Musikstudium: Während seines Aufenthalts zum Theologiestudium in Halle bleibt AL mit seinem ehemaligen Musiklehrer Wendell Kretzschmar aus Kaisersaschern in regelmässigem brieflichen, aber auch persönlichen Kontakt. Der aus den USA stammende Kretschmar ist ja schon in vorgängigen Kapiteln als geniales Original und Sonderling beschrieben worden, der seine Passion für Beethoven in wenig besuchten Vorträgen unter quälendem Stottern und fantastischen Praxisbeispielen nachgegangen war. Er bedrängt nun seinen Schüler, das Musikstudium zu beginnen. Nach einer intensiven Überlegungen entschliesst sich AL letzten Endes doch, sein theologisches Studium in Halle abzubrechen und seinem ehemaligen Lehrer nach Leipzig zu folgen. WK ist an die dortige staatliche Musikhochschule berufen worden. Die Lebenswege der beiden Freunde trennen sich nun für einige Jahre: AL geht nach Leipzig, SZ zum Militärdienst nach Naumburg.
Das Interesse AL an der Musik ist ausschliesslich durch Theoretischer Musik geprägt, die ihn in Anlehnung der Alchemie als "hermetisches Laboratorium" und als "Goldküche" interessiert. Er entdeckt, dass die Musikformen, die ihm sein Lehrer WK zu Lernzwecken zumutet, nicht sein eigenstes Interesse berühren, obwohl er anhand derer sein Können erweitert und verfeinert. Langsam beginnt sich bei ihm ein recht distanzierter Habitus zu entwickeln. Das zeigt sich darin, dass er aus den ihm aufgetragenen Kompositionen im Grunde Parodien der jeweiligen Musikformen macht (Kapitel 18).
In der Schlupfbude: AL charakterisiert sich ganz direkt als eine "weltscheue" Persönlichkeit, der es an Wärme, Sympathie und Liebe zu seiner Umwelt fehlen würde. Das ist auch der Tenor, den SZ einschlägt, der sehr oft die ironische Distanziertheit und intellektuelle Kälte seines Freundes anführt.
Besonders deutlich wird dies anhand eines Erlebnisses, das am Beginn seines Aufenthaltes in Leipzig steht (Kapitel 17) Von einem Fremdenführer wird AL in ein Bordell geführt, aus dem dieser, nachdem ihn eine Prostituierte berührt hat, Hals über Kopf flieht. Dies vertraut er SZ in einem Brief unter dem Siegel der Verschwiegenheit an. Der Brief wird zur Gänze wiedergegeben und ist in einem altertümlichen Stil verfasst worden, den der Erzähler als Reformationsdeutsch bezeichnet. Das verlangt vielen von uns LeserInnen ab, wiederholt zu Google zu greifen, um Begriffe wie Felleisen, Schlupfbude, Bossen, Klavizimbel oder Gautschen zu entziffern. Dieser Stilwechsel hat aber nach Aussage des Erzählers den ganz eigenen Zweck, die Szene in einen religiösen Ton zu tauchen und somit das dem Autor offenbar peinliche Erlebnis zu stilisieren und so zu "entpeinlichen". SZ ist empört über den Vorfall im Bordell, die seinen Freund mit lasziven Plumpheiten wie die Berührung durch eine Prostituierte konfrontiert hätte. Dies wäre ein Affront gegenüber der Reinheit, Keuschheit, dem intellektuellen Stolz und der kühlen Ironie, die seinen Freund immer umgeben habe. Und tatsächlich wird AL die Prostituierte wiedersehen und eine sehr kurze sexuelle Beziehung aufnehmen - sehr zum Entsetzen seines Freundes, dem diese fleischlichen Begierden generell zuwider sind.
Wir haben es erwartet, dass angesichts eines Genies die Opposition zwischen Geist und Sinnlichkeit, ja Tierischem aufgemacht wird. Und das geht natürlich einher mit einem gerüttelten Mass an Frauenfeindlichkeit, von dem sich der Erzähler kaum distanzieren kann, wie seine wiederholten Bemerkungen, etwa zu einer kurzen Liebesbeziehung oder der "neuerdings entdeckten" Frauenemanzipation beweisen.