3. Leseabschnitt: Kapitel 13 bis 19 (Seite 118 bis 181)

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Dieser Abschnitt war wirklich klasse, und ich muss der Autorin widersprechen, auch wenn nicht viel passiert, ist es spannend, auch wenn keine spektakuläre Erklärung mehr für Elisabeths Verhalten gefunden, ich folge der Handlung mit großer Spannung.
Das Kapitel über die Zweifel hat mich am meisten gepackt, da ich mich sehr gut in Muriel hineinversetzen konnte. Im Nachhinein gab es sicher Anzeichen die man hätte ernst nehmen müssen, aber man lebt ja im jetzt und die Weitsicht hat keiner. Erst recht Muriel nicht, die sich, wie die Erzählung uns ja bereits angekündigt hat, nicht von Melodie abwenden wird, obwohl sie eben diese Zweifel hat. Sie weiß, dass Essen wichtig ist, und wird dennoch Melodie folgen, was diese auch weiterhin vor hat.
 

Renie

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Essen
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Je weiter ich in diesem Buch vorankomme, umso mehr Fragen tun sich auf, die aber am Ende nicht beantwortet werden. Kapitel 17 "wir sind die Erzählung" bestätigt mich in meiner Befürchtung. Ich bin hin- und hergerissen zwischen der Begeisterung für die Originalität dieses Romans und der Enttäuschung darüber, dass die Autorin bei der Darstellung der Charaktere nicht in die Tiefe geht, also keine Informationen darüber liefert, was die Charaktere zu dem gemacht hat, was sie sind. Wir bewegen uns nach wie vor auf der Stelle, wissen nur, was passiert ist, doch das wieso bleibt auf der Strecke. Meine Enttäuschung, gepaart mit den nervigen Endlos-Sätzen, die bezeichnend für ihren Schreibstil sind, bringen mich mittlerweile dazu, Textpassagen zu überfliegen.
 

Renie

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Essen
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Die Erzählung fand ich allerdings auch genial. Eine echte (abermalige) Überraschung, dass der Text sich plötzlich auf eine Meta-Ebene bewegt und sogar die Autorin kritisiert.
Dieses Kapitel ist schon sehr besonders. Da bei mir die Begeisterung schon drastisch nachgelassen hat, kam mir bei diesem Kapitel der Gedanke, dass die Autorin sich Absolution von mir erhofft. Sie übt sich schließlich in Selbstkritik und warnt mich netterweise vor, dass nicht mehr viel kommen wird und gibt mir die Möglichkeit, aus der Geschichte auszusteigen. Ein feiner Zug von ihr, sie kokettiert mit dem Leser. Aber ich breche doch kein Buch ab, wenn ich kurz vor der Ziellinie bin!;)
 

Renie

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Essen
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Ja, ging mir auch so. Ich fühlte mich wie in unserem Familienchat, wenn irgendetwas Aufregendes passiert ist...
Das muss man erstmal so lebensecht aufschreiben können.
In meinem Familienchat gehen die Menschen liebevoller und aufmerksamer miteinander um. Auch hier bleibt die Frage offen, was mit dieser Familie los ist. Ich spüre keine Trauer, weder bei den Geschwistern noch bei dem Vater. Das gibt es doch nicht! Da stirbt ein Kind unter tragischen Umständen und den Vater kratzt es nicht besonders und die Geschwister sind auch nicht sonderlich betroffen. Das Ende des Whats-App Kapitels ist mehr als bezeichnend : man macht sich flott Gedanken, die Aufgaben werden schnell verteilt, man organisiert sich, sieht zu, dass alles mit dem eigenen Alltag vereinbar ist - alles "in einem Aufwasch", als ob man den Einkauf organisiert.
Doch Elisabeth findet nicht statt, von Trauer keine Spur. Und auf mein "Warum" gibt es keine Antwort.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Meine Enttäuschung, gepaart mit den nervigen Endlos-Sätzen, die bezeichnend für ihren Schreibstil sind, bringen mich mittlerweile dazu, Textpassagen zu überfliegen.
Ich bin schockiert:oops:!
So schlimm???
Ich habe wirklich jeden Satz genossen und käme gar nicht auf die Idee zu überfliegen...
An sich liegt dir doch das Frische, Skurrile, Moderne....
Schade!
 
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Literaturhexle

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Da stirbt ein Kind unter tragischen Umständen und den Vater kratzt es nicht besonders und die Geschwister sind auch nicht sonderlich betroffen
Diese Familie ist nicht das, was wir darunter verstehen. Ein Stückweit dysfunktional. Elisabeth und Melodie hat man bereits abgeschrieben. Es war bereits vorher klar, dass E. zum Tod kommen kann. Sie sind da (erschreckend) abgeklärt und verteilen die Aufgaben. Wobei Jakob schon die Schwestern vor zu harscher Kritik verteidigt. Die unterschiedlichen Charaktere werden deutlich.
Wenn man mehrere Geschwister hat, lernt man vielleicht im Laufe der Jahre, sich auch mit einem schwarzen Schaf zu arrangieren.
 
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milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Dieses Kapitel fand ich am wenigsten ansprechend und auch schwierig. Fast so wie in eine Leserunde zu spät einzusteigen und alle Kommentare durchackern zu müssen.

Ein guter Vergleich! Ich empfand es als sehr authentisch, aber ja, auch anstrengend zu lesen.

Die Erzählung finde ich großartig, sie ist ein echtes Juwel mit ihrer Aufforderung nach lautem, konzentrierten Lesen, ihrer direkten Ansprache an den Leser, mit ihrer Selbstsicherheit und ihrer Aufzählung von Lesererwartungen - absolut gelungen!

Ich mache das tatsächlich, wenn ich allein bin und der Text es wert ist. Ich empfinde die Sprache dann viel intensiver. Insofern kann ich der Erzählung auch da beipflichten.

Lautes Lesen klappt bei mir gar nicht. Meine eigene Stimme lenkt mich dann ab. Ich lese lieber leise, aber langsam. Dann bekomme ich vom Inhalt am meisten mit.
 
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claudi-1963

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29. November 2015
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Also das mit dem laut Lesen, das kann ich nachvollziehen. Ich praktiziere das auch sehr oft, weil ich dadurch den Text ganz anders wahrnehme. Ob ich allerdings so eine Anleitung hier gebraucht hätte weiß ich nicht. Mich hat es schon etwas verwundert, das hier die Autorin selbst in der Geschichte zu Wort kommt.

Dagegen fand ich wieder ganz stark "Wir sine Demenz", "Wir sind Zweifel" und "Wir sind Wollsocken" hier sind wieder sehr gute Beschreibungen und man merkt da erst wie das Ganze nach und nach eskaliert ist.

Trotzdem empfinde ich Melodie weiterhin als sehr naiv. Sie kann doch nicht glauben, das für sie alle irgendwann der Tod der Weg ist aus dem Hungern. Dazu ist ja Petrus z. B. noch viel zu jung ob sich das seinem Körper anzutun. Doch er ist schon so abhängig von der Gruppe, das er eigentlich gar keinen eigenen Willen mehr hat. Da er so lange schon in der Wohngruppe ist scheint er auch gar keine anderen Freunde mehr zu haben. Mich wundert nur, das seine Familie da gar nicht eingreift. Ich weiß allerdings nicht ganz genau wie alt die einzelnen Bewohner sind. Doch ich nehme an, selbst Elisabeth war noch nicht alt genug zu sterben.

Mich entsetzt nur die Vorstellung, das die Gruppe nach Elisabeths Tod anscheinend nichts dazugelernt hat und womöglich so weiter macht.

Ich muss allerdings Renie rechtgeben, ich hätte gerne auch etwas mehr Tiefe bei den Charakteren gehabt was die Vergangenheit und die Motivation zu dem Ganzen betrifft. Allerdings möchte ich auch nichts überfliegen, den sonst hätte ich das Gefühl doch was verpasst zu haben.

Für mich ist das Buch schon ein wenig eine Hommage auf die Manipulierbarkeit und Abhängigkeit von Menschen.