Ein sehr interessantes Buch!
Bin jetzt mit diesem Abschnitt durch und ziehe mal mein bisheriges Resümee. Wir haben hier in den Protagonisten des Künstlers und von L zwei in meinen Augen beschädigte Menschen, die sich eventuell gegenseitig helfen/heilen wollen, es aber nicht schaffen, weil sie es eigentlich gar nicht können.
Der eine, der Künstler ist in einem recht gefühlskalten Elternhaus großgeworden, ist vielleicht gerade dadurch nicht zu einer emotionalen Reaktion fähig, hat nie Bindungen aufgebaut, über diese nicht vorhandenen Bindungen konnte er auch nie lernen, was eine Interaktion mit einem nahe stehenden Umfeld bedeutet. Den Versuch mit L könnte man als eine Möglichkeit werten aus diesem Kreislauf auszubrechen. Letztendlich scheitert das, weil der Künstler wahrscheinlich nicht in der Lage ist empathisch zu sein, er sieht L gar nicht richtig. Und dies verarbeitet er letztlich in der Skulptur mit dem zerdrückten Gesicht.
Die Szene auf dem Friedhof kommt mir wie eine späte Rache an seinem Vater vor. Er hat nur wegen dem Geld geheiratet, hat seine erste Familie nie gesehen/geliebt, baut mit dem Geld der ersten Familie ein zweites Leben auf, liebt seine zweite Familie. Als diese auf dem Friedhof revoltiert und ihren Vater nicht bei seiner ersten Frau liegen lassen wollen, zeigt der Künstler ihnen eine Möglichkeit auf, die mit einem gewissen Verlust an Vermögen einhergeht. Dies wird ausgeschlagen, das Geld ist wichtiger als der Verflossene und dieser muss nun zu seiner ersten ungeliebten Frau gehen, für immer. Böse. Aber leider zeigt dies auch ein reales menschliches Verhalten.
L wurde als Mädchen traumatisiert, bestraft sich aber eigentlich durch ihr Verhalten, eigentlich will sie sich als Schutz vor eventuellen Übergriffen unattraktiv machen, wird aber durch die Reaktionen des menschlichen Umfeldes so tief verletzt, dass sich ihre Wahrnehmung verschiebt. Alles wird mit ihrem Aussehen assoziiert. Die Traumatisierung endet in einer Essstörung, aus der sie letztendlich ohne Hilfe nicht entkommen kann. Nun hat sie aber in ihrer Situation keine adäquate Hilfe.