Bei diesen ganzen Parallelen und Details musste ich laufend schmunzeln. Wenn es wirklich so war, hat Toibin das wunderbar zusammengetragen. Ebenso die Entstehung der Novelle in Venedig. Ich bin wirklich überrascht, wie offen Katia mit den Vorlieben ihres Mannes für junge Männer umgeht. Sie scheint sich seiner sehr sicher zu sein, sieht keine Konkurrenz von ihnen ausgehen. Ist Katia so souverän oder hält sie homoerotische Neigungen für völlig absurd? Gegen/Für Letzteres würde sprechen, dass sie auch unverkrampft von Küssen unter Männern spricht... Vielleicht waren die Zeiten weit lockerer, als wir uns das heute vorstellen können (zumindest in diesen elitären Kreisen).Dann die Erlebnisse und die Gespräche im Sanatorium. Es war ja tatsächlich so, dass Thomas Mann das alles in seinen „ Zauberberg“ eingebaut hat.
Katia toleriert seine sexuelle Neigung auch, weil es eine Übereinkunft gibt, dass nichts ihr häusliches Glück in Gefahr bringt. (134)Und aus der Erzählung würde hervorgehen müssen, dass das Verlangen sexueller Natur war, zugleich aber würde es, natürlich, unerfüllbar und unmöglich sein müssen. (132)
Die politische Differenz der Brüder bringt Toibin ebenfalls gut auf den Punkt.Monika gab erzählerisch wenig her. (137)
Das ist der springende Punkt. Immerhin beschäftigt man sich schon mehr mit den Kindern als vor 50 Jahren.Wobei er sich dabei wohl nicht so sehr von Vätern zu dieser Zeit unterscheidet.
Eigentlich ist er nur ein egoistisches Arschloch - wie wir alle, mehr oder weniger.„ Dieser Aufstand hatte ihn zu einem Bourgeois werden lassen; bis dahin hatte er sich nur mit den äußeren Attributen dieses Standes geschmückt.“
Sie ist eine starke Frau.Doch Katja entscheidet sich dann doch dagegen.
Eine sehr eifersüchtige junge Dame. Ob sich ihr Verhältnis zu Michael später gebessert hat.Und die kleine Elisabeth wird der Liebling ihres Vaters.
Schon richtig. Aber äußerst knapp. Während die erotischen Fantasien Seiten füllen.denn sie sind immer erzählerisch gut eingebettet.
Eher für normal. Sie hat wohl einen schwulen Bruder.Ist Katia so souverän oder hält sie homoerotische Neigungen für völlig absurd?
Nicht die Zeiten, sondern die Ansichten in einem intellektuellen Bürgerbildungstumshaus.Vielleicht waren die Zeiten weit lockerer, als wir uns das heute vorstellen können
Das ist das Schönste, was ich bisher in dem Roman erfahren habe. Dass Katia und Thomas eine enge innere Verbindung haben. Ich finde es allerdings seltsam, dass Katia keinerlei eigenen Ambitionen hat. Sie ist doch Physikerin. Man stelle sich vor, Angie hatte Herrn Sauer (?) nur den Haushalt geführt.Grundsätzlich zeugt es von Vertrauen und Zuneigung, dass sie als Paar mit dem Thema offen umgehen können
In einem Interview hat Tóibín erklärt, dass die Fakten stimmen. Die Gespräche und Gedanken hat er natürlich imaginiert. Wobei er so vieles über sein Sujet gelesen hat, dass das Rückschlüsse erlaubt.So kann ich nicht wissen, was Tóibín erfindet und was stimmt.
Thomas war nicht der einzige Patriot, den die Umstände zum Umdenken gezwungen haben. Vier Jahre Krieg mit zahlreichen Verlusten, mit gravierenden Einschränkungen zuhause, da muss man schon ganz verblendet sein, um auf seiner Meinung zu beharren. Und die Gespräche daheim haben sicher auch seine Meinung beeinflusst. Das ist keine Kehrtwende innerhalb kürzester Zeit. Aber das brauche ich nicht auserzählt bekommen.Gerade noch kriegsbegeistert, ist Deutschland schon Kriegsverlierer. Es hätte mich interessiert, wie Thomas in den vier Jahren des Krieges das Geschehen interpretiert und beurteilt. Er muss seine Meinung doch wohl bald geändert haben und nicht erst anschließend? No idea.
Jedenfalls geht das alles blitzschnell.
So sehe ich das auch. In bestimmten Kreisen war man auch damals schon sehr offen und tolerant.Nicht die Zeiten, sondern die Ansichten in einem intellektuellen Bürgerbildungstumshaus.
Lässt sich nachholen.Es ist wirklich schade, dass ich nie eine Biografie von Thomas Man gelesen habe.
Sie hatte Ambitionen, die lagen aber woanders als in einer eigenen Karriere.dass Katia keinerlei eigenen Ambitionen hat.
Wenn ich es richtig verstanden habe, macht er aus Katia Hans. Sie hat sich zumindest mit ihm identifiziert. Mich hat auch überrascht, wie eng die Fiktion mit Manns eigener Realität verknüpft ist. Trotzdem schmälert das nicht die Romane oder die Erzählungen.Dann hätte sich Thomas Mann mit dem unsäglichen Hans im Zauberberg identifiziert?
Das gibt einen Pluspunkt, auf alle Fälle.Die liegen für mich im politischen Diskurs mit seinem Bruder
Ich sehe es als eine Gelegenheit, Thomas Mann mit einer breiteren Masse vertraut zu machen