Es ist so genial! Man muss aufpassen wie ein Luchs! Aber kommen in dieser Erzählweise nicht die afrikanischen Mythen zum Ausdruck, der Glaube an die Unsterblichkeit der Geister, dass man seiner Herkunft nicht entfliehen kann? Ich bin relativ unbedarft in afrikanischer Literatur, aber ich mag tatsächlich diesen nebulösen Stil, die mythischen Erklärungen.Moment mal, ist da jetzt der 130jährige Vater mit im Raum? Hä? Nein, denn wie gesagt wird, können Erzählungen gleichzeitig existieren, kö
Jeder Mensch auf der Erde muss seine Frage finden.
Unsere Kultur ist beschädigt. Der Stachel (der weißen Zivilisation)sitzt in ihrem Fleisch, und es ist unmöglich, ihn herauszuziehen ohne zu sterben.
Doch vor allem machte die französische Schule (und das war immerhin ihre Mission) einen kleinen weißen Schwarzen aus ihm. 145
Unser Leben gehört uns in genau dem Moment, in dem es uns verlässt. 165
Und vieles, vieles mehr. Die Philosphiererei über die Blinden (S.169), die Schilderung des jungen Elimane, die Ängste seines (Zieh-)Vaters, die kryptischen Weissagungen.Wir können unsere Geschichte nie abschütteln, selbst wenn sie uns Schande macht.
Definitiv!Habe ihr auch die Parallele zu "Nachleben" von Abdulrazak Gurnah gesehen?
Genau. Und wird das nicht auch so gesagt im Text? Dass so viele Afrikaner diesen Fehler begangen haben. Übrigens habe ich durch diese Textpassagen richtig Lust bekommen, das im SuB wartendeDas war also alles, nur kein Einzelfall!
Was ich noch toll fand: Elimares Mutter und (Zieh-)Vater haben ja nie das Buch gelesen, aber unbewusst hat Elimare seinem Ziehvater ein Denkmal gesetzt, denn er war derjenige, der nicht auf die Schule der Weißen ging, sondern die Geschichten der Vorfahren lernen sollte. Und dann geht es in diesem Debütroman, in Frankreich geschrieben, gerade um den Gründungsmythos aus der native-senegalesischen mündlichen Überlieferung! Ich bin begeistert.Die die Antwort auf die Frage der Vaterschaft mit in die Erde nimmt, uns aber beantwortet in einem langen, atemlosen Redeschwall...
Das war für mich auch eine große Überraschung. Wie zuvor musste ich erst einmal überlegen, wer überhaupt spricht. Denn ich ging zunächst davon aus, dass das wieder ein Teil aus Elimanes Buch ist. Gleichzeitig habe ich mich nach der Enthüllung gefragt, wer (außer uns) diesen Text überhaupt liest? Ich denke, niemand? Da haben wir so viel Wissensvorsprung.Auch die Gedanken von Elimanes Mutter am Ende dieses Abschnitts, eine Grübeln beinahe ohne Satzzeichen, Nachdenken ohne Atem zu holen, mit einer für mich überraschenden Enthüllung,
Das ging mir auch so. Es ist komplex, macht aber Freude, die Erzählfäden zu entwirren.Am Anfang bin ich gar nicht hinterher gekommen, wer jetzt eigentlich wem was erzählt. Was sagt hier Siga zu Diégane, was hat ihr der Vater erzählt, was erzählt uns Diégane? Moment mal, ist da jetzt der 130jährige Vater mit im Raum?
Das weiß ich ja noch nicht. Habs ja noch nicht gelesen. Du wirst es erfahren, ob es mir letztlich zu bestialisch gewesen ist. Geschichte kann bestialisch sein, der Mensch erst recht... Darauf muss ich mich dann wohl einlassen.@GAIA: das ist aber so furchtbar, Gaia, "Nachts ist unser Blut schwarz" ist einfach nur bestialisch.
Ich habe beim Lesen ständig daran denken müssen.Habe ihr auch die Parallele zu "Nachleben" von Abdulrazak Gurnah gesehen?
Ich finde es großartig. Die vielen hochgestochenen Wörter zu Beginn gehören zu dieser Sprachvielfalt, die in diesem Fall das ambitionierte Wesen des jungen Autors Diégane sehr gut beschreibt.Ich bewundere dieses Buch jetzt schon. Weil es so einzigartig, so originell ist, weil mir seine Sprach- und Stimmenvielfalt gefällt.
Ich finde auch, dass sich der wirklich schwer zugängliche Beginn relativiert. Man bekommt immer mehr Zusammenhänge, die den Anfang zunehmend erschließen. Genial komponiert!Die vielen hochgestochenen Wörter zu Beginn gehören zu dieser Sprachvielfal
O ist der, der in der alten Kultur verharrt. Er ist auch der, der Angst hat vor Neuem. Assane und seine Nachkommen nehmen die neue Kultur auf, haben aber alte Wurzeln. Wir bräuchten jetzt etwas Verbindendes.Aber seine Lebensgeschichte ist die eines traurigen Mannes, der Fehler macht, aber seine Ideale nicht verrät. Ich mochte ihn.
Veränderungen sind immer notwendig. Das Problem ist, dass Europa Afrika nicht auf Augenhöhe begegnet ist - es hat Afrika und ander Länder dazu benutzt, die eigene Macht auszubauen.Man kann auch nicht sagen, wie O behauptet (und mit ihm viele), dass die Begegnung mit Europa für Afrika nur negativ gewesen wäre. Es war unmöglich, im Alten zu verharren. Ist es immer.
Ich nehme da das Buch beim Wort. Er ist dem Flussgeist (?) begegnet und gerade noch mit dem Leben davon gekommen. Vielleicht ist es auch als eine Art Initiationsritual zu verstehen. Der Erblindete musste sich zwangsläufig anderen Dingen zuwenden - seinen inneren Fähigkeiten - er fängt danach seine Ausbildung zum Seher und Heiler an.Wie seht ihr die Darstellung des Erblindens von Ousseynou? Es liest sich wie ein Märchen. Meine Interpretation: er fiel tatsächlich in den Fluss, irgendwie gelingt es ihm, wieder ins Boot zu kommen, aber er hat eine Teilamnesie und kann sich daran nicht erinnern.
Seltsam, dass er erblindet, aber Assane nicht. Das ist bei eineiigen Zwillingen eigentlich nicht möglich.
Es ist vieles "nicht möglich", was in dem Buch vorkommt.