3. Leseabschnitt: Kapitel 12 bis Ende (S. 161 bis Ende)

Bibliomarie

Bekanntes Mitglied
10. September 2015
2.092
3.205
49
Mir gefällt sehr gut, wie die Autorin mit Briefen, Tagebuch und auch mit Tonis Aufsatz die Vergangenheit lebendig werden lässt. Ada kann damit ihre eigenen Erinnerungen ganz neu bewerten.

Interessant auch, dass man aus dem Brief der Mutter erfährt, dass sie die Entscheidung zur Trennung herbeiführt, als ihr klar wird, dass ihr Mann Barbara nicht aufgibt, es mehr als nur eine längere Affäre ist. Auch das bestärkt Ada in ihrem Entschluss mit Arthur zu brechen.

Julia ist eine lebendig junge Frau, die Schwung in die Geschichte bringt. Sie tut beiden Frauen gut, auch Toni, als sie durchs Fenster erfährt, dass ihre Ehekrise bekannter ist, als gedacht.

Der Hausverkauf an die Familie mit Kindern ist eine schöne Abrundung. Mich würde es auch stören, wenn Interessenten alles mit gerümpfter Nase betrachten, damit beim Preis gehandelt werden kann. Sie wussten schließlich, dass es ein altes, abgewohntes Haus ist. Außerdem gefällt mir, dass es wieder ein Familienheim wird und nicht nur ein Feriendomizil, dass die meiste Zeit leer steht.

Das Ende hat mich sehr befriedigt zurückgelassen.
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.553
24.665
49
66
Die verschiedenen Textformen machen den letzten Abschnitt zusätzlich lebendig. So kann hier die verstorbene Mutter mal zu Wort kommen. Interessant , dass diese Ada wohl doch anders gesehen hat, als von Ada wahrgenommen.
Der alte Schulaufsatz zeigt Tonis Sicht von damals.
Beides ergänzen die Perspektive Adas.
Auch im letzten Abschnitt zeigt sich die unaufgeregte Art des Erzählens
. Die Ehe Noras war eine Liebesheirat; trotzdem hat sie nicht gehalten. Nora war klug genug, den Mann gehen zu lassen, als sie gemerkt hat, dass Barbara mehr als eine Affäre ist. Die Beziehung zum Maler gab ihr ein Gefühl, immer noch begehrenswert zu sein. Doch auch hier wie beim letzten Mann kein großes Drama, sondern ein Rückzug, weil ein Leben mit diesen beiden Männern von ihr verlangt hätte, ihr eigenes Leben aufzugeben.
Die Ratschläge und Wünsche an die Töchter zeugen davon, dass sie beide gut kennt und um ihre Fehler und Schwächen weiß.
Eine andere Wendung bekommt die Geschichte des Hauses. Es war schon bedrückend zu wissen, dass die Vermieter das Haus verkauft haben, weil hier ihr 10jähriger Junge ertrunken ist. Doch war es keine familiäre Idylle, die dabei zerstört wurde. Das Unglück war der traurige Tiefpunkt eines Kindes, das väterliche Gewalt erleben musste.
Umso schöner, dass wieder eine Familie hier einzieht, ein hoffnungsvolles Ende.
 

SuPro

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2019
1.865
4.112
49
54
Baden Württemberg
lieslos.blog
So, jetzt bin ich auch „durch“.
Mein Gefühl? Ähnlich dem von Bibliomarie: befriedigt. Wie nach einem guten Essen. Man lehnt sich gesättigt und zufrieden in seinem Stuhl zurück.
Befriedigt, aber nicht zutiefst befriedigt und erfüllt und geflashed wie ich es z. B. nach den Buddenbrooks oder nach „hotel Du lac“ war... ich hoffe, Ihr versteht, was ich meine?

Ein wunderschöner und, wie ich meine, sehr kluger und wahrer Satz, der sich auf viele andere Bereiche übertragen lässt, ließ mich innehalten: „… Die Leute hören meiner Meinung nach Musik immer viel zu laut und verwechseln Lautstärke mit Intensität. Das Gegenteil ist der Fall, das Leise ist immer das Intensivste, die in piano oder pianissimo gespielten Stellen berühren die Menschen im Publikum am meisten, da stockt kollektiv der Atem.“ (Seite 211)

Ich würde sagen, dass dieser Roman ein „leises Buch“ war. Es hat mich gut unterhalten, ABER
...hmmm... wie soll ich sagen... es gab eine Passage, die mich enttäuscht hat:
Das mit dem Schlüssel im „Nachtisch“, mit dem Geheimfach im Sekretär und mit dem rührenden Brief fand ich fast zu konstruiert und schnulzig. Schade eigentlich. Bis dahin war alles so echt und lebensnah.
Außerdem ist mir Tonis Tochter Julia etwas zu brav.

Was mich dann aber versöhnt hat, war, dass die Mutter ihrer Freundin, der Nachbarin, gesagt hatte, dass es einen Brief gebe und dass diese nach 2 Monaten den Töchtern Bescheid geben solle. Und das hat mich nicht nur versöhnt, sondern mir gezeigt, dass es der Autorin wohl wichtig war, Kitsch zu vermeiden, denn durch diesen Kniff hat sie meines Erachtens vorgebeugt. Sie hat der Mutter kein romantisch-naives Verhalten angedeihen lassen, sondern ließ sie realistisch mit einplanen, dass die Töchter den Brief nicht von selbst finden...
 

SuPro

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2019
1.865
4.112
49
54
Baden Württemberg
lieslos.blog
Interessant , dass diese Ada wohl doch anders gesehen hat, als von Ada wahrgenommen.
... ja, in der Tat. Die Autorin greift damit ja etwas sehr Alltägliches auf: Dass es je nach Individuum unterschiedliche Erlebnisweisen und Interpretationen gibt und diese oft zu schmerzlichen inneren Realitäten und Missverständnissen bishin zu psychischer Erkrankung führen...
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.484
50.085
49
Befriedigt, aber nicht zutiefst befriedigt und erfüllt und geflashed wie ich es z. B. nach den Buddenbrooks oder nach „hotel Du lac“ war... ich hoffe, Ihr versteht, was ich meine?
Ich weiß sehr genau, was du meinst :D
Aber wenn einen jedes Buch dermaßen flashen würde - würde man dann nicht abstumpfen und den Flash als das Normale annehmen?
"Zufrieden wie nach einem guten Essen", das klingt nach 4 Sternchen - und das ist doch nicht schlecht, sondern gut.
 

SuPro

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2019
1.865
4.112
49
54
Baden Württemberg
lieslos.blog
Ich weiß sehr genau, was du meinst :D
Aber wenn einen jedes Buch dermaßen flashen würde - würde man dann nicht abstumpfen und den Flash als das Normale annehmen?
"Zufrieden wie nach einem guten Essen", das klingt nach 4 Sternchen - und das ist doch nicht schlecht, sondern gut.
... und so dauergeflashed könnte man ja gar nicht rumlaufen... von wegen „Bluna“ und so ;-)
 

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.904
12.644
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Der Brief der Mutter war für mich das Highlight dieses Romans. Hier habe ich tatsächlich ein paar Tränchen verdrückt.
Vermutlich sehe ich mich selbst in meinen Rollen als Tochter und Schwester und finde mich daher in der Geschichte wieder.
Nora war schon eine besondere Frau. Anhand der Erzählungen von Ada und Toni zeichnete sich das bereits ab. Doch der Brief macht es nochmal besonders deutlich.

Was den Hausverkauf betrifft: ich hatte immer gehofft, dass Ada das Haus übernehmen wird. Aber mit dem Verkauf an die Familie kann ich auch gut leben.


Mein Gefühl? Ähnlich dem von Bibliomarie: befriedigt. Wie nach einem guten Essen. Man lehnt sich gesättigt und zufrieden in seinem Stuhl zurück.
Ein hervorragender Vergleich! Man fühlt sich wohl mit diesem Buch:)
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.355
10.665
49
49
Ein runder Abschluss, mit einigen Erkenntnissen, die ich nicht erwartet habe. Dass Nora ihren Mann frei gegeben hat, war zum Beispiel eine davon. Hätte sie diesen Brief an ihre Töchter nicht geschrieben, hätten sie davon nie etwas erfahren. Ich finde es gut, wenn Eltern ihre Kinder bei einer Trennung nicht mit allen Infos belasten, aber nun haben die beiden ein Alter, in dem es gut ist, solche Hintergründe zu erfahren.
Ada findet durch den Brief endlich für sich einen Weg mit Arthur Schluss zu machen. Es war schade, dass man als Leser nun nicht mehr erfährt, ob sie jemals einen Mann an ihrer Seite haben wird, auch ob sie das Stipendium nun tatsächlich antritt, hätte mich interessiert. Aber es ist wie im wahren Leben, es gibt nicht immer auf alles direkt Antworten
 

Bibliomarie

Bekanntes Mitglied
10. September 2015
2.092
3.205
49
Ich weiß sehr genau, was du meinst :D
Aber wenn einen jedes Buch dermaßen flashen würde - würde man dann nicht abstumpfen und den Flash als das Normale annehmen?
"Zufrieden wie nach einem guten Essen", das klingt nach 4 Sternchen - und das ist doch nicht schlecht, sondern gut.

Genau so sehe ich das auch.
 

Bibliomarie

Bekanntes Mitglied
10. September 2015
2.092
3.205
49
Was den Hausverkauf betrifft: ich hatte immer gehofft, dass Ada das Haus übernehmen wird. Aber mit dem Verkauf an die Familie kann ich auch gut leben.

Ich hatte den Gedanken, als Ada wieder begann sich mit Kunst zu beschäftigen und offensichtlich wieder kreativ wurde. Das Haus am Meer hätte gepasst - allerdings hätte Ada nie und nimmer die finanziellen Mittel gehabt, Toni ihren Anteil zu zahlen.
Aber wieder ein Heim für eine Familie zu werden, ist auch schön.
 
  • Stimme zu
Reaktionen: KrimiElse

Bibliomarie

Bekanntes Mitglied
10. September 2015
2.092
3.205
49
Ein runder Abschluss, mit einigen Erkenntnissen, die ich nicht erwartet habe. Dass Nora ihren Mann frei gegeben hat, war zum Beispiel eine davon. Hätte sie diesen Brief an ihre Töchter nicht geschrieben, hätten sie davon nie etwas erfahren. Ich finde es gut, wenn Eltern ihre Kinder bei einer Trennung nicht mit allen Infos belasten, aber nun haben die beiden ein Alter, in dem es gut ist, solche Hintergründe zu erfahren.
Ada findet durch den Brief endlich für sich einen Weg mit Arthur Schluss zu machen. Es war schade, dass man als Leser nun nicht mehr erfährt, ob sie jemals einen Mann an ihrer Seite haben wird, auch ob sie das Stipendium nun tatsächlich antritt, hätte mich interessiert. Aber es ist wie im wahren Leben, es gibt nicht immer auf alles direkt Antworten

Ich denke, sie wird nach New York gehen, ihre Kreativität kehrt zurück und dann kann es passieren - oder auch nicht;)

Aber mit dem Brief hast du Recht. Ohne die Entscheidung der Mutter, wäre auch Barbara wohl lange noch die heimliche Geliebte gewesen. Die Mutter war fast ein wenig zu gut für diese Welt.
 

KrimiElse

Bekanntes Mitglied
26. Januar 2019
2.861
5.110
49
buchmafia.blogspot.com
Ich habe das Buch eben beendet, und mir gefällt, dass das Haus verkauft wird und nicht jeder aufgenommene Faden weiter gesponnen wird. Aber ich werde es sicher nicht lange in Erinnerung behalten.

Mir gefällt sehr gut, wie die Autorin mit Briefen, Tagebuch und auch mit Tonis Aufsatz die Vergangenheit lebendig werden lässt. Ada kann damit ihre eigenen Erinnerungen ganz neu bewerten.

ja, das ist ein schöner Kniff, die Briefe einzusetzen um die Vergangenheit noch einmal lebendig werden zu lassen

...hmmm... wie soll ich sagen... es gab eine Passage, die mich enttäuscht hat:
Das mit dem Schlüssel im „Nachtisch“, mit dem Geheimfach im Sekretär und mit dem rührenden Brief fand ich fast zu konstruiert und schnulzig.

Das ging mir auch so, hat mir gar nicht gefallen.

Was den Hausverkauf betrifft: ich hatte immer gehofft, dass Ada das Haus übernehmen wird. Aber mit dem Verkauf an die Familie kann ich auch gut leben.

Das hätte ich als schnulzig und sehr unecht empfunden, das Ende der Geschichte ist gut wie es ist.

Im letzten Abschnitt hat mich der hölzerne Schreibstil der Autorin wieder ziemlich gestört, vielleicht weil ein paar Details der Geschichte auf mich doch etwas konstruiert wirkten.

ich schreibe euch mal einen Satz auf, der für mich beispielhaft dafür steht:

„Sie nahm alle Briefe mit raus auf die Terrasse, und Julia holte die Stehlampe aus dem Wohnzimmer und schloss sie an die Steckdose, die die in der Außenwand war und nie benutzt wurde. Ada war überrascht, wie patent das Mädchen war.“

Die eben gefundenen Briefe der Mutter im Nachtschrank kurz vor dem Vorlesen - musst man daraus einen so stocktrockenen, langen völlig unpoetischen Satz machen, bei dem ich als Leser auch noch darauf hingewiesen werden muss, dass Julia patent ist?
Das kam im Buch häufig vor, fast ein bisschen wie Schulaufsatz an manchen Stellen, und das hat mit die Geschichte ein bisschen verdorben.
Ich mag lange Sätze, aber bitte nicht gespickt mit solchen Nebensächlichkeiten.

An der Geschichte selbst habe ich im wesentlichen nichts auszusetzen, auch die Figuren sind gut erdacht, aber die Umsetzung ist so gar nicht meins, auch nicht wirklich aus dem Blickwinkel der Hängematte... zu steif für diese Geschichte, zu chronologisch, zu viele gestelzte Nebensächlichkeiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Like
Reaktionen: Bibliomarie

Bibliomarie

Bekanntes Mitglied
10. September 2015
2.092
3.205
49
„Sie nahm alle Briefe mit raus auf die Terrasse, und Julia holte die Stehlampe aus dem Wohnzimmer und schloss sie an die Steckdose, die die in der Außenwand war und nie benutzt wurde. Ada war überrascht, wie patent das Mädchen war.“

Wenn ich den Satz jetzt so isoliert lese, kann ich dir nur zustimmen.