3. Leseabschnitt: Kapitel 14 bis 18 (Seite 157 bis 228)

Wandablue

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18. September 2019
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Wir erfahren mehr Details. Wie Papa einen Schlaganfall hatte und auch wie schmerzhaft schlimm Mama gestorben ist.
Wie Benjamin die kostbare Zeit geliebt hat, die er mit Papa allein verbracht hat.
Wie Papa die Natur geliebt hat. (Sonst hätten sie nicht ein Häuschen im Nirgendwo gehabt).
Wie die Brüder die Urne holen und der Bürokratie ein Schnippchen schlagen.

Die Atmosphäre ist schwermütig. Aber schön. Sehr naturverliebt das Buch. Mancher würde sagen "es könnte mal etwas passieren".
 
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RuLeka

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Mancher würde sagen "es könnte mal etwas passieren".
Mir passiert genug.

Eigentlich diskutieren wir hier bisher fast nur den Erzählstrang, der in die Vergangenheit führt. Dabei ist die Gegenwartsebene gleichfalls spannend.
Schon der Beginn ( in dem Fall das Ende), dass einer der Brüder die Polizei anruft, weil sich die anderen beiden blutig geschlagen haben, weckt die Neugier des Lesers. Normalerweise endet die Bestattung eines Elternteils nicht so ( außer in manchen Filmen).
Dass sich Geschwister oft erst wieder beim Tod eines Elternteils treffen, ist schon üblicher. Das war laut Aussage des Autors der Auslöser dieses Buches, nämlich die Frage: Wie kommt es, dass man sich den engsten Begleitern seiner Kindheit, den Geschwistern, mit den Jahren so entfremdet und nichts mehr voneinander weiß.
In diesem Roman ist das der Spannungsbogen: Was ist passiert, dass sich die Brüder zum Schluss so in die Haare kriegen. Deshalb liest man die Erlebnisse aus der Kindheit mit mehr Aufmerksamkeit. Wahrscheinlich sollte man das Buch nach der Auflösung nochmals lesen, um auf die verdeckten Hinweise zu achten.
Die Brüder weisen auch als Erwachsene die gleichen Eigenschaften auf wie als Kind. Benjamin ist nach wie vor der Beobachtende, Pierre der Impulsive, Nils hält sich raus.
Bei diesem alles entscheidenden Unfall war Pierre, der Kleine, derjenige, der Benjamin geholfen hat, während der Ältere heimgeht, keine Hilfe holt, sondern sich dem Ganzen entzieht.
Schön die Beobachtung beim Essen in dem Schnellrestaurant. Pierre lässt die Pommes- Enden liegen. „… denn wer sich nicht in den Mund stecken will, was er selbst berührt hat, will in gewissem Sinne mit sich selbst nichts zu tun haben.“ „… eine ordentliche Pyramide, wie ein kleines Manifest des Abscheus vor sich selbst.“
So ein Mensch hat sich selbst nie angenommen. Warum? Weil ihm in der Kindheit zu verstehen gegeben wurde, dass er nichts wert ist?
Die Reaktion der Mutter auf den Unfall ist rätselhaft. Warum berührt sie der Tod des Hundes mehr als die Gefahr, in der sich ihr Kind befand.

Nils erweist sich mit seinem Abiturszeugnis doch nicht als der große Überflüger, für den ihn seine Eltern gehalten haben. „… eine Atombombe der Enttäuschung…“. ( tolle Bilder )
Hier bekommt man beinahe Mitleid mit den Eltern, wie sich alle rausgeputzt haben, um ihren Sohn zu feiern und der ist aber lieber mit den Freunden unterwegs. Hier zeigt sich auch, dass Nils nicht der Einzelgänger ist wie zuhause, sondern viele Freunde hat.
Als Nils auszieht, zerbricht die Familie noch mehr. Pierre und Benjamin schließen sich enger zusammen, v.a. wenn die Eltern mal wieder ausrasten. Da ist Pierre das ängstliche Kind, draußen der Brutalo.

Eine seltsame Exkursion! Wer hat schon jemals davon gehört, dass eine Schulklasse ein Krematorium besucht? Will man so genau wissen, was passiert, zwischen dem Zeitpunkt, wenn der Sarg hinter dem Vorhang verschwindet und dem Überreichen der Urne ?

Auch hier wieder das gleiche Muster: Pierre reißt die Urne an sich, schlägt den Angestellten nieder, Nils verlässt die Szene, Benjamin steht beobachtend rum.

Warum will die Mutter im See bestattet werden und nicht neben ihrem Mann? Nur weil er die beliebte Seite schon belegt hat ? Glaube ich nicht.

Das letzte Kapitel in diesem LA zeigt, welche Verbindung Benjamin zu seinem Vater hatte. Eine innige, bisher war das nicht so klar.
 

Wandablue

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Normalerweise endet die Bestattung eines Elternteils nicht so
*ggg*: damit könnteste recht haben.
Das war laut Aussage des Autors der Auslöser dieses Buches
Ist mir immer völlig egal, was die Autoren zu ihrem Buch sagen. Es sei denn, ich habe es nicht verstanden. Ist das Werk in der Welt muss es für sich selber sprechen.

Wahrscheinlich sollte man das Buch nach der Auflösung nochmals lesen
Dafür habe ich keine Zeit - aber tatsächlich würden einem mancher Kronleuchter aufgehen - ich bin nämlich schon durch .... also lest aufmerksam.

Die Brüder weisen auch als Erwachsene die gleichen Eigenschaften auf wie als Kind
zu jedem deiner Sätze könnte ich einen Aufsatz verfassen! ;-).
Ich habe den Eindruck, dass man schon in früher Kindheit weitgehend "fertig" ist. Da gibt es ein interessantes Projekt darüber - das wurde im TV gezeigt - das über Jahre lief, da wurde dieselbe Kindergruppe über jahre hinweg immer wieder beobachtet. Die "Anführer" waren von Anfang an Anführer und die Mitläufer die Mitläufer, die Aussenseiter die Aussenseiter, die Prinzessin, die Prinzessin. Das blieb so. Es gab keine Veränderungen!

Schön die Beobachtung beim Essen in dem Schnellrestaurant. Pierre lässt die Pommes- Enden liegen.
Da sträubt sich mein pragmatisches Naturell, denn ich hätte die Pommes ganz und gar gegessen, aber mit Stäbchen halt und nicht mit Fingers. (Ich könnte Pommes in den Ofen schieben).

Nils wollte immer raus. Aus der Familie. Er findet sie plöd.
 
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Renie

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Ich hadere ein wenig mit dem Gegenwartsstrang. Der zeitliche Rücklauf ist gut gemacht, doch bin ich davon ausgegangen, dass wir am Ende des Romans erfahren werden, warum es zu der Eskalation am Anfang kam, also die Prügelei zwischen Nils und Pierre. Mittlerweile glaube ich aber nicht mehr, dass wir am Ende des Buches eine Erklärung dafür bekommen werden. Daher bin ich gespannt, was uns am Ende erwarten wird. Hoffentlich kommt ein Aha-Erlebnis.
 

Renie

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Pierre lässt die Pommes- Enden liegen. „… denn wer sich nicht in den Mund stecken will, was er selbst berührt hat, will in gewissem Sinne mit sich selbst nichts zu tun haben.“ „… eine ordentliche Pyramide, wie ein kleines Manifest des Abscheus vor sich selbst.“
wobei diese Macke mich schon zu dem Verdacht verleitet hat, dass Pierre als Kind sexuell missbraucht wurde. Eigentlich schrecklich, so zu denken. Ich sehe eine Familie, ich sehe ein Sommeridyll, das sich als Fassade erweist, kann nicht richtig greifen, was mit den Eltern los ist; ich sehe Kinder, die seelische Probleme haben und gehe direkt vom Schlimmsten aus.
 

Wandablue

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wobei diese Macke mich schon zu dem Verdacht verleitet hat, dass Pierre als Kind sexuell missbraucht wurde. Eigentlich schrecklich, so zu denken. Ich sehe eine Familie, ich sehe ein Sommeridyll, das sich als Fassade erweist, kann nicht richtig greifen, was mit den Eltern los ist; ich sehe Kinder, die seelische Probleme haben und gehe direkt vom Schlimmsten aus.
Therapie, Renie?
 

Renie

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Nils erweist sich mit seinem Abiturszeugnis doch nicht als der große Überflüger, für den ihn seine Eltern gehalten haben. „… eine Atombombe der Enttäuschung…“. ( tolle Bilder )
Hier bekommt man beinahe Mitleid mit den Eltern, wie sich alle rausgeputzt haben, um ihren Sohn zu feiern und der ist aber lieber mit den Freunden unterwegs. Hier zeigt sich auch, dass Nils nicht der Einzelgänger ist wie zuhause, sondern viele Freunde hat
Hier habe ich überlegt, ob Nils das Abitur nicht als Sprungbrett genutzt hat, um von zuhause wegzukommen. Mit dem Abi in der Tasche setzt er sich sofort ins Ausland ab und schafft Abstand zu seinem Familienleben. Seine Stärke ist bewundernswert. Scheinbar ist ihm während seiner Schulzeit bereits gelungen, ein eigenes Leben zu führen.
 

Renie

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Warum will die Mutter im See bestattet werden und nicht neben ihrem Mann? Nur weil er die beliebte Seite schon belegt hat ? Glaube ich nicht.
Die interessante Frage ist, warum die beiden überhaupt geheiratet haben. Zuvor gab es schon mehrmals Situationen im Buch, die zeigten, dass zwischen Mutter und Vater etwas nicht stimmt. Die Abneigung ging aber immer von der Mutter aus. Vielleicht war sie gar nicht böse, als er starb, hatte sie doch dadurch die Möglichkeit, neu anzufangen. Daher ist für mich nachvollziehbar, dass sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte.
Wer will schon die Ewigkeit an der Seite von jemandem verbringen, den man nicht mehr mag.
 
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zu jedem deiner Sätze könnte ich einen Aufsatz verfassen! ;-).
Nur zu!
n und gehe direkt vom Schlimmsten aus.
Da sind wir heute viel stärker sensibilisiert dafür. Andererseits muss jeder Vater achtgeben, wie zärtlich er mit seinen Kindern umgeht.
und schafft Abstand zu seinem Familienleben. Seine Stärke ist bewundernswert. Scheinbar ist ihm während seiner Schulzeit bereits gelungen, ein eigenes Leben zu führen.
Das macht er schon in den Zeiten, als er noch daheim wohnt.
Die interessante Frage ist, warum die beiden überhaupt geheiratet haben.
Und warum sie nun gemeinsam trinken.
 
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Hier bekommt man beinahe Mitleid mit den Eltern, wie sich alle rausgeputzt haben, um ihren Sohn zu feiern und der ist aber lieber mit den Freunden unterwegs.
Ganz ehrlich: wenn meine Eltern oder Brüder respektive meine Schwester bei meiner Abschlussfeier mit einem Bild gestanden hätten, bei dem ich auf dem Töpfchen sitze - ich hätte auch sofort die Flucht ergriffen. Wie peinlich ist das bitteschön? o_O Nix da Mitleid.
 
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Ganz ehrlich: wenn meine Eltern oder Brüder respektive meine Schwester bei meiner Abschlussfeier mit einem Bild gestanden hätten, bei dem ich auf dem Töpfchen sitze - ich hätte auch sofort die Flucht ergriffen. Wie peinlich ist das bitteschön? o_O Nix da Mitleid.
Jaha, sie sind kein Wunder an Feinfühligkeit. aber sie richten eine Feier aus. Innerhalb ihres Vermögens haben sie sich reingehängt. Nils ist schon auch gemein.
 
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Wandablue

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Hier habe ich überlegt, ob Nils das Abitur nicht als Sprungbrett genutzt hat, um von zuhause wegzukommen. Mit dem Abi in der Tasche setzt er sich sofort ins Ausland ab und schafft Abstand zu seinem Familienleben. Seine Stärke ist bewundernswert. Scheinbar ist ihm während seiner Schulzeit bereits gelungen, ein eigenes Leben zu führen.
Erinnerst du dich /ihr euch an das Motorrad. Benjamin hat hellsichtig erkannt, dass das Nils erstes Fluchtmittel war. Dann hat er im Städtchen gearbeitet. Er hasst seine Herkunft.
 
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Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Ganz ehrlich: wenn meine Eltern oder Brüder respektive meine Schwester bei meiner Abschlussfeier mit einem Bild gestanden hätten, bei dem ich auf dem Töpfchen sitze - ich hätte auch sofort die Flucht ergriffen. Wie peinlich ist das bitteschön? o_O Nix da Mitleid.
Andererseits ist es ja Nils, der später die Brüder mit Leichenfotos auf dem Handy nervt.
Ich finde es vollkommen schräge, die eigenen Eltern auf dem Totenbett zu fotografieren. Vielleicht eine späte Rache für das Töpfchenfoto?
 
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Wandablue

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*ggg*: damit könnteste recht haben.

Ist mir immer völlig egal, was die Autoren zu ihrem Buch sagen. Es sei denn, ich habe es nicht verstanden. Ist das Werk in der Welt muss es für sich selber sprechen.


Dafür habe ich keine Zeit - aber tatsächlich würden einem mancher Kronleuchter aufgehen - ich bin nämlich schon durch .... also lest aufmerksam.


zu jedem deiner Sätze könnte ich einen Aufsatz verfassen! ;-).
Ich habe den Eindruck, dass man schon in früher Kindheit weitgehend "fertig" ist. Da gibt es ein interessantes Projekt darüber - das wurde im TV gezeigt - das über Jahre lief, da wurde dieselbe Kindergruppe über jahre hinweg immer wieder beobachtet. Die "Anführer" waren von Anfang an Anführer und die Mitläufer die Mitläufer, die Aussenseiter die Aussenseiter, die Prinzessin, die Prinzessin. Das blieb so. Es gab keine Veränderungen!


Da sträubt sich mein pragmatisches Naturell, denn ich hätte die Pommes ganz und gar gegessen, aber mit Stäbchen halt und nicht mit Fingers. (Ich könnte Pommes in den Ofen schieben).

Nils wollte immer raus. Aus der Familie. Er findet sie plöd.
Oben genanntes Projekt der Kinderbeobachtung: Das könnte dieses Projekt gewesen sein.
 

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Kapitel 17 und 18 zeigen plötzlich eine wunderbare Verbundenheit zwischen Benjamin und Papa. Überhaupt sind das sehr schöne Kapitel, die Stelle mit dem Hirsch ...

Ich habe einen leisen Verdacht gefasst, was den Tod der Mutter angeht ...
Eine Frage: gibt es eigentlich an irgendeiner Stelle einen Hinweis, den ich vielleicht überlesen oder vergessen habe, was die drei Brüder beruflich machen?
Ich werde das Buch heute abend auslesen, es lässt mich jetzt nicht mehr los.
 
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