3. Leseabschnitt: Kapitel 13 bis Ende (S. 115 bis Ende)

Emswashed

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9. Mai 2020
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Die Lage spitzt sich zu. Nachdem der Außerirdische Florence tatsächlich einen Heiratsantrag gemacht, dafür sogar "geübt" hat und schließlich abgewiesen wurde, wendet er sich ab und heiratet statt dessen sein Übungsobjekt, die ebensfalls schwanger ist. Liebe, Romantik, Ziele? Pustekuchen.
Auf der Hochzeit kommt es zu folgeschweren Enthüllungen und die Frau des Porschefahrers entpuppt sich als wahre Höllenbraut.
Und Antoine? Antoine steht überall daneben, kriegt alles mit, tut alles was von ihm verlangt wird und sieht in keiner Sekunde, die Indizien, die ihn überführen.
Es war Selbstmord, aber aus Verzweiflung. Alle haben Schuld auf sich geladen, aber nur Antoine steckt sich die Indizien auch noch in die Hosentasche. Der einzige Beweis für seine Unschuld wird nach seinem Tod ungehört vernichtet, that's magic, aber auf die unschöne Art.
Dramatisch! Unerwartet!
 

RuLeka

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Was für eine Geschichte! Was für kaputte Menschen!
Glückliche Familien scheint es in diesem Dorf nicht zu geben.
Die Familie von Antoine zerbricht total, nachdem die Mutter tot ist und dafür ein behinderter Sohn da ist. Wobei ich nicht glaube, dass es zuvor besonders liebevoll zuging.
Florence ist die uneheliche Tochter einer verbitterten, zänkischen Frau. Die Mutter befürchtet, zu Recht, dass ihre frühreife Tochter das gleiche Schicksal erleidet wie sie. Da wären Gespräche wichtig und notwendig gewesen, doch zu Reflexionen und verständnisvollen Umgang ist niemand in dem Buch fähig.
Florence ist eine naives Mädchen, das sich von einem Blender ausnützen lässt.
Der führt eine lieblose Ehe mit einer Frau, die vergeblich auf ein Baby hofft und nun hier die Chance entdeckt. Sie möchte Florence Kind als ihr eigenes ausgeben, schickt dafür ihren untreuen Ehemann zum Teufel. Der tröstet sich schnell in Paris, ohne einen Gedanken an Florence zu verschwenden.
Vielleicht wäre das Kind bei der Muräne sogar besser aufgehoben gewesen. Florence hat sich ja schon in der Schwangerschaft völlig verantwortungslos verhalten.
Sie bringt sich um, aus lauter Verzweiflung, weil sich ihr Traummann als Niete erwiesen hat.
Antoine bietet sich als Täter an, da kann man dem Richter nicht einmal einen Vorwurf machen.
Lauter verpfuschte Biographien.
 

Literaturhexle

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Glückliche Familien scheint es in diesem Dorf nicht zu geben.
Wobei man bedenken muss, dass Erzähler Antoine auch sicher keinem Zugang zu besser situierten Familien haben dürfte. Er ist ja nicht nur Außenseiter aufgrund seines Handicap, sondern auch aufgrund seiner Familie: der Vater säuft, arbeitet nicht. Der Bruder wildert (vermutlich) und die Schwester hat sich aus dem Staub gemacht. Niemand will etwas mit dem blöden, stinkenden Jungen zu tun haben.

Es ist eine trostlose Geschichte. Trotzdem hat sie mir irgendwie gefallen. Ich nehme den Selbstmord nicht so ab. Würde man sich nicht ins Herz schießen anstatt in den Unterleib? Wusste A. gar nicht, was man mit Magic machen kann? Er war ja noch OVP. Florence hatte ihn ausgepackt. Vielleicht in diesem Zusammenhang? Pierre hat ja erst die Nachricht abgehört, A. wusste wohl nichts davon.

Das Ende wirkt insofern konstruiert auf mich. Ich bewundere Sassenach, die bereits im zweiten Abschnitt alles weiß;) (und hier hoffentlich nicht vorauslesen wird).
Für mich war es überraschend, ich hätte allerdings mehr erwartet.
 

Literaturhexle

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Wir wissen es nicht;)
Antoine erzählt ausschließlich seine Sicht der Dinge, über die Menschen, die er kennt und über den Fall, der ihn ins Gefängnis brachte.
Es ist zumindest nicht auszuschließen, dass das Dorf auch noch eine andere Seite hat. Wir haben nur die deprimierende gesehen.
 

Literaturhexle

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Nochmal eine Frage: im Grunde war Antoine nun doch ein überwiegend zuverlässiger Erzähler, oder?
Es war nicht immer leicht ihm zu folgen, weil er ja durch die Zeiten springt. Aber Lügengeschichten hat er keine erzählt.
Den Außerirdischen gibt es tatsächlich. Der heiratet ein Mädchen reicher Eltern - auch nicht sehr wahrscheinlich.
Ich hätte mich gefreut, wenn wenigstens Tomasine einen wirklichen Aufstieg geschafft hätte - als kleinen Lichtblick.
 

RuLeka

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Nochmal eine Frage: im Grunde war Antoine nun doch ein überwiegend zuverlässiger Erzähler, oder?
Ja, im Nachhinein hat sich alles genauso erwiesen, wie er erzählt hat. Aber das halte ich letztendlich für nicht ganz realistisch. Wie glaubwürdig ist es, dass Antoine von allen Seiten immer alles mitbekommen hat?
Ich hätte mich gefreut, wenn wenigstens Tomasine einen wirklichen Aufstieg geschafft hätte - als kleinen Lichtblick.
Wäre schön gewesen, aber nicht sehr wahrscheinlich. Wie viele Mädchen vom Land träumen vom Aufstieg in der Großstadt und wie viele schaffen es tatsächlich, v.a. wenn sie nicht mal talentiert sind?
 

Literaturhexle

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Wie glaubwürdig ist es, dass Antoine von allen Seiten immer alles mitbekommen hat?
Das stimmt. Allerdings hat er anfangs mehrfach darauf hingewiesen, dass er nichts vergisst und ein gutes Gedächtnis hat. Manches ist eben nicht ganz realistisch - hat mich in diesem Fall aber nicht sehr gestört:D
Wäre schön gewesen, aber nicht sehr wahrscheinlich.
Stimmt. Auch das hätte ich nachgesehen. Diese Hochzeit zwischen dem Außerirdischen und dieser stinkreichen Nicole in der Dorfkneipe passt auch nicht...
Tomasine hätte ich eine bessere Zukunft gegönnt. Komisch auch, dass sie nie auf Besuch kam. Da habe ich an Zuhälterei denken müssen...
 

RuLeka

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Komisch auch, dass sie nie auf Besuch kam.
Ich kann mir vorstellen, dass sie einerseits nichts mehr mit ihrer Familie zu tun haben wollte, zum anderen niemandem im Dorf eingestehen wollte, dass ihre Pläne in Bezug auf Paris gescheitert sind. Gleichzeitig hatte sie wahrscheinlich ein schlechtes Gewissen Antoine gegenüber, ihn im Stich gelassen zu haben. Diese Mischung hat sie immer wieder von einem Besuch abgehalten.
 

ulrikerabe

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Ich hätte mich gefreut, wenn wenigstens Tomasine einen wirklichen Aufstieg geschafft hätte - als kleinen Lichtblick.
immerhin ist Tomasine alt geworden, dem Milieu offenbar doch entkommen, hat "gewöhnliche" Jobs gehabt. Sicher kein unbeschwertes Leben, aber sie ist nicht drogensüchtig irgendwo in der Gosse verkommen. Vielleicht zählt das schon als Glück, zumindest im Vergleich, was hier noch so an Leben aufgewartet wurde.
 

ulrikerabe

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Was mich etwas berührt inmitten der ganzen Verderbtheit der Gesellschaft war, dass Antoin das Gefängnis wegen des "Parisers" überstanden hat. Ein Schwerkrimineller, der sich um den geistig Zurückgebliebenen kümmer, der dafür sorgt, dass dieser nicht mehr "Mädchen für alles" sein muss (was das sonst bedeutet kann man ja erahnen). Da ist ein keines bisschen Menschlichkeit zwischen all dem Dreck.
 

ulrikerabe

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Das stimmt. Allerdings hat er anfangs mehrfach darauf hingewiesen, dass er nichts vergisst und ein gutes Gedächtnis hat. Manches ist eben nicht ganz realistisch - hat mich in diesem Fall aber nicht sehr gestört:D
Antoins spricht mit einem Stuhl. Niemand spricht mit einem Stuhl. Antoine ist für die Leute im Dorf wie ein Stuhl. Niemand spricht mit ihm aber er ist da und bekommt so einiges mit. Und mit seiner eigenen Wahrnehmung interpretiert Antoine auch auf seine Weise.
 

MRO1975

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11. August 2018
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In der Tat - da kam nichts mehr, das dieses Buch noch gerettet hätte. Die Schlechtigkeit der Mitmenschen ist atemberaubend, aber nicht neu oder überraschend. Das Ende passt dazu, wirkt aber auch meiner Meinung nach zu konstruiert und unausgewogen.

F hat also sich selbst und ihr Baby erschossen. Das Baby ist bei dem Prozess offensichtlich nicht zur Sprache gekommen, was ich unrealistisch finde. Auch dass Fs Schädel rasiert war, aber A doch gar keine Haarschneider hat oder sachgerecht benutzen kann, interessierte hier niemanden. Hauptsache, die Geschichte ist zu Ende...
 

MRO1975

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Wir wissen doch gar nicht, was bei dem Prozess zur Sprache gekommen ist, weil über den Prozess gar nichts erzählt wird.
Eigentlich wissen wir in dieser Geschichte über nichts etwas... Aber eine ermordete Frau, die schwanger ist, wirft normalerweise eine Reihe von Fragen auf, die nicht mit der Verurteilung des Dorftrottels beantwortet werden können. Ich finde das alles nach wie vor unglaubwürdig.