3. Leseabschnitt: Kapitel 21 bis 29 (Seiten 125 bis 188)

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Wisst ihr eigentlich, wie "befremdlich" es wirkt, wenn man in diesen Zeiten, in denen Hände schütteln als Begrüßung aus "hygienischen Gründen" weitestgehend "eliminiert" ist, in einem Buch immer wieder liest, wie sich Menschen die Hände schütteln? ;) Zumindest geht es mir so; ein merkwürdiges Gefühl...
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
@kingofmusic : Ein Blick in die Vergangenheit. Fast möchte man die Japaner beneiden ... aber dann wieder, Sushi, Hikikomori, Harakiri und wenig Urlaub - nee, doch nicht. Seppuku. Kintsugi. Obwohl, das geht noch, ist nur recht teuer. Ich schmeisse kaputte Tassen lieber weg.

Ja. Man möchte ihnen eine Flasche mit Desinfektionsmitteln reichen.
 
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Xirxe

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19. Februar 2017
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Simons Aufenthalt scheint Wirkung zu zeigen, er setzt sich intensiv mit seiner Tat und auch den Folgen auseinander. Ich habe auch das Gefühl, dass dieser Wille und der daraus resultierende Kampf, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten, nicht mehr so stark ist wie im letzten Abschnitt. Er hält es aus, seine Tat zu spielen - was für ein unglaublicher Kraftakt muss das für ihn sein. Ich befürchtete zwar immer noch, dass er ausrasten könne, aber ich hielt es für deutlich unwahrscheinlicher als noch 100 Seiten vorher.
Was hätte aus diesem intelligenten jungen Mann werden können mit einem entsprechenden Hintergrund? Und wie Viele gibt es, deren Potential brach liegt oder missbraucht wird? Ich darf nicht darüber nachdenken ...
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Hm. Dieser Leseabschnitt ist intensiv, aber. Ich bin auch unzufrieden: Die Ficktagträume von Simon sind mir wurscht. Und die Therapien, die er machen muss, finde ich z.T. entwürdigend, z.B. die Messung seiner Erregung wenn man ihm Bilder vorhält und er dabei nackt sein muss. Und man ihm dabei zusieht. Igitt. Ist das wirklich nötig. Ausserdem scheint man sich in diesem Therapiezentrum fast ausschließlich um Sexualität zu kümmern. Der Mensch besteht aber aus mehr als aus seiner Sexualität und seinen sexuellen Vorstellungen.
Alles in allem: widerlich.
Der Roman tritt ein wenig auf der Stelle.
Trotzdem intensiv geschrieben.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Ausserdem scheint man sich in diesem Therapiezentrum fast ausschließlich um Sexualität zu kümmern.

Die Straftäter, die dort hin verlegt werden, hatten auch alle ein Problem damit. Ich weiß nicht, ob man in solchen Fällen noch Rücksicht auf Befindlichkeiten nehmen sollte.
Natürlich besteht der Mensch aus mehr als nur seiner Sexualität, aber sie bekommen ja auch noch andere Beschäftigungen geboten.
Der Roman tritt ein wenig auf der Stelle.

Ich bin in diesen Abschnitt regelrecht versunken. Es war spannend zu beobachten, wie Simon sich so langsam mit seiner Tat auseinandersetzt. Auch die anderen Insassen sind sehr knapp, aber bunt geschildert.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Dieser Abschnitt war für mich sehr eindringlich.

Simon wird von Dr. Clarke als erotophobisch eingestuft. Das Therapietonband lässt ihn an Amanda denken, die er als pummelig, unsicher und "bereit" in Erinnerung hat, also alles andere, als die Frau auf dem Band.
Er erschafft sich lieber seine eigene Welt im Kopf, in der Bernie wieder die Hauptrolle spielt. Er kann diese Bilder anscheinend jederzeit heraufbeschwören.

In den Gruppenstunden wird deutlich, dass jeder seine eigene Suppe kocht und bewertet. Die anderen geben Kommentare ab, aber letztendlich versucht jeder für sich, sich zu rechtfertigen, sich von den anderen abzugrenzen.

Die nachgespielten Tatszenen lassen bei allen nochmal echte Gefühle aufkommen und selbt Simon, der anfangs versucht ein selbt kreiertes Stück zu präsentieren, kann nicht in seiner Rolle bleiben und durchlebt die Tat tatsächlich noch einmal. Allerdings erkennt er jetzt ein paar Haltepunkte, an denen er alles hätte drehen und zu einem guten Ausgang führen können. Was für eine Entwicklung!

Simon will wieder Kontakt mit Bernie und Tasmin schreibt wieder Briefe.... Geister die man einmal rief...!
 

Xirxe

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19. Februar 2017
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Und da fällt mir noch ein, hat jemand schon eine Erklärung dafür, dass wir mit B angefangen sind und jetzt bei A sind?
Vielleicht bedeutet B das, was sich direkt aus der Tat ergeben hat. Im Kapitel A geht es zurück zum Ausgang, also der tatsächlichen Tat. Und C ist die Konsequenz, die sich aus dieser 'Rückkehr' ergibt. Aber wer weiß, vielleicht ist ganz anders ;)
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Die Therapie, vor allem die von Mr Clarke, ist schon erschreckend. Allerdings hilft es wahrscheinlich da ansetzen zu können, wo das eigentliche Problem liegt. In Simons Fall ist es daher schon wichtig zu wissen, wie sich seine Sexualität eingrenzen lässt. Für den Therapierenden muss es allerdings teilweise sehr erniedrigend sein. Ob heutzutage bei Straftätern, deren Taten damit zusammenhängen, ähnlich verfahren wird?
Seine Obsession in Bezug auf Bernie scheint Simon bewusst zu sein. Er versucht sie weiter fortzuführen. Hilft ihm das vielleicht sogar? In seiner Fantasie nähert sich ihr normal, wie es im wahren Leben wünschenswert wäre. Ich hoffe, dass sie zu dem Termin kommt, ihm täte es sicher gut, und hält ihn bei Laune die Therapie fortzusetzen. Ich habe aber so meine Zweifel.
Was man noch bemerkt ist, dass Simon sich wohl zu fühlen scheint. Er bestellt sogar Gardinen um sein Zimmer gemütlicher zu gestalten. Für ihn scheint es ein Segen zu sein, dass er sich Bernie gegenüber geöffnet hat, ansonsten würde er wohl immer noch im Gefängnis schmoren
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Tasmin schreibt wieder Briefe..
Seine Zurückhaltung ist bewundernswert, ich könnte die Briefe nicht ungelesen im Schuhkarton deponieren. Außerdem will ich unbedingt wissen, was darin steht. Ich denke, es könnte durchaus noch wichtig werden, ansonsten würde die Autorin dies nicht weiter vorantreiben
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Was hätte aus diesem intelligenten jungen Mann werden können mit einem entsprechenden Hintergrund? Und wie Viele gibt es, deren Potential brach liegt oder missbraucht wird? Ich darf nicht darüber nachdenken ...
Darüber darf man tatsächlich nicht nachdenken, und genau das könnte auch der Antrieb der Autorin sein, um uns als Lesern dies vor Augen zu führen.
 

Literaturhexle

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Die Straftäter, die dort hin verlegt werden, hatten auch alle ein Problem damit.
Genau das wollte ich Wanda auch antworten. Die Insassen haben alle eine verquere Sexualität. Ich finde es innovativ, der Sache in beschriebener Weise auf den Grund zu kommen. Reden können sie viel. Alle haben schon unzähligen Psychos Rede und Antwort gestanden, wissen vielleicht auch, was gerne gehört wird. Der Ring um den Schniedel wirkt da wie ein Lügendetektor.
 

Wandablue

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Brandenburg
Genau das wollte ich Wanda auch antworten. Die Insassen haben alle eine verquere Sexualität. Ich finde es innovativ, der Sache in beschriebener Weise auf den Grund zu kommen. Reden können sie viel. Alle haben schon unzähligen Psychos Rede und Antwort gestanden, wissen vielleicht auch, was gerne gehört wird. Der Ring um den Schniedel wirkt da wie ein Lügendetektor.
Das ist entwürdigend. Und es steht niemandem zu, andere zu entwürdigen.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Allerdings erkennt er jetzt ein paar Haltepunkte, an denen er alles hätte drehen und zu einem guten Ausgang führen können. Was für eine Entwicklung!
Diese Reflexionen sind wirklich erstaunlich und dennoch glaubwürdig. Man spürt, wie zäh dieser Prozess in Gang kommt, wie leicht ein Rückfall passieren kann.

Die Autorin muss gründlich recherchiert haben. Sagte nicht jemand, sie sei längere Zeit im Gefängnis gewesen? Absolut vorstellbar.

Das ist keine leichte Lektüre. Dieser Abschnitt hat mich gefordert. Man muss sich (mal wieder) aus der Wohlstandsblase hervortrauen. Man lernt, diesen Simon zu verstehen. Das wird natürlich dadurch erleichtert, dass er einen souveränen Umgang mit Sprache pflegt. Streng genommen nicht wirklich glaubhaft. Schließlich hat er erst im Gefängnis das Alphabet und schreiben gelernt... und jetzt konzipiert er eine eigene Rundschrift in allen Facetten, schreibt dezidierte Briefe über seine Gefühle...
Aber da schaue ich gerne drüber weg;).
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Das ist entwürdigend. Und es steht niemandem zu, andere zu entwürdigen.
Was ist die Alternative?
Es geht darum, diese Täter in der Form zu therapieren, dass sie keine Gefahr mehr für andere darstellen. Mit persönlich geht der Schutz der Allgemeinheit vor.
Niemand wird zudem gezwungen, sich dieser (offenbar begehrten) Therapie zu unterziehen.
Wenn du die (sexuelle) Krankheit heilen willst, musst du sie verstehen.
Tickende Zeitbomben sollten nicht wieder in Freiheit kommen.