3. Leseabschnitt: Die Prüfung (Seite 163 bis 203)

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
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Dieser kurze Leseabschnitt "Die Prüfung" erzählt ausschließlich von Sams 16.Geburtstag - ein Tag voller Prüfungen, die seine Freunde sich für ihn ausgedacht haben und die schwerste wartet am nächsten Morgen auf ihn. Nach diesem für ihn wunderbaren Tag, an dem er an seine Grenzen gehen muss, kommt er nach Hause und muss erfahren, dass seine Mutter verstorben ist. War man selbst beim Lesen euphorisch, weil Sam es geschafft hat, seine Ängste zu überwinden - einen Lippenstift zu klauen, von der Klippe der Lebensmüden zu springen, vor den anderen zu singen - er die "Quittung der Nacht" erhält, da Kirstie ihn endlich küsst, stürzt man mit Sam ab. Obwohl man seit dem ersten Satz weiß, dass seine Mutter stirbt, hat es mich in diesem Moment völlig überraschend getroffen.
Sam erkennt an diesem Tag auch, dass es "nicht die gleichen neunundvierzig Geheimnisse für alle gab, sondern jeder seinen eigenen hatte." (187)
 

Barbara62

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19. März 2020
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Obwohl man seit dem ersten Satz weiß, dass seine Mutter stirbt, hat es mich in diesem Moment völlig überraschend getroffen.

Das ging mir ebenso. Ich war unentschlossen, ob es noch zu der Romreise kommen würde oder nicht. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht mit ihrem Tod gerechnet.

Ich hoffe, die Mutter ist gestorben, bevor die Eltern ins Restaurant gingen. Für Sams Seelenfrieden wäre das wichtig. Obwohl sie vielleicht sogar glücklich gewesen wäre, dass Sam lieber mit seinen Freunden feiert. Es war ihr ja so wichtig, dass er Freunde findet, und nun wird er sie doppelt brauchen.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Zum ersten Mal fühlt Sam sich stolz, übermütig, wach, mittendrin und unsterblich. Er pfeift sogar Kirstie an und stellt klar, was "seine Sache" ist. Sie "belohnt" ihn mit Küssen, auch wenn sie es sofort wieder relativiert. Und prompt folgt der Schlag.

Mit der Schließung des Larry's setzt sich der Niedergang von Grady fort. Ein wirklich trostloses Ambiente.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Obwohl man seit dem ersten Satz weiß, dass seine Mutter stirbt, hat es mich in diesem Moment völlig überraschend getroffen.

Das ging mir ebenso. Ich war unentschlossen, ob es noch zu der Romreise kommen würde oder nicht. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht mit ihrem Tod gerechnet.

Mich hat es auch überrascht, dass seine Mutter so plötzlich stirbt. Es ist wie für Sam ein Schock. Umso mehr Vorwürfe macht er sich wohl jetzt, dass er die Eltern versetzt hat, obwohl es ihr am Vortag vielleicht sogar zu schlecht für einen Restaurantbesuch ging. Ich denke aber, die Mutter hat abends noch gelebt, sonst stünden die Sanitäter nicht erst jetzt am Morgen vor der Tür. Vermutlich ist sie mitten in der Nacht oder am frühen Morgen gestorben.

Er pfeift sogar Kirstie an und stellt klar, was "seine Sache" ist. Sie "belohnt" ihn mit Küssen, auch wenn sie es sofort wieder relativiert.

Dieser intensive Kuss hat mich ein wenig aufgeregt. Entweder spielt Kirstie mit ihm und seinen Gefühlen oder sie weiß nicht, was sie will, und gibt das nicht zu. So oder so finde ich ihr Verhalten gegenüber Sam unfair. Mal hü, mal hott. Wie soll ein gerade 16-Jähriger mit diesem Hin und Her von ihr umgehen? Sie weiß doch um seine Verliebtheit...
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Ich muss gestehen, dass ich vor diesem Leseabschnitt Querleserins Kommentar gesehen habe. Ich wusste also, was auf mich zukommt, war deswegen eigentlich die ganze Zeit traurig.

Würde Sam die Zeit mit seinen Freunden gegen den Augenblick, als seine Mutter starb zurücktauschen?

Wird Sam in Zukunft, wenn er glücklich ist, immer auch daran denken, dass jetzt woanders gerade was Schlimmes passiert?
 

Circlestones Books Blog

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28. Oktober 2018
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Indiesem Abschnitt liegt sehr viel Realität, denn in jedem Leben gibt es Situationen, wo man im Nachhinein weiß, diese Entscheidung lässt sich nicht mehr ändern. Für Sam ist es meiner Meinung nach nun extrem wichtig, trotz des Schocks nicht jahrelang in seinen Schuldgefühlen zu kreisen, weil er sich entschieden hat, seinen Geburtstag mit den Freunden zu feiern - es lässt sich nicht mehr rückgängig machen.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Die Mama stirbt ausgerechnet an Sams Geburtstag. Dramaturgisch überkandidelt? Nein, wir wissen, dass es das gibt.
Wenn man dann älter ist, kann man dieses Geschehen relativieren: an jedem anderen Tag wäre es genau so eine Katastrophe gewesen. Man sollte seinen Geburtstag auch nicht so wichtig nehmen. Finde ich. Wir messen dem Ganzen einen viel zu hohen Stellenwert zu.

Diese Prüfungen haben mir am besten gefallen. Wie nett. Und wie hübsch, dass Sam nach dem Sprung von der Klippe sagen kann, als er aufgefordert wird, vor den anderen einen Song auf der Gitarrre zum besten zu geben, er nun sagen kann: Ist das alles?

Was mir auffällt, ist, dass ständig, wirklich ständig geraucht wird.

Was ich enttäuschend finde, ist, dass es nicht pro Kapitel ein Geheimnis aufzudecken gilt. Schade, ich hatte mich in die Idee verliebt.

Nochmal zum Sprung von der Klippe: 1. ich kann Daniel Kübelbeck nicht vergessen. 2. das Eintauchen ins Wasser, das tiefe Hinabtauchen und nicht wissen ob man rechtzeitig wieder nach oben kommt - es muss ja schon ne ganze Strecke sein, - das macht mir bei so was am meisten Angst.
3. Sam und Hightower: der Jungsch wird aber wahnsinnig schnell fit. Das kauf ich nicht.

Der Kuss und das Spiel durch Kirsten: ist ok. hat nicht Sam gesagt, er entscheidet das selber, ob er das Risiko eingeht und verletzt wird. Verletzt werden (in der Liebe) gehört eben mit dazu zum Heranwachsen.
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Der Leseabschnitt kam mir etwas kurz vor - jedenfalls bevor ich ihn gelesen hatte. Danach war ich froh, absetzen zu können.

Den Geburtstag haben die Freunde für Sam echt schön gemacht. Die Prüfungen waren cool, auch wenn ich von keiner Klippe gesprungen wäre. Mein Mut war nach einem Sprung vom Dreier verbraucht.

Irgendwie hatte ich schon befürchtet, dass die Mutter es nicht nach Rom schafft, aber am Geburtstag, oh Mann. Ich frage mich, ob sie gewusst hat, wie es um sie steht oder ob sie noch gehofft hat, dass sie es schafft.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Die Mama stirbt ausgerechnet an Sams Geburtstag. Dramaturgisch überkandidelt?

Würde ich nicht so krass sehen, eher als einen geschickten Kniff. Der Geburtstag muss für die "besonderen" Erlebnisse mit seinen Freunden herhalten, muss für das verpasste Date mit seinen Eltern im Restaurant geradestehen. Man hätte es zeitlich auch auseinander zerren können, aber dann wäre der Zusammenhang, Schönes - Schreckliches, nicht so deutlich gewesen.
 

Wandablue

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Würde ich nicht so krass sehen, eher als einen geschickten Kniff. Der Geburtstag muss für die "besonderen" Erlebnisse mit seinen Freunden herhalten, muss für das verpasste Date mit seinen Eltern im Restaurant geradestehen. Man hätte es zeitlich auch auseinander zerren können, aber dann wäre der Zusammenhang, Schönes - Schreckliches, nicht so deutlich gewesen.
War ne rhetorische Frage, Emsi.
 

Querleserin

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Nebenbei:
Was ich mich frage, ist, wie Wells - (hab den Abspann gelesen) eigentlich nach Missouri kam, wenn er doch Flugangst hat und seit 30 Jahren nimmer im Flieger war. Laut Klappentext lebt er in der Schweiz. Vorher in Spanien. Ist er tatsächlich mit dem Schiff rüber?
Gute Frage, muss wohl so sein.
 

Xirxe

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19. Februar 2017
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Ich hoffe, die Mutter ist gestorben, bevor die Eltern ins Restaurant gingen. Für Sams Seelenfrieden wäre das wichtig.
Wird Sam in Zukunft, wenn er glücklich ist, immer auch daran denken, dass jetzt woanders gerade was Schlimmes passiert?
Für Sam ist es meiner Meinung nach nun extrem wichtig, trotz des Schocks nicht jahrelang in seinen Schuldgefühlen zu kreisen, weil er sich entschieden hat, seinen Geburtstag mit den Freunden zu feiern - es lässt sich nicht mehr rückgängig machen.
Genau diese Gedanken habe ich mir am Ende dieses Abschnittes auch gemacht. Was für eine Last, die er da zu schultern hat. Aber ich bin guter Dinge dass ihm seine Freunde und Kirstie dabei helfen werden, das zu verarbeiten.
Was mir auffällt, ist, dass ständig, wirklich ständig geraucht wird.
Naja, Mitte der 80er, da war Rauchen noch ein Zeichen von Freiheit und Lässigkeit. Man kann es sich heute kaum noch vorstellen, aber in Sams Alter musste man rauchen, um dazuzugehören - zumindest war das bei uns in der Schule so. Die, die rauchten, waren schlicht die Cooleren; die Anderen waren meist die StreberInnen ;)
Was für ein Abschnitt, in dem Freude und Leid so nah beieinander liegen. Und auch hier fällt mir wieder auf, wie phantastisch Wells den Tonfall trifft für diese so unterschiedlichen Empfindungen. @Barbara62 hat irgendwo früher glaube ich schon geschrieben, wie nah ihr Sam steht. Das geht mir auch so - ich leide und freue voll und ganz mit seiner Person.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Der Tod der Mutter schwebte ja bereits von Anfang an mit, dennoch dachte ich bei dem versäumten Essen an ein Riesendonnerwetter, wie es halt in einer normalen Familie, ohne sterbenskranker Mutter, stattgefunden hätte. Der Gedanke, dass zum Tod auch noch die Sorge um den Sohn mitschwingt, muss schrecklich gewesen sein. Oder waren die Eltern sich sicher, dass Sam das Treffen mit den Freunden ausgedehnt hat, dass Abendessen vergessen hatte? Gehen einem in so einer Situation überhaupt solche profanen Dinge durch den Kopf? Ich hoffe, der Vater öffnet sich, findet Zugang zu Sam und wir als Leser erfahren somit etwas über die letzten Stunden.
Seine Freunde sind jetzt wichtig für ihn, wie @Barbara62 schon schreibt. Hier stelle ich mir die Frage, wieviel gemeinsame Zeit Ihnen noch bleibt? Wann werden die drei ins College aufbrechen und Sam zurücklassen in seinem Kummer.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Naja, Mitte der 80er, da war Rauchen noch ein Zeichen von Freiheit und Lässigkeit. Man kann es sich heute kaum noch vorstellen, aber in Sams Alter musste man rauchen, um dazuzugehören - zumindest war das bei uns in der Schule so. Die, die rauchten, waren schlicht die Cooleren; die Anderen waren meist die StreberInnen ;)
Kann man auch gut an Filmen aus dieser Zeit beobachten, dort wird immer und zu jeder Gelegenheit geraucht. Gut, dass sich das geändert hat.
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
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Mit der Schließung des Larry's setzt sich der Niedergang von Grady fort. Ein wirklich trostloses Amb
Das scheint Wells ebenfalls wichtig zu sein, die Schilderung des kleinen Städtchens. Ob die Geschichte von Sam für den Autor in Deutschland nicht so gut funktioniert hätte? Mir fallen auf Deutschland bezogen nicht so viele einschlägige Songs und Filme ein, die ich mit dieser Zeit verbinden würde.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich muss eure Euphorie mal ein bisschen bremsen.
Mir ist das alles zu eloquent, zu perfekt, zu filmreif beschrieben. Ich sehe da schon den Film über die Mattscheibe flimmern, samt wunderschönem See, fulminanter Villa und großartigem Sonnenuntergang. Außerdem sehe ich, wie Kirstie und Sam Hand in Hand über die leere Straße mit Gitarre über dem Arm dem Sonnenaufgang entgegen reiten, sorry: entgegen laufen. Nun könnt ihr sagen: ja, das ist es gerade, dass Wells das so toll beschreiben kann. Gut. Wäre die todkranke Mutter nicht dazwischen, hätte ich den Eindruck, GENAU SOLCHE Filme mindestens ein Dutzend mal gesehen zu haben: mit Drogenrausch, Mutprobe; mit dem schüchternen Bubi, der mit Hilfe seiner Freunde seine Angst überwindet und künftig dem Schicksal die Stirn bietet.

Mich nicht falsch verstehen: Das ist alles ganz nett und ich lese es gern. Aber BESONDERS ist daran bis jetzt wenig. Mancher schöne Satz und das Drama für die Familie natürlich. Mutter tot, Vater arbeitslos, Schulden durch Arztrechnungen - ganz schön viel auf einmal:confused:

Den Hype um dieses Buch kann ich bis jetzt noch nicht nachvollziehen.