3. Leseabschnitt: Kapitel 16 bis 31 (Seite 177 bis 290)

luisa_loves-literature

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9. Januar 2022
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Ich versuche ja immer den Ort der Handlung herauszufinden - ich weiß: andere nicht immer - und glaube, es könnte sich um Vancouver handeln.
Normalerweise ist mir das gar nicht so wichtig, aber hier macht es mich tatsächlich wahnsinnig, dass man es nicht erfährt...;)
Bin gerade so auf Krawall gebürstet, dass ich mir darüber keine Gedanken gemacht habe. Aber es wäre mir definitiv zuviel Selbstreflexion.
Ich mir auch nicht - ich bin dankbar für den Impuls und halte es nicht für abwegig, aber es wäre mir dann doch zu überdreht...wahrscheinlich halte ich es deshalb gerade mal absolut für möglich!
Das Aleph mit dem Frettchen und den Kärtchen hat mich so lange entzückt, bis es den Mund aufmachte ...
Das Aleph mit dem Frettchen, dass ein "sier" ist, habe ich tief in meine Persiflage/Satire-Schublade gesteckt (wo es mit Sicherheit von der Autorin nicht hingehört), aber (wie wahrscheinlich mittlerweile hinlänglich bekannt) habe ich ja massive Probleme mit "in your face"-Didaktik und "En-Vogue"-Themen.
Bis das Aleph auftrat, fand ich diesen Abschnitt eigentlich ganz gut - auf jeden Fall deutlich besser als den vorangegangen.
der kindliche Benjamin weiß zwar nicht was ein Vagabund ist
Gefühlt weiß er so einiges nicht...kein Wunder, dass seine Mutter immer meint, ihn bemuttern zu müssen. Die Darstellung von Benny ist nicht so wirklich rund.
Die ganze Truppe , der Rollstuhlfahrer, das Mädchen mit seinem Frettchen, wirken auf mich unglaubwürdig.
Ich empfinde auch die ganze Stadtszenerie als surreal und unwirklich. Diese Gasse, der Müllcontainer, ich bin da im Geiste immer bei einer Disney-Kulisse und die Bibliothek mit dieser komischen Verbindungsbrücke kann ich mir überhaupt nicht bildlich vorstellen.
Haha, realistisch war es nie, aber ich denke, wir fühlen dasselbe. Es ist wirklich mehr ein Jugendbuch.
Habe den Test gemacht und meinem Teenager (als er gerade essenstechnisch räumlich gebunden war :rofl) die Ameisenszene vorgelesen. Der Wellness-Flyer mit "Überfordert"kam sehr gut an, offensichtlich traf er humoristisch ins Schwarze.
Einen Großteil konnte ich als realistische Geschichte lesen.
Das ist bei mir ja von der ersten Seite an schon das Problem gewesen, ich habe es nie als realistische Geschichte gelesen und war daher völlig überfordert davon, dass die Stimmen kein übernatürliches Märchenelement sind, sondern ein reales psychisches Problem.
War jemand von euch schon mal in der Stadt?
Ja, Vancouver ist wunderschön - die Lage ist fantastisch! Es lohnt sich sehr.
Trotzdem ist mir zuviel Nippes drumherum. Nebensächlichkeiten, die wenig zum Geschehen beitragen.
Geniale Formulierung, die MUSS ich mir merken. Ja, da ist ganz schön viel "Nippes" in dem Roman, der auch über "Tidy Magic" ausgeräumt werden sollte.
Annabelle wird für mich als Figur zur Herausforderung.
Annabelle ist für ich schon fast nicht mehr glaubwürdig. Ihre Figur definiert sich nur über ungesundes Essen, Übergewicht, Überforderung, Unordnung, Verweigerung, Verantwortungslosigkeit. Von der Sympathielenkung her finde ich sie fast katastrophal, denn Empathie habe ich keine mehr. Es strengt mich nur an, wie wenig erwachsen sie ist, wie wenig sie ihre Situation realisiert und reflektiert.
Sich dem Zeitgeist anbiedernd.
Sehr fein formuliert!
Es ist so furchtbar nett und banal und jetzt weisen auch noch Ameisen Annabelle den Weg.
Für mich ist es zu süß, ich kriege langsam einen Zuckerschock. Und es gibt mir viel zu viele "SIGNALSCHILDER!" ACHTUNG-GEFAHR! KRÄHE! MÜLL! RECYCLING! ALEPH! Hach, gäbe es doch mal kurz etwas zu interpretieren!
 

luisa_loves-literature

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Ich arbeite mich so langsam durch den Roman - die Woche war leider pickepackvoll (ich brauch vermutlich auch mehr ZEN), jetzt versuche ich den Anschluss zu kriegen.
So nett diese "Tide Magic"-Geschichte ist, brauchte ich die umfassenden Ausführungen zum Swarovski-Haarreif, dann doch nicht unbedingt.

Figurentechnisch bin leider alles andere als überzeugt, beide Figuren sind mir mit zu vielen Fragezeichen behaftet, irgendwie sind sie für mich nur Symbole, um die Zen-Message zu illustrieren. Wie bereits oben geschrieben, sehe ich vor allem bei Annabelle kaum Tiefe oder Komplexität und auch Benny ist letztlich ja ein einfach konzipierter Teenager mit einem psychischen Problem, der zwischen Kindheit und Teen schwanken soll - allerdings wird seine kindliche Seite dann nicht wirklich passend dargestellt (Beispiel die hier bereits mehrfach benannte Unkenntnis, wie man ein Buch liest...) Aleph ist die Verkörperung der aktuellen PC und Dr. Melanie verkommt zur Parodie einer Psychologin - das gefällt mir übrigens im Tenor überhaupt nicht. Es mag ja sein, dass viele durch den Zen-Buddhismus den Weg zur Erleuchtung finden, aber bei ausgemachten psychischen Störungen ist der Weg zum Psychologen wohl nach wie vor die bessere Wahl.
 

Literaturhexle

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Und es gibt mir viel zu viele "SIGNALSCHILDER!" ACHTUNG-GEFAHR! KRÄHE! MÜLL! RECYCLING! ALEPH! Hach, gäbe es doch mal kurz etwas zu interpretieren!
Jaaaaa! Das habe ich mir auch so gewünscht! Man bekommt im Grunde alles auf dem Silbertablett. Die Autorin lenkt nicht nur Benny, sondern auch die Leser. Damit übertreibt sie es. Man möchte nicht bevormundet werden, was man denken und wie man die Figuren verstehen soll.

sehe ich vor allem bei Annabelle kaum Tiefe oder Komplexität und auch Benny ist letztlich ja ein einfach konzipierter Teenager mit einem psychischen Problem,
Alles sehr oberflächlich. Das psychische Problem ist eigentlich schwerwiegend, jedoch wird es im Rahmen dieses Romans zur Maus: "Ist doch alles halb so schlimm". Man kann hier wenig ernst nehmen, sonst wird man zur Hirsch*in;)