3. Leseabschnitt// Dritter Teil: "Das Wasser" (S. 197 - 280)

G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Das Mädchen wurde von Erichs SCHWESTER mitgenommen. Die beiden Familien hatten ein gutes Verhältnis zuvor. Nach deren Abreise hat man abgesehen von Maricas Brief nie wieder etwas gehört...
Sie waren nach Deutschland gegangen, über das ein Bombenhagel niederging... Ich halte es für wahrscheinlich, dass sie den Krieg nicht überlebt haben - wie viele viele andere auch.
Das Ende mag das ein oder andere Leserherz enttäuschen. Ich persönlich halte es aber für absolut stimmig.

Auch das wäre eine Erklärung. Aber stand nicht im ersten Leseabschnitt dass der Onkel aus Innsbruck kam. Er hätte auch dahin zurückgegangen sein können. Maybe ...
 

kingofmusic

Bekanntes Mitglied
30. Oktober 2018
7.245
18.662
49
48
Hier fand ich diese Zeilen aus dem Buch bemerkenswert
[zitat]Wörter können nichts ausrichten gegen die Mauern, die das Schweigen errichtet hatte. Sie sprachen nur von dem, was es nicht mehr gab. [/zitat]

Auch dies brennt sich ein. Und beinhaltet viel Wahrheit. Denn diese Mauern kennen wir wohl alle. :(
Yeah, den Satz habe ich mir auch schon für meine Rezension notiert :cool:.
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.770
14.403
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Am meisten enttäuscht mich das der Autor nicht mehr die Geschichte um Trinas und Erichs Tochter aufgeklärt hat. Da wäre mir fast lieber gewesen, er hätte dieses Ereignis gar nicht erwähnt. Den so bleib ich im Grunde ratlos zurück, warum Erichs Schwester das getan hat.
Warum sie es getan hat, ist für mich eigentlich keine Frage. Sie hatte keine eigenen Kinder und war zudem noch der Meinung, Bruder und Schwägerin würden ihre Tochter nicht adäquat unterstützen.
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.770
14.403
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Ich bin ein wenig überrascht, dass fast alle den letzten Teil schwächer fanden. Mich hat sehr interessiert, wie es letztlich doch noch zur Vollendung des Baus kam. Die Details sind schockierend. keine Entschädigung, um ein Haar den Friedhof asphaltiert, die Häuser gesprengt (ich dachte immer, sie stünden noch auf dem Grund des Sees)...

Interessant auch, dass der Autor noch mit den letzten Überlebenden der Vertriebenen reden konnte, das wird nicht mehr lange möglich sein. Für sie muss es eine Genugtuung sein, dass ein Italiener recherchiert hat und ihre Geschichte erzählt.

Am Ende ist es Marica, die Trina und Erich an Graun festkettet: "Wärst du zurückgekehrt, hätte uns nicht einmal mehr der Gedanke an das Wasser, das uns überflutet, erschreckt. Mit dir hätten wir die Kraft gefunden, woandershin zu gehen. Neu anzufangen." Einerseits hätte Marica sie nicht gefunden, wäre sie doch irgendwann zurückgekehrt, wenn sie gegangen wären, andererseits konnten sie nur in Graun die Erinnerung an Marica lebendig halten.

Ich habe nicht erwartet, dass Maricas Schicksal aufgeklärt wird, was mich im Nachhinein fast ein wenig wundert. Es muss an der Stimme der Erzählerin liegen, die schon in den ersten Sätzen diesen dauerhaften Verlust nahelegt. Dass Trina und Erich nicht gesucht haben, liegt sicher auch an den begrenzten Möglichkeiten der Zeit. Heute würde man per Google, per Fernsehen, per Presse usw. Nachforschungen anstellen - wie hätte man das 1950 anstellen sollen? Und vielleicht war auch etwas Stolz dabei?

Bei den Zitaten haben wir uns anscheinend alle dieselben notiert ;).
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.250
49.173
49
Mit dir hätten wir die Kraft gefunden, woandershin zu gehen. Neu anzufangen."
Da ist natürlich auch der Wunsch Vater des Gedankens. Ob es dann tatsächlich so gewesen wäre? Marica wäre ja nicht als dieselbe zurückgekehrt als die sie gegangen war...
Aber der Verlust der Tochter ist eine tiefe Wunde. Sie spricht aus fast jedem Satz.
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.408
23.962
49
66
Ich bin ein wenig überrascht, dass fast alle den letzten Teil schwächer fanden. Mich hat sehr interessiert, wie es letztlich doch noch zur Vollendung des Baus kam. Die Details sind schockierend. keine Entschädigung, um ein Haar den Friedhof asphaltiert, die Häuser gesprengt (ich dachte immer, sie stünden noch auf dem Grund des Sees)...

Interessant auch, dass der Autor noch mit den letzten Überlebenden der Vertriebenen reden konnte, das wird nicht mehr lange möglich sein. Für sie muss es eine Genugtuung sein, dass ein Italiener recherchiert hat und ihre Geschichte erzählt.

Am Ende ist es Marica, die Trina und Erich an Graun festkettet: "Wärst du zurückgekehrt, hätte uns nicht einmal mehr der Gedanke an das Wasser, das uns überflutet, erschreckt. Mit dir hätten wir die Kraft gefunden, woandershin zu gehen. Neu anzufangen." Einerseits hätte Marica sie nicht gefunden, wäre sie doch irgendwann zurückgekehrt, wenn sie gegangen wären, andererseits konnten sie nur in Graun die Erinnerung an Marica lebendig halten.

Ich habe nicht erwartet, dass Maricas Schicksal aufgeklärt wird, was mich im Nachhinein fast ein wenig wundert. Es muss an der Stimme der Erzählerin liegen, die schon in den ersten Sätzen diesen dauerhaften Verlust nahelegt. Dass Trina und Erich nicht gesucht haben, liegt sicher auch an den begrenzten Möglichkeiten der Zeit. Heute würde man per Google, per Fernsehen, per Presse usw. Nachforschungen anstellen - wie hätte man das 1950 anstellen sollen? Und vielleicht war auch etwas Stolz dabei?

Bei den Zitaten haben wir uns anscheinend alle dieselben notiert ;).
Für mich war auch der letzte Teil nicht schwächer als die anderen beiden. Die Stimmung war resignierter, ja, aber dieser Abschnitt war genauso spannend. Und dass nicht alle Fragen geklärt wurden, spricht eher für die Qualität des Buches.
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.770
14.403
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Da ist natürlich auch der Wunsch Vater des Gedankens. Ob es dann tatsächlich so gewesen wäre? Marica wäre ja nicht als dieselbe zurückgekehrt als die sie gegangen war...
Aber der Verlust der Tochter ist eine tiefe Wunde. Sie spricht aus fast jedem Satz.
Für mich ist der Verlust der Tochter der Punkt, an dem Trina von einer Handelnden zu einer Getriebenen wird. Es ist, als hätte ihr der Verlust die Kraft geraubt. Aber du hast natürlich recht, man weiß nicht, ob sich mit ihrer Rückkehr alles wieder hätte umdrehen lassen...
 

Zunderköchin

Aktives Mitglied
22. Januar 2020
190
552
44
48
Leipzig
Bei uns um die Ecke wird genau das für die Talsperre Pöhl gemacht. In den 1950er Jahren wurde begonnen in der DDR Talsperren anzulegen, und die Leute aus dem Dorf Pöhl wurden umgesiedelt, an Entschädigung gar nicht zu denken (im Sozialismus gehörte ja alles der Allgemeinheit, also hatten sie eigentlich kein Anrecht auf ihre Höfe). Pöhl hörte 1961 auf zu existieren.

Ich kenne das genauso von den Tagebaugebieten rund um Leipzig.
Hier wurden die Bewohner der Bauernhöfe in eine "Platte" umgesiedelt und damit hatte sich das dann.
 

Zunderköchin

Aktives Mitglied
22. Januar 2020
190
552
44
48
Leipzig
Ich habe nun den dritten Teil zu Ende gelesen und mir ist nun klar geworden, warum ich an Trina und damit an das Buch nicht herangekommen bin.
Trina will gar nicht agieren, nicht einmal reagieren.
An ihre besten Freundinnen aus Kindertagen, will sie die Briefe nicht abschicken, da sie die Mauer aus Schweigen nicht brechen möchte. Dabei kann jeder die Zeit des Schweigens verstehen aufgrund der Ereignisse.
Sie will nicht wie Jesus sein, lieber möchte sie wie eine Schildkröte den Kopf einziehen, um das Schlimme nicht zu sehen.
Sie sucht immer einen Schuldigen für ihre Situation und findet ihn.
Genau mit solchen Menschen habe ich in meiner Familie zu tun und das zerstört jede Beziehung.
Ansonsten stimme ich Euch zu, dass der dritte Teil noch mehr nachgelassen hat. Die Handlung springt extrem und hat keinen Faden mehr.
Was ist mit Trinas Mutter passiert?
Warum hat die Familie bereits zum Ende der 90er-Jahre als Bauern ein Auto?
Mich lässt der Abschnitt mit mehr Fragen zurück als mit Aufklärung.
 

KrimiElse

Bekanntes Mitglied
26. Januar 2019
2.861
5.110
49
buchmafia.blogspot.com
Ich denke, dass jeder ein Buch mit dem Background liest, den er nun mal hat, und dass deshalb das Empfinden zu einem Text manchmal komplett unterschiedlich ist.
Ich verstehe, dass du an das Buch nicht herankommst, so wie du es beschrieben hast.
Für mich ist Trina im vollen Gegensatz dazu eine starke Frau, die zerbrochen ist und dennoch in äußerster Not Entscheidungen trifft und handelt. Ich kenne heute niemanden, der in einer ihr ähnlichen Situation lebt, deshalb staunte ich beim Lesen oft über sie und ihr Handeln.
Es ist immer spannend, wie unterschiedlich Literatur und trifft und was sie mit uns macht. Für mich war das Buch tatsächlich fünf Sterne wert.
 

Zunderköchin

Aktives Mitglied
22. Januar 2020
190
552
44
48
Leipzig
Man kann an einer Situation durchaus zerbrechen. Aus meiner Sicht ist es aber nicht gut, dann komplett zu zerbrechen und für alles, was schwer ist einen Schuldigen zu suchen.
Es gibt genug Menschen, um einen herum für die es wichtig und notwendig ist, weiter zu kämpfen.
 

Zunderköchin

Aktives Mitglied
22. Januar 2020
190
552
44
48
Leipzig
Das schweift zwar vom Thema ab, da es aber im Buch ein Thema(chen) ist, möchte ich auf eine Autorin hinweisen, die ich persönlich sehr gut kenne und schätze, Sylvia Smuda. Sie ist übrigens wie Mario Balzano Lehrerin.
In ihrem ersten Roman "Bergweg" schildert sie ihre eigene Familiengeschichte. Ihre Mutter war in den Weinbergen allein, da der Mann im Krieg war. Ein französischer Kriegsgefangener nahm sich der Mutter und der Tochter an. Als der junge Franzose zum Ende des Krieges wieder nach Frankreich heimkehrt, kehrt auch der Ehemann heim und die Mutter ist mit Zwillingen schwanger. Der Ehemann verbietet ihr mit den entbundenen Zwillingen heim zu kommen und sie muss sie zur Adoption frei zu geben. Silvia Smuda ist dann das Versöhnungskind zwischen den beiden...
Hier wird ein Thema, das es zu dieser Zeit häufig gab, sehr authentisch, intensiv und emotional aufgearbeitet.
Genau daran fehlt es dem Buch von Balzano. Er spricht viele Themen an und arbeitet keines davon aus.