3. Leseabschnitt: Kapitel 10 bis 12 (S. 145 - 213)

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.450
49.904
49
Kapitel 10
Bereits im letzten Abschnitt wurde der Hintergrund Mrs Richardsons hervorgehoben. Wie sagte @Querleserin? " ES gibt nicht nur schwarz oder weiß.

In diesem Bewusstsein geht es weiter. Die asiatische, arme Mutter kämpft um ihr Kind gegen weiße, reiche Amerikaner. Die Presse/TV stürzt sich darauf. Alles scheint so klar: Geld regiert die Welt...

Die Autorin jedoch schildert das Drama der jahrelangen Kinderlosigkeit von Linda McCollough. Bis ins Detail, so dass man auch für diese Seite Verständnis hat. Schließlich hat Bebe das Kind ja in der Kälte ausgesetzt...

Der Konflikt dringt von mehreren Seiten in die Familie Richardson ein: Mr. R. übernimmt die Verteidigung des befreundeten Paares, Mrs R. sieht völlig irrational Mia als die einzig Schuldige und will Dreck aufwirbeln, den sie (wahrscheinlich zu Recht) in Mias Vergangenheit finden wird...
Spätestens jetzt habe ich für Mrs R. nur noch sehr begrenzte Sympathien.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.450
49.904
49
Mir gefällt Mrs Richardsons Herangehensweise auch nicht, aber es geht um ihre beste Freundin.
So rechtfertigt Mrs R. Ihre Handlungsweise sogar vor sich selbst am Ende von Kapitel 10. Im Grunde geht es aber um nichts anderes als Rache: sie will sich an Mia dafür rächen, dass diese ihrer Freundin das Kind wegnimmt. Mia ist auch hier der Sündenbock - wie sonst Izzy.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.450
49.904
49
Mrs. R. denkt ungeheuer materialistisch. Im Rahmen der o.g. Rechtfertigung vergleicht sie auf S. 172 Mias Geheimnisse (hinter denen sie Lügen vermutet) mit nicht mitgelieferten Wartungsunterlagen bei einem PKW.... Unglaublich!

Auf S. 177 macht sie die McCulloughs zu "idealen" Eltern, weil sie ein großes Haus mit zwei Spielzimmern haben. Eine sagenhaft oberflächliche Person, die fest in den Strukturen Shaker Hights verhaftet ist.

Dazu passt der Ausspruch von Brians Vater: "Mütter wie Bebe halten den Kreislauf der Armut am Laufen."
Mrs R. Ist nicht allein :confused:

Interessant auch die Ausführungen zum Feuer gegen Ende von Kapitel 11:
Damit etwas Neues entstehen kann, muss das Alte abbrennen.

Leidenschaft ist so gefährlich wie Feuer, weil sie leicht außer Kontrolle geraten kann.

Und "Mia zündelt herum, wie es ihr passte", was dazu führt, dass der Zornesfunke Mrs Richardsons zu einer riesigen Flamme auflodert...

Passt doch zum Titel: Kleine Feuer überall ;)
 
Zuletzt bearbeitet:

Querleserin

Bekanntes Mitglied
30. Dezember 2015
4.055
11.095
49
50
Wadern
querleserin.blogspot.com
Wir sollten Mrs Richardson nur nicht vorschnell verurteilen. Ihre Beweggründe sind vielschichtig. Freundschaftsdienst, Neugier (?), Sensationslust und Verurteilung von Mias Lebensstil. Warum sie diesen verurteilen muss, wird im Folgenden deutlicher, ich will aber nicht vorgreifen...eine abschließende Diskussion über ihren Charakter kann man erst am Ende führen ;)
Dass sie die Eltern ohne Mias Wissen aufsucht, bleibt ein unverzeihlicher Übergriff - das will ich jetzt schon verurteilen...
 

Querleserin

Bekanntes Mitglied
30. Dezember 2015
4.055
11.095
49
50
Wadern
querleserin.blogspot.com
So, jetzt habe ich die Stelle gefunden, mit der Mrs. Richardson ihre Entscheidung, in Mias Leben zu wühlen rechtfertigt.
Vordergründig geht es um Rache für ihre Freundin, aber nicht
"einmal vor sich selbst würde sie zugeben, dass es gar nicht um das Baby gegangen war. Es war um etwas Kompliziertes gegangen, um das dunkle Unbehagen, das diese Frau in ihre auslöste und das Mrs Richardson lieber unter Verschluss gehalten hätte." (161)

Denn Mia lebt ihr Leben selbstbestimmt und frei, und sie selbst?

"Man kann nicht einfach tun, was man will, dachte sie. Warum sollte Mia eine Ausnahme sein?" (186)
 
Zuletzt bearbeitet:

Leseglück

Aktives Mitglied
7. Juni 2017
543
1.272
44
67
Achtung bitte nur lesen wenn ihr bis S. 213 bekommen seid

Die letzte Seite in diesem Leseabschnitt hat es ganz schön in sich: hab ich das richtig verstanden? Mia hat ihr Kind Pearl für ein anderes Paar ausgetragen? Das heißt sie ist "nur" die Leihmutter gewesen. Sowohl Ei als auch Samen stammen von diesen Ryans?
Dann ist sie also auf der Flucht vor diesen Ryans weil sie das Kind selbst behalten wollte? Das würde erklären warum sie Pearl nichts über ihren Vater und über ihre Großeltern erzählt.

Oh je was für ein moralisches Dilemma! Da ist es schwer zu sagen was richtig und falsch ist.
 

wal.li

Bekanntes Mitglied
1. Mai 2014
2.729
2.678
49
hm, der letzte Abschnitt hat mir besser gefallen. Vermutlich weil ich jetzt so eine Art Detektivgeschichte erwartet habe. Doch die Autorin geht eigene Wege. Mrs. Richardson ist mir nicht sehr sympathisch, wie sie versucht, ein Haar in Mias Suppe zu finden.
Bei dem Kind kann ich irgendwie beide Seiten verstehen. Natürlich liebt die leibliche Mutter ihr Kind und als sich ihre Situation verbessert, fühlt sie, sie hat einen Fehler gemacht und sie möchte ihr Kind wiederhaben.
Doch sie hat es ausgesetzt, das muss man sich auch mal reinziehen, schließlich ist es dadurch in Gefahr geraten. Und die McCulloughs haben wirklich versucht, ein eigenes Kind zu bekommen. Und nun haben sie einmal Glück und das Glück zerrinnt ihnen zwischen den Fingern. Zum Wohle des Kindes sollten sie sich besser mit der leiblichen Mutter zusammentun. Dann kennt das Kind seine Wurzeln und trotzdem würde ihm die Welt offen stehen. Dieses Gegeneinander finde ich nicht so gut, da wird das Kind wie ein Besitz behandelt und jeder will es haben.
Mrs Richardson will Mia einen reinflicken, dazu ist ihr fast jedes Mittel recht und sie findet das Geheimnis. Ich hatte beinahe vermutet, Mia hätte ein Kind mitgehen lassen. Wie ich es finde, dass sie eines behalten hat, das sie als Leihmutter austragen sollte, muss ich erst noch überlegen. Ist Pearl genetisch ihre Tochter?
Dass Lexie bei der Abteibung Pearls Namen verwendet hat, gibt bestimmt noch Ärger. Ich glaube, mit Pearl und Trip geht es auch nicht gut aus.
So langsam kann ich aber nachvollziehen, dass die "Mieter" am Schluss (oder am Anfang) abhauen.
 

wal.li

Bekanntes Mitglied
1. Mai 2014
2.729
2.678
49
Wir sollten Mrs Richardson nur nicht vorschnell verurteilen. Ihre Beweggründe sind vielschichtig. Freundschaftsdienst, Neugier (?), Sensationslust und Verurteilung von Mias Lebensstil. Warum sie diesen verurteilen muss, wird im Folgenden deutlicher, ich will aber nicht vorgreifen...eine abschließende Diskussion über ihren Charakter kann man erst am Ende führen ;)
Dass sie die Eltern ohne Mias Wissen aufsucht, bleibt ein unverzeihlicher Übergriff - das will ich jetzt schon verurteilen...
Oh ja, das fand ich auch sehr übergriffig.
 
  • Like
Reaktionen: Leseglück

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.450
49.904
49
Dieses Gegeneinander finde ich nicht so gut, da wird das Kind wie ein Besitz behandelt und jeder will es haben.
Das kann man auch nicht gut finden. Aber sie Realität würde wahrscheinlich genau so aussehen, weil jede Seite Angst vor dem Einfluss der anderen hat und man ihn deshalb ausschalten möchte.

Ich finde die Sache mit der Abtreibung wieder klassisch: zunächst hat man Mitleid mit Lexie. Sie steckt glaubwürdig in dem Konflikt, ob sie das Kind bekommen soll oder nicht. Letztlich kommt sie zu dem Schluss "Dass man in Shaker keine Kinder so früh bekommt" und plant auch aus Angst vor dem drohenden schlechten Ruf und vor ihrer Mutter den Abbruch.

Dass sie das unter Pearls Namen tut, ist wieder typisch und empört mich regelrecht: Lexie denkt nur an sich! Naiv wie Pearl ist, füllt sie auch noch die Unterlagen aus:mad:. Spätestens jetzt ist klar, warum gerade Pearl sie in die Klinik begleiten sollte!!! Kein Fleckchen soll an Lexies Weste kleben oder nachweisbar sein. Was sie anderen (hier Pearl) damit antut, ist ihr völlig egal!
Da geht sie genauso über Leichen wie ihre Mutter, die Mias Eltern in gleicher Weise manipuliert, um ihr Ziel zu erreichen.
 

Leseglück

Aktives Mitglied
7. Juni 2017
543
1.272
44
67
Dieses Gegeneinander finde ich nicht so gut, da wird das Kind wie ein Besitz behandelt und jeder will es haben.
Ich bin eigentlich dafür, dass das Baby zu ihrer leiblichen Mutter zurück gegeben werden sollte. Natürlich müsste man die leibliche Mutter unterstützen, vor allem finanziell aber auch in der Erziehung begleiten, ob sie jetzt wirklich dazu fähig ist. Ich bin gespannt wie das Gericht entscheiden wird.
 

Momo

Aktives Mitglied
10. November 2014
995
1.264
44
Ich erlaube mir ein Urteil gegen Mrs R. , da sich meine Eindrücke von Anfang an bestätigt haben. Das sind keine Vorurteile. Was ja später noch alles passieren wird, sorry, von mir bekommt sie keine Sympathiepunkte. Sie tut vielen Menschen einfach nicht gut. Solche Typen von Eltern kreieren psychisch kranke Menschen, die später Beratungsstellen aufsuchen müssen, weil sie mit ihrem Leben nicht klarkommen ...

Ich habe um Bebe gebangt. Ja wohl, das habe ich. Wenn Bebe kein Recht auf ihr Kind hat, dann haben alle armen Menschen kein Recht auf Kinder. Jawohl, sie hat einen Fehler gemacht und ihr Kind ausgesetzt, aber sie war verzweifelt, hat keinen Ausweg gesehen. Sie hatte ihren Fehler anschließend bitter bereut.

Einen schönen Abend euch allen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Querleserin

Bekanntes Mitglied
30. Dezember 2015
4.055
11.095
49
50
Wadern
querleserin.blogspot.com
@wal.li : Gemeinsam groß ziehen, stelle ich mir aus drr
Ich erlaube mir ein Urteil gegen Mrs R. , da sich meine Eindrücke von Anfang an bestätigt haben. Das sind keine Vorurteile, @Querleserin. Was ja später noch alles passieren wird, sorry, von mir bekommt sie keine Sympathiepunkte. Sie tut vielen Menschen einfach nicht gut. Solche Typen von Eltern kreieren psychisch kranke Menschen, die später Beratungsstellen aufsuchen müssen ...

Ich habe um Bebe gebangt. Ja wohl, das habe ich. Wenn Bebe kein Recht auf ihr Kind hat, dann haben alle armen Menschen kein Recht auf Kinder. Jawohl, sie hat einen Fehler gemacht und ihr Kind ausgesetzt, aber sie war verzweifelt, hat keinen Ausweg gesehen. Sie hatte ihren Fehler anschließend bitter bereut.

Einen schönen Abend euch allen.
Ich bange auch mit Bebe und verurteile Mrs Richardson bzgl. ihres Wühlen in Mias Leben. Das ist nicht in Ordnung. Doch die Handlung geht weiter und erst am Ende will ich ein endgültiges Urteil fällen. Ich habe durchaus Verständnis für die Mc Culloughs. Das ist das Faszinierende an dem Roman, er fordert uns heraus. Mir tut der Richter Leid, auch wenn ich zu Bebe tendiere.
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.344
10.637
49
49
Mir gefällt Mrs Richardsons Herangehensweise auch nicht, aber es geht um ihre beste Freundin. Andererseits denke ich auch, dass sie von Mia fasziniert ist. Diese bricht aus der von ihr gewohnten Ordnung aus. Das kann und will sie nicht zulassen.
Irgendetwas sagt mir, dass es Mrs Richardson mittlerweile aber nicht mehr ausschließlich um Linda geht. Es hat nun schon etwas von einem persönlichen Rachefeldzug angenommen
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.344
10.637
49
49
In diesem Abschnitt hat sich viel getan. Mia als Leihmutter........

Pearl ist sehr naiv, ich kann nicht so ganz verstehen, dass sie sich das von Lexie gefallen lässt.
Die Situation um Mirabelle ist schwierig, ich kann beide Seiten irgendwie verstehen. Hier wäre es interessant zu erfahren wie die Gesetzeslage aussieht, denn letztendlich wird das Gericht entscheiden wie es nun weitergeht.

In Shaker Heights ist doch nicht alles so perfekt wie es nach außen aussieht. Die Art wie Celeste Ng dem Leser dies vermittelt finde ich sehr gut.
 

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
5.857
7.739
49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Immer wieder muss ich darüber nachdenken, dass Celeste Ng selbst in Shaker Heights gelebt hat - und sicher ist es auch nicht zufällig, dass sie bei dem Baby ein chinesisches Mädchen gewählt hat. Wieviel Autobiografisches hier wohl in den Roman eingeflossen ist?

In jedem Fall gibt uns die Autorin tatsächlich ein paar harte Nüsse mit auf den Weg. Schwarz und Weiß, Richtig und Falsch - all das funktioniert hier nicht so leicht. Sympathien jedoch verteilen sich hier wohl automatisch. Auch ich finde Mrs. Richardsons Aktionen vollkommen überzogen und übergriffig - und natürlich findet sie Mias Geheimnis heraus. Schräg finde ich aber auch, dass Mia Mirabelles leibliche Mutter vorbehaltlos unterstützt, um ihr leibliches Kind wiederzubekommen. Sie selbst ist mit dem Kind der anderen Eltern ja einfach abgehauen. Ich bin sehr gespannt, wie Pearl darauf reagieren wird, wenn sie es erfährt. Es gibt so Bücher, da habe ich vor dem Weiterlesen Bauchweh, weil ich genau weiß, dass da noch Ärger ins Haus steht. Lexy nutzt Menschen genauso selbstverständlich wie ihre Mutter - Pearls Namen in der Abtreibungsklinik zu nennen, ist eine bodenlose Frechheit, zumal sie erwartet, dass Pearl in dem Moment echt ihren Mund hält. Izzy mit ihrer direkten Art mag ich immer noch am liebsten...
 
  • Like
Reaktionen: Literaturhexle