3. Leseabschnitt: Seite 115 bis Ende (Seite 166)
Erster Satz:
"Denn irgendwann würde Jacques zurückkommen."
Erster Satz:
"Denn irgendwann würde Jacques zurückkommen."
Das habe ich mich auch gefragt. Er soll François heißen, laut Internet und Buchrückseite, aber wo steht das?wurde eigentlich irgendwann mal sein Name erwähnt?
Aber das ist doch gerade das, worum es geht. Ein junger Mann schreibt autobiografisch (?) von seiner ersten großen Liebe, ist überfordert von der Ambivalenz (liebt sie mich, liebt sie mich nicht? Wer ist denn nun der Vater?), ist überspannt und ungestüm in seinem Verhalten und in seinen Gedanken. Und dann die Allgemeinplätze, die er immer wieder einstreut. Es ist schon erkennbar, dass den Text ein junger Mann geschrieben hat, der in seiner Verliebtheit weder aus noch ein weiß.so dürfen sich Jungmänner ruhig weiterhin ausprobieren und austoben und ihren anschließenden Weltschmerz dem geneigten Leser unterbreiten
Vom Buchrückentext weiß ich das auch. Im Buch selbst wird der Name aber nicht genannt. Genau deswegen habe ich mal den Buchrückentext durchgelesen.Das habe ich mich auch gefragt. Er soll François heißen, laut Internet und Buchrückseite, aber wo steht das?
Mach mal. Vielleicht nimmst du mir Arbeit ab. Nein, mein Eindruck ist eher kritischer Natur. Ich habe mich persönlich durch das Buch quälen müssen. Ich mag den Ton nicht, das Überhebliche, Schelmische, Dominierende, Neunmalkluge, Egoistische. Ich kann darüber weder lachen noch lächeln. Das hat mir die ganze Story verleidet. Das möchte ich dem Buch aber nicht komplett anlasten. Insofern bitte ich euch um Vorlage.bevor ich hier Weiteres dazu schreibe.
Die Vokabel "berechnend" empfinde ich in dem Kontext etwas unpassend (ist vlt. aber Haarspalterei). Ich würde es vorausschauend und realistisch nennen. Ein 15 jähriger Schüler kann keinerlei Perspektive bieten. Verlass ist an dieser Stelle nur auf den Leutnant - wenn er aus dem Krieg zurückkommt. Insofern muss jener im Glauben gelassen werden, dass ein Kind von ihm sein KÖNNTEDiese wird im übrigen auch als berechnend dargestellt, sie sagt nicht immer die Wahrheit.
So miefig finde ich das gar nicht. Dieses Paar betreibt sein Verhältnis ja schon sehr, sehr offensichtlich. Dafür halten sich die Wellen doch erstaunlich flach. Wenn man da an die arme Effi ein paar Jahrzehnte zuvor denkt...Ein Lehrstück in bürgerlicher Moral, Kleinstadtmief und den Sitten und Gepflogenheiten in Frankreich vor hundert Jahren.
Das ist auch für mich das Zentrale. Raymond Radiguet war 17, als er diesen Roman schrieb. Mit 15 ging er von der Schule ab. Und das Ganze schrieb er 1920! Als es noch keine Popliteratur gab, keine Beat-Generation. Und dieser Jugendliche wirft die moralischen und gesellschaftlichen Normen und Werte mit diesem Buch einfach über den Haufen.Ich glaube, man muss bei der Beurteilung zwei Dinge berücksichtigen - das Alter des Erzählers und die Zeit, in der er den Roman geschrieben hat.
Genau.Und ich finde, das macht dieses Buch und seine Neuübersetzung zu einer Besonderheit.
Das soll mir bitte mal einer erklären, warum der Erzähler per Klappentext dann einen Namen bekommt. So etwas kann ich ja gar nicht vertragen, denn aus literaturwissenschaftlicher Sicht hat die Namenlosigkeit immer eine FunktionIm Buch selbst wird der Name aber nicht genannt.
Aber es ereilt Marthe ja leider auch das Schicksal vieler Frauen in der damaligen Zeit, sie stirbt kurz nach der Geburt ihres Sohnes.
So ist es - außerdem absolut typisch in der Literatur. Ehebrechende Frauen, Frauen, die sich nicht an die Konventionen halten, eine eigene Meinung haben, unter Stand heiraten, müssen am Ende sterben. Das war auch in den 20ern noch so. Solche Frauen bedrohen die Gesellschaft, das kann man nicht durchgehen lassen - also ist der Tod die angemessene Strafe, auf welche Art auch immer.Mit ehebrechenden Frauen ging man hart ins Gericht.
Ja, das stimmt. Aber für mich hat der Roman überspitzt gesagt doch etwas von "Fan-Fiction" à la "ich schreibe meine lustvollen Gedanken nieder und ergötze mich selbst an ihnen". In der Literatur ging es ja vorher auch schon immer wieder darum gegen Normen und Konventionen aufzubegehren - sodass ich Radiguet jetzt auch nicht als den großen Revolutionär sehe.Raymond Radiguet war 17, als er diesen Roman schrieb. Mit 15 ging er von der Schule ab. Und das Ganze schrieb er 1920! Als es noch keine Popliteratur gab, keine Beat-Generation. Und dieser Jugendliche wirft die moralischen und gesellschaftlichen Normen und Werte mit diesem Buch einfach über den Haufen.