3. Leseabschnitt: Drittes Stück (Seite 114 bis 182)

Sassenach123

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Mir kommt es so vor, als ob der Erzähler sich immer schlechter von seinen Hungerepisoden erholt. Er behält ja nichts mehr bei sich, wobei es wahrscheinlich auch keine gute Idee war, seinen Magen mit einem Beefsteak zu überfordern. Sein gesamter Gesundheitszustand ist mittlerweile besorgniserregend. Ihm fallen die Haare aus, er steht kurz vor dem Tod, das meiste was passiert schreibe ich daher eher einem Delirium zu. Wahrscheinlich ist in jeder seiner Wahnvorstellungen ein Quentchen Wahrheit eingebettet, aber mehr kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
 

Sassenach123

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Was sollte die Frau an ihm finden? Sie verweist sogar nur auf negative Auffälligkeiten. Kann doch also eigentlich alles nicht stimmen, oder? Wobei, wer weiß, in diesem Roman scheint andererseits auch alles möglich...
Genau so sehe ich das auch. Er ist jemand mit dem man Mitleid hat, oder vor dem es einem graust, aber näher kommen möchte eine junge Dame ihm sicher nicht. Das er allerdings noch Gefühle in dieser Hinsicht hat, kann ich mir durchaus vorstellen. Wunschdenken, das wird es sein….
Habt ihr die Szene mit der Kutschfahrt verstanden?
Entweder findet auch sie nur in seinem Kopf statt, oder er befindet sich wieder einmal auf einem Höhenflug. Da es den Herrn, den er aufsuchen will an besagter Adress nicht gab, vermute ich letzteres, er scheint mit der Kutsche gefahren zu sein, doch die Geschichte um den Herren ist Phantasie
 

Literaturhexle

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Danach will er sich auf den Teppich knien, dort "auf der roten Farbe direkt vor ihren Füßen". Ich nehme an, es handelt sich um Blut von der Vergewaltigung,
Ob und was die junge Frau an diesem abgerissenen Typen findet, (der sich allerdings rasiert hat und gewaschen haben dürfte in der Pension),weiß ich auch nicht. Wahrscheinlich hat es Frauen mit Helfersyndrom aber schon immer gegeben. Auf mich wirkt das Geschehen so real, dass ich nicht von reiner Fantasie des Protas ausgehe.
Für mich ist das Geschehen eindeutig keine Vergewaltigung. Die Frau scheint sich auf ein Abenteuer einlassen zu wollen. Warum sonst bittet sie den Mann in die Wohnung? Sie ermuntert ihn, frecher zu werden. Er bekommt die Knöpfe nicht auf, aber dann öffnet sie sie selber (steht so im Text). Durch sein komisches Verhalten wird sie jedoch verunsichert. Nicht zu Unrecht, denn wir "hören" ja die wirren, übergriffigen Gedanken des Protas, der gewiss einen Moment verführt war, sich etwas zu holen, was sie nicht geben will. Dann gewinnt zum Glück die Vernunft Oberhand.
Letzten Endes sind es die ausfallenden Haare, die das Mädel restlos abstoßen. Er fühlt sich verletzt und redet sich mal wieder um Kopf und Kragen...

Sollte es sich hier um eine Vergewaltigung oder eine Fantasie handeln, bin ich nicht sensibel genug, um sowas zu erkennen.
Ich ging davon aus, dass der Kaufmannsgehilfe ihm das falsche Wechselgeld absichtlich, also aus Mitleid, gegeben hatte.
ich auch. Eindeutig. Unser Prota verkompliziert alles. Fast wäre der Chef des Handelsgehilfen noch darauf aufmerksam geworden. Der Prota ist völlig blind, er sieht das Gute nicht mehr.
Aber er wirkt zumindest bedrohlich auf andere Menschen in seinem Zustand.
Ja. Völlig durchgeknallt. Wie besoffen, nicht mehr Herr seiner Sinne. Ich würde auch vermuten, dass man eher müde und antriebslos wird und nicht überall rumrennt.
Wenn es eine Vergewaltigung war, warum küsst sie ihn zum Abschied?
Genau. Sie hatte sich schon in ihn verguckt. Aber die Sache ist aus dem Ruder gelaufen.
Habt ihr die Szene mit der Kutschfahrt verstanden?
Irre. Den Fahrer hat er am Ende auch geprellt. Das übliche Verhaltensmuster: der Prota fantasiert sich was zusammen, um andere zu beeindrucken. Genauso wie er beim Bier behauptete, er sei mit der jungen Dame verlobt. Er schwatzt viel...
 

Literaturhexle

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Ab einem gewissen Grad der Krankheit ist das auch so.
Unserem Prota gehen die Haare aus, das Zahnfleisch ist entzündet, die Klamotten scheuern, er erbricht schon kleinste Nahrungsmengen....
Sollte da dieser "gewisse Grad" nicht erreicht sein? Ich weiß den künstlerischen Aspekt dieses Romans zu schätzen, aber rein faktisch inhaltlich habe ich Probleme...
 

kingofmusic

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Unserem Prota gehen die Haare aus, das Zahnfleisch ist entzündet, die Klamotten scheuern, er erbricht schon kleinste Nahrungsmengen....
Sollte da dieser "gewisse Grad" nicht erreicht sein? Ich weiß den künstlerischen Aspekt dieses Romans zu schätzen, aber rein faktisch inhaltlich habe ich Probleme...
Er wird mehrere Krankheiten bzw. Nebenwirkungen entwickelt haben; die schlecht heilenden Wunden lassen auf Diabetes schließen etc.
 

Literaturhexle

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Danach will er sich auf den Teppich knien, dort "auf der roten Farbe direkt vor ihren Füßen". Ich nehme an, es handelt sich um Blut von der Vergewaltigung,
Reine Spekulation;)
Ich habe die ganze Passage als Hörbuch (andere Übersetzung) nochmal angehört. Da wird zunächst auch vom roten Fleck gesprochen, vor den er sich knien will, in der zweiten Erwähnung aber von der roten Rose im Teppich. Ich gehe nicht von Blut aus.
 

kingofmusic

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Ich denke primär an Mangelkrankheiten wie Skorbut und sowas.
Das eine schließt das andere nicht aus - im Gegenteil: das eine bedingt das andere. Gerade die Folgeerkrankungen von Anorexie sind seeeehr vielfältig...Und damals kannte man die Diagnose Diabetes vielleicht noch nicht. Keine Ahnung, wann die Forschung da eingesetzt hat :cool:.
 

Sassenach123

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Da gibt ja auch das Nachwort ein wenig Aufschluss (wenn ich mich nicht täusche) :cool:.
Das würde ich gut finden, dann komme ich mir am Ende nicht ganz so dumm vor. So habe ich momentan eher das Gefühl, dass an mir alles vorbei rauscht. Naja nicht alles, dass er Hunger hat hab ich schon verstanden:cool:
 

Sassenach123

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Genau. Sie hatte sich schon in ihn verguckt. Aber die Sache ist aus dem Ruder gelaufen.
Das fällt einem beim lesen allerdings schwer zu glauben, dass sie sich in jemanden wie ihn verguckt hat. Allerdings bekommen wir ja alles nur aus Sicht des Erzählers, eines dehydrierten, kranken Mannes, ich bin mir bei wenigen Informationen wirklich sicher, dass sie zuverlässig sind…..
 

kingofmusic

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Wahrscheinlich ist in jeder seiner Wahnvorstellungen ein Quentchen Wahrheit eingebettet, aber mehr kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Er selber zweifelt ja auch - z. B. auf S. 166/167
Ich hatte das Ganze doch nicht etwa geträumt? Hatte die erste Begegnung mit ihr in dieser Nacht, in der ich im Fieber darniederlag, nur in meiner Einbildung stattgefunden? Ratlos fing ich an nachzudenken und war mir meiner Sache ganz und gar nicht sicher.
Ich bin gerade froh, dass ich den 3. und 4. Abschnitt noch einmal lese; mir ist beim ersten Durchgang zu viel entgangen. Das Buch hat mich gepackt - trotz des wahrlich schwierigen Plots.