3. Leseabschnitt: Kapitel 10 bis 14 (Seite 178 bis 261)

FlorianK

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12. Februar 2021
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Die Trauer der Mutter erscheint mir auch unrealistisch. Ich habe zwar schon öfter erlebt, dass Witwen ihre Ehemänner glorifizieren, aber diese Lethargie der Mutter gefällt mir nicht. Es gibt den Sohn und den Hof und da sollte sie pragmatisch genug sein . Mag ja sein, dass sie ihren Mann anders erlebt, trotzdem sollte sie nicht vergessen, wie er seinen Sohn behandelt hat.
Ich weiß nicht. Ich glaube, dass Menschen so gegensätzlich fühlen können, dass sie lieben können, obwohl die geliebten Menschen mindestens zur Hälfte gar nicht liebenswert sind.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ich befürchte ja immer mehr, dass das für einen Jugendlichen nicht zu stemmen ist, nicht ohne Hilfe. Hoffentlich führt das nicht im Endeffekt dazu, dass er sich Hilfe bei den falschen Leuten sucht...
Das wäre tatsächlich nicht gut. Gut, dass es noch ein paar andere Menschen gibt, wie Govinski zum Beispiel, der Hannes versucht zu helfen.
 

Renie

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Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Sie hat ihn geliebt. Gibt es solche Liebe nicht, wenn man mit einem zerrissenen Menschen zusammen ist? Man ist unglücklich, ist wütend, auch oft, aber man liebt ihn trotzdem, den anderen. Ich glaube, ich kenne sogar solche Liebenden.
Das sehe ich auch so. Sonst wären ihre Erinnerungen an den Vater, wie er vor dem Krieg war, nicht so intensiv.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Aber ich weiß, Tiere denken nicht so komplex.
Manchmal sind Tiere die schlaueren Lebewesen. Hunde spüren ja z. B. wenn ihre Frauchen/ Herrchen sterben.
Und zum Abschluss:
Ist Euch aufgefallen, dass überall in diesem Buch Vögel durch die Gegend flattern, zwitschern, singen, und was Vögel sonst noch so machen? Außer bei dem aufkommenden Sturm, da haben sich die Vögel durch Abwesenheit bemerkbar gemacht ;)
Ich mag das. Es hat etwas von Idylle, obwohl keine Idylle vorhanden ist.
Ja, das finde ich auch toll; man könnte glatt zum Vogelbeobachter werden :D.
Die Figuren sind den ganzen Tag in Aktion und fallen abends todmüde ins Bett. Was innen abgeht, wird selten kommuniziert, auch nicht unbedingt reflektiert. Der Leser muss aus dem, was sie tun und den paar Brocken, die sie von sich geben, auf ihr Seelenleben schließen.
Für mich passt das nach wie vor zum Setting. Die Figuren sind Bauern, Norddeutsche und die Geschichte spielt in den 1920er Jahren- das alles heißt: viel wird getan, wenig geredet.
Gut, der Autor könnte mehr reden, aber ich brauche es hier nicht.
Er könnte auch sagen: Wir wissen es nicht.
*voll unterschreib*
Anererseits hat das Gedankenlesen auch etwas Magisches, was mir bei der doch recht kurzen Zeit, die die beiden miteinander verbringen, nicht ganz realistisch vorkommt.
Ich glaube schon, dass sie sich seit ihrer Kindheit kennen, wenn sie vielleicht auch nicht bewußt miteinander kommuniziert haben. In so einer ländlichen Gegend kennt doch jeder jeden...
Hannes reflektiert selbst, dass ihm der Überblick fürs große Ganze fehlt. Woher soll er den auch haben? Der Vater hat entschieden, Hannes nur hier und da selbst gedacht, wenn es nötig war.
Schlimm, oder? Wenn die Eltern ihren Kids alles abnehmen, nichts zutrauen und dann am meckern sind, wenn die Kinder "Fehler" machen...
Diese Maden sind natürlich ekelhaft.
Jup :eek:
Darauf habe ich gewartet. Das Hintergrundrauschen war schon deutlich zu merken.
Ich find´s gut, dass es nicht im Vordergrund steht.
Aber durch die Besuche des Lehrers bin ich sehr zuversichtlich, dass die Mutter bald wieder lachen kann. Ihr Leben liegt noch vor ihr, und sicher war es in diesen rauhen Zeiten nicht ungewöhnlich, dass Frauen früh zur Witwe wurden und wieder heirateten.
Das denke ich auch.
Es ist eine Geschichte, die sehr grundlegende Beziehungen im Leben eines jungen Mannes in den Fokus stellt. Zum Vater, zur Mutter, zu sich selbst, zur ersten Liebe. Vor allem zu sich selbst. Ich weiß nicht, ob das wirklich origineller sein kann oder sein muss.
Schön ausgedrückt!
Ich hab "Altes Land" erst vor drei Wochen gelesen, ich weiß auch nicht warum.
Ich habe es noch gar nicht gelesen :cool:.
 

MRO1975

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11. August 2018
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Plötzlich ändert sich alles, denn der Vater ist nicht mehr.
Diese Wendung fand ich richtig gut. Ganz ohne große Szene ist er einfach tot und weg. Da kann einer noch so cholerisch sein. Der Tod fragt nicht.
Jetzt passiert etwas Merkwürdiges mit Hannes. Er beginnt, seinen Vater in einem anderen Licht zu sehen, ist ihm gegenüber milder gestimmt. Dazu tragen mit Sicherheit die Geschichten der Mutter über den Vater, wie er früher war, bei. Dieses Umdenken von Hannes ist für mich nicht stimmig. Ich könnte noch verstehen, wenn die positiven Seiten seines Vaters zu dem bisherigen Bild, das Hannes von ihm hatte, dazukommen. Aber auf mich wirkt es, als ob die positiven Seiten die negativen Erinnerungen an den Vater ersetzen.
Ist das nicht psychologisch erklärbar? Am Ende erinnert man sich bevorzugt an die schönen Erinnerungen und verdrängt die schlechten. Wer das nicht schafft, leidet häufig unter ein postraumatischen Belastungsstörung.
Ist Euch aufgefallen, dass überall in diesem Buch Vögel durch die Gegend flattern, zwitschern, singen, und was Vögel sonst noch so machen? Außer bei dem aufkommenden Sturm, da haben sich die Vögel durch Abwesenheit bemerkbar gemacht ;)
Ich mag das. Es hat etwas von Idylle, obwohl keine Idylle vorhanden ist.
Ja, ist mir aufgefallen und gefällt mir auch gut.
 
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Literaturhexle

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FlorianK

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Diese Wendung fand ich richtig gut. Ganz ohne große Szene ist er einfach tot und weg. Da kann einer noch so cholerisch sein. Der Tod fragt nicht.
Das war mir wichtig. Und es entspricht meiner Erfahrung. Ein Mensch ist einfach tot und weg, und es fallen deshalb keine Häuser oder Bäume um. Das ist so brutal, als wenn der Tod eines konkreten Menschen gar keine Bedeutung hätte, im größeren Zusammenhang.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Das war mir wichtig. Und es entspricht meiner Erfahrung. Ein Mensch ist einfach tot und weg, und es fallen deshalb keine Häuser oder Bäume um. Das ist so brutal, als wenn der Tod eines konkreten Menschen gar keine Bedeutung hätte, im größeren Zusammenhang.
Ja, die Welt dreht sich einfach weiter. Schwer auszuhalten für die, deren Welt gerade zusammengebrochen ist.
 

nellsche

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1. September 2018
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Ich muss mich entschuldigen, dass ich so hinterher hänge. Ich habe leider massive private Probleme, wodurch ich weniger zum Lesen komme als üblich und das Schreiben drunter leidet.... :-((

Um den Vater ist es überhaupt nicht schade, ich mochte ihn gar nicht. Und das Karma hat zugeschlagen....oder getreten. ;-)
Dass Hannes Mutter so sehr leidet, tut mir leid für sie, auch wenn mir das Verständnis fehlt. Aber Hannes ist sehr bemüht, alles am Laufen zu halten. Sehr bewundernswert! Er sollte sich viel mehr selbst auf die Schulter klopfen.
 

Wandablue

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Brandenburg
Ich muss mich entschuldigen, dass ich so hinterher hänge. Ich habe leider massive private Probleme, wodurch ich weniger zum Lesen komme als üblich und das Schreiben drunter leidet.... :-((

Um den Vater ist es überhaupt nicht schade, ich mochte ihn gar nicht. Und das Karma hat zugeschlagen....oder getreten. ;-)
Dass Hannes Mutter so sehr leidet, tut mir leid für sie, auch wenn mir das Verständnis fehlt. Aber Hannes ist sehr bemüht, alles am Laufen zu halten. Sehr bewundernswert! Er sollte sich viel mehr selbst auf die Schulter klopfen.
Erstaunlich, dass du überhaupt liest und dich durchkämpfst.Hut ab!

Ich fande es auch gut, dass der Herr Vater überraschend aus dem Rennen genommen wurde. Die Mutter darf leiden, aber sie sollte die negativen Eigenschaften ihres Mannes nicht vergessen.
 
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