3. Leseabschnitt: Kapitel 14 bis 23 (Seite 148 bis 223)

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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Übrigens werde ich vielleicht sogar recht bald "Wilde Freude" lesen. Wenn mir hier ständig davon abgeraten wird, macht es mich noch umso gespannter, wie es sein kann, dass ein Autor zwischen zwei so großartigen Roman einen Roman so sehr in den Sand gesetzt haben soll... ;)
Mache dies unbedingt. Mir hat der Roman ja gefallen. Auch wenn "Am Tag davor" und auch "Verräterkind" vollkommen anders erscheinen.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Mit welcher Kaltschnäuzigkeit er seine Nase nach dem Wind dreht ist schon etwas Besonderes im Rahmen solcher "2.WK-Aufarbeitungs-"Literatur. Er agiert immer nach seinem Vorteil, ohne dass dies zwingend bedeuten muss, dass er dabei immer nur eine Personengruppe missachtete oder achtete. So viele Wechsel sind mir noch nie über den Weg gelaufen. Dass es Überläufer von einer zur anderen Seite gab, keine Frage. Aber da wechselt ja einer aller paar Wochen die Seiten. Und das auch noch anhand der Ausweise verbrieft! Ob all diese vom Vater behaupteten Wechsel wirklich jedes Mal erfolgreiche Fluchten waren, bleibt dahingestellt. Denn wer hätte so viel Glück haben können, allen möglichen Verfolgern durch die lappen zu gehen?
Das ist heftig! Definitiv! Zeigt aber auch das Manipulative im Charakter des Vaters. Und es zeigt, dass er wirklich clever war. Wenn man hier eine etwas positiv geartete Beschreibung anbringen kann. Denn mit solch einem Tun durchzukommen war wirklich eine Leistung!
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Ich glaube nicht, dass der Vater planvoll vorgegangen ist, und auch nicht, dass er eine Gesinnung hatte. Er wollte schlicht immer auf der Seite der Gewinner stehen, und das möglichst ohne Anstrengung und Gefahr. Dass er Barbie noch immer so bewundert, passt in dieses Bild. Er sieht ihn als Helden, die Opfer als Verlierer, zu denen er nie gehören wollte.
Irgendwie lauert hier aber auch eine Lust am Spielen, eine Lust am Vorführen. Zumindest kommt es mir so vor.
 
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GAIA

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Thüringen
Mache dies unbedingt. Mir hat der Roman ja gefallen. Auch wenn "Am Tag davor" und auch "Verräterkind" vollkommen anders erscheinen.
Ich kann schon einmal verraten: Hab tatsächlich gleich im Anschluss danach gegriffen. ;)
Als Juwelen-Coup fand ich das Buch erfrischend und gut, aber mir gefielen die beiden von dir genannten Bücher trotzdem um einiges besser.
 

luisa_loves-literature

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Der Autor hat seine Distanz verloren, er will uns jeden Schritt (und jedes Schrittchen) seines Vaters akribisch aufzeigen und belegen. Das ermüdet, zumal einem die einzelnen französischen Gruppierungen nicht vertraut sind (trotz Glossar). Die ganze Kriegsvita des Vaters hätte gern kürzer ausfallen dürfen, die Grundzüge hätten mir persönlich ausgereicht, um das Dilemma zu zeigen, dass der Sohn hat.
Ja, wobei ich trotzdem eine Distanz im Erzählen wahrnehme. Ich finde die Passagen, in denen jede Zeugenaussage über den Vater, jede Farm und jede Zugfahrt aufgeführt werden seltsam blutleer und fast langweilig. Das mag meiner zunehmenden Verwirrung über den Werdegang geschuldet sein, aber ich habe verstanden, dass der Vater ein Verräter, Lügner und Opportunist ist. Okay. Das reicht jetzt - nun will ich emotionale Auseinandersetzung und nicht das x-te Mosaiksteinen. Leider bleibt der 3. LA da wirklich zunehmend auf der Strecke. Die Gerichtspassagen ind weiterhin überaus stark, berührend und unerträglich. Da fällt der Vater einfach völlig ab. Leider.
"Ab einem gewissen Alter spielt es keine Rolle mehr, was die Eltern gemacht haben."
Das finde ich spannend, aber schwierig. Wann ist dieses Alter erreicht? Und hängt es nicht von der Tat und der eigenen Beziehung zu den Eltern ab?
Was die Sache in Chalandons Fall allerdings so verletzend macht ist, dass er Zeit seines Lebens vom Vater belogen wurde, dass er als Kind vielleicht sogar zu ihm aufgeschaut hat, dass durch die Lügerei der Kontakt zum Großvater unterbunden wurde... Die Lügen schmerzen. Mit der Wahrheit hätte vielleicht auch der Sohn schon längst abschließen können.
Genau - das meine ich. Hier wird eine komplette Identitäts- und Selbstwahrnehmung entlarvt - mit schmerzlichem Verlust noch dazu.
Was mich an der Person stört, ist seine Unaufrichtigkeit, seine Angeberei, Intoleranz und seine mangelnde Fähigkeit, sich mit dem eigenen Tun auseinanderzusetzen. Das kann einen als Kind der heutigen Zeit zur Raserei bringen.
Ja, in der Retrospektive sollte eine Anerkennung und Auseinandersetzung mit dem eigenen Tun unbedingt erfolgen. Aber wahrscheinlich verliert der Vater dann den "Glauben an sich selbst".
 

Literaturhexle

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seltsam blutleer und fast langweilig.
Nicht nur fast;)
Das finde ich spannend, aber schwierig. Wann ist dieses Alter erreicht
Das kann ich nicht sagen, ich bin ja kein Psychologe. Ich bin auch nie (soweit ich weiß) von meinen Eltern belogen worden. Das fühlt sich gewiss anders an.
Aber mir ging das Abarbeiten des erwachsenen Sohnes am Vater zu weit. Immer wieder dasselbe. Irgendwann hätte der Sohn begreifen müssen, dass Vatern nicht mehr zu ändern ist. Stattdessen hat er sich regelrecht in ihn "verbissen".