn der aktuelle Konflikt abschwillt. Aber um die Ehe sieht es nicht gut aus. Da äußert Nora zu viel Fundamentalkritik. Wenn man erstmal soweit ist, den Partner in fast jeder Lebenslage zu hinterfragen und zu kritisieren, ist der Zug meist abgefahren.
Die Hundeexkrementebeutel erscheinen nicht mehr vor der Tür! Warum?
Ricky ist im Krankenhaus!? Sollte er dafür verantwortlich sein? Hatte er eine Rechnung mit Charlie offen?
Und Nora sagt ihm endlich ihr Nichteinverständnis dazu in einem klaren und scharfen Ton!!!
Es wurde Zeit! Endlich lässt sie sich von dem Luschi nicht alles gefallen. Man kann nicht alles aussitzen! (Das merkt unsere Bundeskanzlerin ja auch gerade:D:p;)!)
Ob ersteres Nora wohl beeinflussen wird sich für den Job bei Harris zu entscheiden oder ist die Hemmschwelle Charlie damit zu verletzen zu groß???
Ich bin ziemlich sicher, dass sie den Job annimmt. Dieses Museum strahlt doch eine unglaubliche Dekadenz aus. Bebe ist eine extrovertierte Luxusfrau. Das passt eigentlich nicht zu Nora. Ob allerdings Harris besser zu ihr passt? Schließlich hat er sich auch schon zweimal an sie herangemacht... Auf Charlie wird sie keine Rücksicht mehr nehmen, da scheint mir schon sein Abgesang im Gange zu sein.
 

Literaturhexle

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Eine Lieblingsfigur wird für mich Phil, der Pseudoobdachlose, der mit seinen Beobachtungen immer genau den Kern trifft.
Das geht mir auch so!
Tragischerweise scheint seine Frau recht vernünftig zu sein, fraglich, warum sie trotzdem zu ihm hält.
Man erinner sich an Seite 24: "Das Eheversprechen kommt einem Loyalitätseid gleich." Ich denke, das ist der Grund. Im Innenverhältnis kann das allerdings ganz anders aussehen. Man sollte Sherry nicht unterschätzen!
sie ist eine couragierte, empathische Frau!
Absolut!
Interessante Frage: Warum sperrt Stoller den Parkplatz? Als Protest gegen das, was Ricky dort angetan wurde?
Das glaube ich weniger. Ich habe das Bild eines Investors vor mir. Er lässt sich die Parkplätze ja auch gut bezahlen. Wahrscheinlich hat er ein besseres Projekt am Haken und in Kürze wird ein MFH gebaut.
 

Literaturhexle

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Nora sieht die Schieflagen in ihrem Umfeld sehr genau, egal, ob es ihr Mann, die Kinder, ihre Herkunfsfamilie oder die Nachbarn sind. Aufgefallen ist mir wieder der latent vorhandene Rassismus. Den Heimbewohnern scheint sofort klar, dass Ricky als Farbiger (im weitesten Sinne) kein Recht bekommen wird, befürchten sogar, dass er eingesperrt und der Täter frei gelassen wird.
Wiederholt tauchen auch die oberflächlichen Themen der reichen New Yorker auf: Oberflächlichkeit, Gesundheitswahn, Statusdenken usw. Der Hund bekommt mehr Aufmerksamkeit als der Ehemann, eine Kinderfrau gehört zum guten Ton.

Betsy scheint mir noch interessant zu sein, gerade weil sie bislang mehr oder weniger als Phantom auftaucht. Sie ist intelligent und als Chirurgin extrem erfolgreich. WIE kann sie es mit einem Typ wie George aushalten ?!?

Die Ehe von Nora rollt, wie bereits mehrfach gesagt, den Abhang hinunter. Sätze wie "Vertrautheit erzeugt Verachtung", zeugen nicht von ehelicher Harmonie. Charlie macht immer wieder einen auf dicke Hose und Nora scheint sich das nicht mehr länger gefallen lassen zu wollen. Das war allerdings die Basis dafür, dass es bislang überhaupt noch funktioniert hat...
Den Hausverkauf hat sie erst einmal gestoppt. Der Job beim Museum zeigt zunehmend mehr Schwächen. Mal schauen, vielleicht macht sie am Ende etwas ganz Anderes?!
 

Bibliomarie

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Ich mag Noras Reflexionen. Sie denkt sehr reflektiert und leitet her, in ihrer ganz eigenen, unaufgeregten Art. Es stecken stets viele Wahrheiten dahinter. Mitunter auch mit Humor/Ironie/Sarkasmus gewürzt, den sie ziemlich trocken rüberbringt, was dessen Wirkung verstärkt.

Ich mag sie auch, eine ganz starke Person und eine überaus sympathische Protagonistin.
 

Bibliomarie

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Wiederholt tauchen auch die oberflächlichen Themen der reichen New Yorker auf: Oberflächlichkeit, Gesundheitswahn, Statusdenken usw. Der Hund bekommt mehr Aufmerksamkeit als der Ehemann, eine Kinderfrau gehört zum guten Ton.

Das hat die Autorin sehr fein beobachtet und alle haben Wahnsinnsküchen und jeder lässt täglich das Essen kommen. Sogar das Sonntagsfrühstück, wie Nora einmal erwähnt.
 

Bibliomarie

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ätze wie "Vertrautheit erzeugt Verachtung", zeugen nicht von ehelicher Harmonie. Charlie macht immer wieder einen auf dicke Hose und Nora scheint sich das nicht mehr länger gefallen lassen zu wollen.

Ich denke, dass Charlie sein Minderwertigkeitsgefühl damit kompensieren will. Nora ist beruflich immer weiter gekommen. Die Museen und Stiftungen wollen sie, während Charlies Karriere einfach stagniert.
 

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Der cholerische Jack Fisk rastet aus und verletzt Ricky schwer. Nur erfährt Ricky hier nicht wirklich Gerechtigkeit und Jack passiert nicht wirklich etwas. Zumindest erfahren wir nichts.
Ich finde die verschiedenen Versionen des Vorfalls spannend. Fisk behauptet ja, es sei ein Unglücksfall gewesen. Ricky sagt, Fisk habe absichtlich zugeschlagen. Aufgrund der Vorgeschichte und dem was wir über Fisks Charakter wissen, bin ich geneigt, Ricky zu glauben. Aber letztlich muss man davon ausgehen, dass das Geschehen streitig ist. Der einzige Zeuge ist Charlie, und der bestätigt immerhin Fisks Version, wobei ich ihn nicht für glaubwürdig halte. Aber das sind alles subjektive Einschätzungen.
 

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Worüber ich mich etwas gewundert habe, über Jack wird viel geredet und nachgedacht, aber Ricky wird von keinem der Bewohner der Straße/Sackgasse besucht. Warum? Indirekt beteiligt sind ja alle. Sie hätten eigentlich alle Jack schon eher Grenzen klarmachen müssen. Oder favorisieren hier etwa mehrere solchen Denken/Tun? Oder gibt es da einfach Bedenken wegen irgendwelcher Grenzüberschreitungen?
Ich denke, es sind die Grenzen zwischen der Gruppe der Straßenbewohner und ihren Bediensteten. Jack, nicht Ricky, gehört zu ihrer Gruppe. Daher steht sein Verhalten im Mittelpunkt.

Ich glaube nicht, dass die Nachbarn irgendwie vorher hätten auf Fisk einwirken können. Wie denn? Selbst wenn er ein Choleriker ist, ist es doch nicht Sache der Nachbarn, ihn zu erziehen. Anders sieht es natürlich nach dem Vorfall aus. Und hier reagieren die Nachbarn ja auch zum Teil mit offener Ablehnung.
 

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Mir scheint, hier wurde ein männlicher Revierkampf ausgetragen,
Ja, das war ein Revierkampf. Fisk fühlt sich von Ricky bedroht, wenn er mit seinem Auto um den Transporter herumfahren muss, und dann hat er sich dabei auch noch den Spiegel abgefahren, den Kampf also verloren.
 

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Schon im vorherigen Abschnitt, als Nora mit dem Luftbefeuchter zu Ricky fährt, hat sie das Gefühl in seine Welt einzudringen, sie sieht einen ganz anderen Mann und ihm war das offensichtlich nicht recht. Ricky hält bewusst Abstand.
Aber dennoch ein Besuch im Krankenhaus wäre etwas anderes und eine mitfühlende Geste.
Da hast du prinzipiell Recht. Ein Besuch im Krankenhaus ist eine mitfühlende Geste. Ich kann aber auch Ricky und seine Frau verstehen. Sie leben in ihrer Welt und begegnen den reichen Straßenbewohnern immer nur auf einem vordefiniertem, beruflich geprägtem Terrain. Begegnungen andernorts sind nicht vorgesehen und nicht erwünscht und ich kann mir auch gut vorstellen warum. Wenn man selbst der weniger privilegierten Schicht angehört, will man der anderen keine Gelegenheit geben, sich auch noch außerhalb des beruflichen Umfelds überlegen zu fühlen. Dass Nora sich tatsächlich nicht überlegen fühlt, wenn sie Ricky besucht, spielt da keine Rolle. Denn das sehen Ricky und seine Frau ja nicht.
 

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Ich bin ziemlich sicher, dass sie den Job annimmt. Dieses Museum strahlt doch eine unglaubliche Dekadenz aus. Bebe ist eine extrovertierte Luxusfrau. Das passt eigentlich nicht zu Nora.
An der beruflichen Front wird sich bestimmt etwas tun. Noras Job ist ja schon recht sinnentleert.
 

Literaturhexle

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Da hast du prinzipiell Recht. Ein Besuch im Krankenhaus ist eine mitfühlende Geste. Ich kann aber auch Ricky und seine Frau verstehen. Sie leben in ihrer Welt und begegnen den reichen Straßenbewohnern immer nur auf einem vordefiniertem, beruflich geprägtem Terrain. Begegnungen andernorts sind nicht vorgesehen und nicht erwünscht und ich kann mir auch gut vorstellen warum. Wenn man selbst der weniger privilegierten Schicht angehört, will man der anderen keine Gelegenheit geben, sich auch noch außerhalb des beruflichen Umfelds überlegen zu fühlen. Dass Nora sich tatsächlich nicht überlegen fühlt, wenn sie Ricky besucht, spielt da keine Rolle. Denn das sehen Ricky und seine Frau ja nicht.
Sehr gut beobachtet! Dem schließe ich mich an.
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Überraschenderweise gefällt mir das Buch in diesem Abschnitt besser. Das mag daran liegen, dass mit dem Angriff Jacks auf Ricky endlich etwas (Unerwartetes) passiert. Hier mochte ich sehr, wie Nora sich explizit gegen einen "Unfall" stellt. Auch wie sie mit der Presse umgeht, oder bei dem Fest sich zu dem Team "schlag deinen Mitmenschen nicht mit einem Golfschläger" bekennt.

Was ich mir schon zu Anfang des Buches dachte, dass die Menschen ind em Buch mehrere Rollen spielen, fand ich mit Noras Überlegungen zum beruflichen Ich und dem alltäglichen Ich bestätigt. Besonders die Frauen führen zwei Leben, erfolgreiche Frauen, in durchwegs guten Positionen und erfüllenden Berufen und daheim ein Abklatsch der Desperate Housewives.

An der Stelle, an der Nora von ihrer Kindheit erzählt, ihrer Mutter, der neuen Frau des Vaters, hat mich die Autorin dann wirklich gehabt. Und ich bin auch dankbar für den Hinweis auf Ibsens Puppenheim, trotz Nora, darauf wäre ich nicht gekommen.

Und noch was zum Lachen am Schluss: Gleich nach dem Angriff auf Rickly stehen Nora und Linda zusammen. Die eine sagt zur anderen: "Soll ich Shery holen?" Und ich dachte, die Amis nützen auch jede Gelegenheit für einen Drink!