3. Leseabschnitt: Kapitel 5 und 6 (Seite 233 bis 339)

luisa_loves-literature

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9. Januar 2022
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Kalkül muss es nicht mal sein. McEwan hat in Deutschland viele Leser, er ist deshalb auch immer wieder in Deutschland und hat auch dadurch einen stärkeren Bezug zu uns.
Finanzielles Kalkül oder auch Erfolgskalkül kann ich mir auch nicht vorstellen. Das hat McEwan beides nicht mehr nötig. Da glaube ich schon noch vehement an die literarische oder eventuell politische Funktion.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich denke nicht, dass es McEwans Anliegen war, uns unsere Bedeutungslosigkeit zu zeigen.
Ach wo. Roland ist schon eine zerrissene Persönlichkeit. Ich würde mich persönlich nicht an ihm spiegeln wollen. Aber Brüche machen Literatur doch interessant;)
Ach, Ruthie ... da ist ein bisschen was dran!
Sie gibt es zu :party :rofl :party !
Kann es sein, dass auch Kalkül dahintersteckt?
McEwan war schon oft persönlich in Deutschland. Er kennt gewiss viele Menschen hier, kann sogar die Sprache ein bisschen. Wird einem ein Land nicht zwangsläufig durch wiederholte Nähe sympathisch (sonst würde man die Nähe ja nicht wiederholen). Die Engländer sind leider immer noch in Teilen deutsch-skeptisch. Es muss kein Kalkül sein, es wird seiner (europäischen)Grundhaltung entsprechen. Die Deutschen würden sein Buch auch kaufen, wenn es weniger positiv wäre. Man spürt die Affinität ja erst beim Lesen.
Kalkül muss es nicht mal sein. McEwan hat in Deutschland viele Leser, er ist deshalb auch immer wieder in Deutschland und hat auch dadurch einen stärkeren Bezug zu uns.
Da haben wir uns jetzt überschnitten;) und ich mich wiederholt.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Wenn man den Ian McEwan auf dem Cover durch Sam Smith ersetzen würde, was wäre dann? Man geht ja schon mit der McEwan-Brille an den Roman heran.
Wenn Sam Smith genauso gut schreibt, lese ich auch sein Buch gerne.
Von McEwan gefällt mir nicht alles. „ Nussschale“ fand ich albern und „ Die Kakerlake“ habe ich gleich garnicht angerührt.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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die Aussagen, die man aus dem Text herausarbeiten kann, sind weder überraschend noch neu noch weltbewegend noch wahnsinnig subtil. Sie sind drin, aber bei McEwan darf man dennoch sicher mehr erwarten.
Ich freue mich natürlich, enn noch mehr kommt, bin aber auch mit dem bisher Gelesenen sehr einverstanden. Ich mag diese leise Melancholie, den Erzählton. Roland hat nicht nur schlechte Seiten. Über die Beziehung mit der Klaveirlehrerin werden wir gewiss noch mehr erfahren. Da sind momentan Leerstellen, die mir seine Erfolglosigkeit nicht erklären. Was ist diese Frau für eine miserable Pädagogin!
Wenn Sam Smith genauso gut schreibt, lese ich auch sein Buch gerne.
Genau. Wir trauen uns auch immer wieder an Debüts heran und bewerten sie gut, wenn es das Buch hergibt.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Man muss ja bedenken, dass der Autor zunächst einmal Engländer ist. Für seine Landsleute ist da mit Sicherheit viel Neues dabei, das man braucht, um die Geschichte (und die Emotionen des Protagonisten)zu verstehen. Ich tauche auch nicht so tief in englische Befindlichkeit ein, wenn z.B. die Königin stirbt. Man nimmt geschichtliche Ereignisse anderer Länder in der Regel anders und mit mehr Distanz wahr.

So würde ich mir die Bezüge zu Deutschland auch erklären.
Das halte ich für die plausibelste Erklärung.

Kann es sein, dass auch Kalkül dahintersteckt? Deutschland ist ein großer (Buch-)Markt und er hat viele treue Leserinnen und Leser hier. Verwerflich wäre das keineswegs. Außerdem ist eben in Deutschland in diesen Jahren einfach auch mehr passiert als beispielsweise in Frankreich.

Könnte natürlich sein. Aber ich denke, das wird nicht der Hauptgrund sein. Kann mir nicht vorstellen, dass der Verlag oder der Agent ihm gesagt hat: „Schreib mal was, deinen Lesern in Deutschland schmeichelt.“
 

parden

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13. April 2014
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www.litterae-artesque.blogspot.de
Ich bin jetzt mal ganz ehrlich: dieser Roman ist für mich eine Lektion in: Aushalten, Ertragen, Slow-Reading. Ich gehöre leider zu denen, die sich hierfür bisher nicht erwärmen können, und niemand findet das bedauerlicher als ich. Zäh wie Kaugummi, gefühlt komme ich kaum voran. Roland interessiert mich als Hauptcharakter einfach nicht sonderlich, und außer der großen Frage nach dem Ende seiner ersten Liebe mit der Lehrerin (was wurde aus ihr?!) gibt es auch wenig, was mich auf den Fortgang der Erzählung hinfiebern lässt. Wenn wieder neue Personen eingeführt werden (Daphne und ihr Mann z.B.), hadere ich schon damit und befürchte wieder ausschweifende Ergüsse zu deren Lebensgeschichten. Ach Mensch... Andere Romane von McEwan haben mir sehr gut gefallen, aber hier... Einzig einige Szenen in Berlin nach der Maueröffnung fand ich sehr atmosphärisch und stimmig beschrieben.

Man wartet beim gesamten Abschnitt darauf, dass Roland Alissa wiedertrifft und als es dann tatsächlich passiert, wirkt es wirklich ziemlich konstruiert und unwahrscheinlich.
Stimmt. Hoffentlich macht er Beweisfotos für diesen Detective...

Ääääähm, auf einer Glückwunschkarte zum achtzigsten Geburtstag 'Sein Riemen, sein Geleucht / Schlapp wie ein Wurm" von Yeats! (S. 302) Und davon mussten 25000 Karten eingestampft werden? (Ich kenne keinen 80-Jährigen, der sich über so eine Karte freuen würde, bzw. drüber lachen könnte. :apenosee ) Für mich einfach geschmacklos! :rolleyes:
Ja, das fand ich auch sehr merkwürdig. Schon ein, hm, besonderer Humor...

Tatsächlich hatte ich schon darüber nachgedacht, ob er nicht vielleicht sie umgebracht hat und nun für Alissa verdächtigt wird? Wäre doch originell.

Das schoss mir zwischendurch auch durch den Kopf. Aber letztlich kann ich mir das nicht so recht vorstellen.

Spannend? Leider habe ich diesen Eindruck überhaupt nicht. Aber Du nennst sicher einige Hauptfragen des Romans. Nur interessieren sie mich? Bisher noch nicht genug, leider. Mir fehlt der Drang weiterzulesen nahezu komplett.

Genauso ergeht es mir hiermit auch. Leider.

Daher würde ich die Betonung (zumindest bis jetzt) in der Deutung des Romans auch weniger darauf legen, wie das Große das Private beeinflusst (das scheint ja "offiziell" McEwans Anliegen zu sein - aber man soll niemals einem Autor trauen, der deutet sein Werk so, wie er es sich vorgestellt hat, nicht wie das, was am Ende rausgekommen ist), sondern eher wie unwichtig und bedeutungslos ein normales, einzelnes Leben ist. Im Großen, im Mittleren und im Kleinen ist es die Geschichte eines Mannes, der etwas sein und bedeuten will, die Frage ist, wann er seine Lektion begreift.
Wenn der Autor dieses Anliegen nur nicht so episch ausgewalzt umsetzen würde...

Klingt wirklich famos, Luisa. Allerdings ... glaube ich ja, dass Ian einfach ein wenig sentimental seinen Alter Ego auf Reisen schickte durch die Vergangenheit und mit ein wenig Bedeutung aufladen möchte durch so geschickte Leserinnen wie z.b. Luisa. Wandas finden diesen Roman bisher bedeutungslos.
Ob nun mit oder ohne Bedeutung: der Roman packt mich einfach nicht. Was ich sehr schade finde. Und ja: in dem Fall bin ich wohl auch eine Wanda... Vielleicht ändert sich das ja noch. Immerhin liegt noch mehr als die Hälfte (!!) vor mir...
 

alasca

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13. Juni 2022
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Wenn Sam Smith genauso gut schreibt, lese ich auch sein Buch gerne.
Von McEwan gefällt mir nicht alles. „ Nussschale“ fand ich albern und „ Die Kakerlake“ habe ich gleich garnicht angerührt.
Ich mochte auch "Maschinen wie ich" nicht sonderlich. "Kindeswohl" allerdings sehr. Ich glaube nicht, dass Leser:innen sich durch einen großen Namen dermaßen blenden lassen. Tun wir ja auch nicht!
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Sehe ich auch so. :p Ein häufiges Wanda-Phänomen. Klappt auch umgekehrt, alle sagen bäh, Wanda sagt Ah. :smileeye
Wobei Wanda hier ja nicht alleine ist. Der Roman spaltet in zwei Fraktionen. In der Regel ist die Pro-Seite schneller mit der Lektüre durch. Deshalb war Wanda zunächst ein Einzelkämpfer. Das ändert sich nun (leider) zusehends;)
 
  • Haha
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