3. Leseabschnitt: PA (Seite 115 bis 201)

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Es besteht eine große Distanz zu allen Figuren.

Zu den Figuren selbst konnte ich leider keine großen Bindungen eingehen, wodurch die Intensität etwas zurückgegangen ist.

Ich habe diesen Teil auch als weniger intensiv empfunden. Ich kann aber nicht genau sagen, woran es liegt.

Und diese Erzählerstimme, voller Ironie und Sarkasmus, die sich selbst in Frage stellt, habe ich in der Art und Weise noch niemals zu vor gelesen. Ich finde sie genial, sie erzeugt einen Sog. Gerade weil man immer wieder in ganz unterschiedliche Gedanken schlüpft. Die unvermittelten kleineren Zeitsprünge innerhalb der Kapitel sind herausfordernd. Da wäre ein "Am nächsten Tag" etc. schon hilfreich.

Vollste Zustimmung. Deine Eindrücke kann ich unterschreiben.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Es geht hier um mehr als um wirtschaftliche Sicherheit. Es geht um Würde.
Das ist bisher das einzige an diesem Roman, was mich emotional wirklich mitnimmt. Salome hat viel für Rachel getan, sie gepflegt. Natürlich ist es ihre Arbeit, aber die Familie wäre aufgeschmissen gewesen ohne sie, niemand wollte diese niederen Arbeiten, so wird es im ersten Abschnitt beschrieben, machen. Hat man da nicht das Bedürfnis ihr zu zeigen, dass sie wertgeschätzt wird, in dem Fall dadurch, dass das Versprechen eingelöst wird.
Manie ist was die Kirche und seinen Verpflichtungen angeht so korrekt, fast schon blind lässt er sich von dem Geistlichen ausnehmen, und an Salome und das Versprechen verschwendet er keinen Gedanken. Liegt es wirklich an den Umständen wie die Schwarzen damals gesehen wurden? Mit meinem Denken ist dies schwer nachzuvollziehen
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Dieser Abschnitt zog sich ein wenig. Die ausufernde Beschreibung des Begräbnis, das Testament……
Dennoch gab es einiges, was ich interessant fand. Amor ist beispielsweise die hübschere der Schwestern geworden, das, nachdem Astrid damals diejenige war, die sich so gesehen hat. Nun verkümmert sie in einem Konstrukt, dass ihr nicht zusagt. Ich habe mich ebenfalls gewundert, dass sie Amor von ihrem Verhältnis erzählt hat. Anscheinend musste sie es einfach mal loswerden, denn wie zwei sich liebende Schwestern agieren die beiden ganz sicher nicht.
Manies Schwester wirkte immer sehr durchsetzungsfähig, doch nun zweifelt sie, ob es wirklich ihr. Bruder ist, der im Sarg liegt. Wird ihr bewusst, dass ihre Uhr tickt, denn Manie war der jüngere? Das sie sich von diesem Zeitungsbericht so aus der Bahn werfen lässt halte ich bei dieser Naturgewalt für unwahrscheinlich.
All das sind Vermutungen, der Autor hat es nicht so Aspekte direkt anzuzeigen
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Hat man da nicht das Bedürfnis ihr zu zeigen, dass sie wertgeschätzt wird, in dem Fall dadurch, dass das Versprechen eingelöst wird.
Nicht, wenn man die Schwarzen als minderwertige Dienstboten begreift, denen man etwas Gutes tut, indem man ihnen Arbeit und Obdach gewährt. Der Blickwinkel ist ein ganz anderer, als wir ihn haben. Die Apartheit hat Spuren hinterlassen.
Und außerdem Grund und Boden (die Scholle) abgeben? Geht gar nicht.

Ich habe mich ebenfalls gewundert, dass sie Amor von ihrem Verhältnis erzählt hat.
Das ist ein Twist des Autors: Amor wird wiederholt als eine Person geschildert, der Menschen ihre Geheimnisse anvertrauen, ohne ihr besonders nahe zu sein. Sie strahlt offenbar große Vertrauenswürdigkeit aus.

Dieser Abschnitt zog sich ein wenig.
Das war auch für mich der am wenigsten Packende. Es wird wieder besser, es wird richtig gut;)
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Liegt es wirklich an den Umständen wie die Schwarzen damals gesehen wurden? Mit meinem Denken ist dies schwer nachzuvollziehen
Auch wenn wir das nicht verstehen, hängt es genau damit zusammen. Weshalb Salome etwas geben. Das war ihr Job, dafür wurde sie bezahlt. Schwarzen Land geben? Soweit kommt‘s noch, heißt es irgendwo sinngemäß.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Nicht, wenn man die Schwarzen als minderwertige Dienstboten begreift, denen man etwas Gutes tut, indem man ihnen Arbeit und Obdach gewährt. Der Blickwinkel ist ein ganz anderer, als wir ihn haben. Die Apartheit hat Spuren hinterlassen.
War es denn bei Marco Balzanos "Wenn ich wiederkomme" so viel anders? Es ist beschämend und wir dürfen nicht nur nach Südafrika schauen.

Ich muss immer an einen Cartoon denken, den ich vor Jahren mal sah. Da sitzt ein Pflegebedürftiger im Rollstuhl, wird von einem schwarzen Pfleger gefüttert und sagt zu ihm: "Wenn ich nicht wäre, würdest du glatt verhungern.". Das Lachen bleibt einem im Hals stecken.
 

Literaturhexle

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Es ist beschämend und wir dürfen nicht nur nach Südafrika schauen.
Wir dürfen nicht nur in die Ferne schweifen, das stimmt unbedingt. Allerdings sind die europäischen Verhältnisse doch andere. Hierzulande wird massiv gegen Rassismus und Diskriminierung gekämpft und aufgeklärte Leute (die hoffentlich immer mehr werden) praktizieren ihn auch nicht.
 
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Barbara62

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Wir dürfen nicht nur in die Ferne schweifen, das stimmt unbedingt. Allerdings sind die europäischen Verhältnisse doch andere. Hierzulande wird massiv gegen Rassismus und Diskriminierung gekämpft und aufgeklärte Leute (die hoffentlich immer mehr werden) praktizieren ihn auch nicht.
Hoffentlich nicht nur, bis sie mit einem häuslichen Pflegefall ganz und gar überfordert sind... Ich will mich ausdrücklich nicht ausnehmen.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Hoffentlich nicht nur, bis sie mit einem häuslichen Pflegefall ganz und gar überfordert sind... Ich will mich ausdrücklich nicht ausnehmen.
Es geht aber doch wesentlich um Respekt dem anderen gegenüber. Für die Osteuropäerinnen ist die Tätigkeit hier (zu angemessenen, fairen Bedingungen wohlgemerkt) auch ein Gewinn.
Ich rede nicht von illegaler Ausnutzung von Arbeitskräften, die hierzulande auch schwerer zu realisieren wäre.

Ignorant-bornierte Leute gibt es natürlich überall!