Wie kommt es, dass man sich den engsten Begleitern seiner Kindheit, den Geschwistern, mit den Jahren so entfremdet und nichts mehr voneinander weiß.
@Wandablue hat weiter unten etwas sehr Interessantes gesagt, dass man in der Grundstruktur als Wesen "früh" fertig ist. Auch Zuwendung, Verständnis und Geborgenheit sind Lernerfahrungen, aus denen früh Bindung zwischen Familienmitgleidern entsteht. Und die hält dann eben lebenslang. Fehlt diese Erfahrung gibt es später wenig Grund einer Kontaktaufnahme für Geschwister, die so aufgewachsen sind.
Was ist passiert, dass sich die Brüder zum Schluss so in die Haare kriegen. Deshalb liest man die Erlebnisse aus der Kindheit mit mehr Aufmerksamkeit.
Auf die eine oder andere Weise sehnen sich ja alle drei nach einer "Normalität", die sie nie hatten. Erinnert ihr Euch an die Szene in der Schule, als der Kunstlehrer Benjamin zur Seite nimmt und ihn auf seinen Geruch hinweist? Da beginnt er zu vergleichen. Seine Fingernägel sind dreckig, die der anderen Kinder nicht. Offensichtlich ist da jemand dahinter her, dass sie sauber sind, aber nicht bei ihm. nach und nach fällt ihm auf, dass auch ihre Wohnung heruntergekommen und den Eltern mehr oder weniger alles gleichgültig ist.
Nils erweist sich mit seinem Abiturszeugnis doch nicht als der große Überflüger, für den ihn seine Eltern gehalten haben.
Ich glaube Nils war für die Familie eher so ein Vorzeigekind, mit dem man bei Bekannten und Verwandten angeben konnte.
Hier habe ich überlegt, ob Nils das Abitur nicht als Sprungbrett genutzt hat, um von zuhause wegzukommen.
Er sagte doch immer "das ist alles ein Irrenhaus hier". Also hat nicht nur Benjamin, sondern auch Nils die Situation in der Familie durchschaut. Ihm ist klar, wie es hinter der netten Fassade ausschaut. Er sondert sich ja im Grunde bei jeder Gelegenheit ab und signalisiert, dass er mit dem Wahnsinn nichts zu tun haben will. Vielleicht erklärt das auch sein Unbeteiligtsein nach dem Unfall im Umspannwerk, wo sich Nils in die Hängematte legt.