Ist Herr Chalandon im Klischee-See ertrunken? Mein Gott, ist das schlecht...Der Anfang des 3. Abschnittes hat mir eigentlich schon gereicht. Aber ich lese tapfer weiter. Was für eine Enttäuschung nach "Am Tag davor" - so viel steht fest...
Vielleicht wollte der Autor nicht die übliche“ Frau- geht-gestärkt-aus-ihrer-Krankheit- Geschichte erzählen. Warum nicht? Das wäre was geworden.
Da stimme ich dir zu. Komisch fand ich nur den Satz auf Seite 199[zitat] "Über die Einsicht, das Verhandeln den Zorn war ich hinweg...."[/zitat]
Nach Kübler-Ross ist Einsicht (Akzeptanz die letzte Phase im Umgang mit einer schweren Erkrankung (Nicht Wahrhabenwollen, Zorn, Verhandeln, Depression, Akzeptanz). Wo steht Jeanne, wenn die Phase der Einsicht vorbei ist?
Jeanne braucht Bedenkzeit, muss zwischendrin wieder Matts Gemeinheiten ertragen (Warum tut sie das eigentlich??? Sie könnte ihm ebenso Parolie bieten, wenn sie wirklich so stark und tough geworden ist, wie der Autor uns Glauben machen will!) Stattdessen wirft sie seinen Schlüssel (warum ist es eigentlich SEINE Wohnung?!) heimlich in die Seine. Welch ein Aufbegehren!
Was den Umgang mit der Krankheit und die Figur Jeanne betrifft, bin ich noch bei dir. Da gibt es höchst empfindsame und nachvollziehbare Sätze.Etwas, was er mit der Rolle der Jeanne verknüpft. Eine Figur, die es schwer hatte im Leben, irgendwo im Text steht, seit dem Tod der Eltern habe sie nicht mehr gepfiffen
Ist euch aufgefallen, dass auch der Banker wieder alle Klischees des bösen Finanzhais bedient?! Und das, obwohl er dem Ehepaar H. angeblich freundschaftlich verbunden war! (So freundschaftlich, dass er sich in der Küche an Jeanne rangemacht hat.) Egal. Der Typ erklärt ihr nicht etwa professionell, warum man angesichts der schweren Erkrankung keinen Kredit bekommen kann: Nein, er lässt sie fies auflaufen!
Jeanne hat in gewisser Weise ähnliche Gedanken wie ich. Zumindest fasst sie auf Seite 193 alle Argumente gegen den Überfall zusammen, die mir davor schon im Kopf schwirrrten.
Wenn der Autor also die Schwächen seines Plans kennt, wie soll das denn nun halbwegs schlüssig und nachvollziehbar über die Bühne gehen. Die vier sind ja nicht gerade Ethan Hunt und sein Team
Es war garnicht dieser Teil des Romans, der mir missfallen hat. Im Gegenteil! Sondern die klischeehafte Darstellung der Frauenschicksale und der Männer. Sicher, das gibt es , aber doch nicht in dieser Häufung .Und auch hier kann ich eure Empfindungen nicht teilen.
Wenn ich mir überlege, @RuLeka hatte im vorigen Leseabschnitt geschrieben, dass der Autor und seine Frau ebenso Krebs hatten, könnte ich mir vorstellen, dass der Autor etwas mitteilen möchte.
Etwas, was er mit der Rolle der Jeanne verknüpft. Eine Figur, die es schwer hatte im Leben, irgendwo im Text steht, seit dem Tod der Eltern habe sie nicht mehr gepfiffen. Also hat der Tod der Eltern sie verändert und aus dieser Veränderung ist sie nie herausgekommen. Sie hat immer alles ertragen, nie gekämpft. So schlimm wie dies klingt, dennoch hat das einen Wahrheitsgehalt. Will sagen es gibt solche Menschen. Wahrscheinlich wurde Jeanne auch nie psychiatrisch/psychologisch anbehandelt.
Die Diagnose Krebs rüttelt sie auf. Das mag eigenartig klingen. Aber auch das gibt es. Die Zeit, die sie durchmacht, die sie verändert, man mag das dem Autor ankreiden. Maybe. Aber dennoch gefällt mir diese Botschaft. Denn jeder Mensch, der aufgerüttelt wird, jeder Mensch, der sein Leben lebt ist ein gewonnener Mensch.
Auch wenn die Szene, als sie sich aufschreibt ein Blumenkleid zu kaufen, Farbe in ihr Leben zu lassen, etwas platt klingt. Manchmal sind es leider platte Dinge, die Anfänge sein können. ...
Schmunzeln musste ich, dass Chalandon zumindest bei einer Kapitelüberschrift an seinen tollen Roman anknüpft: Kapitel 14 heißt tatsächlich "Am Tag davor"
Du liest es vielleicht eher von der "psychologischen" und "ethischen" Seite her - maybe . Aber ist doch schön, dass es wenigstens 1 positive Stimme gibt . Du begründest es ja auch gut, warum DU es gut findest.Es ist komisch, wenn ich mir hier eure Kommentare lese, frage ich mich ob wir das gleiche Buch lesen. Warum nehme ich dieses Buch als Einzige so auf? Ist doch eigenartig. Was triggert euch hier und was triggert mich? ... Fragen über Fragen
Jetzt bin ich durch - und bin höchst verwundert.
Die Vorbereitungen auf den Überfall - wer kann dem Autoren das abnehmen? Wenn man Krebs hat, ist man krank, hat Schmerzen, Depressionen. Aber die Figuren von Sory haben zwar Bauchgrimmen und übergeben sich ständig, aber das macht ihnen eigentlich gar nichts aus -sie agieren als ob sie nix hätten. Haben halt Glatze. Und müssen sich oft hinlegen. Es ist der Wahnsinn. Das Wort Schmerz taucht niemals auf. Niemals. Niemals.
Und die Damen trinken, rauchen, haschen. Die vertragen das doch gar nicht. Aber Sory sagt: Mit unserer Krankheit verträgt sich alles. Wahnsinn!!!
4. Es ist nur so verdammt gut geschrieben, dass man nicht unter drei Sterne gehen kann.
Am Tag vor dem geplanten Überfall geht Jeanne zum ersten Mal allein zum Grab ihres Großvaters. Wann, wenn nicht jetzt!!! (Ironie) Natürlich in der Kleidung der Geschorenen auf dem Foto von 1942.
Die Geschichte mit dem Raubüberfall würde wahrscheinlich auch funktionieren, wenn sich vier Frauen zusammen tun, die ein ähnliches Schicksal haben, die sich z. B im Gefängnis oder Frauenhaus kennengelernt haben. Dass die Frauen aber der Krebs verbindet, macht die Sache scheel. Hier kommt dann Mitleid dazu, soll den Frauen alles durchgehen lassen. Das schmeckt mir nicht.
Ich glaub einfach nicht, dass die psychisch und physisch zu dem Ganzen in der Lage gewesen sind.Wobei ich aber schon finde, dass auch die Krankheit und ihre Auswirkungen zum Tragen kommen. Aber sie sind nicht zentral gestellt. Sondern eher die Bereitschaft der Damen zum Nicht-Opfer sein und ihre Bemühungen dazu. Auch wenn jetzt ein Überfall auf einen Juwelier nicht der allein stehende Weg aus der Opferrolle ist und sein soll. Sondern eher ein Mittel und eine Geschichte. Zumindest denke ich das bis jetzt. Vielleicht kommt ja jetzt im vierten Leseabschnitt noch etwas.
Schön, dass du Chalandons Schreibe als gut geschrieben würdigst.
Siehst du, du kannst beruhigt sein. Hier differieren unsere Meinungen ja beträchtlich. Aber auch schon bei einigen anderen Büchern.
GENAU DAS frage ich mich auch: wie kannst du für diese Platitüden und Klischees eine Verteidigungshaltung einnehmen. Es schreit doch zum Himmel!!!Es ist komisch, wenn ich mir hier eure Kommentare anschaue, frage ich mich ob wir das gleiche Buch lesen. Warum nehme ich dieses Buch als Einzige so auf? Ist doch eigenartig. Was triggert euch hier und was triggert mich? ... Fragen über Fragen
Genau das denke ich mir auch. Wenn man in dieser "Branche" arbeitet, hat man alles schon einmal gesehen und es gibt nichts, was es nicht gibt. Das weitet die Toleranz (Bis ins Unrealistische).Du liest es vielleicht eher von der "psychologischen" und "ethischen" Seite her - maybe
GENAU DAS frage ich mich auch: wie kannst du für diese Platitüden und Klischees eine Verteidigungshaltung einnehmen. Es schreit doch zum Himmel!!!
Genau das denke ich mir auch. Wenn man in dieser "Branche" arbeitet, hat man alles schon einmal gesehen und es gibt nichts, was es nicht gibt. Das weitet die Toleranz (Bis ins Unrealistische).