3. Leseabschnitt: Kapitel 9 bis 12 (S. 143 - 213)

Literaturhexle

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Schon erstaunlich, dass nirgends in der Literaturgeschichte erwähnt wird, dass der berühmte Anton Tschechow durch einen einzigen Blick der wunderbaren, kleinen, mörderischen Schwester Elisabeth T. Camphausen umgelegt worden ist. :)
Es war aber eine originelle Idee, diesen Zusammenhang herzustellen. Schließlich ist auch Tschechow om idyllischen Badenweiler verstorben. TB war schon eine Geißel...
Ich bin schon froh, dieses Buch in Gesellschaft gelesen zu haben. Ich selbst hätte nicht alle, ich nenne es mal "Kniffe", entdeckt, die drinstecken. Wie lange haben Sie an dem Buch gearbeitet, Herr Kollender? Haben Sie es ruhen lassen, sind Ihnen immer wieder neue Ideen gekommen...? Oder recherchiert man gründlich und schreibt dann aus einem Guss (was ich mir hier bei den vielen Bezügen und der Komplexität kaum vorstellen kann)? Das Besondere dieses Buches liegt im Detail, dem oberflächlichen Leser bleibt vieles verborgen.
 

AndreasKo

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27. Dezember 2020
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Es war aber eine originelle Idee, diesen Zusammenhang herzustellen. Schließlich ist auch Tschechow om idyllischen Badenweiler verstorben. TB war schon eine Geißel...
Ich bin schon froh, dieses Buch in Gesellschaft gelesen zu haben. Ich selbst hätte nicht alle, ich nenne es mal "Kniffe", entdeckt, die drinstecken. Wie lange haben Sie an dem Buch gearbeitet, Herr Kollender? Haben Sie es ruhen lassen, sind Ihnen immer wieder neue Ideen gekommen...? Oder recherchiert man gründlich und schreibt dann aus einem Guss (was ich mir hier bei den vielen Bezügen und der Komplexität kaum vorstellen kann)? Das Besondere dieses Buches liegt im Detail, dem oberflächlichen Leser bleibt vieles verborgen.
Die erste Fassung des Romans ist vor vielen Jahren entstanden - dann habe ich es wieder hervorgehollt und dem Text den letzten Schliff verpasst. Hat schon gedauert, genau beziffern kann ich das aber nicht.
So viele "Kniffe" sind da doch gar nicht drin, oder? Eigentlich sollten da gar keine sein, sondern sich die Dinge aus den Gefühlen und Handlungen und Unterlasungen der Figuren ergeben.
 

Literaturhexle

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viele "Kniffe" sind da doch gar nicht drin, oder? Eigentlich sollten da gar keine sein,
Kniffe ist definitiv das falsche Wort. Ich meine die Stimmigkeit in Informationen und Dialogen. Dass Themen wieder aufgegriffen werden. Dass man Davis als personifizierte Todesangst interpretieren ķann, die Einsprengsel aus der "Frau als Hausärztin" und derlei Dinge.
Da ich weiß, wie lange ich schon an einer möglichst ausgewogenen Rezension feile, stelle ich mir die Entstehung eines Buches dieser Art als langfristigen Werdungsprozess vor, bei dem eine Idee zur anderen führt.
 

Renie

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Cora spricht von Crane als "mein Mann" obwohl sie nicht verheiratet sind. Elisabeth sagt über Ferndinand "der Mann mit dem sie verheiratet ist"

Besser kann man die Beziehungen nicht gegenüberstellen

Am Anfang des Buches heißt es noch über Ferdinand "ihr Mann", ihr Gatte". Die neue Bezeichnung kommt erst, als Elisabeth Crane als den ihrigen betrachtet.
Du bist echt ein Fuchs :cool: Ich bin zwar über den „Mann mit dem sie verheiratet ist“ gestolpert, konnte aber nicht ausmachen, was mich stutzig gemacht hat. Jetzt weiß ich es :)
 
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claudi-1963

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Da ich diesen Roman mittlerweile als Geschichte über eine Frau lese, die durch ein sexuelles Abenteuer Erweckung erfahren hat und dieses Abenteuer als Wegbereiter für ein selbstbestimmtes Leben nutzt, erlebe ich Crane als interessanten Charakter, dessen echte Biografie eigentlich nicht relevant für das Verständnis dieses Romans ist. Daher stört mich auch sein Gedankenwirrwarr nicht, das ich auf sein Fieber zurückführe.
Im Grunde genommen hätte jeder andere charismatische Womanizer mit einem bewegten Leben für diesen Roman herhalten können. Der Effekt wäre bei Elisabeth derselbe gewesen. Nur hätten wir dann dieses schicke Setting nicht gehabt. Denn die Mischung aus Realität und Fiktion ist super. Und natürlich macht die Figur Crane neugierig auf das Werk dieses Autors. "Mr. Crane" ist quasi Werbung für Crane-Romane. Die Verlage, die die Rechte haben, wird's freuen.:D

Aber warum heißt er Roman dann Mr.Crane und nicht eher Schwester Elisabeth, wenn es im Grunde um die Entwicklung von ihr geht? Nein ich sehe das definitiv nicht so.
 

claudi-1963

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Im Übrigen: Nicht jeder andere Mann hätte in Elli auslösen können, was durch Crane bei ihr geschah.
Da stimme ich voll und ganz zu, den Crane ist für Elisabeth mehr als nur Liebe, er wirkt schon fast als Idol für mich auf sie. Besonders da sie ihn ja schon gut durch seine Bücher kennt. Sie himmelt ihn ja regelrecht an und fantasiert im Grunde ein Leben mit ihm in der Zukunft, das es nie geben wird.
 

claudi-1963

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Elisabeth konnte Mr. Crane nicht retten, nun will sie es beim Leutnant besser machen.
Ich glaube die Frage brauchen wir hier gar nicht stellen, den Crane und Fischer kann man nicht vergleichen. Crane hatte TB im Endstadium, Elisabeth hätte da nicht viel ändern können. Und Fischer wurde angeschossen oder hat sich anschießen lassen um den Krieg zu entkommen.
 
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claudi-1963

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Leider ist das wieder mal ein Buch, das ich als sehr anstrengend und ermüdend empfinde. Und so recht will mir nicht klar werden was der Autor mit dem Buch sagen möchte. Den die ganze Handlungsweise von Elisabeth finde ich sehr fragwürdig. Für mich wirkt sie am Ende es Abschnitts fast sogar als recht egoistisch. Da zwingt sie sogar Crane mit ihr einen Spaziergang zu machen obwohl er eigentlich gar nicht mehr kann nach dem erneuten Liebespiel das sie ihm ebenfalls aufgezwungen hat. Natürlich hat auch Crane sicher ein wenig Freude daran, doch ich glaube mittlerweile wird es zusehends zur Last für ihn.
Für mich dagegen ist Elisabeths Handeln eher fragwürdig und einfach unzumutbar, so sollte eine Krankenschwester niemals handeln.
Ebenso finde ich Cranes Erzählungen immer verwirrender, ich weiß nicht ob der Autor das damit bezwecken wollte, damit man merkt, das auch Cranes Geisteszustand immer verwirrender wird oder ob ich das einfach nicht verstehe.

Auch Charakter Fischer wird immer mehr zum Lückenbüßer dieses Buches, er scheint wirklich nur als Brücke für unseren Protagonisten Crane zu dienen. Das Elisabeth ihm hilft in dem sie seine Wunden infiziert hatte ich erwartet. So hat man sich früher vor dem Krieg gedrückt, doch mitunter ging das auch ganz schön schief wenn sie es herausbekommen haben.

Ebenso finde ich Elisabeths Verhalten gegenüber Ferdinand einfach nicht in Ordnung. Für mich wirkt es eher wie eine Zweck- oder gar Zwangsehe und nicht wie eine Ehe aus Liebe. Aber wenn sie keine Liebe mehr für ihn empfindet, dann soll sie es ihm doch sagen und ihn nicht einfach nur so stehen lassen. War diese Ehe damals von ihren Eltern arrangiert worden?

So ganz klar wurde mir leider immer noch nicht, warum Elisabeth den Brand gelegt hat? Was bezweckte sie damit? Wollte sie so mehr Liebe von ihrer Mutter bekommen?
 
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Barbara62

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Leider ist das wieder mal ein Buch, das ich als sehr anstrengend und ermüdend empfinde. Und so recht will mir nicht klar werden was der Autor mit dem Buch sagen möchte. Den die ganze Handlungsweise von Elisabeth finde ich sehr fragwürdig. Für mich wirkt sie am Ende es Abschnitts fast sogar als recht egoistisch.

Elisabeth war ein rebellisches junges Mädchen, daher der Brand. Anschließend ist sie "brav" geworden, hat einen Mann geheiratet, der sie trotz ihres Makels genommen hat. Nun bricht das Rebellische wieder hervor. Sie nimmt sich, was sie kriegen kann.

Ebenso finde ich Cranes Erzählungen immer verwirrender, ich weiß nicht ob der Autor das damit bezwecken wollte, damit man merkt, das auch Cranes Geisteszustand immer verwirrender wird oder ob ich das einfach nicht verstehe.

Das sehe ich auch so: Das "Verwirrende" ist hier bewusst gesetzt. Der Autor macht die Fieberfantasien Cranes erlebbar. Das ist nicht einfach zu lesen und ich habe bestimmt nicht alles verstanden, aber macht seinen Zustand ungeheuer eindrucksvoll.

Auch Charakter Fischer wird immer mehr zum Lückenbüßer dieses Buches, er scheint wirklich nur als Brücke für unseren Protagonisten Crane zu dienen. Das Elisabeth ihm hilft in dem sie seine Wunden infiziert hatte ich erwartet. So hat man sich früher vor dem Krieg gedrückt, doch mitunter ging das auch ganz schön schief wenn sie es herausbekommen haben.

Schade, dass du ihn als Lückenbüßer empfindest. Ich fand gerade diese dagegengesetzte Zweithandlung das Geniale an diesem Buch. Elisabeth 14 Jahre später zu erleben mit all dem, was sie erreicht bzw. nicht erreicht hat, fand ich klasse. Und dass sie nun Fischer retten will als Ausgleich dafür, dass sie Crane nicht retten konnte, ist eine wunderbare Idee. Ich hätte es furchtbar gefunden, wenn sie mit ihm eine zweite Liebesgeschichte erlebt hätte, aber so ist es in meinen Augen gelungen. Erst durch diese zweite Zeitebene wurde der Roman für mich so lesenswert. Würde diese zweite Woche fehlen, wäre es fast ein x-beliebiger Roman um eine Affäre.

Ebenso finde ich Elisabeths Verhalten gegenüber Ferdinand einfach nicht in Ordnung. Für mich wirkt es eher wie eine Zweck- oder gar Zwangsehe und nicht wie eine Ehe aus Liebe. Aber wenn sie keine Liebe mehr für ihn empfindet, dann soll sie es ihm doch sagen und ihn nicht einfach nur so stehen lassen. War diese Ehe damals von ihren Eltern arrangiert worden?

Was Elisabeth mit Ferdinand macht, ist nicht ok, da gebe ich dir recht. Er weiß es nicht besser und ist Opfer eben der Zwänge, deren Elisabeth sich entledigen will. Er wird aus der Sache nichts lernen, weil man ihm vermutlich nicht sagt, woran die Ehe gescheitert ist. Er wollte das Beste, aber Elisabeth will mehr. Und nach ihrem Erlebnis mit Crane will sie sich nicht mehr mit weniger zufriedengeben. Sie ist eben nach ihrer Tante Hermine geraten. Aber du hast recht, mir tut ihr Mann auch leid. Aber wie wenig er sie kennt, sieht man schon daran, dass er ihr eine Affäre mit Fraenkel unterstellt.

So ganz klar wurde mir leider immer noch nicht, warum Elisabeth den Brand gelegt hat? Was bezweckte sie damit? Wollte sie so mehr Liebe von ihrer Mutter bekommen?

Rebellentum, Auflehnung, Unbeherrschtheit... Wer weiß, vielleicht weiß sie es selbst nicht so genau? Sie bezahlt teuer dafür.
 
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Barbara62

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Aber warum heißt er Roman dann Mr.Crane und nicht eher Schwester Elisabeth, wenn es im Grunde um die Entwicklung von ihr geht? Nein ich sehe das definitiv nicht so.

Mr. Crane ist der Stein, der bei Elisabeth alles ins Rollen bringt. Deshalb finde ich den Titel absolut in Ordnung.
 

claudi-1963

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Schade, dass du ihn als Lückenbüßer empfindest. Ich fand gerade diese dagegengesetzte Zweithandlung das Geniale an diesem Buch. Elisabeth 14 Jahre später zu erleben mit all dem, was sie erreicht bzw. nicht erreicht hat, fand ich klasse. Und dass sie nun Fischer retten will als Ausgleich dafür, dass sie Crane nicht retten konnte, ist eine wunderbare Idee. Ich hätte es furchtbar gefunden, wenn sie mit ihm eine zweite Liebesgeschichte erlebt hätte, aber so ist es in meinen Augen gelungen. Erst durch diese zweite Zeitebene wurde der Roman für mich so lesenswert. Würde diese zweite Woche fehlen, wäre es fast ein x-beliebiger Roman um eine Affäre.

Naja aber in dem was du klasse fandest ging es ja mehr oder weniger auch imme rum Elisabeth und nicht um Fischer direkt, so meinte ich das. Das ich es gut fand das man Elisabeth 14 Jahre später ganz anders erlebt das ist schon ganz ok für mich. Ich meinte jetzte eben Fischer persönlich.
 

ulrikerabe

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Leider ist das wieder mal ein Buch, das ich als sehr anstrengend und ermüdend empfinde. Und so recht will mir nicht klar werden was der Autor mit dem Buch sagen möchte. Den die ganze Handlungsweise von Elisabeth finde ich sehr fragwürdig. Für mich wirkt sie am Ende es Abschnitts fast sogar als recht egoistisch. Da zwingt sie sogar Crane mit ihr einen Spaziergang zu machen obwohl er eigentlich gar nicht mehr kann nach dem erneuten Liebespiel das sie ihm ebenfalls aufgezwungen hat. Natürlich hat auch Crane sicher ein wenig Freude daran, doch ich glaube mittlerweile wird es zusehends zur Last für ihn.
Für mich dagegen ist Elisabeths Handeln eher fragwürdig und einfach unzumutbar, so sollte eine Krankenschwester niemals handeln.
Ebenso finde ich Cranes Erzählungen immer verwirrender, ich weiß nicht ob der Autor das damit bezwecken wollte, damit man merkt, das auch Cranes Geisteszustand immer verwirrender wird oder ob ich das einfach nicht verstehe.

Das spannende an Literatur ist doch, dass wir hier auf Menschen stoßen, die eben nicht so sind, wie wir es gewohnt sind. Die sich nicht "erwartungsgemäß" verhalten. Dass sich uns Lebenswelten, Gefühle, Situautionen eröffnen, mit denen wir nicht rechnen können, uns überraschen. Uns zum Nachdenken, Diskutieren anregen.
Was wäre es denn für eine Geschichte von einer Krankenschwester, die brav ihren Dienst verrichtet und sonst nichts passiert. Ein Pflegebericht.