3. Leseabschnitt: Kapitel 8 - 9 (Seite 175 bis 254)

Eulenhaus

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13. Juni 2022
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1952 stirbt Roy, für Edith eine Befreiung.
Wie sein Vater lässt auch Sanders sich zunächst treiben, bis Schulden und eine Dreierbeziehung ihn zu alter Disziplin zurückfinden lassen.
1961 kommt Lyman zurück. Sechs glückliche, endlich freie Jahre beginnen. Sie reisen in seinem neuen Pontiac umher und genießen das Leben.
1963 heiratet Sanders, der Heiratsantrag ist so passend: „… was Sie davon halten, wenn Mavis und ich heiraten.“ „Sie ist dafür.“ „Nun ja, ich hätte nichts dagegen“, sagte ich. „Nun denn. Sie ist also dafür, und Sie hätten nichts dagegen. Ich nehme an, das dürfte reichen, oder?“ S.222
Mit solchen kleinen Episoden oder Sprüchen lockert Haruf den Text immer wieder auf. So auch mit „Liebe Güte“ S. 104 über Leona, S. 134 Lymans Abreise, S. 183 die Socken. Amüsant auch die Fahrt einer kinderreichen Familie in einem Pritschenwagen zur Schule, S. 182.
Ein Volksfestbesuch beendet abrupt Ediths fröhliches Leben. Nach einem schweren Autounfall verliert Mavis ihr Kind und Lyman wird nach schweren Verletzungen lädiert und verwirrt aus dem Krankenhaus entlassen.
 

Eulenhaus

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13. Juni 2022
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Aus aktuellem Anlass: Deutscher Sachbuch-Preis, Ein Hof und elf Geschwister von Ewald Frie. Es geht um die enormen Veränderungen in der bäuerlichen Welt in den letzten Jahrzehnten. Von mir 5 Sterne Empfehlung.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Aus aktuellem Anlass: Deutscher Sachbuch-Preis, Ein Hof und elf Geschwister von Ewald Frie. Es geht um die enormen Veränderungen in der bäuerlichen Welt in den letzten Jahrzehnten. Von mir 5 Sterne Empfehlung.
Das Buch passt ganz gut zu dieser Thematik und sobald ich alle Leserunden und meinen letzten Lesekreis vor der Sommerpause hinter mir habe, werde ich es lesen. Bereit liegt es schon eine Weile.
 
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pengulina

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22. November 2022
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Kent Haruf kann erzählen, und er mag seine Figuren, das spürt man. Kapitel 8 konzentriert sich auf Johns Sohn Sanders, Kapitel 9 auf Edith und Lyman. Es passiert nicht viel, sie sind alle im wesentlichen glücklich und zufrieden. Edith ist die schwere Arbeit los, Sanders' Mutter hat nach Johns Tod wieder geheiratet und ist ebenfalls zufrieden.
Dann der Unfall.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Dieses Kapitel ist eines der heitersten des ganzen Buches, bis der Unfall diese Unbeschwertheit jäh beendet.
Edith und Lyman scheinen ihre Kindheit und Jugend nachzuholen. Und, wie Haruf schreibt, diese sechs Jahre bleiben, egal, was kommt.
Hier ist der Ich- Erzähler ganz in seinem Element. Er erzählt, immer auf Pointe hin, lässt sich dabei oft in einem schlechteren Licht erscheinen.
Grandios, die Beschreibung des Heiratsantrags oder der Besuch auf dem großen Volksfest in Holt.
Mavis ist für Sanders ein Glücksfall. Die Männer hier verkommen ohne Frauen.
Die Frauen sind auch meist die stärkeren Figuren bei Haruf, das zieht sich durch sein ganzes Werk. Sie nehmen oft die Sache selbst in die Hand oder ertragen ihr Schicksal mit Würde.
 

Lesehorizont

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29. März 2022
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Mainz
Da mich das Buch im letzten Abschnitt sehr gepackt hat, habe ich zeitnah weiter gelesen.
Roy stirbt, Lyman kehrt heim. Insbesondere letzteres sorgt für viel Aufwind, insbesondere auf Seiten Ediths, die immer daran geglaubt hatte, Lyman würde heimkehren.
Saunders hält ihm zunächst vor, dass es 20 Jahre gebraucht hat, doch als er sieht, wie glücklich Edith ist, freut er sich mit. Eine sechsjährige unbeschwerte Zeit beginnt für die beiden Geschichte. Vielleicht das Band, das für immer hält. Komme, was wolle?
Saunders heiratet Mavis, wenn auch etwas leidenschaftslos. Sie wird schwanger.
Die zwischenzeitliche Hochphase währt nicht lange, und kommt nach der Heimfahrt von einem fröhlichen Volsfest zu einem jähen Ende: Infolge eines Unfalls verliert Mavis ihr Baby, Lyman wird schwer verletzt. Edith fühlt sich verantwortlich dafür.
Wird ihr nun deswegen der Prozess gemacht? Oder kommt noch mehr??
Ich bin gespannt! Das Buch gefällt mir sehr.
 

Federfee

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13. Januar 2023
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Und nun, wo Lyman wieder da ist, folgen für Edith, die so einsam war und sonderlich geworden ist, sieben glückliche Jahre. Sie wirkt wie verwandelt, sie unternehmen viel, reisen in den Rockys herum und fahren auch sonst viel mit Lymans Auto. Sie wirken wie ein altes Ehepaar. Schön, dass sie auch einen guten Kontakt mit den Nachbarn Vince und Mavis haben.

Das Fest in der Stadt wird fast zu ausführlich geschildert. Da hatte ich die ganze Zeit das Gefühl: Gleich passiert was. Das tat es auch, aber erst auf der Rückfahrt im Auto. Die hochschwangere Mavis verliert ihr Kind und Lyman seine körperliche Gesundheit und seinen Verstand. Jetzt hat Edith wieder die gleiche Situation wie vorher: Verantwortung, Sorgen und die ganze Arbeit. Ziemlich tragisch, ihr Leben. Die schönen Zeiten sind vorbei.​
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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wenn auch etwas leidenschaftslos
Das stellt Sanders nur so dar. Er ist kein Mann, der über so intime Gefühle mit Fremden ( dem Leser ) spricht. Deshalb stellt er es so dar, als sei er , beinahe gegen seinen Willen, geheiratet worden.
Das Fest in der Stadt wird fast zu ausführlich geschildert. Da hatte ich die ganze Zeit das Gefühl: Gleich passiert was.
Das Gefühl hatte ich auch, aber zu ausführlich war mir die Schilderung nicht. Es vermittelt doch ganz schön das Treiben in Holt. Eigentlich sind es ja keine besonders aufregenden Vergnügungen, doch für die Menschen dort ein Highlight in ihrem ansonsten gleichmäßigen Alltag.
 

alasca

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13. Juni 2022
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Eine Zeit der Entspannung und der Zufriedenheit, vielleicht sogar des Glücks. Auch Sanders dreht zeitweise ab, bis er Mavis kennenlernt. Die Männer in Holt sind ohne Frauen verloren - aber wo sind sie das nicht? ;-)

Die einfachen Freuden in Holt, Kirmes, Preisverleihungen, Rodeo ... ich mag das, man kann es sich gut vorstellen, wie alle eine gute Zeit haben und sich ein bisschen von der unablässigen Plackerei erholen können. Wie Haruf die armen Farmer beschreibt ... und machen immer weiter, obwohl daraus nichts werden kann. Aber so ist das wohl, wenn man an der Scholle klebt. Als Fabrikarbeiter kann man sich dann wohl gar nicht denken.

Was mich nervt, ist, dass der Übersetzer ständig von Steppdecken spricht - es sind Quilts, Herrgott nochmal. :rolleyes:

Und dann schlägt das Schicksal wieder zu - gleich mehrfach. Mavis verliert ihr Kind, Lyman sich selbst und Edith ihr bisschen Glück. Es steuerte alles darauf zu, ich dachte die ganze Zeit, jetzt lass es endlich passieren, es ist nicht auszuhalten!

Erst der Vater, dann der Bruder ein Pflegefall. Zum Wahnsinnigwerden. Es nimmt einen richtig her.
 
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parden

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13. April 2014
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Ach Mensch, wenn es ein wenig heiterer zugeht, hat man hier ja gleich die Sorge, dass danach wieder etwas Schlimmes passiert. Und es passiert natürlich. Als der Ich-Erzähler dann erst wieder abschweift und von dem Brückenunfall der beiden besoffenen Brüder erzählt - herrje! Da hätte ich den Autor am liebsten geschüttelt. Mir gefällt die pragmatische Erzählweise: es ist eben passiert und so ist es dann. Es hilft nichts, nach Schuldigen zu suchen. Lyman war einfach zu betrunken, aber damals war es wohl so...

Mir gefällt der Roman weiterhin sehr gut, ich bin nur gespannt, was Edith nun "anstellt", um vor Gericht gezerrt zu werden - und ob wir die Gerichtsverhandlung auch noch mitbekommen...
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Ich habe bei Kent Haruf oft den Eindruck, als wenn er selbst die Geschichte miterlebt oder erlebt hat, so gut beschreibt er das alles.
Edith tut mir schon leid, im Grunde wartet sie ihr ganzes Leben auf Lyman bis der wiederkommt und sie nicht mehr alleine ist nach dem Tod von Roy. Mir scheint, sie kann mit dem alleinsein wenig anfangen.

Lustig fand ich auch irgendwie Sanders Heiratsantrag und den Besuch bei Mavis Eltern. So quasi, dann heiraten wir mal eben, wenn uns nichts besseres einfällt. Trotzdem scheinen sie ja zusammen zu bleiben und das trotz des tragischen Unfalls nach dem Volksfest, bei dem sie ihr Kind verlieren.
Irgendwie scheinen alle Leben einen tragischen Verlauf zu haben, kaum etwas geht mal glatt und gut.
Den Unfall fand ich schon echt heftig, ob wohl Lyman da zu viel getrunken hat und sich deshalb Vorwürfe gemacht hat? Vielleicht kam dadurch auch seine Veränderung.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Oh Mann, sowohl für Sanders als auch für Mavis ist es unheimlich hart was geschehen ist. Doch warum das Schicksal erneut bei Edith zuschlägt macht mich fassungslos. Sind ihr wirklich nur die wenigen unbeschwerten Jahre vergönnt? Lag es am Bier, oder ist Lymann eingeschlafen? Ändern wird es nichts mehr, was geschehen ist, ist geschehen. Generell scheint es üblich gewesen zu sein in dieser Zeit noch zu fahren, auch wenn man ein paar Biere getrunken hat, zumindest wurde das im Roman schon mehrfach erwähnt.
Ein Schicksal, wie es eigentlich typisch für Holt ist, bin gespannt was die letzten Seiten noch so bringen werden
 
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Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Da hatte ich die ganze Zeit das Gefühl: Gleich passiert was.
Ein komisches Gefühl, hatte ich seit Sanders Mavis den Besuch auf dem Rodeo ausreden wollte, als dann der eigentliche Unfall geschah, habe ich fast schon nicht mehr damit gerechnet, dass es an diesem Tag überhaupt noch etwas schlimmes passieren würde. Eigentlich hätte ich es besser wissen müssen…..
 

pengulina

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kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Das ist eine amerikanische Jugendorganisation. Schau mal hier:
ist eine internationale Organisation für Kinder und Jugendliche. Die Organisation wurde 1902 in Clark County (Ohio), USAgegründet. Der Name der Organisation stammt von den vier englischen Wörtern head, hands, heart und health (zu deutsch etwa: Kopf und Hand, Herz und Gesundheit). Die Organisation existiert nicht in Deutschland, ist aber mit der Landjugendvergleichbar.
Danke dir - wieder etwas schlauer :cool:.
 
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Literaturhexle

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Teammitglied
2. April 2017
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Dieses Kapitel ist eines der heitersten des ganzen Buches,
Welch ein Kontrast zum bisherigen Geschehen! Haruf flechtet Situations- und Dialogkomik mit ein. Diese Unbeschwertheit wurde greifbar, auch wenn man ja weiß, dass es vor Gericht und damit tragisch endet (Sterbehilfe?!).
An einen solch deutlichen Stimmungswechsel kann ich mich aus den anderen Büchern gar nicht erinnern. Sehr gekonnt!
Deshalb stellt er es so dar, als sei er , beinahe gegen seinen Willen, geheiratet worden.
Das habe ich ebenso empfunden. Er stellt seine Frau besser dar als sich selbst, was ihn durchaus sympathisch macht.
Das Gefühl hatte ich auch, aber zu ausführlich war mir die Schilderung nicht. Es vermittelt doch ganz schön das Treiben in Holt.
Ich auch nicht. Alles wird herrlich bildlich beschrieben. Man bekommt einen Eindruck, wie genau man sich so einen Rodeotag vorzustellen hat.
Im Grunde tragen alle Vier einen Teil der Verantwortung für den Unfall. Sie haben alle getrunken. Sanders hat das Bier sogar noch für Lyman gekauft. Die Frauen haben sein Geld verprasst und den Tag dadurch verlängert. Alle haben im Auto abgeschaltet... Tragisch!!!