"Jeden Tag unter Menschen zu leben, die nicht sehen wollen, dass du ein Mensch bist wie sie ....."
In diesem Satz (S. 230) kristallisiert sich für mich sehr gut die Essenz des Romans, soweit ich ihn bisher gelesen habe.
Da überrascht es nicht, dass man sich hinwegträumt und -denkt aus diesem Leben. So z.B. Noa:
"Sein größtes Geheimnis aber war es, dass er Japaner sein wollte; er träumte davon, Ikaino zu verlassen und nie mehr zurückzukommen."
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Diese Rassen-Diskriminierung ist leider Gottes etwas, das man zu verschiedenen Zeiten in den verschiedensten Ländern der Welt beobachten konnte und noch heute kann. Das macht diesen Roman so wertvoll: Man bekommt anhand konkreter Beispiele vor Augen geführt, wie ungerecht diese Stigmatisierung und Ausgrenzung eines Volkes ist.Den Koreanern ging es trotz viel Arbeit immer schlechter, sie werden schlecht und minderwertig behandelt.
In diesem Abschnitt war ich insbesondere von Hansu positiv überrascht! Auf einmal kommt er ins Restaurant und es stellt sich heraus, dass er all die Jahre auch über seine Zweitfamilie gewacht hat. Er hat Sunja positiv nachgespürt, hat ihre Lebensumstände beobachtet, ihr Arbeit beschafft und sie letztlich vor den amerikanischen Bomben gerettet. Wie ein guter Geist - wenn man die etwas dubiosen Umstände, wie Hansu sein Geld verdient, außer acht lässt. Es scheint also doch der Wahrheit zu entsprechen, was er der schwangeren Sunja versprochen hatte: Dass er sie und ihre Kind als seine Zweitfamilie anerkennen wollte.
Berührt hat mich auch die Tatsache, dass er Sunjas Mutter aus Korea hat holen lassen. Das offenbart menschliche Züge an dem Mann, den ich offensichtlich falsch eingeschätzt habe.
Interessant auch die historischen Hintergründe, die @Renie in der Vorstellungsrunde hinterlegt hat. Ich gestehe, dass ich z.B. keine Ahnung hatte, wann sich die Teilung Süd-/Nordkoreas vollzogen hat
Wie ein guter Geist - wenn man die etwas dubiosen Umstände, wie Hansu sein Geld verdient, außer acht lässt.
Diese Wendung hat mir in diesem Abschnitt auch am besten gefallen und erklärte im nachhinein, warum es ausgerechnet Sunja und Kyunghee gelungen war, eine gut bezahlte Arbeit zu finden - etwas, was es in Japan für die meisten Koreaner doch fast nie gab.In diesem Abschnitt war ich insbesondere von Hansu positiv überrascht! Auf einmal kommt er ins Restaurant und es stellt sich heraus, dass er all die Jahre auch über seine Zweitfamilie gewacht hat. Er hat Sunja positiv nachgespürt, hat ihre Lebensumstände beobachtet, ihr Arbeit beschafft und sie letztlich vor den amerikanischen Bomben gerettet. Wie ein guter Geist - wenn man die etwas dubiosen Umstände, wie Hansu sein Geld verdient, außer acht lässt. Es scheint also doch der Wahrheit zu entsprechen, was er der schwangeren Sunja versprochen hatte: Dass er sie und ihre Kind als seine Zweitfamilie anerkennen wollte.
Ja, ich glaube ich verstehe, was du meinst. Würden solche Szenen ausgeschrieben und nicht unserer Vorstellung überlassen, würde die Geschichte zu süß bzw. salzig. Durch die nicht explizite Beschreibung wird betont, dass das der ganz normale zu erwartende Verlauf der Geschichte war. Ich finde das auch sehr gelungen.Es wurde nicht explizit geschrieben, dass Isak verstarb an dem Tag, als Noa noch zur Schule musste. Im nächsten Kapitel wird aber recht schnell erwähnt, dass Isak jetzt x Jahre tot sei. Mir gefällt das recht gut. Dadurch werden zu intensive Emotionen vermieden. Der Text bleibt sachlich-distanziert, ohne seine Tiefe einzubüßen.
Versteht ihr, was ich meine ?
Es bleibt wohl nur das Arrangieren mit der diskriminierenden Situation in Japan.
Das ging mir genauso. Im ersten Abschnitt habe ich ihn noch als skrupellosen Kerl verteufelt, der mit einer Minderjährigen Spaß hatte und am Ende der Gelackmeierte war, weil Sunja ihm seinen einzigen Sohn vorenthielt. Aber hier erweist er sich als Gute Fee. Er übernimmt Verantwortung (soweit man ihn lässt). Sehr schön finde ich auch, dass er sich nicht nur um Noa kümmert, sondern keinen Unterschied zu dem Rest der Familie macht. Ein feiner Kerl!In diesem Abschnitt war ich insbesondere von Hansu positiv überrascht!
Bezüglich deiner Meinung zu Hansu bin ich ganz bei dir. Ohne ihn wäre es der Familie schlecht ergangen, dass kann man nicht abstreiten, dennoch kann ich Sunja gut verstehen, dass sie es lieber ohne seine Hilfe schaffen möchte. Ich bin mir auch nicht sicher, ob seine Loyalität nicht einzig Noa geschuldet ist, den Sohn, den er nie hatte. Er schließt die anderen mit ein, aber ich glaube, er kennt Sunja sehr gut, und weiß, dass er sie nur über diesen Weg überzeugen kann.Ich habe weiter ambivalente Gefühle gegenüber Hansu. Er treibt Schutzgeld ein. Wenn jemand die Zahlung verweigert, schickt er Männer, um die "Situation zu klären" wie es beschönigend im Roman heißt.
Ich habe Verständnis dafür, dass Sunja und Yosib Skrupel haben, die Hilfe von Hansu annehmen. Ich fand es sogar ein bisschen traurig, zu erfahren, dass es die Frauen nicht aus eigener Kraft geschafft hatten, ein Stelle im Restaurant zu bekommen.
Andererseits wäre die Familie schon tot, wenn Hansu nicht wäre.
Mir gefällt an dem Roman, dass fast alle Figuren in einem Dilemma stecken. Soll man sich integrieren oder zurück nach Korea. Soll man das Geld von Hansu annehmen usw. Das wird gut dargestellt.
Der Roman bleibt nie lange bei einer Figur. Schließlich ist es eine Geschichte, die über mindestens vier Generationen geht. Vielleicht ändert sich das wenn die beiden Söhne von Sunja erwachsen sind. Ich bin gespannt wie sie sich weiter entwickeln.
"Jeden Tag unter Menschen zu leben, die nicht sehen wollen, dass du ein Mensch bist wie sie ....."
In diesem Satz (S. 230) kristallisiert sich für mich sehr gut die Essenz des Romans, soweit ich ihn bisher gelesen habe.
"Sein größtes Geheimnis aber war es, dass er Japaner sein wollte; er träumte davon, Ikaino zu verlassen und nie mehr zurückzukommen."
Doch dort - und das macht ihre Situation noch erheblich fataler - hat sich inzwischen durch einen Regimewechsel alles verändert (das kommunistische Nordkorea ist entstanden, in dem viele "besitzende" Verwandte verhaftet oder umgebracht wurden), so dass der Weg aus der Herabsetzung durch die Japaner weitestgehend versperrt ist.
Komplette Integration oder Rückzug in das Heimatliche sind dabei dann die alternativen Wege, die wir im Übrigen auch heute bei jeglichen Formen der Migration beobachten können.
Man bekommt anhand konkreter Beispiele vor Augen geführt, wie ungerecht diese Stigmatisierung und Ausgrenzung eines Volkes ist.
In diesem Abschnitt war ich insbesondere von Hansu positiv überrascht! Auf einmal kommt er ins Restaurant und es stellt sich heraus, dass er all die Jahre auch über seine Zweitfamilie gewacht hat.
Berührt hat mich auch die Tatsache, dass er Sunjas Mutter aus Korea hat holen lassen. Das offenbart menschliche Züge an dem Mann, den ich offensichtlich falsch eingeschätzt habe.
Interessant auch die historischen Hintergründe, die @Renie in der Vorstellungsrunde hinterlegt hat. Ich gestehe, dass ich z.B. keine Ahnung hatte, wann sich die Teilung Süd-/Nordkoreas vollzogen hat
Natürlich wollen sie gern zurück in ihre Heimat, doch diese Heimat gibt es nicht mehr, nur den geografischen Ort.
Ich habe weiter ambivalente Gefühle gegenüber Hansu. Er treibt Schutzgeld ein. Wenn jemand die Zahlung verweigert, schickt er Männer, um die "Situation zu klären" wie es beschönigend im Roman heißt.