3. Leseabschnitt: "Das Alphabet als..." bis "Ein Mann mit phänomenalem..." (ab S. 175)

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Das Spanische gendert NICHT. Sagte ich doch.
Und die Genderei ist Sprachverhunzung, bläht die Sprache künstlich auf und macht sie kompliziert. Ich bin da nicht alleine mit meiner Kritik. In ein paar Jahrzehnten wird es auch wieder verschwunden sein, das Phänomen. Ich will aber nicht so lange warten.

Es ist nicht ! mein privater Feldzug. In Frankreich ist das Gendern gesetzlich verboten, weil die Franzosen genau wissen, was diese Unsitte mit ihrer schönen Sprache machen würde.
Ach so - das war dann ein Missverständnis. Mir persönlich gefällt gendern übrigens auch nicht unbedingt. Aber es gilt weithin als politisches Gebot, da Feministinnen sich diskriminiert fühlten. Ich habe mal im Studium das hier gelesen:


Da wird dann das Ganze ins Gegenteil verkehrt und z.B. auch so etwas gefordert wie "die Aschenbecherin". Ich persönlich finde das sehr albern und halte Sprachegebrauch für gewchsene Konvention. Im wissenschaftlichen Diskurs darf man das aber nicht laut sagen...
 

luisa_loves-literature

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Das Buch bleibt ganz, ganz toll! Hier verbirgt sich auf jeder Seite so viel Wissen auf sehr ansprechende Weise. Die Brückenschläge in die jüngere Vergangenheit oder auch Gegenwart sind nicht alle gleich gut gelungen, manchmal sind sie in der Tat recht kühn, aber das tut dem wirklich schwindelerregenden Leserausch keinen Abbruch. Es ist für mich ein ausgesprochen kluges Buch mit einem für ein Sachbuch außerordentlichen Unterhaltungswert. Es ist einfach eine exzellente Vorlesung im Plauderton - ich kann nicht alles behalten, aber es gibt Aspekte, die sich durch ihren perfekt eingebetteten Kontext oder aber ihre mutige Verbindung ins Gehirn einbrennen.

Die Entwicklung des Alphabets - wie konnte ich mir bisher keine Gedanken darüber gemacht haben? Überhaupt frage ich mich langsam, wie ich all die Jahre lesen konnte, ohne mich je gefragt zu haben, wer das Lesen und das Buch und die Bildung erfunden hat :D Ich genieße jede Seite - ich finde mich bei ganz vielen Geschichten wider, vor allem wenn es um Bibliotheken gibt. Als Kind waren sie auch mein Lieblingsort und wenn ich an meine Kindheit denke, kommt mir unmittelbar immer die "Lesehalle" in den Sinn, die Kinder- und Jugendbibliothek, die es leider hier nicht mehr gibt.
Und Listen Liebe ich, aber nicht als To-do Liste. Da halte ich mich seltenst dran :D
Listen? Ich liebe Listen.
Ich auch! Ich habe für alles Listen, ich schreibe Listen, sammle Listen - Listen sind einfach großartig. Ich habe eigene Listen-Blöcke Damit war für mich der Ende dieses Abschnitts ein absolutes Highlight in diesem Highlight-Buch.
Listen bringen Ordnung ins Chaos - letztlich macht die Literatur etwas Ähnliches, sie versucht dem Chaos der Welt einen Sinn zu verleihen.

Die Liste von Peter Boxall habe ich nur als Buchformat gefunden, leider war keine reine Buchliste dabei, es würde mich sehr interessieren welche Titel im einzelnen darauf stehen.
Ich habe das Buch von Peter Boxall auch im Regal stehen - wie gesagt ich LIEBE Listen :D Ich habe auch diverse andere "Kanon-"Bücher wegen meiner Listen-Leidenschaft, der die englischsprachige Welt auch mit großer Hingabe frönt, z.B. 100 MUST-READ Classic Novels, 100 MUST-READ Life-Changing Books, 100 MUST-READ Books for Men (obwohl ich ja keiner bin), 100 MUST-READ Crime Fiction etc...:p

Ich habe mich SEHR bei dem Anspruch alle Bücher dieser Welt zu lesen wiedergefunden. Unterbewusst verfolge ich dieses Ziel seit ich fünf Jahre alt bin und ich gebe die Hoffnung einfach nicht auf!
Kann man die Autoren inhaltlich wirklich auf eine Ebene stellen und in einem Atemzug nennen? Heraklit steht ja für eine Philosophie mit bahnbrechenden Erkenntnissen.
Also das war mir auch ein wenig "too much". Aber es funktioniert zumindest als Erinnerungsstütze, denn wir erinnern uns alle daran.
Ich bin generell auch bei dir, nur nicht so emotional;)
In "Die Wut, die brennt " wurde konstant gegendert. Ich finde es blöd, trage es aber mit Fassung, da sich das Buch primär an eine jüngere Klientel richtet.
Und die Genderei ist Sprachverhunzung, bläht die Sprache künstlich auf und macht sie kompliziert.

Ich finde Gendern anstrengend und empfinde es als sehr künstlich. Für mich wird hier "von oben" etwas auf die Sprache aufgesetzt, das ihrem "Naturell" nicht entspricht. Ich finde auch, dass wir sehr viel wichtigere Probleme als das Gendern haben (das sieht bei den Millennials glaube ich anders aus...) und ich fühle mich auch nicht diskriminiert, wenn man mich als Leser oder Wanderer oder Bürger bezeichnet, das mache ich sogar selbst.

ALLERDINGS: Sprache ist nach Foucault ja Macht. Hier in unserem vorliegenden Werk wird ja auch der Ausflug zu den kolonisierten Völkern unternommen, die die Sprache der weißen Eroberer/Besatzer aufgezwungen bekamen und sie etabliert Machtstrukturen.
Daher ist es meiner Meinung zumindest wichtig, sich bewusst zu machen, dass die deutsche Sprache per se Männer und Männlichkeit bevorzugt behandelt (siehe das von @Lesehorizont vorgeschlagene Buch oben) bzw. als Norm betrachtet. Das ist jedoch historisch bedingt und spiegelt nur die jahrhundertelangen gesellschaftlichen Gegebenheiten wider. Das Gendern wirft für mich eigentlich nur ein Schlaglicht darauf, dass Weiblichkeit als "nicht-normal" von der Sprache und auch von der Gesellschaft angesehen wird.
 

Wandablue

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Im wissenschaftlichen Diskurs darf man das aber nicht laut sagen...
Und da liegt der Hund im Pfeffer! Meinungsdiktat.
Das sollte nicht so sein. Deswegen regts mich auch auf. Die Feministinnen fühlen sich diskriminiert - sie sind es selber, die diskriminieren. Sie übersetzen fremdsprachige nichtgendernde Texte ins Gegenderte. Auch bei Texten, die sich gegen das Gendern aussprechen. Das ist dann auch noch übergriffig. Sie übersetzen den Text nicht, sondern setzen ihn in die ihnen gefällige Ideologie. Hier müsste viel mehr wissenschaftlicher Streit entbrennen.
Aber trotzdem ist unser Buch "ganz toll", wie Luisa sagt. Ich überleg mir das noch mal mit dem Punktabzug.
 

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Und da liegt der Hund im Pfeffer! Meinungsdiktat.
Das sollte nicht so sein. Deswegen regts mich auch auf. Die Feministinnen fühlen sich diskriminiert - sie sind es selber, die diskriminieren. Sie übersetzen fremdsprachige nichtgendernde Texte ins Gegenderte. Auch bei Texten, die sich gegen das Gendern aussprechen. Das ist dann auch noch übergriffig. Sie übersetzen den Text nicht, sondern setzen ihn in die ihnen gefällige Ideologie. Hier müsste viel mehr wissenschaftlicher Streit entbrennen.
Aber trotzdem ist unser Buch "ganz toll", wie Luisa sagt. Ich überleg mir das noch mal mit dem Punktabzug.
Ich gebe Dir vollkommen Recht. Sowieso kann die Antwort auf Diskriminierung nie Gegendiskriminierung sein. Genau das aber ist die Masche der zumindest radikalen FeministInnen. Als ich mich im Studium mit dem o.g. Werk der Autorin Louise Pusch auseinandersetze, fand ich ihr Anliegen ziemlich lächerlich. In Bielefeld, wo ich studiert habe, durften Männer an Seminaren von Frauenforscherinnen nicht teilnehmen. Da blieb ich dann auch weg.

In den Kulturwissenschaften gibt es ja eine erbitterte Diskussion um Macht und Privilegien. Das ist widerum etwas ganz Anderes...
 

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Es ist einfach eine exzellente Vorlesung im Plauderton - ich kann nicht alles behalten, aber es gibt Aspekte, die sich durch ihren perfekt eingebetteten Kontext oder aber ihre mutige Verbindung ins Gehirn einbrennen.
Das ist eine treffende Beschreibung. Wären mehr Vorlesungen an unseren Hochschulen in diesem Stil, würde vielleicht auch bei unseren Studierenden was hängenbleiben. :D Eine super angenehme Mischung aus Wissen und Anekdoten und eine Neuerzählung der Geschichte vermittelt über Bücher. Grandios!

Die Entwicklung des Alphabets - wie konnte ich mir bisher keine Gedanken darüber gemacht haben? Überhaupt frage ich mich langsam, wie ich all die Jahre lesen konnte, ohne mich je gefragt zu haben, wer das Lesen und das Buch und die Bildung erfunden hat :D Ich genieße jede Seite - ich finde mich bei ganz vielen Geschichten wider, vor allem wenn es um Bibliotheken gibt. Als Kind waren sie auch mein Lieblingsort und wenn ich an meine Kindheit denke, kommt mir unmittelbar immer die "Lesehalle" in den Sinn, die Kinder- und Jugendbibliothek, die es leider hier nicht mehr gibt.
Man fragt sich des öfteren, warum man bestimmte DInge bisher nicht wahrgenommen oder reflektiert hat.
Ja, wir Bibliophilen kommen hier voll auf unsere Kosten. Inzwischen habe ich meine eigene Bibliothek, als Kind träumte ich immer davon. Leider wurde ich als Kind nicht mit Bibliotheken vertraut gemacht, obwohl ich Bücher immer sehr liebte. Ich habe mit meiner Schwester immer Buchverkauf gespielt, eine war die Verkäuferin, die ihre Lieblingsbücher empfahl, die andere die Kundin. Dieses Spiel liebten wir.

Ich habe mich SEHR bei dem Anspruch alle Bücher dieser Welt zu lesen wiedergefunden. Unterbewusst verfolge ich dieses Ziel seit ich fünf Jahre alt bin und ich gebe die Hoffnung einfach nicht auf!
Hahaha- gibt es hier wirklich noch jemand, der dem Wahnsinn noch mehr verfallen ist als ich? :rofl Ich rechne immer hoch, wie viele Bücher ich im leben schaffen könnte. Habe mal gelesen, man könnte als belesene Person 8333 Bücher im Leben schaffen. Ich würde soo gerne noch viel mehr schaffen. Vita brevis...

Ich finde Gendern anstrengend und empfinde es als sehr künstlich. Für mich wird hier "von oben" etwas auf die Sprache aufgesetzt, das ihrem "Naturell" nicht entspricht.
Ich empfinde Sprache im Allgemeinen nicht als diskriminierend, sondern als historisch gewachsene Konvention. Es sei denn, es geht um Erben des Kolonialismus. Da kann ich die Kritik besser nachvollziehen. Wobei ich persönlich auch da Manches für überzogen halte...
ALLERDINGS: Sprache ist nach Foucault ja Macht
Eigentlich heißt es, wenn ich mich richtig erinnere, Wissen ist Macht. Sprache ist dann das Instrument, mit der Ordnungen des Diskurses, des Sagbaren ebenso wie des Nichtsagbaren hervorgebracht werden.
Lange her, dass ich Foucaults Werk gelesen habe (Studentenzeit).
 

luisa_loves-literature

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Ich rechne immer hoch, wie viele Bücher ich im leben schaffen könnte.

Um Himmels willen! Sag mir das bloß nicht ! Ich stehe eh schon beim Lesen unter Zeitdruck!!! Und dann wäre ich ja nun doch gezwungen, eine Auswahl zu treffen…das kann ich nicht!
Sprache ist dann das Instrument, mit der Ordnungen des Diskurses, des Sagbaren ebenso wie des Nichtsagbaren
Richtig.
Ich empfinde Sprache im Allgemeinen nicht als diskriminierend, sondern als historisch gewachsene Konvention.
Ich sehe sie auch als etwas Lebendiges, sie entwickelt sich, bewegt sich, Wörter gehen verloren, neue kommen dazu…Ich mag und akzeptiere sie so, wie sie ist und halte auch alle künstlichen Neuerungen mehr oder weniger für überflüssig. Aber ich sehe sie in sehr engem Verbund mit gesellschaftlichen Strukturen. Sie macht schon sehr deutlich, wer den Ton angibt - denn aufs Gendern zu verzichten ist im Augenblick ja fast schon problematisch. Beim Gendern sehe ich insgesamt auch eher den umgekehrten Weg: hier wird erst die Sprache geändert in der Hoffnung, dass sich dann gesellschaftlich etwas (mehr) tut, ein nachhaltiges Umdenken einsetzt. Sprache beeinflusst ja die Struktur des Denkens - aber das führt um diese Zeit zu weit
Es sei denn, es geht um Erben des Kolonialismus.
Da ist die Schwierigkeit ja unter anderem die, dass eine Sprache (und die, die ihrer mächtig sind) auf Kosten einer anderen privilegiert wird und sehr deutlich Machtverhältnisse so ausgedrückt werden können.
 
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Emswashed

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aber das tut dem wirklich schwindelerregenden Leserausch keinen Abbruch.

Das! Das ist der Ausdruck den ich gesucht habe! Nachdem mich der erste Leseabschnitt etwas ratlos zurückgelassen hat, steigert sich mein Wunsch weiterlesen zu wollen, von Kapitel zu Kapitel. (Bei vielen anderen Büchern ist es genau umgekehrt.)

Angesichts der Umfänglichkeit des Buches, stellte ich mir sogar zeitweise die Frage, ob Frau Vallejo mit einer zweibändigen Ausgabe finanziell nicht sogar besser gefahren wäre... aber ich finde dieses xxl-Paket einfach klasse.
Habe mal gelesen, man könnte als belesene Person 8333 Bücher im Leben schaffen.

Frau Vallejo hat ganz bestimmt mehr gelesen.
 

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Frau Vallejo hat ganz bestimmt mehr gelesen
Es wirkt so. Aber es ist sehr unwahrscheinlich. 8333 ist schon eine Hausnummer, auf die man nur schwer kommt. Vallejo ist Jahrgang 1979 und noch jung. Sie hat vermutlich einfach die richtigen Bücehr gelesen, um dieses Projekt hier realisieren zu können. Und klar, sie wird von der beleseneren Sorte sein, die die 8333, vielleicht auch etwas mehr, erreichen kann.;)
 

milkysilvermoon

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Ich habe mich SEHR bei dem Anspruch alle Bücher dieser Welt zu lesen wiedergefunden. Unterbewusst verfolge ich dieses Ziel seit ich fünf Jahre alt bin und ich gebe die Hoffnung einfach nicht auf!

Hahaha- gibt es hier wirklich noch jemand, der dem Wahnsinn noch mehr verfallen ist als ich? :rofl Ich rechne immer hoch, wie viele Bücher ich im leben schaffen könnte. Habe mal gelesen, man könnte als belesene Person 8333 Bücher im Leben schaffen. Ich würde soo gerne noch viel mehr schaffen. Vita brevis...

Ich setze mich nicht mehr so unter Druck. Ich nehme mir immer locker vor, wie viele Bücher ich im Jahr schaffen will. Aber das ist meist keine Herausforderung, nur eine Mindestzahl, die schnell erreicht wird. Lesen soll doch vor allem Spaß machen und nicht in Stress ausarten. ;)
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Je weiter ich lese, desto mehr fesselt mich dieses Buch. Obwohl wir in der Geschichte nur langsam vorankommen und wohl auch noch eine Weile in entfernten Zeiten verweilen, wenn ich das Inhaltsverzeichnis richtig deute. Wird noch dauern, bis wir bei Herrn Gutenberg angekommen sind. Die Autorin hat wirklich viele interessante Themen rund um Bücher ausgegraben. Mir war gar nicht bewusst, dass es darüber so viel zu erzählen gibt! Zum Beispiel allein schon über das Alphabet.

Bin deshalb gestern viel zu spät ins Bett gekommen und musste heute ordentlich Kaffee trinken. Heute Abend muss ich zeitiger schlafen gehen. Aber wenn ich ehrlich bin, weiß ich jetzt schon, wie es wieder endet. :rofl