3. Leseabschnitt: Kapitel 16 bis 31 (Seite 177 bis 290)

Christian1977

Bekanntes Mitglied
8. Oktober 2021
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Ich habe mich in diesem Abschnitt besonders darüber gefreut, dass die Bibliothek eine so große Rolle spielt. Und sogar nicht nur die Kinderabteilung. Die dortige Schnitzeljagd und die gesamte Atmosphäre machen richtig Lust, selbst wieder in eine zu gehen. Ich versuche ja immer den Ort der Handlung herauszufinden - ich weiß: andere nicht immer - und glaube, es könnte sich um Vancouver handeln. Bis dato dachte ich eigentlich an einen Ort in den USA... Das Aleph ist natürlich eine Sensation als Figur - inklusive dem genderfluiden Frettchen.

Bennys Ehrlichkeit, als er sich für seine Mutter schämt, ist einerseits sehr traurig, aber andererseits auch nachvollziehbar. Es tut mir für den Jungen und für sie leid, dass sie es nicht bemerkt. Der Auftritt in der Schule und das mit der Teekanne ist wirklich peinlich.

Fast nebenbei erfährt man zudem, wie vermüllt die Wohnung wirklich ist. Nicht einmal mehr die Tür lässt sich noch öffnen. Man kann sagen, der Buchtitel bezieht sich auf beide Hauptfiguren. Die Dinge lasten auf jeweils unterschiedliche Art auf ihnen.

In dem Buch "Tidy Magic" lese ich nach wie vor gern. Allerdings teile ich mittlerweile ein bisschen die Befürchtung der Ems aus dem ersten Abschnitt, dass Zen-Buddhismus hier zu einer Art Allheilmittel wird. Nicht weil ich was dagegen hätte, sondern weil die Autorin eben Priesterin dafür ist.

Hat eigentlich noch jemand von euch bei der tippenden Lady in der Bibliothek an Ruth Ozeki selbst gedacht? Vielleicht schreibt sie gerade genau dieses Buch...
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Ich bin noch nicht ganz durch mit diesem Abschnitt, aber dieser Ausschnitt aus dem „ Tidy Magic“ Buch hat mich nicht so angesprochen. Ist das auch nur eine Persiflage auf solche „ Vom Saulus zum Paulus“ Geschichten?
Ich hoffe nur, dass der Roman nicht in eine Lehrstunde des Zen- Buddhismus übergeht.

Sehr gut beschrieben wird das Verhalten von Annabelle, auch wenn man dabei innerlich an die Decke geht. Wie sie immer wieder einen Anlauf nimmt, ihr Leben in Griff zu kriegen, doch irgendwelche Umstände hindern sie daran.
Na ja, der Anblick der gelben Kanne zeigt ihr erstmal, wie vermüllt alles drum herum ist. Dann war der Kauf vielleicht doch nicht ganz unnötig.

Bei der Begegnung mit Aleph hatte ich erstmal das Gefühl, ein Jugendbuch zu lesen.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Gefahr! Gefahr! Wäre ich nicht in einer Leserunde, ich würde das Buch hier unterbrechen.
Mir ist das zuviel gewollter Fingerzeig-Kram und der kindliche Benjamin weiß zwar nicht was ein Vagabund ist, dafür kann er aber Mails umleiten, Atteste fälschen und sogar an kleine Stolperfallen wie Datum und Telefonnummer denken.

Und Aleph, echt jetzt? Nicht nur ein Anfangsbuchstabe sondern auch ein Bibliotheksprogramm! Und das Tattoo auch noch ein Anarchismus-Zeichen - much to much.

Hat eigentlich noch jemand von euch bei der tippenden Lady in der Bibliothek an Ruth Ozeki selbst gedacht? Vielleicht schreibt sie gerade genau dieses Buch...

Bin gerade so auf Krawall gebürstet, dass ich mir darüber keine Gedanken gemacht habe. Aber es wäre mir definitiv zuviel Selbstreflexion.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Ich hoffe nur, dass der Roman nicht in eine Lehrstunde des Zen- Buddhismus übergeht.
Ich fürchte .... doch.
Wenns zum Aufräumen hilft, ist es mir momentan egal.

In diesem Abschnitt gehts mir kunterbunt durcheinander. Einerseits gibt es Fortschritte, Benny hat Bewältigungsstrategien entdeckt oder erklärt bekommen, das gefällt mir super gut. Das Aleph mit dem Frettchen und den Kärtchen hat mich so lange entzückt, bis es den Mund aufmachte ...
Die Szene bei den "Vagabunden" gefiel mir auch, weil Benny keine Vorurteile hat, das heißt, er kann sie ziemlich leicht überwinden. Bravo!
Benny wird immer stärker. Er lernt aus Büchern, er sucht sich einen sicheren Ort. Er lässt sich nicht immer unterbuttern, sondern leistet Widerstand.
Annabelle dagegen ... ist nicht nur ein Messie, sondern auch noch kaufsüchtig. Eine explosive Mischung. Dabei ist der chinesische Vermieter, den ich durchaus verstehen kann, eine echte Bedrohung. Und wenn sie nicht bald die Stromrechnung bezahlt ... ich weiß nicht, wie es in den USA ist, aber in Dland könnte man durchaus z.B. zur Caritas gehen oder einer anderen kostenfreien Einrichtung und sich Hilfe holen. Seltsam, dass das Tidydings so schnell einen Erfolg verbuchen konnte - halte ich für unwahrscheinlich. Macht aber Hoffnung.
Alles in allem, gab es in diesem Abschnitt mal Lustiges, mal Trauriges, aber insgesamt ist mein Eindruck eher "wirr". Allerdings gibt es ein paar Sätze, die ich mochte.
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.622
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Brandenburg
nd der kindliche Benjamin weiß zwar nicht was ein Vagabund ist, dafür kann er aber Mails umleiten, Atteste fälschen und sogar an kleine Stolperfallen wie Datum und Telefonnummer denken.
Er ist nicht plöd. (haha, Ems, ich mag deine Einwände, und wir sehen uns dann deine aufgebrachte Rezension an - falls du da noch so anti drauf bist). Aber in der Tat, das internet leistet bei allem Hilfe.
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
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Brandenburg
Einen Großteil konnte ich als realistische Geschichte lesen. Die zurückgelassene Kleinstfamilie mit chaotischer, überforderter Mutter und einem Jungen, der eine Psychose entwickelt.
Die Erzählweise dagegen war nicht realistisch, aber das konnte ich genießen.
Ach, ich genieße es immer noch, nur Punkte rutschen ein bisschen durchs Sieb.
 

Lesehorizont

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29. März 2022
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Mainz
Ich lese das Buch tatsächlich noch sehr gerne, besonders den part, den in der Bibliothek spielt. Ich finde die Perspektive der Bücher gut gelungen und immer wieder blitzt eine Binsenweisheit durch.
Benny isoliert sich zwar in der Bibliothek, um den Hänseleien der Mitschüler zu entgehen, aber es scheint, dass er dennoch seine Probleme aktiv angeht. Er hat immer die erlernten Bewältigungsstrategien vor Augen und versucht, sie anzuwenden.
Anders seine Mutter, die es zwar auch versucht, aber letztlich immer scheitert. Die Situation ist prekär: Wenn sie weiter während der Arbeitszeit shoppt, wird sie auf kurz oder lang arbeitslos dastehen, wenn sie weiterhin Rechnungen ignoriert, wird sie wohnungslos dastehen, wenn sie weiterhin Benny wie ein Kleinkind behandelt, wird dieser sich ihr immer mehr entziehen.
Dieser part der Geschichte ist doch sehr relaistisch, fantastisch hier und da das Setting. Es stört mich aber nicht weiter. Als Jugendbuch betrachte ich den Roman übrigens nicht.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Ich versuche ja immer den Ort der Handlung herauszufinden - ich weiß: andere nicht immer - und glaube, es könnte sich um Vancouver handeln. Bis dato dachte ich eigentlich an einen Ort in den USA...

Steht nicht irgendwo was von Kalifornien? Mich fuchst es etwas, dass wir die Stadt nicht erfahren…

Sehr gut beschrieben wird das Verhalten von Annabelle, auch wenn man dabei innerlich an die Decke geht. Wie sie immer wieder einen Anlauf nimmt, ihr Leben in Griff zu kriegen, doch irgendwelche Umstände hindern sie daran.

Sie benutzt die Umstände als Ausrede. Sie sind keine triftigen Gründe, das Aufräumen aufzuschieben. Ihr Problem ist, dass sie zu emotional mit den Dingen verbunden ist. Deshalb greift sie jeden kleinsten Einwand auf, das Zeug doch zu behalten. Das mit den Zeitungen und DVDs ist natürlich tricky. Aber sie sind nur ein Teil des Problems.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Die Geschichte nimmt nun eine Wendung, mit der ich nicht so glücklich bin. Spätestens als „das Aleph“ in der Bibliothek auftaucht, wurde es mir etwas zu viel. Für mich ist es nicht zum Jugendbuch mutiert, aber der Roman rutscht tatsächlich etwas in diese Richtung ab.

Es wird immer deutlicher, wie einsam Mutter und Sohn sind. Darunter leidet vor allem Annabelle, die es nicht mehr schafft, einen Zugang zu Benny zu finden. Ich habe das Gefühl, dass uns das Buch noch etwas verschweigt. Was ist kurz vor oder im Zusammenhang mit Kenjis Tod passiert, dass seine Frau und seinen Sohn so entzweit hat?