3. Leseabschnitt: Mittwoch (Savona/Monaco) (S. 153 bis S. 228)

ElisabethBulitta

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Mittlerweile lichtet sich das Dunkel ein wenig, und der Thriller fesselt mich. Ich gebe zu: auf ein andere Art als herkömmliche Thriller. Aber allmählich komme ich in den Lesefluss und finde das Geschehen spannend und von Seite zu Seite mysteriöser. Nur glaube ich nach wie vor nicht, dass dieses Buch ein Bestseller wird (was wohl auch nicht intendiert ist), denn dafür ist es doch zu speziell.

Der Streit zwischen Leia und Ripsa ist ja heftig. Zum Teil verstehe ich, dass Ripsa sich auf den Schlips getreten fühlt, Leias Aussagen können einem auch ganz schön den Spaß an der Reise verderben. Es ist halt immer eine Gratwanderung, für die eigene Meinung einzustehen und sich selbst treu zu bleiben und mit anderen zurechtzukommen.
Das gemeinsame Essen fand ich einfach nur gut. Hier braut sich wirklich etwas zusammen, was nur in einer Katastrophe enden kann. Ich bin froh, nicht dabei gewesen zu sein. Sehr unangenehm. Ich frage mich, ob das blutige Huhn ein schlechtes Omen ist.

Dass es bei Ripsas Ehe nicht zum Beste gestellt ist, habe ich mir schon gedacht. Warum hätte sie ihre Schwester sonst einladen sollen? Ist die Nachricht wirklich von ihrem Mann?

Ansonsten häufen sich hier die Fragen: Was führen Timo, Viivi und Marina im Schilde? Wem von ihnen kann Leia wirklich trauen? Welche Verbindung gibt es zwischen den Figuren? Diese kurzen Zwischenkapitel schaffen es doch, alles noch mysteriöser erscheinen zu lassen.

Auch in diesem Abschnitt dominiert wieder Gesellschaftskritik: Gibt es Meinungsfreiheit? Wie wird mit ihr umgegangen? Der Wandel der politischen Landschaft, die Arbeitsbedingungen der Crew, Mülltrennung ... Leia sollte wirklich lernen, sich zu distanzieren.

Und wiederum die Darstellung der Flüchtlinge, die immer grausamer wird.

Jetzt bin ich aber gespannt, wie's weitergeht.
 
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Amena25

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Mittlerweile lichtet sich das Dunkel ein wenig, und der Thriller fesselt mich. Ich gebe zu: auf ein andere Art als herkömmliche Thriller. Aber allmählich komme ich in den Lesefluss und finde das Geschehen spannend und von Seite zu Seite mysteriöser. Nur glaube ich nach wie vor nicht, dass dieses Buch ein Bestseller wird (was wohl auch nicht intendiert ist), denn dafür ist es doch zu speziell.

So geht es mir auch. Noch weiß ich nicht so recht, wie ich dieses ,,speziell" genauer charakterisieren könnte.
Ich kann mich bisher auch mit Leia überhaupt nicht identifizieren. Auch wenn ich manche ihrer Gedanken und Haltungen verstehen kann, finde ich sie teils sehr merkwürdig.
 
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ElisabethBulitta

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Noch weiß ich nicht so recht, wie ich dieses ,,speziell" genauer charakterisieren könnte.

Ich würde mal sagen: Es ist bis jetzt noch nichts passiert, was wirklich irgendwie grauenerregend im krimi- oder thrillermäßigen Sinne ist. Die Personen sind schwer zu durchschauen, es schwelt dieser Konflikt zwischen den Schwestern, es wird sehr offensichtlich Kritik an der Gesellschaft geübt ... es passiert nichts, was wirklich auf eine Katastrophe hindeutet, und trotzdem ist es spannend. Ich empfinde es jedenfalls so.
 
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ElisabethBulitta

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Ich kann mich bisher auch mit Leia überhaupt nicht identifizieren. Auch wenn ich manche ihrer Gedanken und Haltungen verstehen kann, finde ich sie teils sehr merkwürdig.

Was meinst du mit "sie": die Haltungen oder Leias Verhalten ihrer Schwester/ihren Mitmenschen gegenüber?
Ihr Verhalten ist jedenfalls sehr ungeschickt, da sie sich nur Feinde macht. Klar soll man zu seiner Meinung stehen, aber ... dass sie damit allen den Spaß verdirbt ist auch nicht gerade freundlich oder sozial.
 

Amena25

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Ich meine Leia. Wie du sagst, verhält sie sich teilweise ungeschickt.
 

Anjuta

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Für mich ist die treffende Überschrift über diesem 3. Leseabschnitt: SCHEINHEILIGKEIT.
"in aller Ruhe gegen die schlechte Welt wettern, mit Drinks in der Hand wie irgend so ein Gospelchor." (S. 171)
Wo kann diese Haltung besser zur Schau gestellt werden als in Monaco! Passt also.
Vollkommen erstaunt hat mich dann Kap. 26, offensichtlich ein Artikel über Leia aus einer finnischen Zeitung. Habt Ihr gedacht, dass Sie so berühmt ist, dass man solch ein Portrait über sie veröffentlicht? Bisher haben wir sie als angstgetriebene, weitestgehend gescheiterte Sozialwissenschaftlerin mit einem unterqualifizierten Job als Sachbearbeiterin bei einer Versicherung kennengelernt. Wie passt das zusammen? Leia wird mir immer unverständlicher!
Dafür packen mich weiterhin die kurzen eingestreuten Kapitel wie Nr. 28. Das schlägt wieder ein wie eine Spannungsbombe und bindet mein Interesse am Roman, das aber langsam aber sicher immer mehr abnimmt. :confused:
 

ElisabethBulitta

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Passt also.
Vollkommen erstaunt hat mich dann Kap. 26, offensichtlich ein Artikel über Leia aus einer finnischen Zeitung.

Es gibt von Pauliina Susi noch ein anderes Buch, "Das Fenster", wo es auch im Leia geht und die Helsinkier Beratungsstelle für sexsüchtige Männer. Wahrscheinlich bezieht sich diese Berühmtheit auf diesen Band.
 

Renie

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Für mich ist die treffende Überschrift über diesem 3. Leseabschnitt: SCHEINHEILIGKEIT.
Das ist für mich das dominierende Thema des Buches. Diese Scheinheiligkeit ist für mich auch der Grund, warum ich mit Leia nicht warm werde. Es ist nicht nur dieses "für ihre Meinung einstehen und anderen den Spaß verderben". Mich nervt viel mehr, dass Leia ihre Meinung in die Welt hinausposaunt, aber selbst von den Annehmlichkeiten einer Kreuzfahrt profitiert. Da nützt auch ein schlechtes Gewissen nichts. Wie war das doch gleich mit dem "Glashaus" und den "Steinen"? Mir geht dieses Gutmensch-Gehabe auch im echten Leben mächtig auf die Nerven. Die Denkansätze und das Bewusstsein über die Ungerechtigkeiten dieser Spezies sind durchaus richtig. Aber dennoch sollte man das Leben ohne schlechtes Gewissen genießen können. Bei der Rettung der Welt ist für unsereins der Weg das Ziel. Wir werden nie erfahren, ob es gelingen wird. Jeder muss dennoch seinen Beitrag leisten, darf dabei aber das Leben nicht vergessen.
 

ElisabethBulitta

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Ich weiß nicht, aber von Scheinheiligkeit würde ich nicht unbedingt sprechen. Oder ich selber bin auch die Scheinheiligkeit in Person. Ich selber wettere auch immer gegen vieles und versuche auch, mein Bestes zu geben, kaufe keine exotischen Früchte, bemühe mich,saisonal und regional zu kaufen, aber auf meinen Kaffee und die Schokolade verzichte ich dennoch nicht. Wenn ich auch den größten Teil meines Alltags zu Fuß zu bewältigen versuche, setze ich mich doch ab und an ins Auto und fahre irgendwohin zum Wandern. Bin ich scheinheilig? Ich glaube eher, ohne es schönreden zu wollen (und ich habe oft ein schlechtes Gewissen), ich bin menschlich.
 
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ElisabethBulitta

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Das ist halt ein schwieriges Thema. Ein ganz großes Thema sind bei uns im Schwarzwald z.B. die Windkrafträder. Jede*r demonstriert gegen ihren Bau, weil Vögel gefährdet sind, Wälder abgeholzt werden müssen etc. Aber dieselben Personen haben keine Hemmungen, zweimal im Jahr in den Urlaub zu fliegen oder Ski zu fahren. Ich halte da nicht immer meinen Mund, aber man muss auch vorsichtig sein, wenn man sich nicht allzu viele Feinde machen will. Und ich weiß, dass ich auch vor meienr eigenen Haustür kehren muss.
 
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Mikka Liest

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Hilter am Teutoburger Wald
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@ElisabethBulitta

Mir geht es umgekehrt, ich fühle mich im Moment zunehmend uninspiriert und ich warte darauf, dass die beiden Welten (Luxusschiff und Flüchtlingsboot) endlich in Kontakt treten...

Ich kann die Dinge, die Leia (ver)stören, immer noch sehr gut verstehen, und Gesellschaftskritik ist wichtig, aber sie packt das Ganze einfach ungeschickt an – niemand wird sein Leben ändern, weil ihm jemand nonstop vorhält, was er alles falsch macht, eher im Gegenteil.

Obwohl sie mir in den letzten Kapiteln gut gefiel, gerade weil sie für etwa einsteht, kam es mir in diesem Kapitel irgendwie leer und aufgesetzt vor. Sie ist da nicht konsequent, denn sie predigt, ändert selber aber nichts... (Zum Beispiel könnte sie die Reise abbrechen, denn mit Ripsa streitet sie sich doch ohnehin ständig.)

Ich habe mich auch gefragt, ob die Nachricht von Ripsas Mann ist oder ob jemand versucht, Leia zu isolieren.

@Amena25

Ich denke schon, dass Timo was im Schilde führt. Nur was, und warum? Marina finde ich auch immer suspekter. Einerseits scheint sie Leia vorzuspiegeln, dass sie ähnlich gesellschaftskritik ist wie Leia, andererseits sagt sie an einer Stelle ja etwas, das eher so klingt, als habe sie Vorurteile oder sei sogar rassistisch eingestellt.

@Anjuta

Ich habe das in den ersten Kapiteln so verstanden, das Leia früher eine echte Koryphäe auf ihrem Gebiet und durchaus bekannt war, bevor die Sex-Geschichte sie dieses Ansehen gekostet hat, so dass sie gezwungen war, sich ein neues, deutlich weniger erfülltes Leben aufzubauen.

Und dann ist sie ja auch überfallen worden und wahrscheinlich vergewaltigt, wenn ich das richtig verstanden habe, was sicher erklärt, warum sie so verängstigt ist.

@Renie

Ich finde Leia zunehmend scheinheilig, dabei finde ich es durchaus wichtig, Ungerechtigkeiten und Problemee offen anzusprechen, auch wenn man damit jemandem auf den Schlips tritt, denn sonst ändert sich nie etwas... Aber a) der Ton macht die Musik, und b) dann sollte man selber auch für sich die Konsequenzen ziehen. Sprich: Leia müsste die Reise eigentlich abbrechen oder aufhören, ihrer Schwester ständig Vorhaltungen zu machen.

Mir geht es da wie @ElisabethBulitta: ich kaufe fast ausschließlich regionales Gemüse und Obst, benutze keine Plastiktüten und vermeide es, Sachen zu kaufen, wo in einer Packung jeder einzelne Cookie oder jedes einzelne Schokostückchen einzeln in Folie verpackt sind – und doch bin ich da nicht 100%ig konsequent und fröne dem Kaffee und der Schokolade (nicht immer fair trade). Bevor ich anderen Menschen Vorwürfe mache, muss ich selber noch an mir arbeiten...

Und Renie, du hast recht, so nach und nach zeigen alle ihre wahren Farben.
 
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