Er ist oft voller Selbstmitleid. Mag sein, er kann es intellektuell relativieren, aber er liegt oft im Bett/Sofa rum und lamentiert innerlich.dass er keiner ist, der jammert oder sich selbst zum Nabel der Welt erklärt.
Er ist oft voller Selbstmitleid. Mag sein, er kann es intellektuell relativieren, aber er liegt oft im Bett/Sofa rum und lamentiert innerlich.dass er keiner ist, der jammert oder sich selbst zum Nabel der Welt erklärt.
Wieder spielt Deutschland eine große Rolle.
Es ist aber die Art und Weise wie McEwan das auswalzt, was mich fremdeln lässt.
Mmh, Mc Ewan gelingt es irgendwie nicht, mich mitzunehmen. Ich kann diese Begeisterung nicht teilen. Im Vergleich zum zweiten Abschnitt, wo ich besser in die Geschichte hineingefunden hatte, ging ich hier wieder etwas verloren.
Dieses Zusammentreffen ist konstruiert, aber glaubhaft konstruiert. Roland kannte seine Frau, er wusste oder ahnte, dass es sie, ebenso wie ihn, nach Berlin drängt, um diesen geschichtsträchtigen Moment mitzuerleben. Gerade für einen Autor, eine Autorin ist so ein Erlebnis etwas, woraus man schriftstellerisch schöpfen kann.
Ja, genau das! Ganz ehrlich, ich habe selber schon ähnlich unwahrscheinliche Dinge erlebt, und hier ist ja immerhin sehr wahrscheinlich, dass Alissa sich in Berlin aufhält.Da stimme ich Dir wieder sowas von zu!!!!! Wenn ich allein an Begebenheiten in unserer Familie denke, würde jeder, der sie in einem Roman läse, sagen: "na, da ist aber die Fantasie durchgegangen! Das gibt's ja nicht!" Oh doch, das gibt's!!!!!
Zustimmen konnte ich Naomi auf S. 238, einer der vielen Freundinnen von Roland, als er die Affäre beendete: "Er habe etwas Verwundetes an sich, etwas Defektes. Du konntest mir nie erzählen, woher das kommt, aber so viel weiß ich: Du wirst nie zufrieden sein."
Ich denke, wir kennen alle so Menschen, die nie zufrieden sind, die an allem etwas auszusetzen haben! Sie tun mir leid, weil ich ja nicht weiß, wovon das kommt. Allerdings meide ich sie - ich muss mir ihr Genörgel, ihre Unzufriedenheit nicht antun!
Ich empfinde Roland auch nicht als Nörgler. Ja, er ist sicher verwundet, ja, er ist in gewissem Sinne 'defekt', aber er scheint niemand zu sein, der an anderen herummeckert, um eigene Unzulänglichkeiten zu kaschieren. Wenn überhaupt, scheint er die Dinge mit sich selbst auszumachen.Sehr gut gefallen haben mir Rolands Überlegungen am Ende dieses Abschnitts. Die zeigen, dass er keiner ist, der jammert oder sich selbst zum Nabel der Welt erklärt. Sehr bescheiden relativiert er das, was ihm passiert ist. Außerordentlich sympathisch!
Da gehe ich eigentlich fest von aus!Verwundert war ich über Details aus München und Umgebung. Die "Pupplinger Au" etwa kennt man als Nicht-Münchner nicht so leicht. Hatte McEwan bei der Recherche einen Kontakt nach München? Das würde mich mal interessieren.
Man kann sicher viel an Roland kritisieren, aber ein guter Vater scheint er wirklich zu sein!Wie wertschätzend und geduldig er mit Laurence umgeht, beeindruckt mich. Und gleichzeitig bindet er ihn nicht zu sehr an sich, klammert nicht, sondern lässt auch mal los. Außerdem hat er es (endlich!) in die finanzielle Unabhängigkeit geschafft.
Ja, genau. Er gibt eher sich die Schuld an den Dingen, die schief laufen. Ich empfinde ihn keineswegs als Jammerlappen, der seine Eltern und weiß der Kuckuck was verantwortlich macht.empfinde Roland auch nicht als Nörgler. Ja, er ist sicher verwundet, ja, er ist in gewissem Sinne 'defekt', aber er scheint niemand zu sein, der an anderen herummeckert, um eigene Unzulänglichkeiten zu kaschieren. Wenn überhaupt, scheint er die Dinge mit sich selbst auszumachen.
Da bin ich ganz bei dirMir gefällt "Lektionen" bis jetzt ausnehmend gut. Die Schilderungen eines heranwachsenden jungen Engländers der Nachkriegszeit finde ich spannend, vor allem vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse, die asolut überzeugend geschildert werden.
Nee, also das finde ich gar nicht! Mit diesem 3. LA hat mich McEwan voll am Haken. Ich mag die Kombination aus Handlung, die in historischen Kontext eingebunden wird, und Reflexionen des Protagonisten. Ich empfinde alles verhältnismäßig intensiv. Der Autor beschreibt die Schauplätze sehr einprägsam.Interessiert nicht. Der Roman ist insoweit eindimensional.
Ich auch überhaupt nicht. Diese Bilder werde ich nie wieder vergessen! Ich finde es schön, nach 30 Jahren mal wieder darüber zu lesen. Sehr emotional.Ich habe mich noch keine Minute gelangweilt, obwohl ich natürlich auch die meisten der geschilderten politischen Ereignisse recht
Ich kann euch da auch nur zustimmen.Wie @RuLeka überzeugt auch mich die Art, wie McEwan die Wechselwirkung zwischen politischen Ereignissen und individuallem Leben darstellt
Meiner Ansicht nach ist das der wesentliche Punkt des Romans. Im Angesicht des Weltgeschehens bleibt Roland im wahrsten Sinne des Wortes nur ein Zaungast (z.B. wenn er auf der Mauer sitzt). Er ist ein Beobachter und bleibt letztlich auch sehr passiv, auch wenn er sich kurzzeitig am Schmuggel von westlicher Kultur versucht und glaubt, dadurch sowohl etwas bewirkt wie auch für etwas verantwortlich zu sein. Ist er nicht - er ist ein unbedeutender Fleck auf der Landkarte der Historie, so wie die allermeisten von uns.Gleichzeitig hat er einen Protagonisten, der von sollen Geschehnissen nur aufgerüttelt oder gestreift wird.
Gut möglich.Ich bin auch sehr gespannt, wie die Sache zwischen Roland und Miriam ausgegangen ist. Ein paarmal dachte ich: Vielleicht ist Roland ihr irgenwann einfach zu alt geworden – immerhin war sie ja schon an ihm interessiert, als er 11 Jahre alt war …
Was dir so alles ins Auge sticht! Stimmt alles. McEwan ist schon ein begnadeter Autor, wie er hier so Szene für Szene setzt. Immer mit Roland im Zentrum und noch ist er im Vergleich zum Großen-Ganzen nur ein Fliegendreck. Gut eingefangen wird das!Besonders die Privatjet-Szene kann fast als symbolhaft in diesem Zusammenhang wirken. Stundenlanges Warten auf etwas, das dann etwas anderes ist als erwartet. Danach stundenlanges Treiben lassen durch Berlin
Ian McEwan hat einen starken Bezug zu Deutschland.Der übermäßig starke Deutschland-Akzent verwundert mich aber ein ums andere Mal.
Ja, das weiß ich. Aber ich finde es bisher unfassbar stark ausgeprägt. Deutschland wird quasi (zumindest bis zu diesem Zeitpunkt) in dem Roman fast zum Dreh- und Angelpunkt von Rolands Leben.Ian McEwan hat einen starken Bezug zu Deutschland.
Daher würde ich die Betonung (zumindest bis jetzt) in der Deutung des Romans auch weniger darauf legen, wie das Große das Private beeinflusst (das scheint ja "offiziell" McEwans Anliegen zu sein - aber man soll niemals einem Autor trauen, der deutet sein Werk so, wie er es sich vorgestellt hat, nicht wie das, was am Ende rausgekommen ist), sondern eher wie unwichtig und bedeutungslos ein normales, einzelnes Leben ist. Die Weltgeschichte macht weiter, der Krieg macht weiter, auch die Natur macht weiter - egal, wie wichtig der Einzelne sich nimmt. Es ist quasi eine Einbahnstraße und irgendwie für uns alle eine "Lektion in Demut". Die Weltgeschichte hat (imaginierte oder reale) Auswirkungen auf den Durchschnittsbürger, aber der Durchschnittsbürger (so wie in Rolands Fall) keine auf die Weltgeschichte.Immer mit Roland im Zentrum und noch ist er im Vergleich zum Großen-Ganzen nur ein Fliegendreck.
Sehr schlüssig ausformuliert, diese deine Gedanken, denen ich wunderbar folgen und die ich unterstützen kann!Das alles sind natürlich nur meine Gedanken bis zu diesem Punkt, aber zumindest bis hier sind das die Muster, die ich in McEwans Romanaufbau und in seinem Erzählen erkenne.
Stimmt! Natürlich hat das Große Einfluss, aber meist nur in eine Richtung. Roland ist ein Paradebeispiel für jemanden, der gerne etwas bedeutender, wichtiger wäre.sondern eher wie unwichtig und bedeutungslos ein normales, einzelnes Leben ist.
Das ist etwas, das in angloamerikanischen Medien selten genug vorkommt. Da ist der Deutsche meist der Böse, der Intrigant. Es tut gut, daß McEwan den Fokus mal auf die andere Seiten legt, dass er aufzeigt, welch ein Unrechtsstaat die DDR war zum Beispiel, wie groß die Freude über die Wiedervereinigung. Es ist auch wohltuend, dass Alissas Vater nicht als Vollblutnazi gezeichnet wird. McEwan verlässt die gängigen Stereotype.mit deutlicher Tendenz zum Positiven
Bestens zusammengefasst.Im Großen, im Mittleren und im Kleinen ist es die Geschichte eines Mannes, der etwas sein und bedeuten will, die Frage ist, wann er seine Lektion begreift.
Man muss ja bedenken, dass der Autor zunächst einmal Engländer ist. Für seine Landsleute ist da mit Sicherheit viel Neues dabei, das man braucht, um die Geschichte (und die Emotionen des Protagonisten)zu verstehen. Ich tauche auch nicht so tief in englische Befindlichkeit ein, wenn z.B. die Königin stirbt. Man nimmt geschichtliche Ereignisse anderer Länder in der Regel anders und mit mehr Distanz wahr. Für mich passt allesSie würden auch die ausufernden Beschreibungen zur (deutschen) Geschichte erklären,
Klingt wirklich famos, Luisa. Allerdings ... glaube ich ja, dass Ian einfach ein wenig sentimental seinen Alter Ego auf Reisen schickte durch die Vergangenheit und mit ein wenig Bedeutung aufladen möchte durch so geschickte Leserinnen wie z.b. Luisa. Wandas finden diesen Roman bisher bedeutungslos. Aber lesen wir jetzt den Rest. (Hab jetzt wieder Zeit dazu, wurde durch einen anderen jungen Mann und Christine Westermann aufgehalten).Im Großen, im Mittleren und im Kleinen ist es die Geschichte eines Mannes, der etwas sein und bedeuten will, die Frage ist, wann er seine Lektion begreift.
Das hoffe ich!!! Danke, Ruth - ich wusste es nicht.Ja, das weiß ich.
Auch das ist keine neue Erkenntnis. Trotz alledem hat jeder nur sein eigenes, mehr oder wenig bedeutungsloses Leben. Manche Einzelschicksale versuchen ihren Einfluss geltend zu machen ( siehe Weiße Rose oder auch Alissa, die als Schriftstellerin einen größeren Radius hat ), andere haben nur Einfluss auf das Leben wenig anderer. Aber jedes einzelne Leben ist bedeutungsvoll, nicht auf das Weltgeschehen im großen Ganzen, aber für sich und seine Nächsten. Auch das zeigt der Roman.sondern eher wie unwichtig und bedeutungslos ein normales, einzelnes Leben ist. Die Weltgeschichte macht weiter, der Krieg macht weiter, auch die Natur macht weiter - egal, wie wichtig der Einzelne sich nimmt. Es ist quasi eine Einbahnstraße und irgendwie für uns alle eine "Lektion in Demut". Die Weltgeschichte hat (imaginierte oder reale) Auswirkungen auf den Durchschnittsbürger, aber der Durchschnittsbürger (so wie in Rolands Fall) keine auf die Weltgeschichte.
Das klingt so negativ. Ich denke nicht, dass es McEwans Anliegen war, uns unsere Bedeutungslosigkeit zu zeigen.Im Großen, im Mittleren und im Kleinen ist es die Geschichte eines Mannes, der etwas sein und bedeuten will, die Frage ist, wann er seine Lektion begreift.
Auch ein wichtiges Argument. Für englische Leser ist das ein wichtiger Aspekt.Das ist etwas, das in angloamerikanischen Medien selten genug vorkommt. Da ist der Deutsche meist der Böse, der Intrigant. Es tut gut, daß McEwan den Fokus mal auf die andere Seiten legt, dass er aufzeigt, welch ein Unrechtsstaat die DDR war zum Beispiel, wie groß die Freude über die Wiedervereinigung. Es ist auch wohltuend, dass Alissas Vater nicht als Vollblutnazi gezeichnet wird. McEwan verlässt die gängigen Stereotype.
Ich glaube, Du willst den Roman einfach nicht mögen. Wenn alle behaupten, das ist ein Meisterwerk, erregt das Deinen Widerspruchsgeist.Wandas finden diesen Roman bisher bedeutungslos
Ach, Ruthie ... da ist ein bisschen was dran!ich glaube, Du willst den Roman einfach nicht mögen. Wenn alle behaupten, das ist ein Meisterwerk, erregt das Deinen Widerspruchsgeist.
Wusst ich doch.Ach, Ruthie ... da ist ein bisschen was dran!
Kann es sein, dass auch Kalkül dahintersteckt? Deutschland ist ein großer (Buch-)Markt und er hat viele treue Leserinnen und Leser hier. Verwerflich wäre das keineswegs. Außerdem ist eben in Deutschland in diesen Jahren einfach auch mehr passiert als beispielsweise in Frankreich.Der übermäßig starke Deutschland-Akzent verwundert mich aber ein ums andere Mal. Es ist ja mehr Deutschland-Roman als alles andere: Weiße Rose, DDR, Wiedervereinigung. Ich grüble noch über eine tragfähige Hypothese bezüglich dieser Wahl - denn sie ist weder willkürlich noch aus übergroßer Liebe zu Deutschland entstanden. Davon kann man wohl sicher ausgehen.
Kalkül muss es nicht mal sein. McEwan hat in Deutschland viele Leser, er ist deshalb auch immer wieder in Deutschland und hat auch dadurch einen stärkeren Bezug zu uns.Kann es sein, dass auch Kalkül dahintersteckt? Deutschland ist ein großer (Buch-)Markt und er hat viele treue Leserinnen und Leser hier. Verwerflich wäre das keineswegs. Außerdem ist eben in Deutschland in diesen Jahren einfach auch mehr passiert als beispielsweise in Frankreich.
Absolut nicht. Aber sehr viel mehr kann man aus dem Roman zur Zeit nicht rausholen.Auch das ist keine neue Erkenntnis.
Tatsächlich sehe ich das mit der sentimentalen Reise auch so. Wenn man den Ian McEwan auf dem Cover durch Sam Smith ersetzen würde, was wäre dann? Man geht ja schon mit der McEwan-Brille an den Roman heran. McEwan ist eigentlich ein cleverer Autor (Nussschale, Abbitte - sehr gut), aber hier verzettelt er sich und die Aussagen, die man aus dem Text herausarbeiten kann, sind weder überraschend noch neu noch weltbewegend noch wahnsinnig subtil. Sie sind drin, aber bei McEwan darf man dennoch sicher mehr erwarten.Allerdings ... glaube ich ja, dass Ian einfach ein wenig sentimental seinen Alter Ego auf Reisen schickte durch die Vergangenheit und mit ein wenig Bedeutung aufladen möchte durch so geschickte Leserinnen wie z.b. Luisa.
Soll es nicht - eigentlich finde ich, es ist realistisch. McEwan ist für mich jetzt auch nicht der große Optimist unter den Autoren und die „Lektionen“ sind ja jetzt auch nicht unbedingt ein fröhliches Buch.Das klingt so negativ.
Aber es liest sich so. Manchmal hat ein Werk ja eine andere Wirkung als der Autor glaubt. Und wenn nicht das, was will er uns zeigen?Ich denke nicht, dass es McEwans Anliegen war, uns unsere Bedeutungslosigkeit zu zeigen.