3. Leseabschnitt: Kapitel 6 bis 8 (Seite 125 bis 209)

Barbara62

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Jessie Burdette überrascht die Holter, die sich einen ganz anderen Typ Frau vorgestellt hatten. Was für ein Tratsch-Nest ;). Und dann tritt sie noch nicht einmal in ihre Vereine ein - welche Enttäuschung! Sie bleibt für sich und lässt sich nicht in die Karten schauen, und das in einem Städtchen, wo jede/r jede/n kennt. Schnell bekommt sie zwei Söhne.

Nun wissen wir also, was Jack getan hat: Er hat nicht nur die Kooperative betrogen, sondern auch seinen Kumpel, den bis dato unbescholtenen alten Buchhalter Charlie Soames. Was den zum Mitmachen bewogen hat? Er wirkt nicht so, als hätte er das Geld anderswo verprassen können, eher wie ein braver Holter. Es muss wohl der anfangs beschriebene Charme Jacks gewesen sein und seine Überredungskunst, beides auch bei Jessie erfolgreich. Da Jack mit der Beute in Kalifornien untertaucht, wird nur Soames verhaftet. Er verkraftet die Schande nicht und ist nach einem missglückten Selbstmordversuch geistig behindert.

Die Rachsucht der Holter, die zutiefst gekränkt sind ("Es ging um mehr als nur Geld." S. 184) richtet sich nun gegen Jessie, obwohl sie sich frühzeitig mittels Zeitungsanzeige von Jack distanziert hat. Dieses Gefühl der Demütigung ist sehr, sehr gut beschrieben. Bei der Aufgabe der Annonce kommt es zum ersten direkten Kontakt zwischen Pat und Jessie, dem sie gleich gefällt. Bei der Anzeige spart Jessie nicht mit Verachtung gegenüber Jack: "Taugenichts, Dreckskerl" - die Ehe muss sehr unglücklich gewesen sein und keiner wusste davon!

Jessie überschreibt der Kooperative alles, was sie hat: das Haus und das Grundstück, zieht in eine billige Mietwohnung am Stadtrand und nimmt trotz weiterer Schwangerschaft einen Job im Holt Café an.

Der Rest der "Wiedergutmachung" ist sehr speziell. Sie geht hochschwanger zum Tanzen mit den Holter Männern und trinkt Alkohol bis zum Abwinken. Ihr Kind, ein kleines Mädchen, überlebt diese Exzesse nicht - kein Wunder. Damit sind die Holter dann aber zufrieden, die Schuld ist von Jessies Seite beglichen, man verzeiht ihr großmütig. Habt ihr da auch Ironie von Erzählerseite gespürt? Sie sind schon drollig, die Holter.
 

Querleserin

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Habt ihr da auch Ironie von Erzählerseite gespürt? Sie sind schon drollig, die

Dies Szene fand ich wirklich grauenhaft. Aber Jessie hat wohl keinen anderen Weg gesehen, was sie diesen Aasgeiern noch vorwerfen kann. Sie sind wahrlich keine „netten“ Menschen. Andererseits frage ich mich, ob sie das Kind nicht auch unbewusst verlieren wollte, weil es von Jack ist. Pat scheint jedenfalls anders zu sein und es wird deutlich, dass er sich Jessie zuwenden wird.
 

Barbara62

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Dies Szene fand ich wirklich grauenhaft. Aber Jessie hat wohl keinen anderen Weg gesehen, was sie diesen Aasgeiern noch vorwerfen kann. Sie sind wahrlich keine „netten“ Menschen. Andererseits frage ich mich, ob sie das Kind nicht auch unbewusst verlieren wollte, weil es von Jack ist. Pat scheint jedenfalls anders zu sein und es wird deutlich, dass er sich Jessie zuwenden wird.
"Nett" tatsächlich nicht, sie kommen mir manchmal vor wie Kinder. Erstaunlicherweise habe ich sie meist trotzdem ins Herz geschlossen. Sie sind gekränkt durch den Treuebruch und irgendwie muss Genugtuung her. Offenbar können sie nun wieder in den Spiegel schauen - warum auch immer. Die Tat ist gesühnt, jedenfalls soweit es Jessie betrifft. Offenbar hat sie die Spielregeln der Holter begriffen.
 

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Offenbar hat sie die Spielregeln der Holter begriffen.
Ich finde es allerdings nicht richtig, dass sie für die Taten ihres Mannes büßen muss. In dem Punkt sind mir die Holter überhaupt nicht sympathisch, wobei es Ausnahmen gibt. Sie hat sich schließlich öffentlich von ihm distanziert.
 

kingofmusic

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Der Rest der "Wiedergutmachung" ist sehr speziell. Sie geht hochschwanger zum Tanzen mit den Holter Männern und trinkt Alkohol bis zum Abwinken. Ihr Kind, ein kleines Mädchen, überlebt diese Exzesse nicht - kein Wunder.
Ich hatte mir schon gedacht, dass es in die Richtung tendiert, aber in der Deutlichkeit war ich dann irgendwie ziemlich geschockt, dass es so weit gekommen ist. Oder Jessie hat es "bewusst" bis zum Exzess betrieben, weil sie von Jack nicht noch ein drittes Kind wollte - nachdem er sie schwanger hat sitzen lassen...Männer gibt´s :rolleyes:;)
 
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claudi-1963

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Ich hatte es befürchtet, das Jack Geld unterschlagen hat, den er ging ja schon damals sehr großzügig mit dem Geld der Farmer um als er Jessie kennenlernt. Das er allerdings da noch andere mit hineinzieht, das hatte ich nicht erwartet.
Das sich Charlie umbringen möchte, das hatte ich befürchtet. Ich finde es schlimm wie sie mit ihm umgegangen sind. Aber das ist sicher bei so kleinen Ortschaften, da kommt so was nicht gut an. Und irgendwie kann man die Leute ja auch verstehen, wenn sie ihr ganzes Geld verlieren. Doch Charlie ist ja genauso von Jack betrogen worden wie sie.
Traurig fand ich, das sie ihn nach dem der Selbsmord fehlgeschlagen ist, immer noch böswillig ansprechen. Klar bekommt er das nicht mehr mit, aber seine Frau wird es schon merken wenn die Leute so sind.
Genauso finde ich es nicht richtig, das man Jessie dafür verantwortlich macht. Das sie dann ihr Haus hergibt fand ich zwar ein tolle Geste von ihr, aber es hat das Leben ihres Mädchens gekostet. Den ich bin mir sicher, das Jessie das Tanzen und Trinken mit dieser Absicht getan hat. Den mit einem kleinen Baby hätte sie unmöglich arbeiten können. Vielleicht wollte sie auch kein drittes Kind von Jack, der ihr so viel Leid gebracht hat.

Jack ist ein herzloser Mensch, der nur an sein Wohl denkt, ein absoluter Narzisst. Das war er schon damals und ist er bis zum Schluß geblieben. Jetzt frage ich mich wirklich warum er zurück nach Holt gekommen ist, in eine Stadt bei der er so viel Unheil hinterlassen hat. Nun kann ich auch verstehen, warum Bud zugeschlagen hat.

Ich hoffe nur, das Jessie ihr Leben in den Griff bekommt und jetzt nicht noch weiter abrutscht, den ich denke sie ist eine gute Frau und Mutter.
 

Literaturhexle

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Was den zum Mitmachen bewogen hat?
Ich könnte mir vorstellen, dass es für ihn neben deinen genannten Gründen auch eine Art Abenteuer war, ein Ausbruch aus dem Alltagstrott mit der Perspektive, seiner dominanten, ungeliebten Frau zu entkommen. Armer Kerl!

Der Rest der "Wiedergutmachung" ist sehr speziell. Sie
Das kannst du laut sagen. Und ziemlich unealistisch. Aber das nehme ich so hin.
Andererseits frage ich mich, ob sie das Kind nicht auch unbewusst verlieren wollte, weil es von Jack ist.
Nicht nur deshalb. Sie ist allein, jedes weitere Kind ist ein Problem und ein Esser mehr. Jessie ist eine gute Mutter, wie es scheint. Sie ist sich der Verantwortung bewusst. Für eine Abtreibung fehlen ihr die Mittel. Tanz und Trank sind ihre Stricknadeln. Dennoch empfinde ich diese Szenen als weit hergeholt. Als ob die Männer nur mit Tanzen zufrieden gewesen wären...
 

Literaturhexle

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Neben der Genossenschaft hat er natürlich die zwei Einzelhändler vor seinem Abgang ordentlich geschädigt. Immer wieder interessant, wie sich Menschen von der äußeren Erscheinung blenden und manipulieren lassen.... Bekleidungshändler Bird ist einer davon - ihn haben wir ja bereits auf den ersten Seiten kennengelernt. Sein Zorn ist schnell wieder hochgekocht;)
Gefallen hat mir Mrs Thompson, sie schaut hinter die (geänderte) Oberfläche:
Ich habe mehr von dir gehört, als mir lieb ist, seit du ein kleiner Rotzlöffel warst. Ich bin eine Freundin deiner Mutter.

Völlig rücksichtslos hat Jack seine jahrelange Gefährtin Wanda abserviert. Da entspricht er dem Stereotyp des testosterongesteuerten Drecksacks. Das Zerschnippeln der Kleider dürfte für sie ein schwacher Trost gewesen sein, fast eine kindische Tat.

Charlie Soames ist ein weitere Opfer auf Jacks Weg. Der tut mir echt leid. Es ist eine Schande, wie die Holter ihn mobben. Sie haben kein Verständnis für dessen gesamte Situation, sehen nur sich selbst. Kleinstadt eben. Man merkt, dass Charlie nur ein Werkzeug war. Auch er hat Jack vertraut. Eigentlich hat Charlie keine kriminellen Energien, er wollte nur weg von seiner Frau, die ein wahrer (stereotyper) Dragoner ist. Tragisch, dass sein Selbstmord nicht geglückt ist.

Die Geschichte um Jessie habt ihr oben besprochen. Aus meiner Sicht an den Haaren herbeigezogen...

Es scheint seinen Grund zu haben, dass dieser Haruf erst an 5ter Stelle veröffentlicht wird;)
 

claudi-1963

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Dennoch empfinde ich diese Szenen als weit hergeholt. Als ob die Männer nur mit Tanzen zufrieden gewesen wären...
Zumal da alle Männer sehr schlecht und rücksichtslos wegkommen. Keinen scheint es aufzufallen, das Jessie hochschwanger ist. Ich kann kaum glauben, das man sie dann auch noch mit Alkohol abfüllt. Das muss den Männern doch auch klar sein und wenn es denen nicht klar ist, warum greift keine Frau ein?
 

Literaturhexle

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Wobei es schon komisch ist, warum das zweite Buch erst an 5ter Stelle kommt.
Ich denke, ein Verlag schnappt sich zuerst das aus seiner Sicht beste Buch und schaut, ob es bei den Lesern ankommt. Dann geht es weiter. Irgendwann kommt eben auch das (zweit)schwächste an die Reihe. Die mittlerweile gewordenen Haruf Fans kaufen es trotzdem;)
Ich möchte betonen, dass ich diesen Roman nicht wirklich schlecht finde, er fällt eben nur ab.