3. Leseabschnitt: Kapitel 9 bis 12 (S. 143 - 213)

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.349
10.649
49
49
Das hat mir auch nicht gefallen, Crane wollte auch lieber im Bett bleiben und ist nur ihr zuliebe mitgegangen trotz hohem Fieber. Vielleicht denkt er, es ist eh schon alles egal, aber die Schwächungen machen die Krankheit mit Sicherheit nicht besser
In dieser Handlung kann man auch einen großen Widerspruch sehen, wenn Mr. Crane ihr doch so wichtig ist, müsste sie doch alles daransetzen, um ihm bei seiner Genesung zu helfen. Ihrer Ausbildung zur Krankenschwester widerspricht dieses Verhalten in jedem Fall
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Stimme zu
Reaktionen: Renie

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.540
24.628
49
66
In dieser Handlung kann man auch einen großen Widerspruch sehen, wenn Mr. Crane ihr doch so wichtig ist, müsste sie doch alles daransetzen um ihm bei seiner Genesung zu helfen. Ihrer Ausbildung zur Krankenschwester widerspricht dieses Verhalten in jedem Fall
Liebe und Begehren sind nicht die besten Ratgeber für rationales Verhalten.
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.349
10.649
49
49
In diesem Abschnitt wirkt alles auf mich so, als ob Crane anderen Gedanken mehr fassen an als den an seinen baldigen Tod. Seine Geschichten um den Berichterstatter Davis scheinen Einzug darauf abzuzielen dies in verschleierter Form darzustellen.
Elizabeth entwickelt sich anders als erwartet. Zu Beginn mochte ich ihre entschlossene Art sehr, nun scheint sie besessen zu sein von ihrer Liebe zu Crane. Doch kann man dies als Liebe bezeichnen? Äußerungen eines sterbenden Mannes im Fieberwahn tatsächlich glauben?
Was ich mich gefragt habe, ist Cora nun mit Crane verheiratet, oder nicht? Für die Handlung spielt es zwar eigentlich keine größere Rolle, aber es interessiert mich dennoch.
 
  • Like
Reaktionen: Renie

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.349
10.649
49
49
Ich finde sie angesichts der Ansteckungsgefahr auch sehr gruselig und von Cranes Seite absolut rücksichtslos. Immerhin hätte Elisabeth schlechte Überlebenschancen gehabt, hätte sie sich infiziert.
Rücksichtslos ist es, allerdings von beiden. Ich denke sogar, dass Elisabeth, trotz ihrer Liebe, es eigentlich sogar besser wissen müsste, sie ist die mit der Ausbildung in diesem Bereich.
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.885
14.888
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Rücksichtslos ist es, allerdings von beiden. Ich denke sogar, dass Elisabeth, trotz ihrer Liebe, es eigentlich sogar besser wissen müsste, sie ist die mit der Ausbildung in diesem Bereich.
Ich zweifle ja immer noch, dass es Liebe war. Erotik, Abenteuerlust, Auflehnung, Befreiung..., alles das, aber Liebe stelle ich mir anders vor.
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.885
14.888
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
In dieser Handlung kann man auch einen großen Widerspruch sehen, wenn Mr. Crane ihr doch so wichtig ist, müsste sie doch alles daransetzen, um ihm bei seiner Genesung zu helfen. Ihrer Ausbildung zur Krankenschwester widerspricht dieses Verhalten in jedem Fall
Elisabeth hat auch als junge Schwester schon genug Patienten sterben sehen, um die Vorzeichen richtig zu deuten. Nicht nur Dr. Fraenkel weiß, dass Mr. Crane nicht zu retten ist.
 

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Davis ist im Kampf um das beste Foto ziemlich skrupellos. Ich fange an, Cranes Verfolgungswahn zu verstehen, weil ihm Davis seinerzeit "versprach", auch Cranes letzte Stunde zu dokumentieren... Die ja nun bald da ist....

Crane fürchtet das Erscheinen von Davis, weil er dann seiner Meinung nach stirbt. Als ob das Autauchen des anderen genau seinen Tod auslösen würde. Was natürlich Humbug ist. Aber so klammert sich Crane Tag für Tag ans Leben. Jeder Tag ohne Davis ist ein guter Tag.

Davis steht auch im starken Gegensatz zu Crane. Während Crane das Grauen des Krieges als Abschreckung, Mahnmal beschreiben will, macht sich Davis einen Sport daraus. Sterben und Tod als Quotenbringer. Krieg muss heroisch sein, ästhetisch, vor allem Amerikanischer Krieg. Der von andern Nationen darf ruhig schmutzug bleiben.

In mir verdichtet sich das Gefühl, dass Elisabeth an Cranes Sterben beiteiligt war.

Sie kann niemanden erzählen, dass Crane nach dem Ablauf der acht Tage starb. Nicht Viktoria, nicht Leutnant Fischer. Dafür erzählt sie umso freimütiger, dass sie "schuld" gewesen sei an Cechovs Tod (was aber frei erfunden ist) Es wird über sie geredet die[zitat] "....manchmal behaupten soll sie habe Anton Tschechow umgebracht. Auf eine eigentümlich stille Weise ist sie populär. Das hätte Mr. Crane gefallen."[/zitat] S. 179

Sie erinnert sich an Crane: [zitat]"Ihn hatte sie nicht halten können...nein ihn hatte sie...Was? Hatte sie ihn...?....Sie wollten es doch auch so, Mr Crane...Verdammt noch mal sie wollten es doch."[/zitat] S. 150

[zitat]"Mein Gott, Schwester, das Leben ist so schön."
"Sind sie ein Selbstmörder, Mr. Crane?" Als sie die Frage stellt, weiß sie, dieser Gedanke nistet seit einiger Zeit in ihrem Kopf....[/zitat] S. 177
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.349
10.649
49
49
Elisabeth hat auch als junge Schwester schon genug Patienten sterben sehen, um die Vorzeichen richtig zu deuten. Nicht nur Dr. Fraenkel weiß, dass Mr. Crane nicht zu retten ist.
Da hast du Recht. Genau das macht es auch so seltsam, dass sie seinen Tod nicht anspricht. Wenn man sie so über Crane sprechen hört ist er irgendwohin entschwunden und lässt es sich gut gehen. Mit Elisabeth Verhalten tue ich mich sehr schwer,,aber dem Lesegenuss schadet es nicht, daher ist alles gut so wie es ist.
 

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Befremdlich finde ich die Anreden: E. spricht von ihrem Gatten als "dem Mann, mit dem ich verheiratet war". Geht es noch unpersönlicher? Trotzdem räumt sie ein, dass Ferdinand ein ehrbarer Mensch ist, der seinerzeit sogar die Schuld für die Scheidung auf sich genommen hat, so dass keine Schande an E. hängenblieb.
Cora spricht von Crane als "mein Mann" obwohl sie nicht verheiratet sind. Elisabeth sagt über Ferndinand "der Mann mit dem sie verheiratet ist"

Besser kann man die Beziehungen nicht gegenüberstellen

Am Anfang des Buches heißt es noch über Ferdinand "ihr Mann", ihr Gatte". Die neue Bezeichnung kommt erst, als Elisabeth Crane als den ihrigen betrachtet.
 

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Der Mann tut mir leid, so wie ich sehe, liebt er Elisabeth aufrichtig, auch wenn er nicht ihre Narben anschauen mag

Vielleicht könnte der Ferdinand sogar Elisabeths Bedürfnisse befriedigen, wenn er wüsste wie das geht. Selbst wenn Ferdinand weiß, was zu tun ist, hat er vielleicht Sorge, seine Frau damit zu "entehren". Elisabeth wiederum kann ihm nicht sagen: Mach es so oder so und berühr mich hier oder hier. Vor Crane hat sie sie es selbst nicht gewusst und nach Crane kommt sie in einen Erklärungsnotstand. Abgesehen davon dass Frauen 1900 nicht mit ihrem Mann über ihren Orgasmus geredet haben werden. Sie tun es im Jahr 2021 auch mitunter noch nicht.
 

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Das einzige, was ich nicht mag, sind die erotischen Szenen. Einerseits, weil ich es so genau nicht wissen will, weniger ist da meist mehr, andererseits kommen sie mir unrealistisch vor in der Endphase der Tuberkulose. Ich finde sie angesichts der Ansteckungsgefahr auch sehr gruselig und von Cranes Seite absolut rücksichtslos. Immerhin hätte Elisabeth schlechte Überlebenschancen gehabt, hätte sie sich infiziert.
Der ganze Sex dient als Vehikel für Cranes Hang, am Leben bleiben zu wollen, noch seine Kraft und Virilität zu demonstrieren. Was anderes könnte man einem Mann zur Verfügungstellen, der gerade einmal dazu taugt, im Bett zu liegen.
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.885
14.888
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Vielleicht könnte der Ferdinand sogar Elisabeths Bedürfnisse befriedigen, wenn er wüsste wie das geht. Selbst wenn Ferdinand weiß, was zu tun ist, hat er vielleicht Sorge, seine Frau damit zu "entehren". Elisabeth wiederum kann ihm nicht sagen: Mach es so oder so und berühr mich hier oder hier. Vor Crane hat sie sie es selbst nicht gewusst und nach Crane kommt sie in einen Erklärungsnotstand. Abgesehen davon dass Frauen 1900 nicht mit ihrem Mann über ihren Orgasmus geredet haben werden. Sie tun es im Jahr 2021 auch mitunter noch nicht.
Ich fände es ausgesprochen spannend, die Geschichte aus der Sicht von Ferdinand zu hören. Er hat sicher am Ende nichts dazugelernt, weiß nicht, was Elisabeth von ihm gewollt hätte. Mir tut er leid.
 

AndreasKo

Autor
27. Dezember 2020
60
145
17
59
Ich fände es ausgesprochen spannend, die Geschichte aus der Sicht von Ferdinand zu hören. Er hat sicher am Ende nichts dazugelernt, weiß nicht, was Elisabeth von ihm gewollt hätte. Mir tut er leid.
Ferdinand ist kein übler Typ. Der liebt seine Frau - aber er weiß vielleicht wirkliich nicht, wie das geht und steckt - auch als Mann - in Vorstellungen fest, die wie eiserne Ketten um ihn geschlungen sind.
 

AndreasKo

Autor
27. Dezember 2020
60
145
17
59
In dieser Handlung kann man auch einen großen Widerspruch sehen, wenn Mr. Crane ihr doch so wichtig ist, müsste sie doch alles daransetzen, um ihm bei seiner Genesung zu helfen. Ihrer Ausbildung zur Krankenschwester widerspricht dieses Verhalten in jedem Fall
Die Figuren in "Mr. Crane" sind Menschen, die von Widersprüchen getrieben sind, allesamt. Ich glaube, je tiefer man schaut, desto mehr Widersprüche entdeckt man - und diese Widersprüche machen Menschen spannend und interessant. In den heißen Tagen im Sanatorium - einmal die Crane-Zeit, einmal der "Kriech" - werden diese Dinge auf die Spitze getrieben.