3. Leseabschnitt: Kapitel 3 bis Ende (S. 213)

Literaturhexle

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und das ist nicht gleichzusetzen mit der Autorin. Manchmal ja,nicht immer.
Wie ich hier im Forum gelernt habe, ist es fast nie mit der Autorin/dem Autor gleichzusetzen. Die Ausnahme bilden Autobiografien.
Ansonsten dürfen wir auch, wenn in der Ich-Form erzählt wird, den Erzähler nicht mit dem Autor gleichsetzen - selbst wenn es offensichtlich biografische Bezüge gibt. Der Autor erschafft quasi seine erzählende Stimme selbst :).
@Querleserin: Habe ich es so richtig wiedergegeben und vor allen Dingen verstanden? :p
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wie ich hier im Forum gelernt habe, ist es fast nie mit der Autorin/dem Autor gleichzusetzen. Die Ausnahme bilden Autobiografien.
Ansonsten dürfen wir auch, wenn in der Ich-Form erzählt wird, den Erzähler nicht mit dem Autor gleichsetzen - selbst wenn es offensichtlich biografische Bezüge gibt. Der Autor erschafft quasi seine erzählende Stimme selbst :).
@Querleserin: Habe ich es so richtig wiedergegeben und vor allen Dingen verstanden? :p
ja, ich hätte anders schreiben müssen. statt "nicht immer " "in den meistn Fällen nicht" :)

Im Buch Der unschluldige Mörder war ein sehr feines Zitat über das Schrieben und den Erzähler: "Der Schriftsteller lebt in jedem Text, und zugleich lebt der Text außerhalb seines Autors.....Belletristik soll nicht objektiv und sachlich sein, ganz im Gegenteil. Der Autor erlebt den Text, während er ihn schreibt."

Das gefällt mir eigentlich recht gut.
 

Literaturhexle

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ja, ich hätte anders schreiben müssen. statt "nicht immer " "in den meistn Fällen nicht" :)

Im Buch Der unschluldige Mörder war ein sehr feines Zitat über das Schrieben und den Erzähler: "Der Schriftsteller lebt in jedem Text, und zugleich lebt der Text außerhalb seines Autors.....Belletristik soll nicht objektiv und sachlich sein, ganz im Gegenteil. Der Autor erlebt den Text, während er ihn schreibt."

Das gefällt mir eigentlich recht gut.
Das ist ein sehr treffendes Zitat, das mir auch gut gefällt. Als Laie muss man sich das schon deutlich machen, wie es sich mit dem Ich-Erzähler verhält. Zum Glück sind wir alle noch lernfähig ;)
 

Querleserin

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Wie ich hier im Forum gelernt habe, ist es fast nie mit der Autorin/dem Autor gleichzusetzen. Die Ausnahme bilden Autobiografien.
Ansonsten dürfen wir auch, wenn in der Ich-Form erzählt wird, den Erzähler nicht mit dem Autor gleichsetzen - selbst wenn es offensichtlich biografische Bezüge gibt. Der Autor erschafft quasi seine erzählende Stimme selbst :).
@Querleserin: Habe ich es so richtig wiedergegeben und vor allen Dingen verstanden? :p
Perfekt ;)
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Was für eine Erleichterung für mich, als auf S. 181 der Echte Milchmann auftaucht. Er zählt in der Gemeinschaft zu den Übergeschnappten, für mich allerdings ist er der erste normale Erwachsene in der Geschichte. Er erfasst die Bedeutung, die der Katzenkopf für unsere Protagonistin hat, er reagiert auf das Klicken im Busch, er erkennt die Begabung der drei kleinen Schwestern und weiẞ um das Stalkerproblem mit dem vermeintlichen Milchmann und empfiehlt der Erzählerin, mit ihrem Problem nicht allein zu bleiben, indem sie sich an die "Themenfrauen" wendet.
Was die Klugheit der keinen Schwestern betrifft, so hatte ich mich auf S.110 schon gewundert, welche eloquenten Fragen zum Hormonhaushalt sie an die Mutter gestellt hatten :) Heute ist Intelligenz so wichtig, dass man sich gar nicht vorstellen kann, wie unwichtig gute Noten für die Mutter waren. Beeindruckend, dass die schwestern versuchen, die Sichtweise des Gegners nachzuvollziehen.

Neben dem "Echten Milchmann" ist das Auftauchen der Themenfrauen eine weitere Hoffnung für mich.

Ist es nicht interessant, dass die meisten der "Übergeschnappten" hier gar keine Übergeschnappten" sind, sondern eher klar denkende Menschen? Und lässt dies nicht den Umkehrschluss zu, dass die ganzen "Normalen" die eigentlich Übergeschnappten sind und dieses ganze Grauen des Terrors zulassen, in dem sie es unterstützen und anders Denkende zu "Übergeschnappten" erklären, weil sie eigentlich Angst vor deren Mut haben?
 
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Ich fand es auch sehr aufschlussreich, wie aus den Verweigerer-Idealisten nach und nach eine Gruppe wurde, die offenbar auch die eigenen Unterstützer in der Zivilbevölkerung unterdrückt. Dies war mir bislang nie so klar..

Das war interessant und erklärt auch manches Denken der Iren bezüglich der IRA.
 
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Ein wenig Hoffnung hat mir die Passage gemacht, in der die Frauen die Ausgehsperren selbst aufgehoben haben, in dem sie einfach auf die Straße gegangen sind und protestiert haben. Das war unheimlich mutig und zeigt, dass sie doch etwas Macht haben. Sie müssen sie nur einzusetzen wissen. Schön auch, dass dadurch die Themenfrauen gerettet wurden.

Auch dieses Kapitel ist sehr interessant, nicht nur das Demonstrieren der Frauen gegen unsinnige Regeln und ihr anschließender Erfolg, auch das Bewerten des Konflikts als ein grenzüberschreitendes und dummes "Spiel" der Männer.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Im Dunstkreis der Verweigerer waren jederzeit Frauen zu finden, die sich von Einfluss und Macht angelockt fühlten, sog. Groupies.

Genau für solch ein gefallenes Groupie-Mädchen wird die Erzählerin von ihrer Mutter gehalten. Zunächst fand ich die Argumente und Warnungen der Mutter vernünftig, sie schien sich ernsthaft zu sorgen. Am Ende kam aber heraus, dass es ihr im Grunde nur um den Trauschein geht: Würde MM sie heiraten, könnte man ihre Stellung durchaus tolerieren. Es ist also nicht die persönliche Sorge, sondern die Angst, was die Leute sagen könnten, wovon die Mutter angetrieben wird. Wäh!

Die Erzählerin hat festgestellt, dass sie mittlerweile auch in der Öffentlichkeit anders wahrgenommen wird. Im Trinkschuppen (interessante Wortschöpfung!) wird sie von einigen Groupies umzingelt und in ihre neue Aufgabe "eingewiesen" - nicht als Rivalin, sonders als Vertraute. Sexspiele, Schmerzen, Unterwerfung scheinen dazuzugehören. Die Erzählerin wirkt fast paralysiert angesichts dieser Begegnung:
[zitat]Sie nannten mich beim Namen, beim Vornamen, und damit war alles Trennende aufgehoben (S. 165)[/zitat]

Die Gerüchte der Affäre mit dem MM sorgen aber dafür, dass McIrgendwas den Rückwärtsgang einlegt. Er erkennt MM als den Stärkeren an.

Hier erkennt man auch, zu was für einer zerstörerischen Kraft sich Gerüchte entwickeln können. Was Gerede bewirken kann.
 

Literaturhexle

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Und lässt dies nicht den Umkehrschluss zu, dass die ganzen "Normalen" die eigentlich Übergeschnappten sind
Zumindest nach unserer Definition. In einem totalitären System empfiehlt es sich allerdings eher, auf Anpassung zu setzen :confused:
Oder eben sich Mitstreiter zu suchen, wie es die Frauen machen: gemeinsam ist man eben doch stark!
 
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Den echten MM fand ich auch sehr sympathisch. Und über die „Namensähnlichkeit“ zum MM habe ich lächeln müssen. Wie zwei Seiten einer Medaille.

Die Namenswahl ist wie bisher eigentlich immer sehr interessant. Der Eine bringt sie zum Zittern, der Andere schafft eine Ruhe in ihr. Bin gespannt wohin die Geschichte noch steuert.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Zumindest nach unserer Definition. In einem totalitären System empfiehlt es sich allerdings eher, auf Anpassung zu setzen :confused:
Oder eben sich Mitstreiter zu suchen, wie es die Frauen machen: gemeinsam ist man eben doch stark!

Wobei dieses totalitäre System ja durch die Verweigerer und ihre Unterstützer erst geschaffen wird. Ohne die Unterstützer könnte es doch gar nicht solch eine Macht entwickeln. Und da kommt wieder die Rolle der Besatzer zum Tragen. Denn auch diese haben sehr zum Entstehen dieses Systems beigetragen und durch ihr Handeln erst die Unterstützer geschaffen. ...
 
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Zusammenfassung:

Ein weiterer Rückblick gilt Irgendwer McIrgendwas. Die Erzählerin hat ihn bereits zweimal abblitzen lassen, als Folge stalkt er sie, spricht sogar Morddrohungen aus. Er ist ein Lügner, Aufschneider, hält sich für einen Staatsverweigerer. Früher waren die Staatsverweigerer die Guten, die Ehrenmänner, die sich für die Rechte der Minderheit einsetzten. Je mehr Idealisten im Kampf fielen, desto stärker wuchsen die Vorbehalte gegenüber den Nachfolgern, standen sie doch häufiger auf der Gangsterseite des Verweigerertums. Zudem gab es immer mehr Schaden und Leid, die die Skepsis der Normalbürger steigen ließ. Die Organisation verschärfte die Methoden: improvisierte Gerichtsverhandlungen, Paranoia, Denunziantenapparat.
(Diesen Abschnitt fand ich extrem aufschlussreich darüber, wie es zu einem solchen System des Misstrauens und der Unterdrückung kommen konnte.)

Definitiv, aufschlussreich und interessant kann man diesen Abschnitt nennen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass dieser Druck "nur" den Druck durch die IRA beschreibt und die daraus resultierenden Folgen. Der Druck der Briten kommt ja noch hinzu.
 
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Literaturhexle

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Definitiv, aufschlussreich und interessant kann man diesen Abschnitt nennen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass dieser Druck "nur" den Druck durch die IRA beschreibt und die daraus resultierenden Folgen. Der Druck der Briten kommt ja noch hinzu.
Ich habe den Roman losgelöst von seinem konkreten Bezug zu England gelesen. Mir hat der konkrete Konflikt im Inneren schon ausgereicht ;)
Aber klar ist, dass "ein Feind von außen " die Dynamik und den Zulauf zu den Verweigerern anheizt.
 
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Er empfiehlt einen Besuch bei den Themenfrauen. Diese sind öffentlich ziemlich geächtet. Sie setzen sich für die Rechte der Frauen ein, bekamen früher regelmäßig Besuch von einer Feministin aus der Stadt. Die Gerüchteküche unterstellt ihnen zahlreiche Verwerfungen. Dennoch hat die Staatsmacht es nicht geschafft, die kleine Gruppe zu liquidieren. Am Ende haben es die normalen Frauen das verhindert. Man liebt sie nicht, aber sterben sollen sie auch nicht. Es scheint unter den Frauen doch eine Art Solidarität zu geben.
Zunächst widerstrebt es der Erzählerin, an die Themenfrauen nur zu denken: Sie möchte einfach nicht auffallen, während die Themenfrauen aufbegehren und den Status Quo in Frage stellen...

Diese Blicke auf vergangenes Geschehen machen mich etwas traurig. Behandelt es doch eine nicht sehr lang zurückliegende Zeit und lässt es doch ein gewisses Nicht akzeptieren feministischen Denkens durchschimmern. Zeigt es doch auch, dass der Weg zur Gleichberechtigung damals ein steiniger war, aber auch heute ist dieser Weg noch begehbar.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Ich frage mich mittlerweile, ob die Erzählerin tatsächlich einen klaren Blick auf das Geschehen hat oder ob sie recht denkt. Erstens ist sie abgelenkt durch das Lesen, zweitens häufen sich für mich die Zeichen, dass sie auch in der eigenen Familie vieles nicht mitbekommt (ihre beiden Brüder sind Verweigerer und sie ist überrascht, oder sie interessiert sich für bestimmte Dinge einfach nicht - wie ihre drei kleinen und offensichtlich äußerst intelligenten Schwestern). Warum sollte sie einen klareren Blick auf ihre Außenwelt haben? Ja klar, es wirkt so, weil sie rückblickend erzählt, aber ich zweifle da gerade ein wenig und bin neugierig...

Dieser Punkt irritiert mich auch. Man sollte doch mitbekommen, was in der eigenen Familie passiert, Meinungen werden abgegeben, Anwesenheit und Abwesenheit zu hause sollten bemerkt werden. Der Buschfunk sollte die Erzählerin erreichen. Ach ja. Hat die Erzählerin eigentlich Freunde/Freundinnen? Diese wären ja für einen funktionierenden Buschfunk unabdingbar. Bis jetzt kennt man ja nur der Vielleicht-Freund. Oder hat sie schon ihren Status als Übergeschnappte in der Gemeinschaft. Offensichtlich ist die Erzählerin ja keine Dumme. ...
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Ich habe den Roman losgelöst von seinem konkreten Bezug zu England gelesen. Mir hat der konkrete Konflikt im Inneren schon ausgereicht ;)
Aber klar ist, dass "ein Feind von außen " die Dynamik und den Zulauf zu den Verweigerern anheizt.

Der Konflikt im Innern ist definitiv bedeutsam und auch perfekt von Anna Burns beschrieben. Für die Erzählstimme hat es glaube ich keine Bedeutung woher der Druck kommt, nur was er mit ihr macht. Dennoch ist der Druck von den verschiedenen Seiten bedeutsam für das Geschehen in dem Land. ;)
 
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