Wobei mir der Titel bislang überhaupt nicht einleuchtet, obwohl der Krieg nun ja vorbei ist. Der Titel klingt für mich fast nach Kinderbuch, bislang empfinde ich ihn als suboptimal für diesen beeindruckenden Roman.inklusive Nennung im Titel
Nein, fehlt mir gar nicht. Wir haben es nicht mit einem klassischen Entwicklungsroman zu tun, sondern mit einem Memoir, bei dem der Autor entscheiden darf, welche Erinnerung welchen Raum einnimmt. Ich bleibe dabei: Mich würden ausführlichere Ausschweifungen in die Welt des Kindes eher irritieren und vom Wesentlichen mögicherweise ablenken.Solche Dinge hatte ich im Hochschwarzwald tendenziell noch zu stark vermisst - die Sachen, die eben nicht mit dem Krieg oder Nachkriegszeit direkt etwas zu tun haben, aber zwingend zur Kindheit gehören.
Der Tod der Großmutter war ein sehr schmerzhaftes Erlebnis. Sagt nicht der Satz "Ich begriff zum ersten Mal richtig, was es heißt, wenn man einen geliebten Menschen verliert.", alles aus? Mich beeindruckt gerade diese Dichte des Textes sehr, den ich sehr langsam lesen muss, weil eben in vielen Sätzen viel mehr drin steckt als das Gesagte selbst.Da hätte sie etwas mehr an Text und Emotionen verdient gehabt.
Ich finde ihn nicht schlecht gewählt, vor allem wegen der auf den ersten Blick Zweideutigkeit von "erklärte". Das macht neugierig. Und letztlich ist die väterliche Ablehnung der Nationalsozialisten dann doch das zentrale Element in der Erinnerung des Erzählers.Wobei mir der Titel bislang überhaupt nicht einleuchtet, obwohl der Krieg nun ja vorbei ist. Der Titel klingt für mich fast nach Kinderbuch, bislang empfinde ich ihn als suboptimal für diesen beeindruckenden Roman.
Auf jeden Fall, das darf ohnehin ja jede:r Autor:in immer und überall. Ob den Leser:innen dann was fehlt oder nicht, liegt letztlich immer an ihnen und ihren Erwartungen.Wir haben es nicht mit einem klassischen Entwicklungsroman zu tun, sondern mit einem Memoir, bei dem der Autor entscheiden darf, welche Erinnerung welchen Raum einnimmt.
Du wirst lachen, ich habe den Titel bis eben missverstanden, ganz blöd. Ich habe nicht an die Redewendung "jmd. den Krieg erklären" gedacht, sondern es wörtlich genommen. Also der Vater erklärt Hitler, was ein Krieg ist und bedeutet... Deshalb meine Assoziation zum Kinderbuch. Manchmal hat man einen Knoten im Hirn! Diese Zweideutigkeit finde ich allerdings trotzdem weniger gelungen.Ich finde ihn nicht schlecht gewählt, vor allem wegen der auf den ersten Blick Zweideutigkeit von "erklärte".
Ja, absolut! Da bin ich völlig bei dirOb den Leser:innen dann was fehlt oder nicht, liegt letztlich immer an ihnen und ihren Erwartungen.
Das macht aus dem Vater tatsächlich eine noch facettenreichere Figur, als er es ohnehin schon war.Da werden uns neue Seiten am Vater gezeigt, der offenbar auch für Schöngeistiges etwas übrig hatte.
Genau das wundert mich auch: Dass er heute nicht stolz ist darauf, dass sein Vater eben kein Mitläufer war und sich nicht verbiegen ließ.Ich wundere mich deshalb über die Äußerungen des Ich-Erzählers, er hätte sich eher einen Kollaborateur (oder so ähnlich) gewünscht. Vielleicht ist das aber auch nur die Ansicht des Jungen in der damaligen Perspektive. Die würde ich verstehen. In der Rücksicht des erwachsenen Erzählers müsste dieser Idealismus eigentlich positiver bewertet werden, denke ich. Vielleicht ist aber genau das auch das Ergebnis dieser Reise in die Kindheit und zu sich selbst? Ich bin gespannt.
Hier finde ich genau die wenigen Worte sehr eindringlich. Die Großmutter starb, wie sie gelebt hatte: bescheiden und unauffällig. Die Totenwache des Kindes ist schlicht beschrieben, aber gerade deshalb unter die Haut gehend.Der Tod der Großmutter nahm mir hingegen zu wenig Raum ein. Eigentlich war sie ja die zentrale Figur in der Kindheit des Protagonisten, der liebevollste Mensch in seinem Umfeld. Da hätte sie etwas mehr an Text und Emotionen verdient gehabt.
Der Vater hat zwei Zeitungen abonniert, er war als Geselle weit herumgekommen, so bildungsfern wird er gar nicht gewesen sein. Auch die Großmutter war belesen und brachte den Jungen früh zur Schule. Es spricht für den Vater, dass er den Ich-Erzähler ins Gymnasium gehen lässt und ihm die Geige kauft. Ist das nicht auch eine Art, seine Zuneigung zu zeigen?Der Erzähler darf ohne Murren auf das Gymnasium gehen, was seinerzeit eine Seltenheit gewesen sein dürfte. Damals war schon der mittlere Bildungsabschluss etwas Besonderes, zumindest wurde mir das so vermittelt. Viele Jungen sollten schnell in den Beruf, um Geld zu verdienen. Die Familie wirkt auf mich nicht besonders bildungsnah. Danach werde ich den Autor noch befragen
Ebenso gewundert habe ich mich über den selbstverständlichen Kauf der teuren Geige. Da werden uns neue Seiten am Vater gezeigt, der offenbar auch für Schöngeistiges etwas übrig hatte.
Ich fühle mich auch an viele Ausdrücke meiner Großeltern erinnert. Vom "Trottoir" wurde bei uns auch gesprochen und Kleidungsstücke von Bleyle waren der Traum meiner Großmutter.Mich faszinieren auch viele Formulierungen, ich freue mich an Worten, die heute nicht mehr oft vorkommen, die aber in meinem Wortschatz noch über meinen Vater verankert sind.
Finde ich auch. Aus der Sicht des Kindes konnte ich es noch eher nachvollziehen.Der Sohn scheint bis heute kein so richtiges Verständnis dafür zu haben, was ich sehr schade finde.
Genau das Buch fiel mir in den Szenen auch wieder ein. Das zeigt auch, wie sich diese Vorgänge deutschlandweit ähnelten.Beim Nazi-Onkel, der seine Unterstützung für die Entnazifizierung wollte, musste ich an Kirsten Boies neues Buch "Heul doch nicht, du lebst ja noch" denken.
Ich denke du hast Recht, er ist nicht dumm, doch da der Vater immer als Aufwiegler beschrieben wird und er gerne etwas mehr trinkt, habe ich mir um ehrlich zu sein bis gerade eben darüber gar keine Gedanken gemacht.Der Vater hat zwei Zeitungen abonniert, er war als Geselle weit herumgekommen, so bildungsfern wird er gar nicht gewesen sein. Auch die Großmutter war belesen und brachte den Jungen früh zur Schule. Es spricht für den Vater, dass er den Ich-Erzähler ins Gymnasium gehen lässt und ihm die Geige kauft. Ist das nicht auch eine Art, seine Zuneigung zu zeigen?
Da bleibt der Autor seiner Linie treu…….Der Tod der Großmutter nahm mir hingegen zu wenig Raum ein. Eigentlich war sie ja die zentrale Figur in der Kindheit des Protagonisten, der liebevollste Mensch in seinem Umfeld. Da hätte sie etwas mehr an Text und Emotionen verdient gehabt.
Ich fand die Szene gerade wegen der "Schlichtheit" so irre tiefgreifend; ich habe jetzt noch Gänsehaut.Der Tod der Großmutter nahm mir hingegen zu wenig Raum ein. Eigentlich war sie ja die zentrale Figur in der Kindheit des Protagonisten, der liebevollste Mensch in seinem Umfeld. Da hätte sie etwas mehr an Text und Emotionen verdient gehabt.
Hieß es an einer Stelle nicht, dass der Bruder an die Schule ging, wo unser Ich-Erzähler ging und der Lehrer jetzt Morgengebete sprechen ließ? Oder verwechsel ich das jetzt?dass zumindest kleine Nebensächlichkeiten einfließen, wie die Schule die er besucht,
Du wirst lachen, ich habe den Titel bis eben missverstanden, ganz blöd. Ich habe nicht an die Redewendung "jmd. den Krieg erklären" gedacht, sondern es wörtlich genommen. Also der Vater erklärt Hitler, was ein Krieg ist und bedeutet... Deshalb meine Assoziation zum Kinderbuch. Manchmal hat man einen Knoten im Hirn! Diese Zweideutigkeit finde ich allerdings trotzdem weniger gelungen.
Ich finde die Zweideutigkeit im Titel richtig gut und hat mich während des Lesens immer wieder beschäftigt.Ich finde ihn nicht schlecht gewählt, vor allem wegen der auf den ersten Blick Zweideutigkeit von "erklärte". Das macht neugierig. Und letztlich ist die väterliche Ablehnung der Nationalsozialisten dann doch das zentrale Element in der Erinnerung des Erzählers.
Ich habe zum Bruder eigentlich nichts vermisst. Vielleicht weil es für mich nichts ungewöhnliches ist. Die meisten meiner Kindheitserinnerungen finden ohne meine Schwester statt.Und auch in diesem Abschnitt fehlt der Bruder, ein Rätsel was mich während des Ganzen Buches verfolgt
vor allem weil es manchmal trotz aller Wortgewandheit an den richtigen Worten fehlen kann und dann weniger einfach mehr istIch fand die Szene gerade wegen der "Schlichtheit" so irre tiefgreifend;