3. Leseabschnitt: Kapitel 11-14 (S. 160 bis S. 229)

RuLeka

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30. Januar 2018
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Gab es im ersten Abschnitt nicht eine Passage wo Cathy Nelly dies mehr oder weniger sagte? Sie wollte von Nelly wissen, ob es richtig war Linton zugesagt zu haben ihn zu heiraten. Sie sah das als das vernünftigeer an, und teilte gleichzeitig tiefe Gefühle für Heathcliff mit. Das war die Szene wo er gelauscht hat und verschwand.
Ich habe mir die Szene nochmals angeschaut. Cathy hat den Antrag von Linton angenommen und will von Nelly hören, dass ihre Entscheidung richtig war. Dabei zählt sie ihre Gründe auf:
Er ist schön, jung und reich, seine Gesellschaft ist ihr angenehm, er liebt sie auch. Außerdem kennt sie sonst gar keine Männer. ( Das fällt im Buch auch auf, es scheint kaum eine Außenwelt zu geben. Sie leben so abgeschieden, dass ihr beinahe inzestuöses Verhalten auch im Mangel an Alternativen liegt.)
Doch im Herzen spürt Cathy, dass ihre Entscheidung falsch war. Denn ihr einziger Seelenverwandter ist Heathcliff.
“ Meine Liebe zu Linton ist wie das Laub der Wälder. Sie unterliegt dem Wandel der Zeit…doch meine Liebe zu Heathcliff gleicht den ewigen Felsen darunter…“ - Was für ein Bild.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Du liebe Güte, welch Intrigantenstadl! Damit kritisiere ich nicht das Buch, sondern die handelnden Figuren. Jeder gegen jeden und irgendwo dazwischen die arme Nelly, die in alle Richtungen schlichten muss und in ihren Handlungen eine zentrale Rolle des Geschehens einnimmt. Vielleicht sogar die zentrale Rolle überhaupt, denn ohne sie würde fast nichts funktionieren.

So kann ich ihre Meinung von S. 177 durchaus teilen, in der sie sich fragt, ob sie nicht die "einzige vernünftige Seele" beim ganzen Geschehen sei. Einen offensichtlichen Fehler begeht sie aber, indem sie Catherines Krankheit offenbar falsch einschätzt. Ich muss gestehen, dass auch ich glaubte, Cathy würde hier ein persönliches Drama abziehen. Doch tatsächlich leidet sie unter einer Gehirnentzündung. Das musste ich erst einmal nachlesen, weil ich zwar so etwas wie Hirnhautentzündung kannte, aber nicht die Gehirnentzündung. Vorher glaubte ich, sie sei manisch-depressiv wie Werther...

Besonders gut gefallen hat mir in diesem Abschnitt der Brief Isabellas - und zwar als erzählerisches Stilmittel, aber auch, weil ich ihn und die geschilderte Atmosphäre auf den Heights als sehr spannend empfunden habe. Wahnsinnig eindringlich, wie Isabella den dortigen Verfall schildert. Beim Haus, aber auch bei den Menschen dort.

Heathcliff wird immer negativer dargestellt. Ehrlich gesagt dachte ich vor Beginn der Lektüre, Cathy und er wären die Helden dieses Romans, weil diese Namen so präsent sind. Doch nun entpuppt er sich als klassischer Antiheld, der Nelly sogar erpresst, um an seine Ziele zu kommen. Hier bin ich sehr gespannt darauf, wie und ob sich diese Figur noch entwickelt. Denn zu Beginn hatte Heathcliff durchaus meine Sympathien, weil er als Kind und als Jugendlicher von vielen Personen doch sehr schlecht behandelt wurde.
Was soll man hier noch ergänzen? Ich empfinde es exakt wie du. Der Roman entwickelt sich immer mehr zu DEM Highlight, dass ich (nicht nur literarisch) brauche - trotz (oder wegen? Who knows :cool:) seiner dunklen, kalten Atmosphäre. Es sollten mehr Männer den Mut und Mumm haben, Sturmhöhe zu lesen (ein Satz für meine Rezension :rofl).
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Ich finde es sehr interessant, wieviel die Erzählerin Nelly hier ausspart. Sie erwähnt das am Zaun aufgehängte Schoßhündchen Isabellas, das sie vorgefunden hat, offenbar in der Nacht, als die beiden gemeinsam verschwunden sind. Niemand scheint sich darüber Gedanken zu machen, weder Nelly noch der zuhörende Pächter Lockwood (ich hätte da vermutlich schockiert nachgefragt). Sollen wir annehmen, dass Heathcliff das Hündchen vor Isabellas Augen hingehängt hat, als er mit ihr das Haus verließ? Als erstes Ereignis ihres Zusammenlebens?
Darüber gibt Heathcliff bzw. Nellie in ihrem weiteren Bericht dann ja später selbst Auskunft. Ich finde es eigentlich ganz angenehm, dass uns die Autorin hier mehr oder weniger die ganze Geschichte in einem Rutsch erzählt - mit (bisher) wenigen Unterbrechungen. Mich irritieren die Brüche in der Erzählung eher (wenn sie denn auftauchen). Aber das empfindet jede*r anders :cool:.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Wobei ich gestehen muss, dass ich ein Herz für die beiden hatte, wie sie ständig umherrasten und nur Blödsinn im Kopf hatten. Solche Kinder mag ich generell immer ganz gern.
Dann dürften meine Kinder also in deiner Nachbarschaft so viel Fußball spielen wie sie wollen, ohne dass du dich gestört fühlst? ;) Dann solltest du mal mit unserer Nachbarin quatschen, die jedes Mal nur dämlich guckt, wenn unsere Kids am Kicken sind. Manchmal machen sie das schon extra um sie zu ärgern - meinen Segen haben sie ha ha ha.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Was soll man hier noch ergänzen? Ich empfinde es exakt wie du. Der Roman entwickelt sich immer mehr zu DEM Highlight, dass ich (nicht nur literarisch) brauche - trotz (oder wegen? Who knows :cool:) seiner dunklen, kalten Atmosphäre. Es sollten mehr Männer den Mut und Mumm haben, Sturmhöhe zu lesen (ein Satz für meine Rezension :rofl).
Absolut. Ich frage mich eh, warum man solche Werke oft mit schmalzigen Schmunzetten gleich setzt?!
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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trotz des (verräterischen letzten) Satzes des Klappentextes (wie ich gerade feststelle)...
Na! Den sollst du doch nicht vorher lesen den Klappentext.
Dann dürften meine Kinder also in deiner Nachbarschaft so viel Fußball spielen wie sie wollen, ohne dass du dich gestört fühlst?
Selbstverständlich! Ich wurde als Junge selbst oft von den Nachbarn beim Fußballspielen vertrieben, da weiß ich also, wie sich das anfühlt. ;)
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Es sollten mehr Männer den Mut und Mumm haben, Sturmhöhe zu lesen (ein Satz für meine Rezension :rofl).

Absolut. Ich frage mich eh, warum man solche Werke oft mit schmalzigen Schmunzetten gleich setzt?!

Ich habe aber auch erst vor nicht allzu langer Zeit erfahren, dass es eben das nicht ist. Das hat mich auch vorher abgehalten. Und bisher erschließt sich mir nicht, warum sich dieses Gerücht so hartnäckig hält.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Heathcliff wird immer negativer dargestellt. Ehrlich gesagt dachte ich vor Beginn der Lektüre, Cathy und er wären die Helden dieses Romans, weil diese Namen so präsent sind.

Da hatten wir beide dieselbe Erwartung.

Immer wieder wird er als Teufel oder Sohn des Teufels bezeichnet. Vielleicht steht er einfach für das Böse.

Das wäre aber recht platt. Ich hoffe, der Roman ist nicht so schwarz-weiß. Obwohl sich momentan dieser Eindruck in Bezug auf ihn aufdrängt.

Trotz der Unruhen und Streiterein lese ich den Roman sehr gern.

Das alles hat mich am Anfang unter anderem bewogen mit Heathcliff auch Mitleid zu haben. Er hatte es nicht leicht. Doch mittlerweile sehe ich ihn mit anderen Augen. Er scheint ja gar keine Hemmungen mehr zu haben

In beiden Punkten stimme ich dir komplett zu.
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Absolut. Ich frage mich eh, warum man solche Werke oft mit schmalzigen Schmunzetten gleich setzt?!
Vielleicht ist das ein Grund, warum das Buch für mache eine Enttäuschung ist, wenn m man einen Nackenbeißer erhofft. :)
Da finde ich doch in diesem Fall die äußerlich so leidenschaftslose Gestaltung der Penguin Edition gut. Leidenschaft steckt in dem Werk genug drinnen.
 

Die Häsin

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Vielleicht ist das ein Grund, warum das Buch für mache eine Enttäuschung ist, wenn m man einen Nackenbeißer erhofft. :)
Da finde ich doch in diesem Fall die äußerlich so leidenschaftslose Gestaltung der Penguin Edition gut. Leidenschaft steckt in dem Werk genug drinnen.
Da muss ich an meine Ausgabe von "Herzen im Aufruhr" ("Jude the Obscure") denken, da ist dieses Foto von der Kauf-DVD vorne auf dem Titel.
Ich mag beide Schauspieler gern, aber dieses Bild vermittelt einen völlig falschen Eindruck von dem Buch.

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ulrikerabe

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Heathcliffs übermäßiger Rachefeldzug lässt sich nicht psychologisch erklären. Sicher, die Behandlung in der Kindheit und Cathys Zurückweisung sind Gründe, aber keine, die ein solches Verhalten wirklich begründen.
Immer wieder wird er als Teufel oder Sohn des Teufels bezeichnet. Vielleicht steht er einfach für das Böse.
Ich glaube auch, dass Heathcliff als Figur einfach das personifizierte Böse sein soll, denn sein Verhalten geht weit über ein "normales" hinaus. er ist in seiner Gekränktheit obsessiv, Isabella ist für ihn Mittel zum Zweck. Er trifft mit dieser Heirat Catherine und zahlt ihr damit die verschmähte Liebe heim. Gleichzeitig sorgt er für die Entfremdung zwischen Edgar und Isabella. Auf Wutherin Heights kann es zwischen Heathcliff und Hindley, diesen beiden toxischen Männern, auch nur eskalieren.
 

ulrikerabe

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Da muss ich an meine Ausgabe von "Herzen im Aufruhr" ("Jude the Obscure") denken, da ist dieses Foto von der Kauf-DVD vorne auf dem Titel.
Ich mag beide Schauspieler gern, aber dieses Bild vermittelt einen völlig falschen Eindruck von dem Buch.

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Allein der deutsche Titel erzeugt ja schon eine gewisse Erwartung. Ich würde ohne Wissen auch nicht dazu greifen wollen.
 
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ulrikerabe

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14. August 2017
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Ich muss ja gestehen, dass mir diese "bunten Vögel" ziemlich gut gefallen. Sogar noch besser als die vermeintlich hochwertigen Miniatur-Ausgaben von Manesse mit den 5.000 Fußnoten.
Ich finde den Ansatz, Klassik zu erschwinglichem Preis und dafür ohne Firlefanz zu verlegen eh super. Aber optisch verlieren sie schon gegen Manesse in meinen Augen
Wenn man erstmal ein paar aneinander reihen kann, sehen die richtig klasse aus
und wie. Wenn sie dann auch noch gelesen werden.. Doppeljackpot :)
Wobei ich mir vorstellen kann, dass ein Penguin Stapel in den bunten Farben auch was kann, so wie geschrieben steht: Ein Bücherrregal ohne Klassiker ist wie eine Welt ohne Farben.

Gelesen habe ich viele Bücher aus der Edition schon in anderen Ausgaben. Auch bei der Manesse Edition, wobei mir scheint, gerade bei Frauenklassikern die gerade etwas initiativer sind. Aber als Büchersüchtige kann man ja durchaus von einem Buch mehr als ein Exemplar haben. :)
 
G

Gelöschtes Mitglied 7863

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Zur angeblichen Schmonzette:
2007 hat eine Umfrage in Großbritannien "Wuthering Heights" zur größten Love-Story aller Zeiten gewählt. In einem entsprechenden Artikel aus dem Guardian heißt es allerdings, dass der Roman oft runtergemacht und fälschlicherweise sogar mit Twilight ("Biss zum Morgengrauen") verglichen wird.

Zu Cathys Krankheit:
In Kapitel 12 deliriert sie und hat Halluzinationen - woran leidet sie eigentlich genau, außer an Liebeskummer und verkorkster Wahrnehmung?